Trauerhilfe für meine Freundin nach dem Tod des Vaters

  • Hallo zusammen,


    ich suche seit einiger Zeit im Internet nach Hilfe für meine Freundin, die noch nicht mit dem Tod ihres Vaters leben kann. Vielleicht erhalte ich auf diese Weise Antworten oder Hilfe...


    ... Kurz vorab, ich habe meine Freundin Anfang des Jahres kennegelernt, Sie ist für mich die liebenswerteste Person die ich jemals kennengelernt habe, deshalb suche ich für Sie nach Hilfe...


    zum Fall: Vor ca. 2 Jahren starb ihr Vater nach langer, schwerer Krankheit. Sie war über ein Jahr jeden Tag im Krankenhaus, jeden Tag nach der Arbeit und wann immer sie Zeit hatte(Ihre Mutter war auch immer dabei). Als ihr Vater starb war Sie die letzten Tage immer 24 h bei Ihm. Erst als Sie aus Überschöpfung kurz eingeschlafen ist, ist ihr Vater gestorben. Sie meinte einmal zu mir, das er darauf gewartet hat, bis Sie schläft, damit er gehen kann...


    ... als wir dieses Jahr zusammengekommen sind, hat Sie mir erst nach und nach von Ihrem Vater und von Ihrem Leben nach dem Tod erzählt, es fällt ihr sehr schwer. Anscheinend hat Sie auch schonmal professionelle Hilfe bei einer Therapeutin gesucht, dies aber abgebrochen...


    ...Ihre Bezugsperson ist Ihre Mutter, sie kümmert sich um sehr um Sie. Nun hat aber vor einigen Wochen Ihre Mutter jemanden kennengelernt, mit dem Sie viel Zeit verbringt... Meine Freundin beginnt langsam einen Hass gegen ihre Mutter aufzubauen, da Sie es nicht verstehen kann das Ihre Mutter nicht mehr für Ihren Vater da ist...


    ... Seit dieser Zeit wird es auch in unseres Beziehung schwieriger. Sie hat manchmal Phasen in der Sie meint, es sei wohl ihr Schicksal, alleine Leben zu müssen und Ihre Sorgen und Ängste nicht an mich weitergeben zu müssen. Sie lässt es nicht zu ihr die Hilfe zu geben. Sie stürzt sich in Arbeit, d.h. Sie arbeitet fast nur noch um so von allem abgelängt zu sein...


    .. Wie sie mir einmal unter Tränen gezählt hat, versucht Sie seit dem Tod ihres Vater nach Hilfe, aber mann komt nicht richtig an Sie ran. Sie meint auch das mir keine Liebe geben kann, ich es aber verdient hätte. Wir haben daraufhin ausgemacht gemeinsam ein Weg für ihre Trauer zu finden. Ich habe ihr gesagt das sie nicht immer ihr ganzes Leben lang davor wegrennen kann, es muss endlich nach einem Weg aus Ihrem Tal der Trauer und Ängste gesucht werden...


    ... Wer kann mir/uns einen Rat oder Hilfe geben? Natürlich ahbe ich schon nach Fachliteratur und solchen Dingen geschaut, aber gibt es noch andere Hilfen?


    ... Ich danke für Eure Antworten und entschuldige mich für die vielleicht etwas verwirrende Schreibweise, wusste aber nicht wie ich es am besten ausdrücken kann...


    Mathias

  • Lieber Mathias,


    erstmal möchte ich Dir sagen, wie toll und bewundernswert ich es finde, dass Du Dich mit der Trauer und dem Schmerz Deiner Freundin beschäftigst und bereit bist, einen gemeinsamen Weg zu finden.!!! Wenn mehr Partner und Partnerinnen von Trauenden das machen würden so wie Du, dann wäre vieles für diejenigen einfacher...denn wir brauchen ja alle einen Halt, einen Hafen, wo wir landen können mit unserem Schmerz.


    Deine Freundin fühlt sich allein gelassen mit ihrer Trauer, sie glaubt nun auch, dass ihre Mutter, die 2 Jahre lang für sie da war, sie nun alleine lässt, weil sie nun jemanden kennengelernt hat-- Du willst ihr helfen, kommst aber nicht wirklich an sie heran...


    es ist oft schwer, sich jemanden zu öffnen und darüber zu reden, der es nicht selbst erlebt hat. Denn man glaubt, dass man nicht wirklich richtig verstanden wird. Leider ist es ja auch so, dass die meisten Menschen mit Trauer, Leid und Schmerz nicht umgehen können....so zieht man sich zurück und versucht, vieles mit sich selber auszumachen.


    Fachliteratur begleitend zu lesen, ist sicher gut, aber besser ist es, sich mit Menschen auszutauschen, die das Gleiche erlebt haben. Wie das hier in diesem Forum der Fall ist.


    Lieber Mathias, meinst Du, Du kannst sie dazu bringen, bei uns etwas mitzulesen? Vielleicht auch ihre eigene Geschichte uns zu schreiben? Wir haben hier eine ganz tolle Gruppe, die immer füreinander da ist, hier kann man sich alles von der Seele schreiben, wir hören einander zu und helfen und stützen uns gegenseitig. Wir begleiten den anderen durch dieses Tal der Trauer, des Schmerzes und der Tränen...


