Der Tod meiner Eltern

  • Hallo! Ich habe gestern durch Zufall dieses Forum entdeckt und schon einiges gelesen und mich nun dazu entschlossen, meine Geschichte zu erzählen. Angefangen hat alles am 20.11.2016, an diesem Tag in mein Papa gestorben. Er hatte einen sogenannten Sekundentod, er ist einfach tot aus dem Bett gefallen. Ich hatte abends noch mit meinen Eltern telefoniert, so wie jeden Abend, Papa hat mir noch vom Tag erzählt, wie schön es war. Und um 23.30 Uhr ruft mich Mama völlig unter Schock stehend an und sagt „Papa ist tot“. Ich habe eine halbe Stunde nur geschrien, mein Mann konnte mich überhaupt nicht beruhigen, ich stand völlig unter Schock. Wir sind dann auch in der Nacht noch losgefahren zu Mama und ich konnte mich noch von Papa verabschieden. Meine Eltern und ich wohnten circa 300 km voneinander entfernt. Aber wir hatten immer ein ganz enges Verhältnis zueinander, wir waren eine Einheit. Ich habe keine Geschwister und meine Eltern waren immer meine absoluten Vertrauenspersonen. Irgendwie ging es dann weiter nach Papas Tod, Mama hat sich wirklich ganz tapfer in ihr neues Leben ohne Papa gekämpft. Sie hat ihr Leben ganz gut gemeistert, war oft bei meinem Mann und mir. Dann hat sich im Juli letzten Jahres mein Mann von heute auf morgen von mir getrennt, ohne Ankündigung. Wie sich dann kurze Zeit später herausstellte, gab es eine andere Frau. Dann ist drei Wochen später unsere Hündin Lina gestorben, im April diesen Jahres dann unsere zweite Hündin Ronja. Beide Hunde sind sehr alt geworden, trotzdem ist es ein großer Verlust. Und am 19.8., also vor knapp vier Wochen, ist meine Mama völlig unerwartet gestorben. Ich habe innerhalb von drei Jahren beide Eltern verloren, beide sind nur 67 Jahre alt geworden. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mit diesen ganzen Verlusten umgehen soll. Ich habe im Prinzip alles verloren, was mir wichtig war.

  • Liebe Kerstin,


    mein aufrichtiges Beileid zu deinen schweren Verlusten.


    Ich bin auch Einzelkind. Mein Papa ist heute vor 22 Jahren verstorbenen. Meine Mama dieses Jahr am 07.05.2019.


    Habe für beide gerade Kerzen angezündet. Mit Mamas Tod komme ich überhaupt nicht zurecht.......


    Wie man mit den Verlusten umgehen soll, ist schwer zu sagen. Mir tut es gut, sich hier auszutauschen, weil hier alle nachvollziehen können, wie es sich anfühlt, geliebte Menschen verloren zu haben. Momentan ziehe ich mich von meinem Umfeld zurück, da ich die lieb gemeinten Worte wie z.B. alles wird gut, das Leben geht weiter usw nicht mehr hören kann......


    Ich wünsche dir viel Kraft und sende ganz liebe Grüße

    Sveti

  • Liebe Sveti (oder Lieber Sveti?),


    ganz herzlichen Dank für Deine Nachricht und auch Dir ganz herzliches Beileid zum Tode Deiner Mama.


    Ich komme auch überhaupt nicht mit Mamas Tod klar, es war absolut nicht abzusehen und ich stehe immer noch unter Schock. Ich bin völlig überfordert mit dieser Situation. Ich ziehe mich auch ziemlich zurück im Moment, weil ich auch die ganzen (natürlich gutgemeinten) Ratschläge nicht so gut ertragen kann. Ich kann jetzt ja nicht einfach zum Alltag übergehen. Und dann immer dieses „Ich wünsche Dir viel Kraft, Du schaffst das schon..“, ich kann es nicht mehr hören. Das kommt meistens von Leuten, die noch nie in einer solchen Situation waren und wenn Sie dann mal in sowas drinstecken, völlig überfordert sind. Woher soll ich denn die Kraft nehmen??? Ch bin einfach viel zu verzweifelt, um Kraft zu haben. Ich habe aber zum Glück wirklich sehr gute Freunde, teilweise schon aus Kindertagen, diese kümmern sich auch um mich. Das ist allerdings aufgrund der Entfernung schwierig, ich wohne schon über 10 Jahre nicht mehr in meiner Heimatstadt, sondern 300 km entfernt. Dann kann man sich nicht mal eben schnell mit einer Freundin treffen. Klar habe ich hier auch gute Bekannte und gute Kollegen, aber man möchte die Leute ja auch nicht ständig vollquatschen. Am langen Ende kann einem ja auch niemand helfen, man ist mit der Trauer alleine, man muss es alleine bewältigen. Aber man muss zuerst einen Weg finden, damit umzugehen. Und das ist schon schwer genug.


