Mein Held, mein Clown, mein über alles geliebter Papa ist gegangen

  • Liebe Holly hunter,

    Ich habe eben erst Dein Wohnzimmer entdeckt. Ich sende Dir mein Mitgefühl für Deinen Verlust.

    Auch wenn man weiß, daß die Eltern meist irgendwann vor einem sterben werden so kann man es sich nicht vorstellen ohne sie zu sein.

    So ging mir das jedenfalls. Mein Vater ist 86 Jahre alt geworden. Ich war damals 52 Jahre alt. ( heute bin ich 66)

    Er war sehr krank und auch dement. Er ist oft sehr laut geworden und hat geschnauzt. Seine Unzufriedenheit und seine Krankheit hatte ihn verwirrt und bitter gemacht.

    Als er starb war es eine große Erleichterung für mich. Ich lebte da schon bei meinen Eltern und kümmerte mich viel. Ein so plötzlicher Tod, wie Du es mit Deinem Vater erleben musstest hat da noch eine andere Trauer.

    Da ist dann ja auch der Schock und das Unerwartete. Daß man damit gar nicht gerechnet hat.

    Für mich war es damals ( 2006) ein nicht fassen können, daß alle Möbel und Gegenstände noch da waren, nur er nicht.

    Nichts im Leben ist so konstant wie die Eltern. Sie sind da wenn man geboren wird und danach einfach immer.

    Daß das immer irgendwann aufhört...... Nicht vorstellbar, unwirklich und außerhalb jeder Erfahrung.

    Für mich hatte sein Tod noch die Erkenntnis mit im Gepäck, daß auch ich sterblich bin.

    Das hatte ich bis dahin weit weg geschoben.

    Ich finde es schön, daß Dein Papa so alt geworden ist und das auch noch recht selbständig und nicht sehr krank.

    Für ihn war sein plötzlicher Wechsel ins Anderland eine schöne Erfahrung. Ohne zu leiden und ohne stückchenweise zu gehen konnte er schnell und direkt rüberschreiten ins Licht. Und dann dort in diese Freiheit, diese Friedlichkeit und Glückseligkeit eintauchen. So alt wie er war wird sicher eine ganze Gruppe von früheren Familienmitglied und Freunden ihn empfangen haben. Zuvorderst natürlich Deine Mami und wahrscheinlich seine Eltern.

    Ich habe einen Jenseitskontakt gehabt und wollte meinen Schatz treffen. Es kamen mein Vater, meine Mutter und auch mein Schatz. Es war eine besondere Erfahrung, die mir in meiner Trauer geholfen hat.


    Wenn ihr eine Familie seit, dann erzählt Euch gegenseitig von ihm. Was ihr besonders in Erinnerung habt. Was ihr besonders an ihm mochtet. Da hat bestimmt jeder etwas anderes zu berichten.

    Und Du, wenn Du nicht weiter weißt schreibe einfach alle Gedanken, Gefühle und Wünsche, Sorgen und Ängste hier ins Forum. Wir lesen mit und begleiten uns gegenseitig.

    Ralfsheidemarie


    PS. Das mit den Schuldgefühlen haben wir alle. Das WENN, WARUM und HÄTTE-KARUSSELL dreht sich bei uns allen.

  • Hallo Hollyhunter,

    Jetzt habe ich vorhin so viel geschrieben und dabei ganz vergessen warum ich hauptsächlich angefangen habe zu tippen. Ich gehe auch nicht zum Friedhof um am Grab meiner Eltern und meiner Tante zu stehen. Und auch auf den Friedhof auf dem die Urne mit meinem Ralf seiner Asche begraben steht war ich nur 1 mal.


    Im allgemeinen mag ich die Atmosphäre eines Friedhofes. Und wenn es ein ganz alter Friedhof ist schaue ich mir gerne die alten Gräber an oder die Steinmetzarbeiten und Skulpturen.

    Aber auf unseren Friedhof hier gehe ich nicht. Man könnte fast sagen ich meide ihn. Ich möchte gar nicht erinnert werden an die tragischen Zeiten kurz vor dem Ende. Ich habe das Grab jedesmal schön gemacht wenn jemand neu dazugekommen ist. Einmal mein Vater zu Tante Hertha und dann 2014 meine Mutter zu Vater und ihrer Schwester.


    Wenn ich da auf dem Friedhof bin gibt mir das kein besonderes Nähegefühl. Da waren sie ja nicht. Sie waren hier in unserem Haus, in dem ich jetzt lebe. Und in dem ich bis zum 23.11.20 mit meinem Ralf und den Hunden gelebt habe.

    Die tote Hülle meiner Lieben hat für mich nicht mehr viel mit dem lebendigen Wesen zu tun, was ich liebe. Das ist bei den Verstorbenen 4 Hunden auch so.

    Wenn ich die Fotos sehe, die hier im Forum sind von den hübschen Gräbern, dann ist zumindest schon mal ein Bedauern bei mir aufgetaucht, daß ich kein Grab habe von Ralf. Er ist auf einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt worden.

    Da kann bzw darf man nichts drauf stellen oder Pflanzen.

    Da ich vorher schon wußte, daß mir ein Grab sowieso nicht wichtig ist habe ich es so gemacht wie Ralf es wollte.

