Meine Mama ist mir tragisch mit 49 Jahren genommen worden

  • Hallo liebes Forum-Team,


    ich habe noch nie in einem Forum geschrieben und ich dachte auch nie, dass ich das mal machen werde..... Nur ich habe die Hoffnung, genau hier Personen zu finden, die mitfühlen können wie man selbst, wie man mit dem Schmerz irgendwie fertig werden könnte, usw....


    Was passiert ist... Es war Freitag der 09.09.20, mein letzter Urlaubstag, Sonnenschein und Wärme, ich habe gerade meinen Stiefdad zum Ortopäden gefahren - meine Mama und er haben ihr Leben lang in der gleichen Firma gearbeitet - da erzählt er mir, dass meine Mama von Sanitätern abgeholt wurde aus der Firma weil sie eine Biene gestochen hat, ihr schwindlig geworden ist und umfiel - sie liegt evtl auf der Intensivstation und es würde sich jemand bei mir melden. So war unser wissen bis zu diesem Zeitpunkt. Ich schrieb ihr dann in Whatsapp ob es besser ist und ich ihr dann ihre Sachen bringe. Wir haben währenddessen eine Tasche mit ihren Klamotten gepackt. Dann kam der Anruf, dass wir sofort rein kommen sollen und wir ihre Schwester, also meine Tante mitbringen sollen. Angekommen auf der Intensivstation und zitternd, haben wir geklingelt und es kam eine Ärztin raus. Jetzt kommts..... Sie teilte uns mit, dass meine Mama einen anaphylaktischen Schock erlitten hat. Der Bienenstich ging direkt in die Halsschlagader. Sie war eine rauchen draußen, hatte noch mit ihrem Lebenspartner telefoniert, dann meinte sie, dass sie eine Biene gestochen hat und ihr schwindlig ist - das Gespräch war weg. Was wir nicht wussten, was uns dann mitgeteilt wurde..... Sie war sofort bewusstlos - ihr Hals war komplett geschwollen - vom Kinn bis zur Brust war alles dick geworden, was ihr die Luft abgeschnürt hat, sie gebrochen hat und bewusstlos wurde. Zwei Kollegen haben sie reanimiert bis der Notarzt ein paar Minuten danach eintraf. Dieser hat sie laufend reanimiert bis sie in der Notaufnahme ankamen + nochmals eine halbe Stunde. Die Sauerstoffzufuhr im Gehirn war somit unterbunden für eine lange Zeit..... Sie hatte multiples Organversagen - lediglich ihre rechte Lunge und das Kleinhirn haben noch funktioniert.... Die Ärztin sagte uns, dass es verdammt schlecht aussieht und es sehr schnell gehen kann bis sie letztendlich sterben wird.... Selbst wenn sie es schaffen würde, was niemand glaubt, sind die Folgeschäden unvorstellbar schlimm, was sie niemals gewollt hätte. Sie meinte eine Woche vorher zu mir (weil es bei meiner besten Freundin ihrer Mama auch zum Ende ging..), dass wenn sie sterben sollte, sie will, dass es ganz schnell geht - auch wenn das niemand gerne hört, vor allem nicht ich als einzige Tochter.

    Fix und fertig durften wir dann zu ihr rein.. Die Ärzte meinten, dass der Anblick wirklich schlimm ist durch die Schwellungen, dass ihr Körper runtergekühlt werden muss, sie sediert ist (Koma) und alles zusammen.... Sie haben nicht übertrieben... Der Anblick war die reinste Hölle... Sie so zu sehen, so hilflos... Keine Pupillenreaktion....Einmal telefonierst du noch miteinander, hörst ihre wundervolle Stimme.... Auf einmal nicht mehr.... Ja, in der Erinnerung, aber nicht mehr persönlich.... Wir sollten dann alle anrufen, ich meinen Papa (ihren Ex-Mann), ihre Mutter, meine Tante aus Amerika, Onkel, &&&..