    Liebe Grüße

    Kerstin

  • Ja, liebe Kerstin, wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen......


    Du befindest Dich noch in der Schockstarre. In dieser Zeit konnte ich nicht weinen, sondern habe nur funktioniert und war irritiert, warum keine Gefühlsregung aufkam. Mit der Zeit realisiert man, dass die geliebte Person weg ist. Jetzt ist das endlose Vermissen und der Schmerz da. Es gibt Tage da geht es so einigermaßen und dann gibt es wieder Tage des Weinens und nicht begreifen zu können, dass ich Mama nie wieder sehen kann.


    Liebe Grüße

    (die) Sveti

  • Hallo Kerstin, herzliche Anteilnahme auch von meiner Seite aus für den Verlust deiner Mama. Die, die wir unsere Mamas verloren haben wissen genau wie Du dich fühlen musst. Deine Mama ist nur 67 geworden so wie dein Papa auch nur, dass ist kein Alter zum sterben, aber dem Tod interessiert das scheinbar nicht. Weißt du schon die Ursache an der deine Mama so plötzlich verstorben ist?

    Ich kenne dieses typische Gerede vonwegen du schaffst das schon usw das Leben geht weiter usw von früher her als man dies meiner Mutter nach dem Tod meines Vaters sagte.

    Ich bekam nun keine oder kaum Beileidsbekundungen, da ich auch kaum mehr Leute um mich herum habe. Ich kann aber auch gut darauf verzichten, denn oft kommt es ja eh nicht von Herzen.

    Meine Mama ist nun 5 Wochen tot und ich fühle, dass mit ihrem Tod in mir nun auch etwas gestorben ist. Und das wird mir Niemand mehr jemals ersetzen können und ich muss versuchen damit zu leben, und das wirst Du auch versuchen müssen. Alles Liebe dir und wir sind hier eine tolle Gemeinschaft wie ich finde, wo Jeder alle seine Gefühle und Sorgen mitteilen kann und nicht auf Missverständnis stösst.

  • Sveti, du sagst es. Für mich wird immer das Schlimmste sein und bleiben, dass ich meine Mama einfach nicht mehr wieder sehen werde in diesem Leben und nichts mehr so sein wird wie davor noch.

    Es ging einfach viel zu schnell das sie gestorben ist, ich bin nun 5 Wochen später total platt innerlich...und das da Niemand ist mit dem Ich mich austauschen könnte und mich versteht, macht es umso schlimmer.


    Ich brauche auch keine Beleidsbekundungen oder gute Ratschläge das auch wieder bessere Tage kommen werden usw, wo steht das geschrieben das es wirklich so sein oder kommen wird?

    Wenn ich Jemanden im Regen stehen sehe der keinen Regenschirm bei sich hat, der keine gescheite Regenkleidung bei sich hat und völlig durchnässt da steht und es nicht danach aus sieht, dass es aufhören wird zu regnen, dem kann ich im vorbei fahren auch zu rufen.." Kopf hoch, es wird schon irgendwann wieder besseres Wetter geben und dann fahre ich einfach weiter und lasse ihn stehen.


    Da hat Derjenige dann unheimlich viel davon, anstatt ihm anzubieten ihn im Auto mit fahren zu lassen und ihn nach Hause bringen oder dorthin wo hin wollte.