    Also, es gibt solche und solche Gefühle bezogen auf Friedhofs Besuche.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Nasch,

    mein Papa liegt auch in so einer gemeinsamen Urnenanlage. Es ist eine große Wiese, und in einer Reihe werden nebeneinander die Urnen beigesetzt. Die Reihe rutscht immer ein Stück weiter und dann fängt eine neue Reihe an usw usw. Würde man an der Stelle der Beisetzung Blumen oder ähnliches ablegen, müsste man also auf anderen Urnen herum laufen. Das möchte wohl niemand so gern. Viele machen es trotzdem. Man kann aber am Rand an bestimmten Stellen Blumen hinstellen.

    Gruß Ros

  • Es gibt eine extra dafür bestimmte Stelle an der alle ihre Sachen hinstellen. Ist genau daneben. Ich durfte an dem Tag, als der Friedhofs Mensch mir die Stelle gezeigt hat meine Rosen hinlegen. Leider hatten die die Bestattung einfach ohne mich gemacht. Das war nicht so toll. Aber ich habe dann ja meine Rosen dort hingestellt, genau auf die Stelle unter der seine Urne ist. Beim Jenseitskontakt hat Ralf mir gesagt, daß er dabei war und sich gefreut hat was ich da gemacht habe.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Ros,


    ich danke dir für dein Mitgefühl, und möchte dir für den Verlust deines Papas dieses ebenfalls ausprechen.

    2018, das ist schon etwas länger, dass es her ist, und wenn du sagst, du vermisst ihn jeden Tag, ich bin sicher, auch mir wird es so gehen, die Lücke, die durch seinen Tod gerissen wurde, scheint mir nie wieder füllbar, zu sehr, bin ich er und er ich. In den lezten Tagen hat es mir geholfen, wenn ich uns beide auf einem sehr innigen Foto, was auf meiner Kommode steht betrachte, zu denken und laut zu sagen, Hey Papa, wir sind doch immer noch ein Team, du und ich...

    <3

    Ganz liebe Grüße

    an dich !

  • Liebe RalfsHeidemarie,


    ganz herzlichen Dank, für dein Mitgefühl, deine Zeilen haben mich sehr berührt. Ich konnte mich da so wiederfinden. Wie du sprichst, über das Gefühl, das alles dort ist, in der Wohnung, nur er nicht, bringt mich immer wieder aus der Fassung. Ich vermeide es noch, wenn möglich, weil es so sehr weh tut.

    Und ja, was du über dieses Gefühl schreibst, das die Eltern IMMER da waren, es stimmt, sie waren die größte Konstante meines Lebens.

    Das Gefühl, kein Elternhaus mehr zu haben, keinen Papa, der auf dem Balkon steht und mir nachwinkt, so wie er es getan hat, seit ich denken kann, schon als ich Kind war und auch später, jedes Mal wenn ich zu Besuch kam...

    So schmerzhaft.

    Deine Worte, darüber, dass mein Papa begleitet wurde auf seinem Weg und sich jetzt in Frieden und Glückseligkeit befinden ist tröstlich.

    Diesen Jenseitskontakt, hast du den über ein Medium gehabt?

    Wenn ja, würdest du das empfehlen und gibt es einen Zeitpunkt, zu dem man das versuchen sollte?


    Wenn ich da auf dem Friedhof bin gibt mir das kein besonderes Nähegefühl. Da waren sie ja nicht. Sie waren hier in unserem Haus, in dem ich jetzt lebe. Und in dem ich bis zum 23.11.20 mit meinem Ralf und den Hunden gelebt habe.

    Die tote Hülle meiner Lieben hat für mich nicht mehr viel mit dem lebendigen Wesen zu tun, was ich liebe. Das ist bei den Verstorbenen 4 Hunden auch so

    Ja, genau meine Gefühle, und auch das was ich bei meiner Mama, bei meinem Papa und auch bei meiner Hündin erlebt habe.


    Jetzt möchte ich dich aber noch in den Arm nehmen und um deinen Verlust mit dir trauern. das muss sehr schwer sein für dich.


    :24::30:<3


    ganz liebe Grüße

    Hollyhunter

  • Hallo Hollyhunter,

    Ich war ein paar Tage nicht im Forum weil ich einen kostenlosen lifekongress zum Thema Resilienz angeschaut und gehört habe. Sa. So. und Mo. Habe ich mir einen Wolf gehört. 👂🐺

    Im Moment mußte ich aufhören weil ich das Wort Resilienz nicht mehr hören kann. Die Vorträge gehen noch bis einschließlich Mittwoch. Ich habe aber jeden Tag nicht mal die Hälfte geschafft.

    Ich hatte gehofft auch was zum Thema Trauer zu erfahren weil Residenz ja auch im Trauerprozess gut sein kann.

    Es schützt einen nicht vorm Trauern aber eine gewisse Widerstandskraft zu haben mit schlimmen Situationen umgehen zu können und auch irgendwann wieder froh sein zu können..... Das hat schon einen hohen Wert. Das was ich da als erwähnenswert für das Thema Trauern gefunden habe, werde ich in meinem Wohnzimmer aufschreiben.

    Als ich das von Deinem Balkon und dem Nachwinken gelesen habe, hatte ich wieder ganz tränenvolle Augen. So lieb ist dieses Bild.

    Wie alt bist du? Und wie alt war Dein Papa? Das steht vielleicht schon irgendwo aber ich habe immer Schwierigkeiten mir alles zu merken.

    Danke für die Umarmung, da ich ja jetzt allein im Haushalt lebe sind meine Umarmungen im Moment sehr rar.

    Ralfsheidemarie