Sterbebegleitung meiner Mama und psychisch am Ende der Kräfte

  • Liebe Andrea :30:,

    JA!! Auch ich hatte diese Beschwerden. Das Eigenartige war, dass ich - auch als meine geliebte Mama noch lebte - oft ähnliche Schmerzen hatte wie sie.

    Sie hatte Krebs im Endstadium mit Metastasen in der Wirbelsäule, am Kopf, in der Leber, nahezu am kompletten Knochenskelett und zum Schluss auch im Bauchwasser (Ascites mit Peritonealcarcinose).

    Immer, wenn sie Schmerzen hatte, vor allem im Oberbauch, hatte auch ich schlimme Bauchschmerzen und viele andere Beschwerden, die sie auch empfand...nach ihrem Tod ebenso.

    Ich denke, das kommt durch die unglaubliche INNERE VERBINDUNG, die wir zu unseren Lieben haben...

    Und - was noch hinzukommt - es sind die Alarmglocken! des eigenen Körpers! Du hast Deine Grenzen des Belastbaren bereits überschritten, Dein Körper, Deine Psyche reagiert mit Schmerzen!

    Du hast selbst diese schreckliche Krankheit ertragen müssen und kämpfst...Deine seelischen und Deine körperlichen Kräfte sind aufgebraucht!

    Es ist müßig, Dir zu raten, unbedingt auch an Dich selbst zu denken, mit den spärlich vorhandenen Reserven zu Haushalten...aber wenn Du nicht aufpasst, liegst Du bald am Boden, dann geht garnichts mehr :13:, auch das habe ich selbst erlebt...Du brauchst jetzt jede Umterstützung, die Du bekommen kannst, für DICH! Denke unbedingt daran, viel Wasser zu trinken und immer wieder an die Luft zu gehen...lasse Deinen Gefühlen freien Lauf, weine, wenn Du musst, es befreit, spreche über Deine Ängste, niemand kann sie wegzaubern aber es hilft, es anderen mitzuteilen.

    Liebe Andrea, ich weiß, das sind alles "tolle Ratschläge", aber ich habe das alles hinter mir und bin selber auch nicht gesund (Chronische Darmentzündung, chronische Magenschleimhautentz., Depression, Trauma).

    Ich hoffe, dass es Dir gelingt, das Unabwendbare zu verkraften, für Dich selbst. Fühle Dich verstanden und ganz ganz fest umarmt...:24: 🌻

  • PS) Der "Wattekopf" mit Schwindel hängt wahrscheinlich mit Deinem hohen Blutdruck zusammen!

    Bitte messe den Blutdruck mehrmals täglich, schreibe die Werte auf und - wenn es bei den hohen Werten bleibt - Montag bitte sofort zum Arzt!!! Du bist Herzinfarkt- und Schlaganfall-gefährdet!

    Sorry, liebe Andrea, ich möchte nicht anmaßend sein, ich kann Dir nur dazu raten (bin gelernte MFA), habe es im "Blut" mir Sorgen zu machen, ist wirklich nur lieb gemeint...

    :30: 🌻

  • Liebe Andrea,


    ein dumpfer Schmerz benebelte mein Denken und beherrschte den Alltag. Meine Trauer war unendlich, nach der ersten großen Emotion breitet sich hohle Leere aus und formt sich zu einem Loch, das sich nicht mehr schließen lassen will.

    ich hatte ein Leeregefühl im Magen, Brustbeklemmungen, Herzrasen, meine Kehle war wie zugeschnürt, ich wollte nur noch

    Nachsterben.

    Bis heute habe ich das Gefühl, dass ich am Tod mitschuldig bin.


    Liebe Grüße

    Maike

  • Liebe Andrea,

    Du machst das wirklich großartig. Umso wichtiger ist es auf DICH zu schauen und Acht zu geben. Dein Körper gibt dir ja schon Warnsignale. Viele Beschwerden sind Psychosomatisch. Unsere Lieben zu begleiten bringt uns an unsere Grenzen.


    Hab kein schlechtes Gewissen wenn du eine Pause brauchst. Deine Mama spürt ganz bestimmt was du alles für sie tust <3

  • meine geliebte Mama ist letzte Nacht für immer eingeschlafen.


    Ich war noch bei ihr, um mich zu verabschieden und ca. 15 Minuten nachdem ich gegangen war, kam der Anruf, dass meine Mama verstorben wäre.


    Zuerst fühlte ich eine kleine Erleichterung, weil sie nun nicht mehr leiden müsste. Ich war dann heute Früh nochmals bei ihr, um sie noch einmal zu sehen. Sie lag da in ihrem Bett, wie eine Puppe... sie sah wunderschön aus, entspannt und ein kleines Lächeln auf den Lippen, aber trotzdem hat das "BÄNG" bei mir gemacht und ich realisiere, dass ich sie nie wieder sehen werde, ihre Stimme nicht mehr höre, sie nicht mehr umarmen, riechen und spüren kann.


