Hallo zusammen,
am 14.8.2021 ist ganz überraschend mein geliebter Papa gestorben. Ich bin 35 und er wurde nur 65 Jahre alt.
Ich weiß nicht was ich machen soll.. sie waren zu dem Zeitpunkt seit 2 Wochen im Urlaub in der Heimat meines Vaters in Serbien.
Dort haben sie ein Haus. Sie haben sich impfen lassen gegen Corona und haben dann entschlossen dieses Jahr mit dem Auto zu fahren.
Mein Papa hat vor vielleicht 6 Wochen noch ein neues Auto gekauft.. seit Jahren hat er nach Autos gesucht und dann zufällig endlich einen guten Gebrauchtwagen gekauft.
Es war alles ok, er fühlte sich nicht schlecht vorher..hatte kein Engegefühl..nichts.
Am Abend ist meine Mama um 22 Uhr ins Bett. Zu Hause schlafen sie immer gemeinsam in ihrem Ehebett, dort im Haus in Serbien haben sie aber 4 Schlafzimmer und da meine Mama gerne liest und mein Papa gerne laut TV geschaut hat ist sie dann rüber in ein anderes Zimmer. Vorher haben sie noch gekuschelt..es gab keinen Streit vorher.. nix.
Er war so glücklich seine Schwester zu sehen..seinen Cousin.. seine Nichten und Neffen.. alle die dort wohnen.
Er kam damals mit seinem Papa nach Deutschland zum arbeiten, nachdem seine Mama an einer Lungenentzündung gestorben war als er gerade mal 14 Jahre alt war.
Seine kleine Schwester musste er zurück lassen bei der Oma, da er und sein Papa ja beide arbeiten wollten.
Er lernte den Beruf des Schreiners und hat immer hart gearbeitet in einer großen Firma. Nach über 45 Jahren und mehreren Bandscheibenvorfällen konnte er dann nicht mehr. Sein Rücken war kaputt. Er bekam nicht mal eine Abfindung und wurde noch vom Chef verspottet.
Wir - meine Eltern und meine Schwester und ich - waren immer in den Sommerferien in Serbien. Dort hatte er ein Haus gebaut und dort wollten sie mal wohnen wenn sie in Rente sind. Er war dann Frührentner aber meine Mama geht noch arbeiten und sie haben jedes Jahr am Haus gearbeitet.. damit dann alles schön ist wenn sie umziehen wollten.
Sie wollten immer dort über den Sommer sein und im Winter in Deutschland um die Enkel zu sehen. Mein Mann und ich haben zwei Kinder 8 Jahre und 4 Jahre alt.
Am 15.8.2021 wollten sie das Hauspatronfest feiern mit der Familie.
Jetzt ist er tot.
Und statt dem Fest am 15.8.2021 war dann die Beerdigung.
Wir konnten mit den zwei Kinder nicht einfach da hin..von jetzt auf gleich.. es fliegen auch nur paar mal die Woche Flugzeuge..
wir hätten direkt losfahren müssen.. 1550 Kilometer und etliche Stunden an der Grenze.. wer weiß ob wir das geschafft hätten... und das hätte er auch nicht gewollt.
Dort ist es so, dass die Toten bis zum nächsten Tag beerdigt werden, es gibt keine Kühlräume...
Meine Mutter ist auch im Schock.. alles macht keinen Sinn sagte sie.. sie hatten Laminat gelegt.. letzte Woche..3 Tage vor seinem Tod..
Die letzen Jahre haben sie noch zwei Gästezimmer mit Bad für uns gemacht.. hatten so viele Pläne.
Morgens hat meine Mama dann hier angerufen.. normal lässt sie nur anklingeln, da ich immer zurück rufe mit einer billigen Vorwahl.
Diesmal legte sie nicht auf.. da dachte ich schon kurz.. es ist was..
ich ging ran.. hörte schon an der Art wie sie meinen Namen sagte, dass etwas ist..
Setz dich bitte mal hin sagte sie dann.. es ist das schlimmste passiert was hätte passieren können.
Ich dachte.. moment..moment.. sie hatten immer Angst im Krankenhaus zu landen.. dachte..er sei gestürzt.. Treppe runter.. irgendwas..
dann sagte sie Papa ist tot.....
Niemals hätte ich sowas gedacht.. nicht so.. man denkt immer.. ja.. bestimmt werden die Eltern 85 oder älter..
Meine Oma wurde 92 und ist letztes Jahr gestorben..das war auch schlimm.. und für meine Mutter auch.. ich bin doch irgendwie innerlich ein kleines Kind.
Aber ich wusste dass die Zeit schon sehr begrenzt war mit meiner Oma.
Meine Eltern kamen jede Woche.. wir haben zusammen gegessen.. mein Papa kam oft wenn meine Mama arbeitenw war..
Er hat den Kindern Eis und Süßigkeiten gebracht. alles mögliche gekauft.. ständig wollte er uns etwas Gutes tun.. hatte gekocht und es zu uns gebrach spontan...immer ans Fenster geklopft statt zu klingeln und gerufen -Hallo..jemand da?
Nie mehr wird das passieren.. wenn ich irgendwohin musste und mein Mann arbeiten war, dann ist er mit mir und den Kindern gefahren.. egal wohin.. egal wielange.. das Verhältnis war sehr eng.. ich kann es nicht glauben.