    Ich kann mir vorstellen, dass Deine Freundin bei uns gut aufgehoben ist.


    Ich sende Dir einen lieben Gruss


    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Lieber Mathias,


    ja, das ist gut, versuche es. Sie muss ja nicht gleich schreiben darüber, wenn sie das noch nicht kann oder möchte, das fällt vielen Menschen schwer, aber das Mitlesen ist schon sehr hilfreich. Denn wir haben hier ja alle einen geliebten Menschen verloren und tauschen uns aus. Wir lernen voneinander, und wir tragen es miteinander.


    Es braucht ja auch Zeit, Vertrauen aufzubauen und sich zu öffnen, aber Du kannst sicher sein, dass jeder von uns hier Deine Freundin herzlich und behutsam aufnehmen wird.


    Lieber Gruss
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Lieber Mathias,


    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum. Erstmal möchte ich Dir sagen, dass Du Deine Geschichte nicht "verwirrend" beschrieben hast - ich finde das ganze sehr klar und nachvollziehbar. Weiters kann ich gut verstehen, dass Du in dieser Situation Hilfe suchst, auf der einen Seite für Deine Freundin, auf der anderen Seite auch für Dich selber, denn der Leidensweg Deiner Freundin belastet Ihr aktuelles Leben schwer und damit auch recht massiv Eure Beziehung.


    Nun ist es natürlich immer anmaßend, eine Ferndiagnose zu stellen, v.a. dann, wenn ich über den Betroffenen nur über Dritte etwas erfahren kann. Trotzdem scheint mir die Geschichte nicht eine zu sein, wo die Probleme mit dem Tod des Vaters beginnen - um es vorsichtig auszudrücken. Von daher ist es wahrscheinlich auch eine Sache, die nicht in erster Linie eine "aktuelle Trauerproblematik" ist, sondern wohl in tieferen strukturellen Familiengeschichten verwurzelt ist.


    Deine Ermutigung zu einer Psychotherapie ist eine richtige Herangehensweise und wahrscheinlich auch die einzige Art, wie das Problem nachhaltig angegangen werden kann. Ob unser Forum hier eine Hilfestellung bieten kann, wird wohl am ehesten Deine Freundin beurteilen müssen.


    Liebe Grüße und alles Gute für die kommende Zeit,


    Markus

  • Lieber Mathias,


    ein liebes Willkommen in unserem Forum,
    schön, dass du dich der Situation stellst und für deine Freundin da sein möchtest und für sie nach Hilfe suchst.


    Manuela und Chris haben, finde ich, eigentlich die wichtigen Punkte schon geschrieben,
    den Trauerweg also die sogenannte Trauerarbeit muss man selbst und alleine gehen, wobei man sicher begleitet werden kann, doch sich damit auseinander setzen, es zulassen, muss man selbst.


    Es hilft nicht, wenn man versucht es zu verdrängen, es holt dich ein....irgendwann....bei jedem weiteren Todesfall wird der
    nichtverarbeitete wieder hochkommen.


    Erst, wenn man offen damit umgeht und sich dem stellt, wird es erträglicher, leichter...wenn es auch nie aufhört, weh zu tun....denn jemand fehlt ja...jemand der geliebt wurde und noch immer wird.


    Mathias, was ich gelernt habe, in all der Trauerzeit um mein totes Kind, ist reden, viel reden, die vielen Bilder und Eindrücke müssen aus dem Kopf, müssen geordnet werden.
    Also kann ich dir auch nur raten, höre ihr zu, rede mit ihr über ihren Vater, so merkt sie, sie ist in ihrer Trauer nicht alleine und wird angenommen.
    Wir erleben immer wieder, dass von uns verlangt wird, dass wir "endlich" damit aufhören sollen, nein, das geht nicht, nicht nach einer Woche, oder nach zwei Monaten und auch nicht nach 2 Jahren.


    Ich finde es ganz toll, dass du hierher gefunden hast.
    Zeige ihr das Forum, sie kann ja einmal in Ruhe mitlesen und sie wird sehen, dass es nicht nur ihr so ergeht.
    Für andere dreht sich die Welt wieder weiter, im selben Tempo, für uns nicht.


    Alles Liebe
    und viel Kraft für euch beide
    eure

  • Lieber Mathias!


    Ich kann gut mitfühlen wie es etwa in Dir aussieht.
    Vor 8 Jahren ist meine Mutter gestorben und ich habe den Fehler gemacht das ich die Trauer einfach nicht verarbeietn konnte und habe eine Wand um mich errichtet.
    Das ging soweit das fast meine Ehe in Brüche ging.Meine Frau hat mir dann mittels einem Brief die Augen geöffnet.
    Seitdem sehe ich das ganze etwas anders und lasse es auch einfach raus!Ich weiss nicht mehr was Sie geschrieben hat aber Du musst Ihr beibringen das was Sie macht falsch ist.
    Vielleicht bringst Du Sie dazu das Sie diese Worte liest und hoffe das es was bringt.
    Ansonsten müsste man vielleicht Profesionelle Hilfe in anspruch nehmen,dafür braucht sich niemand schämen.


    Ich wünsche Euch beiden trotzdem das Ihr es schafft und schicke Euch viele Positive Gedanken und Kraft.


    Liebe Grüsse
    Hans-Peter