Hallo, Forum.
Weil ich bisher keinen passenderen Ort gefunden habe, schreibe ich nun hier. Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen.
Vor mittlerweile fast 10 Jahren ist meine Oma (mütterlicherseits) gestorben. Sie war der erste Mensch, der mir emotional wirklich nahe stand, der gegangen ist. Eigentlich war es vorherzusehen (sie war 89 und in den letzten Monaten ging es mit ihrer Gesundheit deutlich bergab), aber ich habe es damals nicht gecheckt. Als dann die Nachricht kam, hat mich das ziemlich umgehauen und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll.
In der Folge habe ich mich "verschlossen", emotional zurückgezogen und das Ganze deshalb wohl nie richtig verarbeitet. Etwa zwei Jahre danach habe ich durch eine Schulfreundin gelernt, über psychische Probleme, etc. zu sprechen und in diesem Zusammenhang habe ich versucht, den Tod meiner Oma zu verarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich deutlich gemerkt, dass ich nicht richtig darüber hinweggekommen bin.
Jetzt sind acht weitere Jahre vergangen, aber irgendwie lässt mich die Sache immer noch nicht los. Ich habe das Gefühl seit ihrem Tod etwas mit mir rum zu schleppen. Kennt ihr diese schweren Eisenkugeln aus Comics und so, die Gefängnisinsassen ans Bein gekettet werden? Es fühlt sich so als, als würde an meiner Psyche so ein Ding zerren. Irgendwie komme ich voran, aber irgendwie läuft es doch nicht so richtig.
Ich habe seitdem einen Hang zur Melancholie und möglicherweise deswegen seit 6-7 Jahren durchgehend Probleme mit Antriebslosigkeit. Das Abi habe ich gerade noch gut überstanden, weil es erst Ende der 11. Klasse so richtig angefangen hat und das 12. Schuljahr ging quasi nur noch ein halbes Jahr. Wäre noch ein weiteres Schuljahr gekommen, hätten meinen Noten wohl einen ziemlichen Sturzflug hingelegt. Das Studium, das ich nun versuche abzuschließen, ist fast schon eine einzige Qual, weil ich es kaum schaffe, zu lernen. Muss mich ständig zu irgendwas zwingen. Auch im Alltag und im Bezug auf Hobbieprojekte - es betrifft also auch eigentlich angenehme Dinge.
Eine andere Metapher dafür, wie ich mich oft fühle: Ich bin in einem Strudel gefangen, der versucht, mich in die Tiefe zu reißen. Seit Jahren muss ich dagegen ankämpfen, um nicht vollends in einem dunklen, tiefen Loch zu versinken. In guten Phasen spüre ich den Sog kaum, in schlechten Phasen habe ich das Gefühl, mit geht jeden Moment die Kraft aus... aber irgendwie muss ich immer strampeln, ich komme nicht wirklich los davon.
In der Zwischenzeit sind beide Opas und eine Großtante gestorben, die mir ähnlich am Herzen lagen wie meine Oma. Bei ihnen habe ich es kommen sehen, aber ich finde selbst dafür habe ich ziemlich wenig getrauert. Ein bisschen schon, eben auch im Vorhinein schon, aber da kam echt nicht viel. Und noch merkwürdiger: wenn ich (fremde) Menschen um jemanden trauern sehe, löst das deutlich stärkere Trauer in mir aus, obwohl mich die Situation gar nicht persönlich betrifft. Einmal hat mich der Tod einer Person und v.a. die Reaktion der Hinterbliebenen in einem Videospiel so mitgenommen, dass ich 2-3 Tage nicht zur Schule gehen konnte. So etwas ähnliches ist später noch einmal passiert.
Außerdem weine ich seit dem Tod meiner Oma nur noch selten - einmal alle paar Monate. Mir ist häufiger mal danach zumute, aber irgendwas blockiert mich da. Jedoch ist das in letzter Zeit ein klein wenig besser geworden - Musik hat geholfen. An sich ist die Blockade jedoch noch da.
Ich befinde mich in psychotherapeutischer Behandlung (kognitive Verhaltenstherapie), jedoch liegt der Fokus dort auf meiner Sozialphobie (die vor dem Ganzen schon vorhanden war). Zwar habe ich vor, beim nächsten Termin die Problematik hier anzusprechen, aber ich fühle mich dort nicht am richtigen Ort, um meine Gefühle wirklich rauszulassen.