    NIE, NIE, NIE WIEDER!!! :13:


    Ich bin in einem tiefen Loch, dunkel, kalt, leer. So fühle ich mich, voller Angst und Trauer, Panik, allein. Ich hab solche Schmerzen im Rücken... als würde ich sterben.


    Ich komme nicht klar, hab Angst daran kaputt zu gehen... aber das will ich nicht, ich will leben, das ist auch der Wunsch meiner Mama, ganz bestimmt.


    Könnt ihr mich verstehen? Wie ging es euch so kurz nach dem Tod eurer Mama/ eures Papas?


    Traurige Grüße

    Andrea;(

  • Mein aufrichtiges Beileid für diesen schweren Verlust liebe Andrea.


    Ja, ich verstehe dich.....


    Als meine Mama letztes Jahr verstorben ist, war ich ein ferngesteuertes Wesen. Ich konnte es nicht glauben, ich konnte nicht weinen...... Ich fühlte nur Leere....


    Dieses nie, nie, nie wieder, konnte ich nicht begreifen, und begreife es auch heute nicht.


    Es ist gut, dass du dich gestern verabschieden konntest.


    Meine Mama und ich haben uns mit den Worten "tschüss bis morgen" verabschieden.


    Am nächsten Morgen ist sie vor meinem Besuch verstorben. Mich quälen die Schuldgefühle, dass ich nicht bei ihr war, auch wenn ich glaube, dass es ihr dann schwerer gefallen wäre, zu gehen.


    Deine Mama hat auch gewartet, dass du weg bist......


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese schwierige Zeit.


    Tröstende Grüße :30:

    Sveti

  • Liebe Sveti,


    vielen Dank für deine lieben Zeilen... :30:


    Wie seid ihr mit der Schlaflosigkeit umgegangen? Es ist schrecklich mit diesem Gewicht auf dem Brustkorb und diesem Kopfkino schlaflos im Bett zu liegen. Ich habe ein Schlafmittel bekommen. Habt ihr die erste Zeit evtl. auch so überbrückt?


    Ich will diesen schxxx Schmerz nicht mehr spüren!!! :13:;(

  • was für Spritzen hast du denn da bekommen?


    Das dies den Schmerz nicht nehmen kann, ist mir bewusst, aber ich brauche doch den Schlaf, um Kraft zu sammeln... :sleeping:;(


    Ich drücke dich mal ganz doll... :30:


    Wie alt war deine Mama und wie alt bist du?

  • und mach dir keine Vorwürfe, denn ich saß auch schon 24h am Bett meiner Mama, weil mir gesagt wurde, es wäre soweit, aber ihr Mutterherz wollte nicht aufhören zu schlagen, so lange ich bei ihr war und nicht anders ist es deiner Mama ergangen. Sie hätte das nicht gewollt... ihr braucht auch keine Worte, denn Liebe spricht auch so...

  • Liebe Anna,

    das tut so weh, das ist wirklich sehr viel, was du da aushalten musst und musstest!

    Ich habe meinen Mann sehr schnell an Krebs verloren vor ein paar Wochen und mein Arzt hat mir, es ging nicht mehr anders, Tabletten zur Beruhigung verschrieben ( helfen auch gegen meine Panikattacken) .

    Dass man sie nicht über einen langen Zeitraum nehmen darf/sollte, weiß ich, jedoch halfen und helfen sie, wenn ich nicht mehr kann...

    Mein Blutdruck war auf einmal viel zu hoch, Herzrasen und Stolpern, wenn es mal wieder ganz schlimm ist, nehme ich ab und zu nochmals welche....

    Meine Tochter und mein Sohn haben sie aus den gleichen Gründen auch vom Arzt bekommen und sie halfen etwas über die Erste sehr sehr schwere Zeit.

    Viel Kraft und eine stille Umarmung sendet Dir, eine ebenfalls sehr traurige Susa 🥰

  • Herzlichen Dank, liebe Andrea :24:


    Das waren eine Art von Beruhigungspritzen bzw. ein Antidepressivamedikament.


    Ich hatte das Gefühl, mich zerreißt es von innen, dieser Druck und diese Unruhe waren nicht auszuhalten. Habe das Medikament ca. einen Monat bekommen und es hat mir geholfen. Danach überkamen mich die Trauerwellen, aber damit müssen wir jetzt leben.


    Ja, du hast Recht, unsere Muttis wollten nicht, dass wir sie sterben sehen :13:


    Meine Mama war 71 Jahre und ich bin 52. Ich bin Einzelkind, habe keine Kinder und keinen Partner. Meine restliche Familie wohnt im Ausland, so dass ich mit meiner Trauer ganz alleine bin. Habe gute Freunde, aber Familie ist doch anders.....


