Mama, ich vermisse dich

  • Ich sage mal hallo.

    Ich weiß gar nicht wirklich, wie ich anfangen soll.. es fällt mir persönlich sehr schwer, darüber zu reden/schreiben.


    Es ist jetzt doch schon etwas Zeit vergangen.. zwischen den 15.5 und 16.5.19 ist meine Mama gegangen. Sie war gerade mal 54 Jahre alt, keineswegs krank oder ähnliches. Es kam zu plötzlich.


    Ich war arbeiten. Hatte Nachtschicht. Und ich habe 20km weit weg gearbeitet in einer Spielhalle. Da meine Mama immer Angst hatte und um 3 Uhr morgens aufstehen musste, weil sie zur Arbeit musste, schrieb sie mir immer um 3:15 Uhr eine WhatsApp, dass ich vorsichtig fahren sollte und sie mich lieb hätte. Am 15.5.19 haben wir tagsüber noch ganz normal geschrieben. Sie hat keine Beschwerden gehabt (soweit ich wusste), ich beiße mir bis heute noch in den ar***, dass ich bei ihr nicht vorbeigekommen bin, was ich sonst immer getan habe, wenn ich Nachtschicht hatte.

    Am 16.5.19 kam um 3:15 Uhr keine Nachricht. Ich schrieb ihr natürlich, dachte halt, sie hätte verschlafen, was ja mal passieren kann. Es kam nichts zurück. Ich rief sie an..- keiner nahm ab. Dann fing ich an mir sorgen zu machen, mir die schlimmsten Sachen auszumalen. Nach langem hin und her, rief ich bei ihrer Arbeitsstelle an, wo auch ihre Schwester arbeitet. Nach langem hin und her habe ich es geschafft, dass meine Tante zu meiner Mutter fährt. Natürlich ohne Erfolg.

    Also fuhr ich zum Feierabend zu meiner Mutter, weil ich mir eben sorgen gemacht habe und auch einen Schlüssel hatte. Dann sah ich nur Blaulicht und hatte nur noch gehofft, dass sie nicht im Eingang meiner Mutter stehen. Näher dran habe ich es denn gesehen.. sie waren vor ihrer Tür. Ich bin schreiend hingelaufen und wurde, bevor ich überhaupt reinkam ins Treppenhaus, von meiner Tante weinend zu Boden gerissen.


    Es hieße, sie hätte einen Herzinfarkt gehabt.

    Sprich.. es kam wirklich mehr als überraschend. Die erste Zeit stand ich durch Sachen, die dadurch entstanden sind unter Strom.. dann habe ich relativ viel Stress mit meinen Geschwistern bekommen, so dass ich eigentlich keine „Zeit“ zum nachdenken/trauern hatte.


    Jetzt, wo alles geklärt wurde, es ruhiger wird, fangen die Gedanken an zu spielen und ich fange an nur noch in meiner Trauer zu versinken. Es kommen neue Probleme dazu, so dass ich „niemanden“ habe, mit dem ich es besprechen kann. Mir fehlt meine Mutti gerade ungemein. Ich wollte mich in einer Selbsthilfegruppe anmelden. Da wurde mir aber gesagt, dass die nächste Gruppe erst im Januar gegründet wird.


    Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Und hoffe, dass ich hier vielleicht welche finde, die mir Rat geben können, wie ich mit meiner Trauer umgehen kann. Ich weise meinen Freund (der seit diesem Tag, als einziger täglich an meiner Seite ist) zurück. Will mich eigentlich nur noch zurückziehen. Bin wöchentlich, oftmals auch unter Tränen, am Grab meiner Mama und rede mit ihren Stein.. ich habe ihren Kater bei mir, habe aber auch noch 2 eigene, die sich nur langsam an ihn gewöhnen. Da ich ihn täglich um mich habe, bin ich dadurch natürlich in Gedanken bei ihr.. frage mich, ob ich alles richtig mache, ob sie stolz ist auf mich und so weiter.

  • hallo frau jacky sue.


    meine meinung obwohl ich deine mutter nicht kenne: ich finde du machst alles richtich, weil du kümmerst dich um den kater von deiner mutter und lässt ihn nicht im stich. das ist sehr nett von dir. wenn du dich nicht kümmern würdest und dir egal ist, was mit ihm passiert, wäre das gemein und nicht sehr nett. deswegen ist meine meinung: wenn deine mutter noch leben würde, fände sie das bestimmt auch sehr nett von dir.


    tschüss und freundliche grüße

  • Hallo Jacky Sue,


    mein aufrichtiges Beileid zum schweren Verlust deiner Mutti.