Keine Möglichkeit sich zu verabschieden ist...es bricht mir das Herz
Natürlich würde ich nie wollen, dass er eine Krankheit gehabt hätte vorher.. aber so.. von jetzt auf gleich????
Wohl plötzlicher Herztod.. Autopsie machten die nicht.
Er lag friedlich im Bett.. nicht versucht aufzustehen..
Meine Mutter macht sich Vorwürfe..wieso sie nicht liegen geblieben ist.. alle sagen zu ihr sie hätte nichts tun könne.. nur mit Defibrilator wenn man direkt daneben steht hat man eine Chance.
Ich hab trotzdem Angst dass er einen schmerzhaften Herzinfarkt hatte.. Schlaganfall.. irgendwas.. wo er lange gelitten hat noch und ihn keiner gehört hat.
Ich hatte ihm im Mai einen Termin beim Kardiologen gemacht.. zuvor hatte ich ihn gebeten wegen neuer Schulterschmerzen zum Hausarzt zu gehen. Der Hausarzt hatte ein EKG gemacht.. war tip top aber zur Sicherheit wollte er noch Ultraschall und Belastungs EKG..der Kardiologe machte EKG und Ulraschall..das Belastungs EKG nicht.. vielleicht hätte man da was gesehen..????????
Ansonsten war alles ok.. altersentsprechend.. vielleicht hat man verengte Arterien im Ultraschall nicht richtig gesehen.. ich hab keine Ahnung.. plötzlicher Herztod kommt ja wohl von Rhytmusstörungen.. wieso hatte er nicht mal so ein Langzeit EKG bekommen.. .. Augenarzt..Blutabnahme..alles war ok... ich dachte mir aber nach dem Urlaub schicke ich ihn nochmal woanders hin.. ab und zu hatte er zu hohen Blutdruck.. bekam dafür aber Tabletten.. aber er war körperlich fit..kein schwabbel Bauch.. kein Wasser in den Beinen..nicht außer Atem. Für mich gab es immer nur die Angst vor Krebs.. oder dass man irgendwann halt mal einen Stent setzen müsste wenn irgend eine Arterie zu eng wird.. aber hab mich so in Sicherheit gewogen mit dem Ultraschall.. niemals hätte ich das gedacht..
Das einzige was mir ein winziges bisschen Trost gibt, ist, dass er in seiner Heimat war.. dort beerdigt wurde wie es auch immer sein Wunsch war..(aber natürlich erst viel später...)
ein bisschen Trost, dass seine Schwester da war.. er vorher gut drauf war..es keinen Streit gab.
Aber egal wie oft ich mir das sage.. ES WAR DOCH ZU FRÜH!!! Ich wollte einfach noch Kind sein.. einfach eine Mama UND Papa noch für viele Jahre....
Er hat mir leider kein Serbisch beigebracht..ich kann, da wir wiegesagt jeden Sommer dort die Ferien verbracht haben viele Worte verstehen.. Smalltalk halten....
Vor ein paar Tagen dachte ich mir noch.. wenn sie zurück sind möchte ich ihn fragen, mir und seinen Enkelkindern es jedes mal wenn er kommt bisschen beizubringen.. wir hatten noch geredet, dass wir nächstes Jahr endlich kommen wollen.. wir waren 2013 das letzte mal mit unserem damals 8 Monate alten Sohn zusammen mit ihnen da.
Dann waren wir bei der Schwester meines Mannes, da die auf Sizilien lebt, dann wollten meine Eltern erst die Gästezimmer fertig machen, dann kam 2017 unsere Tochter zur Welt..
dann war der Hund so alt.. dann kam Corona.. jetzt ist er tot..
Natürlich können wir es noch lernen..und dorthin..aber er wird es nicht wissen.. so viele Sachen gehen mir durch den Kopf.. ich hoffe er wusste wie sehr ich ihn geliebt habe.. wir haben das nie so gesagt - immer nur auf Karten geschrieben und uns anders gezeigt.. dass wir zusammen Zeit verbracht haben.. er für uns da war und wir für ihn.. aber ich bereue es so sehr.
Sie sind Samstags früh losgefahren und bis Freitag Abends waren sie noch bei uns..dann sind sie heim und auf einmal kam er nochmal alleine, weil er Hilfe brauchte mit dem neuen Handy..dann ist er zack weg..wir haben gewunken..und es war ein Abschied für immer..ich komme damit nicht klar.. mein Papa fehlt mir so sehr!
Viele Menschen sind gekommen.. haben meiner Mama Geschichten erzählt die sie selbst nicht kannte, haben nur Gutes gesagt.. er war überall beliebt.
Eine ALte Frau kam und hat sich über ihn gebeugt und gesagt, er müsste bei ihr stehen und nicht sie bei ihm..
Der Pfarrer hat gesagt er war so gut, dass er so im Schlaf geholt wurde... und wollte an dem Fest alle versammeln.. an dem Tag des Festes war dann die Beerdigung.. und alle haben sich versammelt. Freunde haben ihn von zu Hause bis zum Friedhof getragen.. alle sind hinterher gelaufen.. auch Freunde haben das Loch gegraben. Alle gestandenen Männer hatten Tränen in den Augen.. denn am Tag vorher hat er noch mit ganz vielen geredet.. keiner konnte es glauben und doch ist es wahr.. ich habe so eine Leere in mir.. ein Gefühl von ich bin alleine.
Trotz Kindern und Mann.. meine Mama kommt am 26.8 nach Hause.. ohne Papa.
Nichts ist mehr wie vorher..