    Ich biete meine Hand und Hilfe an, anstatt leerer üblicher Worte wovon man nichts hat.

    Mama sagte immer helf dir selber so hilft dir Gott und verlasse dich nicht auf Andere, und meine Mutter glaubte nicht an Gott. Sie hat natürlich Recht, aber momentan weiß ich nicht mal , wie ich mir selber helfen soll.

    Komme mir vor als würde man versuchen zu schwimmen, hat aber die Arme fest gebunden und kann sich gerade so eben nur über Wasser halten um nicht zu ertrinken.

  • Genau Dieter, deine Mama hatte Recht mit verlass dich nicht auf Andere......... Alle haben mir gesagt, wenn du Hilfe brauchst blablabla..........und was ist, nix ist, eine Person, die zu ihrem Wort steht.


    Wenn es einem schlecht geht, stellt sich wirklich erst heraus, wer die wahren Freunde sind........

  • Lieber Dieter, herzlichen Dank für Deine Anteilnahme. Mamas kurzer Krankheitsverlauf ist sehr tragisch. Sie ist Ende Juli mit Verdacht auf Lungenembolie ins Krankenhaus gekommen. Der Verdacht hat sich dann auch bestätigt, sie hatte eine Lungenembolie aufgrund einer Thrombose im Oberschenkel, die ihr Hausarzt nicht erkannt hatte. Trotz allem ging es ihr dann wieder besser und sie konnte nach 10 Tagen nach Hause. Nach ein paar Tagen ging es ihr dann wieder schlechter, woraufhin sie dann in die Uniklinik kam. Sie hatte dann plötzlich ein akutes Nierenversagen, niemand wusste erstmal warum. Sie war in einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Sie ist dann komplett durchgecheckt worden und dabei hat sich herausgestellt, dass sie einen bösartigen Tumor am Eierstock hat, dieser hatte bereits ins Bauchfell und die Lymphknoten metastasiert. Sie hatte diesbezüglich keinerlei Beschwerden. Der Plan der Ärzte war, den Allgemeinzustand wieder so weit zu stabilisieren, damit mit der Krebstherapie begonnen werden kann. Niemand hat damit gerechnet, dass sie stirbt, ich glaube Mama am allerwenigsten. Binnen von zwei Tagen hat sich ihr Zustand dann so rapide verschlechtert, dass sie es nicht geschafft hat. Ich hatte ein langes Gespräch mit dem behandelnden Professor, er sagte er hatte erst einen Fall in seiner ganzen Laufbahn, wo es sich ähnlich zugetragen hat. Ich stehe völlig neben mir und weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll.


    Woran ist deine Mama gestorben?


    Liebe Grüße

    Kerstin

  • Liebe Andrea, danke für Deine Anteilnahme. Ja, das, was sich bei mir in den letzten drei Jahren zugetragen hat, reicht eigentlich für ein ganzes Leben. Es ist im Prinzip für einen Menschen zu viel. Aber doch kann ich es nicht ändern und muss es aushalten. Dankeschön, ich drücke Dich zurück 🤗

  • Hallo Kerstin, ich kann gut verstehen das du nun neben dir stehst. Nach dem was du hier schilderst mit deiner Mama und was da gewesen ist, unfassbar. Ich kann mir gut vorstellen das man das garnicht glauben kann und will und ich denke auch das deine Mama damit nicht gerechnet hat.


    Zu der Thrombose und Lungenembolie die deine Mama hatte kann ich dir nur folgendes aus eigener Erfahrung sagen denn ich hatte beides im Jahre 2006 selber.

    Normalerweise ist es so, dass eine Thrombose einen Grund hat warum sie auftritt. Danach wird dann das Blut untersucht ob da irgendwelche Anzeichen vorhanden sind. Wenn man keine Operation zuvor hatte und länger Bettlägrig gewesen ist, keine 10 Stunden im Flugzeug oder Auto gesessen hat bekommt man normalerweise keine Thrombose. Es sei denn man hat irgendwo einen unentdeckten Tumor oder einen Gendefekt im Blut selber der das auslösen kann.