    Deine Mutti ist ganz bestimmt stolz auf dich.


    Einen Rat, wie man mit Trauer umgehen kann, ist schwer zu sagen. Jeder trauert auf seine Weise....


    Was ich hier schon oft gelesen habe, und bei mir auch so ist, dass man sich in den ersten Wochen, in einer Schockstarre befindet. Wenn die Trauer dann kommt, ist man hilflos und kann mit diesem Schmerz und Verlust nicht umgehen.


    Meine Mama ist heute genau 4 Monate weg. Sie fehlt mir immer mehr......


    Ich sende dir ganz liebe tröstende Grüße

    Sveti

  • hallo jacky Sue,

    niemand hier wird Dich in irgendeiner Form bestätigen, dass DU etwas falsch machen würdest - hier findest Du ALLE Varianten, mit dem Verlust eines Menschen umzugehen.


    es tut mir so Leid für Dich!


    Auch ich habe vermeintlich nahestehende Menschen "vor den Kopf gestoßen", indem ich sie zurückgewiesen und nicht mehr an mich herangelassen habe.

    Falls Dein Freund Probleme damit haben sollte, verweis ihn auf ein anderes Trauerforum (auch Angehörige von Betroffenen können im Forum Beistand erhalten UND VERSTEHEN lernen), damit er selber lesen kann, dass dies keine Reaktion ist, welche nur Du hast.

    Ich MUSSTE weiterarbeiten und habe über Wochen die Bürotür von innen abgeschlossen, um mit keinen Kolleginnen/Kollegen reden zu müssen.

    Ich wollte keine Treffen mit irgendwem - ich konnte keine glücklichen/lachenden Menschen um mich herum ertragen - die Gewissheit, dass ich nie mehr mit meiner verstorbenen Lebensgefährtin einfach nur glücklich, wo auch immer, sitzen/stehen/liegen/gehen/sie hören/sehen/umarmen kann, hat mir, beim Anblick glücklicher/verliebter/lachender Menschen, unheimlich wehgetan :-(

    Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich seit ihrem plötzlichen Tod, nicht mehr gelächelt oder gelacht hatte - SIE war die Sonne in meinem Leben und hat mich zum Strahlen gebracht - nächste Woche ist es ein Jahr her - inzwischen habe ich es doch tatsächlich fertiggebracht, ein paar Mal zu lächeln.

    Eigentlich kann ich es noch immer nicht begreifen - innerhalb von 2 Sekunden hat sich mein Leben für immer verändert - allerdings scheine ich, mit Hilfe eines guten Freundes, es geschafft zu haben, all das in Positives zu transformieren - DAS ist für MICH der richtige Weg - zu versuchen, (nicht nur) Menschen wie UNS hier im Forum, zu helfen.

    Was Du hier findest, ist tiefstes Verständnis für ALL Deine Gefühle, egal, ob Trauer, Wut, Hass, (Selbst) Zweifel

    Fast jede/r Betroffene fragt sich, ob sie/er es hätte verhindern können - auch ich habe das getan. Stell Dir vor, Du wärst vor Ort gewesen und hättest ihr nicht helfen können - dann hätte man Dich wahrscheinlich "einliefern" können.

    Ich für mich bin alle Eventualitäten durchgegangen: was wäre gewesen, wenn..... und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass, so merkwürdig sich das jetzt liest, es für SIE so das Beste war - sie hätte weder halbseitig gelähmt, noch im Rollstuhl oder als Pflegefall leben wollen - und - wenn ich ehrlich bin. mag ich mir NICHT vorstellen, wie es mir ergangen wäre/gehen würde, hätte ich, beim Versuch, ihr zu helfen, "versagt" oder sie zu spät zurückgeholt.

    Es tut weh, ohne sie zu leben aber wie schmerzhaft wäre es, wenn ich sie in einen Zustand versetzt hätte, den sie nicht hätte leben wollen?

    Ich hatte sie gebeten, dass sie, wenn mir so etwas passieren sollte, die Geräte abstellt - und sie hat geantwortet, das könne sie nicht.