    Meine Tante aus Amerika hat dann am Sonntag einen Flug bekommen und war Montag da.. Wegen dem Verschissenen covid-test durfte sie ewig nicht rein... erst Dienstag mit dem Go vom Arzt und mit extra Maske, konnte sie noch so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen.. Jeder von uns hat anders viel Zeit gebraucht... Jeder war aber nochmal drin (bis auf ihr Vater aber der ist eh abgeschrieben...)... Ich war gefühlt jeden Tag von Früh bis Spät Nachts drin, hab ihr so viel erzählt, so viel Schmarrn wo nur zum lachen war, was ihre Hände immer mal wieder zucken ließ und in meine gedrückt hat <3, wie sehr ich sie geliebt hab, was ich alles an ihr geliebt habe, was wir alles zusammen erlebt haben, egal ob Urlaub, schlimme Zeiten, gute Zeiten oder einfach nur zusammen zu sein als Mama und Tochter... Ein Team <3 Für immer! Ich bzw. niemand von uns hätte diesen Schmerz nur ansatzweise beschreiben können... Und das kann ich auch bis heute nicht.... Ich war die ganze Zeit mit bei ihr, hab sie mit umgezogen, gewaschen, angezogen, bei allem mit geholfen, wo sie so hilflos war und das gab mir einen gewissen Frieden... Dienstag Abend war ich dann bei meinem Psychotherapeuten (der nun leider keinen einzigen Termin mehr frei hat...), ich hab rotzzuwasser geweint.... Er hat mir aber dann vor Augen geführt, dass es egoistisch wäre, wenn sie mit brutalsten Folgeschäden weiterleben müsste, was niemand wollert... Und er meinte, dass jeder für sich persönlich oder zu ihr sagen muss, dass es okay ist, wenn sie geht.. dass man sie gehen lässt.... erst dann wird sie auch wirklich gehen... Ich war in dieser Nacht bis fast 0 Uhr bei ihr, hab so geweint wie noch nie (es war aber meistens eine Invensivschwester an meiner Seite worüber ich ewig dankbar bin), hab ihr alles gesagt, wirklich alles, sie gestreichelt, auf die Stirn geküsst, die Zeit noch genossen, egal wie schwer es war... und ihr letztendlich gesagt, dass es okay ist..... Das auszusprechen war das Schwerste überhaupt.... Am nächsten Tag gegen Mittag, bekamen wir den Anruf, dass wir bitte reinkommen sollen... Ich, mein Stiefdad, meine beiden Tanten... Sie meinten, dass sie den Turbusschlauch ziehen werden und dass sie dann entweder auf Station kommen wird oder es ganz schnell gehen kann... Da die Werte vom Kalium mittlweile fast bei 8 lagen (bei 6 ist es schon lebensbedrohlich), und es eh ein Wunder war, dass sie noch so lange ausgehalten hat, war es uns klar, dass es schnell gehen wird... Als sie den Schlauch gezogen haben waren wir bei ihr... der Puls und die Sauerstoffsättigung sank.... immer mehr... aber langsam... wir waren alle bei ihr, haben sie gehalten und immer wieder gemeint, dass es okay ist.... der Schmerz war/ist unbeschreiblich.... als der Puls bei ca. 30 war, öffnete sie die Augen - und sah uns alle nochmal an - jeden Einzelnen! Das Gefühl war unbeschreiblich! Sie hat sie Augen bewegt und und jeden von uns nochmal tief in die Augen gesehen <3! Dann schloss sie die Augen wieder und der Puls ging weiter nach unten... als der Puls bei 9 war, kam (und das ist kein Witz), ihre Mutter ins Zimmer gestürmt (bei ihr klingelte es an der Tür, niemand war da und sie fuhr instinktiv los), lag ihre Hand auf ihr Bein, der Puls ging nochmal kurz auf 40 hoch und dann auf 0...... So schlief sie ein... Wir öffneten sofort das Fenster damit ihre Seele fliegen kann... Die Sonne schien so hell warm aber meine Mama ging....


    Die kommenden Wochen waren unfassbar anstrengend... die Organisation der Beisetzung, der ganze Bürokratie-Kram der zu klären war.... man funktionierte - man weinte schrecklichst aber man musste irgendwie funktionieren.. Der Bestatter fragte mich, ob ihc meine Mama im Krematorium mit zurecht machen wollte und ich sagte sofort ja... Für viele ne schlimme Vorstellung, für mich aber ne Sache der Ehre und selbstverständlich... Sie brachte mich auf die Welt, zog mich auch immer an weil ich es ja nicht konnte - sie ging von der Welt und ich durfte sie in ihren Lieblingsklamotten kleiden und ihr die Haare zurecht machen... sie sah so unfassbar friedlich aus... Nur die Kälte war unheimlich.... Es gab mir dennoch innerlichen Frieden, für mich ganz persönlich...


