Am 23.11.20 ist das Schlimmste passiert

  • Und durch dieses AUFHÖREN veränderte sich das Trauern.

    Es begann noch mal von vorne, weil ich jetzt keine Möglichkeit hatte Gefühle zu verwässert oder ab zu stellen.

    Es war bei Weitem nicht so schlimm wie zu Beginn. Aber irgendwie durchlebte ich nochmal einige Trauerphasen ohne Betäubungsmittelkonsum.

    Ich habe wieder geweint. Habe mich wieder zurück gezogen. Habe wieder viel an ihn gedacht.

    Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt beim Nachhausekommen einen besonderen Orangensaft mit Mineralwasser zu trinken. Aber ohne Alkohol habe ich nicht mehr die Motivation mir was zu kochen. Das ist ein Unterschied.

    Aber ich kann wieder Fernsehen gucken und auch Musik hören. Das mit der Musik ging ja lange nicht. Allerdings kommen mir dann auch manchmal die Tränen, wenn es ein melankolisches Lied ist.

    Allerdings fällt es mir an manchen Tagen schwer nichts zu trinken. Vor allem wenn etwas Unangenehmes oder etwas Schönes passiert ist.

    Es fehlt die Möglichkeit mich zu belohnen.

    ...... etwas zu feiern.

    .......mich zu trösten.

    ...... mich zu beruhigen.

    ...... mich zu kräftigen.

    Und es fehlt die Möglichkeit ihm, Ralf zuzuprosten und mich eins zu fühlen mit ihm.

    Es ist wirklich nicht leicht auf Alkohol völlig zu verzichten.

    Ralfsheidemarie

  • Es freud mich von dir zu lesen.

    Ja Alkohol ist ein trügerischer Trauerhelfer.

    Ich denke wenn ich gelernt habe die Trauer als eine Begleitung zu akzeptieren kann ich auch bedenkenlos mal was trinken.

    Ich habe aus Angst die Kontrolle zu verlieren auch auf Alkohol verzichtet.


    Hunde trauern anders. Sie akzeptieren schneller den Verlust und leben dann wieder im hier und jetzt.

    Mein Hund hat Probleme wenn ich weine und zieht sich dann zurück. Das macht mir dann schnell ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

    Aber so ist es eben jetzt und da müssen ich und Amigo durch.


    Und liebe Ralfsheidemarie, irgendwann kannst du deinem Ralf zuprosten.

    Dann ist es ein besonderer Moment und nicht der Versuch dich zu betäuben.


    Steffi

  • Ach Hedi,

    Dein Bo hat keine Augen mehr? Das ist ja schlimm. Mein Mambo hat kurz nachdem Ralf gestorben ist das Cushing-Syndrom bekommen und ist blind geworden. Er kann nur noch ganz wenig hell dunkel unterscheiden.

    Ich finde es sehr schwierig mit einem blinden Hund. Er mag nicht gerne an der Leine gehen. Bleibt dann stur stehen. Wie ein Esel. Er läuft sehr langsam weil er sich ja vortasten muß. Aber er kommt ganz gut damit zurecht. Ich begleite ihn mit der Stimme oder mit einem Klopfen auf mein Bein, damit er weiß wo es lang geht und wo ich bin.

    Ja, die Hunde sind der Sinn meines Lebens. Ich lasse sie nicht gerne allein. Höchstens im Auto wenn ich einkaufen gehe. Mal länger was zu unternehmen klappt meist nicht.

    Der Man meiner Freundin mag Hunde sehr gern, hat aber eine Hundeallergie. Also muß ich die Hunde allein lassen, wen. Ich mal zu ihr fahre.

    Die Hunde sind zwar zu viert - aber sie fühlen sich alleine, wen. Ich nicht da bin.


    So ähnlich wie ich mich alleine fühle weil Ralf nicht mehr da ist.

    Nach Ostern will ich mit meinem Wohnmobil nach Süddeutschland fahren und dann weiter nach Venedig. Und natürlich nehme ich meine 4 Schätze mit!

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Heidi!


    Ich habe erst heute gesehen, dass mein voriger Beitrag so zwischen deine rutschte, scheinbar hatten wir zeitgleich geschrieben.


    Jetzt „hängt“ da mein Hundevortrag mitten zwischen deiner Erzählung bezüglich Alkohol und passt da rein wie die Faust aufs Auge😉

    Ich habe das erst heute entdeckt und will deshalb jetzt noch dazu etwas sagen.