    Eine solche Entscheidung treffen oder umsetzen zu müssen, ist extrem belastend, selbst dann, wenn man weiß, dass es der Wunsch des geliebten Menschen ist/war. Mein Kopf sagte mir, dass ICH, wenn IHR das passieren sollte, die Geräte abstellen würde, wenn es ihr Wunsch wäre - aber - was würde mein Bauch dazu sagen?

    Also bitte, hör auf, Dir irgendwelche Vorwürfe zu machen; ich weiß wohl, dass es Zeit braucht, anders zu denken als Du es momentan tust - aber glaub mir, diese Selbstzweifel nagen an uns allen - obwohl wir nichts Falsches getan haben!

    da auch Du keine körperliche Nähe magst, schick ich Dir eine Hand voll Wärme und Verständnis - HIER kannst Du zu JEDER Zeit Deinen Gefühlen freien Lauf lassen!

  • Ich danke euch sehr für die lieben Worte und wünsche euch ebenso ganz viel Kraft.


    Ich habe gedacht, dass ich die einzige wäre, die alle lieben wegstößt. Ich Möchte mich eigentlich nur noch verkriechen. Ich lache kaum noch und kann auch kaum noch über „witzige“ Sachen lachen. Ich finde es momentan auch ganz schrecklich, wenn mein Freund neben mir sitzt/steht oä. Und anfängt zu lachen oder anfängt Witze machen zu wollen. Ich komm damit irgendwie nicht so klar. Will ihn das aber auch irgendwo nicht verbieten, da bin ich natürlich auch nicht berechtigt drüber.

  • hast Du mal ernsthaft mit ihm über Deine momentane Gefühlslage gesprochen/es versucht oder hast Du Angst, er würde Dich dann verlassen?

    Du könntest ihm auch einen Brief schreiben...

    Doch, Du bist dazu berechtigt - wenn Du jetzt nicht egoistisch genug bist, werden Dir andere Menschen immer wieder wehtun - ungewollt aber sie werden es tun - weil sie nicht verstehen!

    Vielleicht macht er auch nur Witze weil er nicht weiß, wie er mit Dir umgehen soll, unsicher ist, Dich jedoch nicht zu fragen traut, ob Du für ihn noch etwas/genug empfindest weil er merkt, dass Du Dich und Dein Verhalten geändert hast.

  • Hallo Jacky Sue!

    Erst mal mein herzliches Beileid und herzlich willkommen im Forum.Hier kannst du alles schreiben,was dich bewegt.Ich habe meinen Vater auch mit 58 Jahren und meine Mutter mit 56 Jahren verloren und hatte damals eine schwere Zeit und es hat lange gedauert,bis ich darüber hinweg war.Mein Mann hat immer zu mir gestanden und ich habe auch oft geweint und viel gesprochen von meinen Eltern,aber er hat immer hinter mir gestanden und mich in den Arm genommen und hat verstanden,das ich darüber reden mußte.Es wird noch lange dauern und zu anfang möchte man niemand an sich ranlassen,aber es kommt der Tag,wo die Trauer weniger wird und du auch wieder etwas Spaß haben wirst im Leben.Ich habe auch ein schönes Bild von meinen Eltern im Zimmer.Vielleicht möchte dein Freund versuchen dich etwas aufzuheitern und weiß nicht wie.Es ist immer schwer für jemanden,der so ein Schicksal noch nicht ertragen mußte,dieses zu begreifen.Ich wünsche dir ganz viel Kraft.Liebe Grüße Helga:30:

  • Vielen Dank für euer Zuspruch. Ich habe ihm auf ein Forum hingewiesen, dass er auch mal nachlesen kann, das ich nicht die einzige bin, die Liebende Menschen zurückweist.


    Ich habe auch ein schönes Bild meiner Mutti, welches ich aber noch nicht hinstellen kann. Ich möchte eigentlich auch umziehen, weil ich einfach zu nahe an Mama dran bin, wohne 5 Minuten Fußweg entfernt. Aber so einfach ist das denn doch nicht, was passendes zu finden.

    Die Arbeit lenkt auch nur noch mäßig ab. 😏

  • Liebe Jacky Sue,


    ich denke, dass dein Freund dich schon versteht, aber nicht richtig damit umgehen kann. Leider können viele Menschen mit Trauernden nicht umgehen. Ist auch nicht so einfach mit uns.


    Auf der Arbeit geht es bei mir so einigermaßen. Am schlimmsten sind die Abende und Wochenenden bei mir.......