    Bei mir fand man damals garnichts, auch als ich paar Jahre später erneut nochmal zur Uniklinik nach Münster in wo mein Blut erneut untersucht hat, sagte man nur ich hätte mir die Thrombose 2006 angeeignet, was immer das heissen mag, aber ich habe seitdem auch keine mehr bekomnen.

    Wenn deine Mama nichts gespürt hat von dem Tumor ist das besonders schlimm und auch heimtükisch dazu. Puuh das muss sehr schlimm gewesen sein für Dich und deiner Mutter ebenso von dem Befund dann zu erfahren.


    Meine Mama ist schon 89 gewesen als sie am 11.08 gestorben ist.

    Aber ich habe damit ebenso wenig gerechnet und es ging auch so schnell wie bei deiner Mutter.

    Meine Mama muss wohl eine schwere Lungenentzündung bekommen haben, wann genau sie die bekommen hat, keine Ahnung. Ihr Allgemeinzustand verschlechterte sich auch, sie wurde schwächer, verwirrter und wollte nicht mehr Essen und Trinken. Ich wusste aber nicht was genau los ist mit ihr.

    Der Hausarzt lies sie nur Freitags fürsorglich ins Krankenhaus einweisen nachdem ich ihm Tags zuvor gedchildert hatte wie sich meine Mama speziell die letzten Nächte verhielt. Ich wollte sie eigentlich in Kurzzeitpflege geben da ich was vor hatte wo Mama nicht hätte mitkommen können und brauchen.


    Also holte man Mama Freitags Morgens ab mit einem Krankentransport und Sonntag Nacht um 2 Uhr hörte sie auf zu atmen und ist gestorben. Sie muss auch wohl auch noch eine akute Niereninsuffizienz bekommen haben wie deine Mama auch.

  • Hallo Dieter, ich war gestern, vier Wochen nach Mamas Tod, wieder arbeiten und es hat mir gut getan. Ich war wenigstens in dieser Zeit ziemlich abgelenkt, da ich mich in meinem Job stark konzentrieren muss. Auf der Rückfahrt musste ich dann ganz schlimm weinen, da ich normalerweise immer meine Mama aus dem Auto angerufen habe, das war unser Ritual. Abends haben wir dann nochmal telefoniert, wir haben trotz der großen Entfernung unser Leben miteinander geteilt, wir waren Mutter und Tochter, aber auch Freundinnen. Sie fehlt mir so sehr, es tut so weh, das ist nicht auszuhalten.


    Zum Glück ging das bei Dir damals mit der Thrombose gut aus und Du hattest nie mehr Probleme diesbezüglich. Man kann tatsächlich auch „einfach so“ eine Thrombose bekommen, das ist zwar selten, aber es kommt vor. Bei Mama hat der Eierstocktumor die große Beckenbodenvene abgeklemmt, wodurch es zu der Thrombose und in der Folge dann zur Lungenembolie kam. Das wussten wir aber ja alles erstmal gar nicht, erst zwei Wochen vor ihrem Tod haben wir ja überhaupt erst von ihrer Krebserkrankung erfahren. Und dann ging alles Schlag auf Schlag, sie hatte keine Chance, das quält mich so.


    Danke auch für Deine Erzählung zum Krankheitsverlauf Deiner Mama. Das ging ja dann auch total schnell und du könntest dich genauso wenig vorbereiten wie ich. Das ist brutal und grausam. Du hast Dein ganzes Leben mit Deiner Mama verbracht und von heute auf morgen ist der wichtigste Mensch in Deinem Leben weg, einfach weg. Das ist maximaler Schmerz, es tut mir sehr leid für Dich. Und nein, ich sage nicht, die Zeit heilt alle Wunden, das tut sie nämlich nicht. Auch drei Jahre nach Papas Tod tut es genauso weh wie damals und jetzt kommt der Schmerz wegen Mama dazu.


    Momentan empfinde ich das Leben wirklich als unfair, als hart und unbarmherzig. Ich bin ein gläubiger Mensch, aber im Moment hadere ich wirklich mit meinem Glauben, weil ich einfach keinen Sinn hinter all dem Schmerz entdecken kann.


    Liebe Grüße

    Kerstin