    Ich finde es super, dass du das durchziehst, dass du nichts trinkst im Moment.

    Ich habe damit kein Problem. Alkohol gehört bei mir zu guter Stimmung und zum Feiern, in Trauerphasen hat er mir nie geschmeckt, da hab ich eine richtige Abneigung davor.


    Gut so. Denn ich hab einen Freund (seit meinem 15. Lebensjahr), dessen Frau ist gestorben, da war ich schon in einer stabileren Phase der Trauer. Ich habe ihn bald angerufen, obwohl wir schon länger keinen Kontakt hatten. (Er hatte sich nach dem Tod meines Mannes nie bei mir gemeldet, was ihm dann leid tat)

    Ich konnte ihn eine Zeit gut begleiten, er betont das immer wieder, wie wichtig das war.


    Leider hat er viel „falsch“ gemacht beim Trauern. Ja, ich bin der Meinung das gibt es sehr wohl. Natürlich soll jeder seinen Weg gehen, aber manche Wege schaden der Verarbeitung des Geschehenen sicher.
    Er hat sich dem Schmerz nie stellen können bzw wollen.
    Ablenkung, sich gleich voll ins Leben stürzen, eine vergangene Liebe nach sehr kurzer Zeit wieder aufgewärmt (und nun schimpft er viel über diese Frau, weil sie halt einfach sein „Loch“ nicht füllen kann, und die tut mir voll leid), Drogen, er bekifft sich vor dem Frühstück bereits, nun noch Mengen an Alkohol.

    Ich habe mich jetzt eigentlich ziemlich distanziert, manchmal telefonieren wir, mehr nicht.
    Ich sehe ein schlechtes Ende kommen!
    So sehr wir alle den Trauerschmerz fürchten und ihn am liebsten „abstellen“ würden,! Ich glaube man muss ihn durchleben um ihn dann irgendwann hinter sich lassen zu können und um ein neues Leben spüren zu können.

    Ich hab es so erlebt und ich weiß, daran führt kein Weg vorbei.
    Verdrängte Trauer kommt irgendwann wieder, als Depression oder sonst was.


    Deshalb: Hut ab vor deiner Entscheidung, dass du das jetzt wieder lässt und den Mut hast dich nochmals auch den schmerzhaften Phasen ohne „Dämpfung“ hinzugeben. Das ist sicher der „richtigere“ Weg.


    Und weil dieser Erguss so lange war, fast die Predigt zum Sonntag obwohl Samstag ist, ich noch ohne Kaffee bin und die Hunde raus wollen, schreib ich dir von meinem Wunderwesen Bo, dem Blindenhund der anderen Art, später.


    Ganz liebe Grüße! Hedi

  • Liebe Heidi!

    Nun zu Bo:

    Als er sein zweites Auge verlor (vor zwei Jahren circa) dachte ich echt, soll ich ihn einschläfern lassen? Ist es egoistisch von mir, ihm das zuzumuten?

    Ich fragte den Tierarzt, was er tun würde, wäre es sein Hund.

    Er meinte, so wie er Bos Charakter kennt, der schafft das gut!

    So war es auch. Die erste Zeit tat er mir so leid. Zwei Wochen war er verunsichert und musste sich bemühen sich zurecht zu finden.

    Ab dann, war es für ihn einfach so und man merkt ihm manchmal kaum was an.
    Er kann mit und ohne Leine spazieren gehen (ohne natürlich auf sicheren Wegen), er orientiert sich an mir (ich klopfe auch auf meine Schenkel), an seinem Hundebruder und geht selbstbewusst auch voran als erster. Er hört aber gut und kommt sofort, wenn ich ihn rufe. Er hat überhaupt keine Unsicherheit, nur bei starkem Wind, dann hört er uns nicht, riecht nicht wo wir sind….

    Dann zeigt er mir, dass er an die Leine will und dann passt es für ihn,

    Er spielt leidenschaftlich mit einem Ring, den er sich selber hochwirft und ihn versucht wieder zu fangen. Manchmal gelingt das, oder er sucht ihn danach voll Freude wieder.
    Levi, der Hundebruder, hilft ihm voll. Fällt der Ring wohin, wo Bo ihn nicht bekommt, holt er ihn vom Strauch oder aus einem Beet oder…, Er bringt ihn dann zu ihm.