    Die Beisetzung der Urne war an einem sonnigen Nachmittag, wo wir alle echt Angst davor hatten.. Meine Mama kannte jeder im Dorf... Auch wenn wir es nicht in der Zeitung public machten, kamen knapp 300 Leute... Echt unfassbar...Wir trugen alle weiße Hemden und weiße Sneaker (ja, richtig gelesen), da es meine Mama ganz genau so gewollt hätte. Sie war vom Typ her ein Freigeist, trug am liebsten sportlich, hell oder knallbunt - ganz nach dem Motto: Mit gefällt es, wem nicht? > Mir egal :) Und genau so hat sie gelebt, wirklich immer! Sie machte was sie wollte und was sie für richtig hielt - was ihr persönlich gut tat. Das hat auch der freie Redner perfekt an alle rübergebracht.. Den Abschiedsbrief, welchen ich an sie geschrieben hatte aber der Redner vorlaß hat alle berührt.. Ich habe ihn instinktiv geschrieben, genau so wie wenn ich es ihr sagen würde... Genauso wie ich es jetzt gerade schreibe, seit gefühlt 3 Stunden, weine ich fast ununterbrochen... Sie fehlt mir so unfassbar sehr...


    Ich versuche mich immer an positive Dinge zu heften, wirklich von Herzen dankbar für alles zu sein, nur Momente wie diese holen einen immer wieder ein... Meiner besten freundin ihre Mama ist knapp drei Wochen später an Krebs mit 55 verstorben.. paar Monate vorher meine Kollegin im gleichen Alter.. letzten Sonntag mein Freund/Kollege im Alter von 40 an nem Herzinfarkt... der letzte Sonntag hat bei mir das Kartenhaus komplett zum Einstürzen gebracht... Es ist wirklich so unfassbar schwer...

    Meine beiden Katzenbabys geben mir tatsächlich die Kraft und Ruhe in den schlimmsten Momenten... Komischerweise hatte meine Mama denke ich eine Vorahnung.. sie meinte paar Tage bevor das alles passierte "Isa hol dir halt wieder ne Katze, dann bist du nicht so alleine".. Zufall? Ich denke nicht... Auch mein Fernstudium zur Fachpraktikerin Massage habe ich endlich gestartet - sie meinte zu mir "Isa mach das, du hast ein Talent dafür - wenn nicht jetzt wann dann?" - als das Studienmaterial kam lag ein Zettel dabei wo drin stand "Viel Erfolg bei Ihrem Fernstudium - Liebe Grüße Christine" << genau so hieß meine Mama... Seitdem glaube ihc definitiv nicht mehr an Zufälle.


    Meine Mama war die Beste - wirklich die aller beste Person für mich (was sich durch ihren Tod natürlich niemals ändern wird..).


    Ich denke es werden sich manche Leute von euch in dem Geschriebenen wieder finden.....


    Ich wünsche euch alles erdenklich Liebe, genießt die Zeit mit euren Liebsten und mit euch selbst & seid dankbar für jeden noch so kleinen Moment <3


    Liebe Grüße

    Isabella

  • Liebe Isabella,

    Mein Mitgefühl zum Verlust deiner geliebten Mama. Bei deinen letzten Zeilen hatte ich Gänsehaut. Ganz bestimmt hat deine Mama in diesen Momenten (unbewusst) für dich gesorgt, weil dir so eine schwere Zeit bevor stand. Danke, dass du uns deine Geschichte erzählt hast.


    Kannst du mit deiner Familie darüber sprechen? Wie geht ihr damit um?


    Schön dass du zu uns ins Forum gefunden hast. Ich hoffe der Austausch mit Gleichgesinnten tut dir ein wenig gut.

    Fühl dich willkommen <3

    Isabel

  • Liebe Isabella,ich möchte Dir mein Mitgefühl zu Deinem Verlust aussprechen. Eine sehr traurige Geschichte die Du erleben musst. Es war bestimmt sehr schwierig , so plötzlich Deine auch äußerlich veränderte Mutter zu sehen.Ich finde ganz toll,dass Du trotzdem geschafft hast sie bis zum Ende zu begleiten und trotz ihres schlechten Zustands eine Verabschiedung möglich war.Sie muss wohl nochmal alle Kräfte gesammelt haben um Euch auf WIEDERSEHEN zu sagen. Liebe Grüße an Dich, Kikiro

  • Liebe Isabella,


    mein tiefstes Mitgefühl für Deinen schweren Verlust.