    Stell Mamas Bild hin, wenn du soweit bist.


    Ich bin auch am überlegen, ob ich wegziehe. Meine Mama wohnte nur eine Straße von mir weg. Von meinem Balkon kann ich zum Nachbar von ihr gucken. Zuerst steht mir noch das Ausräumen ihrer Wohnung bevor. Ich kann das aber noch nicht. Ich nehme bisher immer nur Sachen mit, die ich behalten will. Am liebsten würde ich alles behalten, aber das geht natürlich nicht.


    Liebe Grüße

    Sveti

  • Liebe Sweti


    Das mit der Wohnung konnte ich nicht machen, da ich mich nach nach ca. 1 Monat endlich wieder mit meinem Bruder vertragen Bzw. Ausgesprochen habe, habe ich meinem Freund und ihn das gerne überlassen und mir einfach nur persönliche Sachen mitgenommen, wo wirklich Erinnerungen dran waren.


    Eine Zeit lang habe ich darüber nachgedacht, in ihre Wohnung zu ziehen, alleine auch wegen ihrem Kater, aber das hätte ich emotional kein bisschen geschafft.


    Ich habe auch sehr viele Probleme am Abend. Da gucke ich gerne in den Himmel, suche mir den hellsten Stern und sage immer wieder, das es Mama ist, die auf mich aufpasst. 😔


    Ich wünsche dir noch viel Kraft. :30:

  • Ich wünsche uns Allen hier viel Kraft mit dem Tod unserer Mamas irgendwie klar zu kommen.

    Ich kann es nach nun 5 Wochen immer noch nicht glauben das meine Mama nie mehr zurück kommt und ich mit ihr sprechen kann.

    Es ist wesentlich schlimmer geworden und es wird mir immer bewusster und deutlicher, was und wer mir da nun so sehr fehlt.

    Ich denke ständig an Mama, wenn ich einschlafe denke und rede ich zu ihr ebenso wenn ich erwache. Ständig sehe ich Mama vor meinen Augen und was sie gesagt hätte höre ich.

    Ich bin einfach nur Tod traurig und finde keinen Halt oder wirklichen Trost.

  • Das Gefühl des Vermissens ist unbeschreiblich......


    Bei mir sind es 18 Wochen und irgendwie kann ich es teilweise immer noch nicht begreifen, obwohl es mir bewusst ist, sie nie wieder sehen zu können.......


    Ja Dieter, es einfach nur schlimm und traurig.........

  • Ich kann euch alles nachvollziehen und man sagt, man soll stark bleiben - manchmal frage ich mich, wie das funktionieren soll. Stark bin ich seitdem gar nicht mehr. Ich habe Gefühlsausbrüche, die ich gar nicht kenne. Mein ein und alles ist nicht mehr greifbar. Sie ist/war alles für mich. Wir hatten eine Bindung, davon konnten andere nur träumen. ;(


    Ich vermisse sie so sehr. Ihr Lachen, ihre Ratschläge, ihr einfaches da sein.

    Seit ein paar Wochen kann ich kaum noch schlafen.

  • wenn die Mama auch noch die beste Freundin war ...

    in den Augen ALLER, welche mich länger kennen, war ich ein "Steh-auf-Männchen"

    Diese Stärke gab mir MEIN Ein-und-Alles - un nu - Sie weg, Steh-auf-Männchen umgefallen...

    immer wieder kurz davor, in dieses RIESIGE, schwarze Loch zu fallen oder gar zu springen - wie so viele hier, weiß auch ich nicht, wieso ich bisher weder hineingefallen, noch gesprungen bin.

    Eines weiß ich jedoch: MEIN Ein-und-Alles würde nicht wollen, dass ich aufgebe!

    Vielleicht ist es DAS, was uns weitermachen lässt: die gegangene Person - das Ein-und-Alles jeder einzelnen Person hier - nicht enttäuschen zu wollen/können

    obwohl eigentlich niemand hier einen lebenswerten Sinn darin sieht

  • Ja, liebe Jacky Sue, ich erkenne mich auch manchmal selbst nicht wieder. Ziehe mich zurück und will am liebsten mit niemandem etwas zu tun haben wollen, dann verzweifelt man wieder wegen der Einsamkeit und denkt immer wieder warum, weshalb, wieso alles so kommen sollte :13:


    Liebe traurige Speedy, du hast Recht.......