Hallo,
ich habe Samstag vor zwei Wochen meine Mama verloren. Wir waren unzertrennlich,ich war ihr einziges Kind,ihr absolutes Wunschkind und das spürte ich mein ganzes Leben lang. Wir sind durch schwere Zeiten gegangen. Als sie 50 wurde,verlor Sie ihr Bein,wurde auf einem Auge blind und Dialysepflichtig. Das war ein harter Kampf,aber unsere Familie schaffte es. Da ich auch Dialyseschwester bin,sah ich sie mind. 3x pro Woche auf der Arbeit und dann noch mal an einem Dialysefreien tag wenn wir zusammen einkaufen oder spazieren waren. Wenn ich Abends unterwegs was,sollte ich sie immer anrufen,denn sie konnte erst schlafen,wenn ich zu Hause war. So war sie. Jeder liebte und mochte sie.
Dann kam Tag X. Es fing erst an mit Schmerzen in der Schulter,dann tat ihr der Rücken weh. Sie vermutete die Bandscheibe. Mein Chef der ihr Dialysearzt war,wollte sie ins Krankenhaus einweisen,aber sie wollte nicht. Drei Tage später konnte sie sich kaum noch bewegen. Mein Vater rief mich an,er weiss nicht mehr weiter mit ihr.Es kam noch eine Bereitschafstärztn,die tippte auf Rheuma. Ich bat meine Mutter ins Krankenhaus zu gehen,aber sie wollte immernoch nicht.Letzendlich ist sie Abends mit der Feuerwehr ins Krankenhaus. Am Montag war ich dann noch bei ihr,sie hatte solche Schmerzen.
Es hieß ihr Dialyseshunt muss raus,da er sich infiziert hat. Ich sah sie an und meinte "ich bin morgen bei dir,ruf mich vor der OP an" das war das letzte mal als ich mit ihr gesprochen habe.
Sie haben ihr den Dialyseshunt entfernt,aber dieser hatte überall hingestreut. Ihr kompletter Körper war voller Bakterien. SIe wurde ins künstliche Koma gelegt. Meinem Vater hab ich davon nichts erzählt,weil der selber sehr angeschlagen war. Zum Ende der Woche verschlechterte sie sich aber so sehr,dass ich wusste,sie wird es diesmal nicht schaffen. Ihr Herz spielte vollkommen verrückt,sie hatte Fieber und war zu instabil für eine Herzop. Samstag Nacht rief man mich dann an,es ist so weit,sie wird die Nacht nicht überlegen. Mein Freund und ich sind dann zur ITS,ich habe ihre Hand gehalten,meinen Kopf auf ihre Brust gelegt und war bei ihr,bis zum letzten Herzschlag. Es dauerte nicht lange,vielleicht 10 Minuten? Als hätte sie auf mich gewartet.
Seit dem ist mein Leben nicht mehr wie es war. Es ist grau,es ist traurig und kann nicht mehr wie vorher sein. Es ist so komisch ohne sie...ich kann nicht in Worte fassen,wie sehr sie mir fehlt. 63 Jahre,das ist kein Alter. Ich wollte ihr noch Enkel schenken und sie vor Freude weinen sehen,auf meiner Hochzeit ....aber das wars jetzt? Ich bin 32 und habe liebe Freunde,einen tollen Partner und tolle Kollegen,aber trotzdem fühle ich mich wie ein 32 jähriges Waisenkind. Ich kann nicht mal ein Foto von ihr ansehen oder ihren Namen irgendwo lesen. Es ist,als wäre ich unvollständig. Ich kann mir einfach gar nicht vorstellen,jemals wieder glücklich zu sein. Die ersten Tage funktionierte ich nur,inzwischen kann ich meine Gefühle kaum ausbalancieren. Es ist wie eine Achterbahn. Mal geht es,mal weine ich los,mal bin ich einfach nur zickig und mal rede ich mir gut zu. Am schlimmsten ist es Morgens,wenn ich merke,das es kein Alptraum ist sondern Wahrheit!
Was soll ich tun? Wie schaffe ich es damit umzugehen? Jeder gibt einen Tips und Ratschläge,aber ich suche wirklich Hilfe von Menschen,die das Gleiche gefühlt haben wie Ich.
Ich bedanke mich im Voraus.