    Ich nenne es ein Alptraum aus dem es kein Erwachen gibt, so fühlt es sich nicht nur an für mich ist das so es ist eine Realität geworden und ich lebe seit 11 Monaten und 3 Tagen so.


    Das ich es bis hierher geschafft habe verdanke ich diesem Forum den Menschen hier, meinem Papa meinen Samtpfoten und meinem Partner doch alles das hilft nicht den Schmerz zu lindern.

    Ich bin müde ausgelaugt einfach nur unendlich müde.


    Doch ich mach weiter für Mama weil ich genau weiß das sie genau das will, also weine und schreie ich und dann bin ich wieder ganz still dann unendlich wütend aber nicht auf Mama sondern auf diese dumme Welt da draußen, Menschen mit ihren dummen blöden Sprüchen, doch mittlerweile schaffe ich es sogar es einfach zu ignorieren, hab meine Maske auf somit verstecke ich meine Trauer meine Sehnsucht meinen Schmerz.


    Hier kannst Du schreiben was immer Du willst irgendjemand wird immer antworten.

    Fühl Dich in Deinem Wohnzimmer einfach nur wohl soweit das möglich ist.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Isabel,

    ich danke dir von Herzen <3

    Des kann gut sein... meine Mama hat auch noch ein paar Tage vorher für ihren Freund schon gefühlt einen Vorrat an Lebensmitteln gekauft (er hat keinen Führerschein daher).


    Ich kann mit meiner Familie drüber reden, ja. Mit meinem Stiefdad eher schwierig, da es ihn wirklich kaputt macht - er hat am Grab meiner Mama lautstark vor den knapp 300 Leuten gesagt, dass er bald nachkommt und sich das Leben nehmen will um bei ihr zu sein. Das hat er diese Woche auch erst wieder gesagt nach der Beisetzung von unserem Freund....

    Mein Papa kommt heute Abend zu mir, gott sei dank... Er weiß auch wie ich psychisch in der Verfassung bin...

    Mit meiner Tante aus Amerika telefoniere ich häufig... Es hilft schon für den Moment bzw auch für ein paar Stunden aber es holt mich, seit der Beisetzung am Montag im Krematorium (wo ich meine MAma ja auch angezogen hab), unfassbar heftig ein... Es zerreist mich so verdammt arg....


    Drück dich <3

    Isabella

  • Liebe Isabella,ich möchte Dir mein Mitgefühl zu Deinem Verlust aussprechen. Eine sehr traurige Geschichte die Du erleben musst. Es war bestimmt sehr schwierig , so plötzlich Deine auch äußerlich veränderte Mutter zu sehen.Ich finde ganz toll,dass Du trotzdem geschafft hast sie bis zum Ende zu begleiten und trotz ihres schlechten Zustands eine Verabschiedung möglich war.Sie muss wohl nochmal alle Kräfte gesammelt haben um Euch auf WIEDERSEHEN zu sagen. Liebe Grüße an Dich, Kikiro

    Liebe Kikiro,

    vielen Dank für deine Worte <3

    Es war schrecklich sie so hilflos zu sehen... Wirklich verdammt schlimm... Aber sie bis zum Schluss zu begleichen war eine Selbstverständlichkeit.

    Ja, das hat sie auf jeden Fall.. Dass sie gekämpft hat, bis ihre Schwester aus Amerika kam und uns dann nochmal alle ansah ist und bleibt echt ein unfassbar erlösendes Gefühl...


    <3

  • Liebe Isabella, auch von mir mein tiefstes Mitgefühl. Deine Geschichte liest sich wie ein Albtraum. Ich finde keine Worte, habe Tränen in den Augen. Ich finde es ganz toll, dass du mitgeholfen hast, deiner Mama die letzte Würde zu erweisen. Ich habe meine Mama auch tot auf der Intensivstation liegen sehen...ein letzter Abschied, ein letztes Foto von uns Beiden...denn weitere würd es nie mehr geben. Hätte man mich gefragt, ob ich dabei sein will, beim ankleiden, hätte ich das auch getan. Doch gab mir gar keiner diese Wahl.

    Ich lebe nun ein Jahr ohne meiner Mama. Jeden Tag tut es weh, obwohl ich es auch ganz normal schaffe weiter zu machen...zu arbeiten, Haushalt, und 2 Kinder. Meine Mama ist immer in meinen Gedanken. Keiner kann meinen Schmerz verstehen...