    Wie geht deine Familie mit dir und diesem Verlust um?


    Ich drücke dich auch :30::24:

  • Susa danke für deine lieben Zeilen... <3

    ich denke, diese Pillen hab ich auch. Ich werde verantwortungsvoll damit umgehen.

    Mein Blutdruck ist auch durch den Stress erhöht.

    Ich umarme dich ganz fest zurück :30:


    Sveti

    Ich habe in der Zwischenzeit etwas in deinen Beiträgen nachgelesen.

    Ich habe natürlich meinen Mann und mein Kind, aber irgendwie kann man den Schmerz nicht aufteilen und auch in einem Raum voller Menschen, wäre man doch irgendwie allein. Trotz dessen ist deine Situation nochmal eine Herausforderung mehr, denn irgendwie ist es ja auch schon etwas Trost, wenn einfach jemand bei einem ist. Umso besser, dass du deine Gefühle hier im Forum loswerden kannst. Sind doch alle hier in der selben Situation gefangen und können uns verstehen.


    Mein Mann ist bei mir, hat sich frei genommen und hilft mir nun auch mit dem ganzen Papierkram und dem Bestatter.


    Vor 2 Monaten war alles schön, niemals hätte ich geahnt, dass ich mich bald um die Bestattung meiner eigenen Mama kümmern muss... :13:


    Unbegreiflich! ||

  • Oh liebe Andrea,


    ich lese deine neuen Zeilen gerade, mir geht es auch ziemlich besch... heute, ich kann dir nur sagen; du bist nicht alleine so schrecklich Traurig.

    Das tut so weh ich weiß....

    Fühle dich nochmals gedrückt von mir 🥰

  • Liebe Andrea....mein herzlichstes Beileid. Ich spüre gerade - wieder - was du durchmachst... spüre den Schmerz... die Leer... Angst... Trauer...

    Ach Andrea. Ja, ich bin auch am morgen nachdem meine Mama starb noch einmal zu ihr. Ich MUSSTE es einfach tun. Sie lag so friedlich da... aber ich hab furchtbar geweint! MEINE MAMA kommt NIE WIEDER... ich fühlte mich so unglaublich allein!

    Mir geht es wie Sveti - meine Eltern leben bei mir im Haus, bin alleine und hab auch keine Kinderchen. Es ist ok so. Aber meine Mutter war meine engste Vertraute... Du weißt was ich meine.

    Ja, dieses nicht Schlafenkönnen... ich habe nichts genommen. Hab geweint und immer wieder gedöst... Schlaf war das nicht. Konnte nicht essen, kaum trinken... aber ich hatte von irgendwoher die Kraft, alles durchzustehen... Mein Papa konnte nicht mehr. Er war völlig verzweifelt. Also MUSSTE ich "können"...

    Trauerfeier... Beerdigung... Die Bestatterin, eine ehemalige Schulfreundin von mir aus Kindertagen, drückte mir die Urne in die Arme ... ich dachte, ich breche zusammen... sie sagte: DU schaffst das! DU gehst mit deiner Mama diesen allerletzten Weg... Ich tat es. Und sie war nochmal ganz nah an meinem Herzen...

    Liebe Andrea, dir werden die Kräfte zuwachsen... du wirst nicht zusammenbrechen... Wir können so viel schaffen! Glaub mir... Aber die "Erholung" davon braucht Zeit... viel Zeit...

    Die Wochen danach fühlte ich mich, als ob ich einen furchtbar langen Marathon gelaufen wäre - ALLES tat weh. Der Körper, die Seele...das Herz...ALLES.

    Erst jetzt so ganz allmählich geht es an manchen Tagen leichter...

    Aber das Vermissen! DAS ist immer mit mir, in mir, um mich... Auch wenn es schöne Momente gibt, heitere Momente... Dieses Vermissen ist so tief im Herzen...

    Liebe Andrea ich wünsche dir so viel Kraft wie du brauchst!

    Schau dass du immer wieder trinkst - das ist wichtig... und mit den Medikamenten: Sei behutsam damit. Der Schmerz geht mit ihnen nicht weg - er wird nur "betäubt"...

    Von Herzen alles Liebe und sei ganz lieb umarmt

  • Ihr Lieben,


    heute muss ich zum Bestatter... :13:


    Ich wollte mich nur kurz ganz doll bei euch bedanken, ich hab alle eure Zeilen gelesen und alle seid ihr, jede mit ihrer eigenen bewegenden Geschichte, so wunderbar.


    Ich fühle mich hier verstanden und umsorgt. Danke <3


    Stille Grüße

    Andrea