    Schade, dass man keine Videos hier sehen kann, ich habe viele wo man die beiden als Dreamteam sieht.

    Für mich ist so ein Hund natürlich anstrengender. Urlaub in fremder Umgebung stresst Bo, wenn man ihn wo mitnimmt wo er sich nicht auskennt, dann ermüdet er rascher und ich muss halt ständig an seiner Seite sein.

    Aber das ist ja kein Thema für mich als „Kümmerer“.

    Ich bewundere deine Energie mit der Reise die du vorhast. Ich bin alleine nicht reisefreudig, mutiere immer zum Stubenhocker.

    Hedi

  • LiebeHeidi, ich hoffe es ist ok, wenn ich meine Gedanken zum Ausdruck bringe. du schreibst über deinen Bekannten und dass du denkst dass man den Trauerschmerz bekämpfen und hinter sich lassen muss!!!!!! Ich denke es sind schon viele Menschen wegen weitaus un-traurigeren Geschehen aus dem Tritt gekommen und konnten sich nicht mehr fangen, konnten nicht mehr funktionieren..... Da ist es für mich nicht verwunderlich wenn jemand der aus Gründen die er nicht verarbeitet bekommt zur Flasche greift oder zu Drogen, wenn er sein Liebstes verliert. Oft gab es ja davor auch eine schreckliche Zeit, weil vielleicht der Partner lange krankwar oder,... . Ich glaube dass es Zeiten gibt wo das was passiert ist, realisiert wird und dass es eben nicht für jeden einen Option gibt das Geschehen aufzuarbeiten und zurück ins Leben zufinden. Ich denke auch dass es viele andere Methoden gibt (ausser dem Sichtbaren Drogen oder Alkoholkonsum) seine Trauer zu kompensieren. Man denke daran Macht an Kindern auszulassen, sich einer falschen Liebe hinzugeben, gewalttätig zu werden gegen Mensch oder Tier.......All das sind Versuche mit dem Geschehen umzugehen und wenn andere dabei zu schaden kommen, finde ich persönlich das weitaus tragischer. Klar ist Alkohol und Drogen nichts gutes und nichts hilfreiches. Aber leider suchen sich Menschen leider immer wieder die Lösungen für ihre Sorgen, die sie von früher kennen oder die ihnen irgendwann mal begegnet sind. Es ist sicherlich keine Friedvolle Lösung, aber es ist wohl seine einzige momentan. Ich hoffe dass er seinen Frieden bzw. Seine Lösung findet. Waltraud

  • Liebe Waltraud!

    Ich denke nicht, dass irgendetwas sein muss, das maße ich mir nicht an und auch nicht, dass man Schmerz hinter sich lassen muss.

    Aber ich sehe, dass mein Freund das will, und weiß es aus vielen Gesprächen mit ihm. Da ich ihn sehr gerne habe, habe ich natürlich Sorge, dass er es mit Alkohol und Drogen zu verdrängen versucht.
    Es ist eine Strategie von ganz früher, das stimmt.

    Friedvoll natürlich, er tut niemandem etwas zu leide, aber es macht ihn unglücklich und einsam, das sagt er sogar und ist sehr frustriert. Da er gesundheitlich auch große Probleme hat, mache ich mir natürlich Gedanken.
    Ich verurteile niemanden, der aus dem Tritt kommt, aber dass es eine selbstzerstörerische Strategie ist, ist wohl unbestreitbar. Und es ist nicht schön, das bei einem Menschen den man sehr schätzt zu beobachten.

    Sein Leben muss jeder selber leben und Entscheidungen für sich treffen, ich urteile über niemanden, habe es einfach erzählt.

    Liebe Grüße Hedi (kein ei bei mir😉)

  • Liebe Grüße Hedi (kein ei bei mir😉)

    Liebe HEDI, ach, manno, ich habe gestern das in klammer gelesen und habe es nicht kapiert.

    Heute erst als ich deinen Eintrag bzw deine Antwort an Renate gelesen und auch etwas dazu geschrieben habe, da habe ich es immer noch nicht kapiert.

    Sorry, eben erst ist mir das aufgefallen, dass das ei zu viel war.

    Oh, manno, ich bin doof.

    entshculdige liebe Hedi, kommt nicht wieder vor.

    Schöner Rest-Sonntag.

    Waltraud