    Fühl dich umarmt.❤️

  • Hallo Isabella,


    meine Mutter ist vor 2 Tagen mit 49 Jahren gestorben. Wir haben gerade noch mit ihr telefoniert, vor 3 Wochen, als sie plötzlich aufgelegt hat und nicht mehr ans Telefon ging.

    Ich habe meine Oma zu ihr geschickt, die hat den Notarzt angerufen. Zuerst hieß es, sie hätte einen epileptischen Anfall. Dann stellte sich heraus, dass sie eine schwere Hirnblutung hat. Sie wurde in ein Krankenhaus in meiner Nähe geflogen und dort operiert. Die OP lief sehr gut, sie war nach 2 Tagen wieder wach. Wegen Corona konnte ich aber nur 2 Mal zu ihr. Beim 2. Mal habe ich ganz normal mit ihr geredet. Ein paar Tage später verschlechterte sich ihr Zustand, irgendwann sprach sie auf die Medikamente nicht mehr an. Mir wurde gesagt, dass sie schon mehrere Hirninfarkte hatte. Irgendwann haben sie die Therapie eingestellt und gefragt, ob sie den Beatmungsschlauch ziehen sollen. Sie hätte das alles nicht überlebt.

    Wir beschlossen, sie gehen zu lassen. Ich war bei ihr, bis zum letzten Herzschlag.


    Seit dem Moment, als sie nicht mehr ans Telefon ging, ist die Zeit für mich stehengeblieben. Sie war und ist für mich auch der beste Mensch, den ich kannte. Ich habe mich in deinen Zeilen wiedergefunden und fühle deinen Schmerz. Ich habe von ihr das positive Lebensgefühl geerbt, den alles durchdringenden Optimismus.

    Mir helfen Rituale sehr, seit sie im Krankenhaus war. Jetzt zünde ich jeden Morgen neben ihrem Bild eine Kerze an, damit sie bei mir ist beim Frühstück. Und vorm Schlafengehen, wenn ich ihr noch einen Brief schreibe oder einfach so. Ich habe mir auch ein Tattoo stechen lassen, das hat sie sich gewünscht, als sie noch mit mir sprechen konnte (obwohl sie da auch etwas im Delirium war).

    Was machst du, wenn du sie unendlich vermisst, wenn dich dieses Gefühl überkommt? Wie hast du die letzten Monate überstanden?


    Liebe Grüße , Jennifer

  • Liebe jenn,


    dein Verlust tut mir sehr leid, ich weiß wie Du Dich fühlst gerade.

    Es ist ein Alptraum aus dem man nicht erwacht und leider kann ich Dir keine tröstenden Worte geben denn es gibt keine.


    Es ist einfach ein unglaublicher Schmerz es zerreißt einen.

    Wie überlebt man wie macht man weiter wenn man zu verstehen beginnt das es dafür keine Heilung gibt das nichts wieder gut wird.

    Ich kann Dir sagen warum ich weiter mache und was ich tue wenn der Schmerz der Druck zu groß wird----schreien schreien und schreien.

    Hier schreiben, weinen und daran denken das Mama will das ich weitermache, das ich weiter lebe wenn es auch noch so schwer ist, wer sollte sonst ihr Andenken bewahren, ausserdem hab ich noch meinen Papa meine beiden Samtpfoten und meinen Partner.


    Trotzdem geht es mir nicht gut und das wird auch morgen und übermorgen nicht sein.

    Nichts kann das ersetzen was mir genommen wurde, nichts kann das ersetzen.


    Vlg. Linchen

  • Jetzt habe ich alle Texte gelesen und bin erschüttert. So viel Trauer, so viel Leid so viel Vermissen.

    Eine Mutter, die wie eine Freundin ist - ein Traum. Eine Mutter, die so ist wie eine Mutter sein sollte. Ein Traum.

    Und wenn man diesen Traum leben durfte..... Ist der Abschied um so schwerer.

    Wie alt war Deine Mutter bei dem Stich und dem Schock? Und wie alt bist Du?

    Ja, die Hilflosigkeit ist schwer zu ertragen, die eigene und die des Kranken.

    Eine schreckliche Geschichte, ich bin sehr betroffen von Deinen Schilderungen.

    Kannte sie jemanden im Anderland, der sie abgeholt hat?

