Mein Papa ist gestern gestorben

  • Ich weiß gar nicht so richtig wie ich das beschreiben soll. Mein Papa hatte die ganze letzte Woche schon rumgekränkelt. Wir dachten es ist einfach nur eine starke Erkältung, da wir uns alle angesteckt haben. Er hat schlecht Luft bekommen und wir dachten es liegt am vielen Rauchen. Die letzte Woche war nicht schön. Meine Mutter hatte Urlaub und musste Papa am Dienstag förmlich dazu zwingen zum Arzt zu gehen, da er nicht gehen wollte. Als er wieder nach Hause gekommen ist, haben wir natürlich nachgefragt was rausgekommen ist. Er hat gesagt, dass der Arzt hohe Entzündungswerte festgestellt hat und dafür hat er dann auch einige Medikamente bekommen. Eine genauere Aussage haben wir nicht bekommen. Ich dachte zu dem Zeitpunkt immer noch, dass es nur eine sehr schlimme Erkältung ist und das es durch seinen eher ungesunden Lebensstil nochmal verstärkt wird. Meine Mutter und er haben sich die letzten Tage sehr oft in den Haaren gehabt, da er beispielsweise trotzdem noch unten rauchen war, obwohl er so schlecht Luft bekommen hat. Auch ich war wütend deswegen, aber habe ihn nicht direkt damit konfrontiert. Gestern Nacht, so gegen 2:00 Uhr bin ich runter gegangen und habe im Bad Licht gesehen. Mein Papa stand da über unsere kleine Mauer gebeugt und hat schwer geatmet. Ich war müde, sauer und wollte einfach nur noch duschen, also hab ich gesagt "Papa ich muss jetzt ins Bad, bitte geh ins Bett", darauf hat er was gesagt und ist gegangen, aber ich hab es nicht richtig verstanden und nicht weiter drüber nachgedacht. Als ich dann morgens runter kam, kam mir meine Mutter entgegen und meinte, dass Papa mit dem Krankenwagen abgeholt wurde und jetzt auf der Intensivstation liegt. Sie hat ihn gegen 6:00 vor seinem Bett gefunden. Er hat vorm Bett gekniet und keine Luft bekommen. Wir haben meiner Schwester dann bescheid gesagt und noch waren zuversichtlich das er das schafft. Es wurde akutes Nierenversagen festgestellt, da er zwei Wochen nicht mehr richtig auf die Toilette gehen konnte. Er hat es uns aber nicht gesagt, nur das er in der Nacht mehrmals auf die Toilette gehen muss, da nicht viel rauskommt. Meine Mutter, Schwester und ich sind dann 16:00 Uhr zusammen zum Krankenhaus gefahren, da wir eher nicht hingehen durften. Mutti ist alleine hoch und wir sollten erstmal im Auto warten, da Sie erstmal nur mit der Ärztin sprechen sollte (wie es weiter geht etc.). Als sie wieder runter kam, hat sie geweint und ich dachte, dass sich Papas Zustand vielleicht einfach nur verschlechtert hat, aber sie hat uns dann erzählt, dass er gerade gestorben ist.. Er war davor stabil, aber sein Herz hat plötzlich nicht mehr mitgemacht...


    Ich wünschte einfach, ich hätte gestern Nacht direkt den Krankenwagen gerufen, dann wäre er jetzt vielleicht noch hier. Ich wünschte ich hätte die letzten Tage einfach besser zugehört, dann wäre mir das vielleicht auch aufgefallen, dass er seit 2 Wochen nicht richtig auf Toilette gehen kann... Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll, da ich glaube , dass wenn ich den Krankenwagen gerufen hätte, er vielleicht nochmal durchgekommen wäre..


    Der Text ist ziemlich durcheinander, aber ich weiß nicht wie ich es sonst schreiben soll. Ich bin erst 22 und meine Schwester ist 19. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, das mein Papa niemals bei meiner Hochzeit dabei sein wird oder wenn ich Kinder bekomme. Ich musste das los werden, denn ich weiß nicht so richtig, wie ich das alles verarbeiten soll.

  • Liebe lisajordanx , zu aller erst ein leises Willkommen von mir hier im Forum. Wie gut, dass du so schnell dieses Forum gefunden hast und deine Geschichte mit uns teilst.


    Es tut mir sehr leid, dass du deinen Papa verloren hast.... Es ist ja sozusagen gerade eben erst passiert. Ihr steht alle unter Schock, weil ihr damit ja nie gerechnet hättet. Du kannst hier gern alles schreiben, was du möchtest. Es wird immer jemanden geben, der ein offenes Ohr für dich hat.


    Ich habe vor 13 Monaten meine Mama verloren. Ich habe auch ein eigenes "Wohnzimmer". Dort kannst du auch gern nachlesen, wenn du möchtest und dir danach ist. Mir hilft es immer Tipps von anderen hier aus dem Forum und unterstützende Worte zu lesen.


    Mir hat es letztes Jahr nach dem Tod meiner Mama gut getan, einfach das zu tun, wonach mir gerade war. Meine Mama ist am Nachmittag verstorben und abends war ich mit meinem langjährigen Partner bei einer seiner Tanten zum Abendessen und danach in der privaten Sauna. Dort konnte ich gefühlt alles rausschwitzen, was mir so auf der Seele lag.


    Und ich weiß, es ist leichter gesagt, als getan, aber bitte versuch dich mit solchen Gedanken "was wäre wenn" usw. nicht all zu sehr zu belasten. Ich weiß, dass das ganz normal ist und ich hatte bzw. habe das auch noch teilweise, aber es ist einfach nicht zielführend.


    Viele Grüße, Lisa

  • Liebe Lisa! ( Nehme ich an)

    Es tut mir so leid, dass du deinen Vater verloren hast, deine Erzählung ist so traurig.

    Auch meine Töchter haben sehr gelitten, als ihr Vater gestorben ist, ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich ist!

    Ich weiß gar nicht so recht, was ich dir zu deinen Schuldgefühlen sagen soll, denn die haben viele, sie gehören oft zur Trauer.

    Aber dein Vater war ein erwachsener und mündiger Mensch, er hätte auch selber erkennen können, dass er ins Krankenhaus sollte. Auch er hat es nicht erkannt, wie hättest du das dann sollen?

    Schreib dir hier alles von der Seele was dich bedrückt, oft bringt das ein wenig Erleichterung in der schweren Zeit.

    Alles Liebe für dich!

    Hedi

  • Liebe Lisajordanx,


    es tut mir so leid zu lesen, was mit deinem Papa passiert ist. Ich verstehe deine Schuldgefühle, wir hatten sie letzten Jahr auch als meine Schwiegermutter starb und auch niemand den Rettungsdienst rief, bis es zu spät war. Ich glaube das, was Hedi sagt stimmt, Schuldgefühle gehören oft zur Trauer. Vielleicht, weil das, was passiert ist so unumkehrbar ist. Letztlich wusste aber nur dein Vater selbst, wie es ihm geht - er wäre dir sicher nicht böse.


    Viele liebe Grüße

    Cildie