    Ich weiß von meinem Schatz, daß der Übergang nicht schlimm ist sondern im Gegenteil. Alles fällt von einem ab und man ist frei und voller Frieden.

    Von dem Moment an, in dem sie rüber gewechselt ist ging es ihr gut. Sie war nach Hause gegangen.

    Wahrscheinlich hatte sie all ihre Aufgaben erfüllt, die sie in diesem irdischen Leben zu erfüllen hatte und ging zurück in unser aller zu Hause.

    Und nun wird sie Euch, die sie geliebt hat begleiten, unterstützen und helfen.

    Davon bin ich überzeugt.

    Es ist so unendlich schwer ohne unsere Lieben weiter zu leben. Es ist so unendlich schwer das Trauern durch zu stehen.

    Aber wir wissen, daß es unseren Lieben gut geht, daß sie zu Hause sind und sich wohl fühlen. Und das sie sich wünschen, daß wir weitermachen und unsere Aufgaben erfüllen, was immer es für Aufgaben sind. Und das wir auch glücklich sind, uns in unserem Leben zurechtfinden und unsere Trauer irgendwann verarbeitet haben. So daß wir ohne Traurigkeit auf unsere Liebe zurück schauen können. Mit Zärtlichkeit, Dankbarkeit und Vertrauen.

    Ich bin überwältigt von Deinem Bericht und hoffe, daß Du irgendwann gestärkt aus all diesem herauskommen kannst.

    Es hat mir so unendlich gut gefallen, daß Du Deine Mutter mit zurecht gemacht hast und ihren Weg so eng begleitet hast.

    Ralfsheidemarie

  • Oh, ich habe nochmal nachgelesen, sie war erst 49 Jahre alt. Das ist wirklich sehr jung. Offensichtlich hat sie ihre Aufgaben schon früh erledigt, daß sie so früh nach Hause gehen konnte. Für Dich ja eher mußte. Der Gedanke, daß es ihr gut geht im Anderland ist ein wenig tröstlich. Aber vermissen tut ihr sie ja alle.

    Ralfheidemarie

  • Liebe Isabella,


    Ich drück dich aus der Ferne und wir können gemeinsam um unsere Mamas weinen. Es ist einfsch zum schreien!


    Meine Mama hatte am 29.03.2020 mit 65 Jahren,ohne Vorerkrankungen,einen schweren Schlaganfall und ist am 13.04.2020 gestorben. Wir durften sie gar nicht besuchen wegen Corona. Es war der erste Look Down. Sie war ganz allein, wenn ich daran denke wird mir ganz anders. Es waren wohl zwei Schwestern bei ihr aber keiner von uns. Erst als sie verstorben war durften wir auf die Intensivstation und ich war mit meinem Papa dort.



    Am 10.03.20 habe ich sie das letzte Mal gesehen, wir hielten Abstand wegen Corona. Ich habe eine kleine Tochter. Sie kam am 04.02.20 auf die Welt. Danach ging es mir schlecht und ich musste noch bis zum 02.03.20 im KH bleiben, daher waren wir mit Corona auch von Anfang an sehr vorsichtig. Ich war noch schwach und angeschlagen, da ich erst selbst um mein Leben gekämpft habe.


    Ich vermisse sie so sehr, sie war immer für mich da. Meine Eltern haben bei uns übernachtet und mir mit meiner Tochter geholfen. Ich durfte sie nicht tragen usw. Und mein Mann musste ab dem 02.03. Wieder arbeiten.


    Kein der so etwas nicht erlebt habt kann das nachempfinden. Deshalb schreibe ruhig hier wenn es dir nicht gut geht. Mor geht es oft schlecht, aber ich schweige nach außen, kümmere mich um die Kleine und haben das Gefühl innerlich zu zerbrechen. Als sie gestorben hat sie einen großen Teil von mir mitgenommen und sie war einfach die Beste für mich. Ich hab ihr immer alles erzählt und ja wir wurden bemuttert. Das werden wir jetzt nie wieder erleben und damit müssen wir leben, aber es ist schwer und es gibt Tage die besser sind u d Tage die schlechter sind. Aber wir sind füreinander da und weinen gemeinsam. Unsere Mamas wolle. Dass wir weiter machen. Da bin ich mir sicher und ich schicke dir viel Energie für die nächsten Tage.

    Freue mich von dir zu hören.


    LG Charmen