Vor zwei Tagen ist Papa gestorben

  • Liebe Menschen hier,


    erstmal möchte ich sagen, wie toll ich dieses Forum finde. Es ist so aktiv und jeder findet offene Ohren und auf jeden wird so toll eingegangen, das ist wirklich großartig!


    Ich bin völlig überrollt und traurig. Vorgestern Abend ist mein Vater mit 71 Jahren gestorben. Ihm ging es schon eine Weile, ein paar Wochen, nicht gut und er sah auch echt schlecht aus, aber niemand hätte gedacht, dass es so ernst ist. Am Donnerstag Abend ist er ins Krankenhaus gefahren auf Anraten des Hausarztes und ein paar Stunden später war er tot, einfach so eingeschlafen. Es war eine Herzmuskelentzündung, die sein vorgeschädigtes Herz nicht verkraftet hat.


    Ich lebe mit meinem Freund und unserem kleinen Baby ca 110 km entfernt von meinem Elternhaus (es tut weh, nicht mehr zu schreiben „von meinen Eltern“). Als wir die Nachricht erhalten haben, waren wir völlig erstarrt, im Schock. Wussten nicht was wir sagen, machen sollen, außer unseren kleinen Sohn weiterhin zu versorgen. Es fühlt sich so paradox an, zehn Minuten nach solch einem Anruf eine Windel zu wechseln.Ansonsten saßen wir nur auf dem Sofa und haben die Wand angestarrt, es ging wirklich gar nichts.


    Die Tage gestern und heute sind geprägt von Tränen und Erinnerungen. Ich könnte seitenweise über meinen Vater schreiben, ein wahnsinnig kluger, belesener und interessierter Mann. Zeitlebens ein wenig brummig, aber seit vor 2,5 Jahren sein erster Enkel, mein Neffe, geboren wurde, ist er richtig erweicht und zum Vorzeigeopa geworden. Seine Enkelsöhne waren sein Ein und Alles und er hat sich sehr darauf gefreut, wenn unser Junior erst einmal etwas größer ist und mit seinem großen Cousin im Garten in der Sandkiste spielt.


    Da es sonst den Rahmen sprengen würde, möchte ich zu dem Punkt kommen, der mich neben meiner Trauer so zermürbt. Ich kriege es nicht hin, mich auf mich zu konzentrieren.Es ist anstrengend genug, um den Vater zu trauern und ein voll gestilltes Baby zu versorgen, aber ich leide dazu noch total mit allen anderen mit.


    Natürlich mit meiner Mutter, die nach 40 Jahren Ehe alleine ist. Ich habe regelrecht ein schlechtes Gewissen, dass wir hier als kleine Familie sitzen, einander haben und mit unserem Kleinen den lebenden Beweis dafür, dass das Leben weitergeht. Dass es uns irgendwann besser gehen wird. Sie ist jetzt alleine im Haus mit einer zunehmend dementen Oma. Zwar lebt ein Teil der Familie nebenan und wir alle kommen oft zu Besuch, aber trotzdem bleibt die Leere im Haus, morgens beim Kaffee, abends auf dem Sofa. Wie gut geht es uns dagegen…


    Mein kleiner Neffe tut mir so leid, er sucht seinen Opa und versteht das alles nicht. Ich könnte nur heulen wenn ich an ihn denke.


    Mein Freund hat kein so gutes Verhältnis zu seinem eigenen Vater. Und mit meinem Papa hat er sich wunderbar verstanden. Als meine Eltern das letzte Mal hier zu Besuch waren, hat er mit Papa stundenlang zusammen in der Küche gesessen, Kaffee getrunken und richtig gute Gespräche geführt. Das hatte er mit seinem Vater nie. Kaffee ist die Leidenschaft meines Freundes und er fand es einfach so schön, wie interessiert mein Papa war, nachgefragt hat, sich direkt auch ins Thema reinfuchsen wollte (er hat sich wirklich für ALLES interessiert!).

    Mein Vater hat ihm kürzlich zum Geburtstag dann ein Paket richtig guten, teuren Kaffee geschenkt. Wir haben davon getrunken, aber einen Teil hat mein Freund extra aufgehoben, weil er ihn gerne beim nächsten, bereits geplanten, Besuch mit meinem Vater zusammen trinken und wieder so ein schönes Männergespräch führen wollte.
    Darauf hatte er sich richtig gefreut und er ist einfach so traurig dass es nie dazu kommen wird. Und das zerreißt mir auch das Herz.


    Meine über 90jährige Oma (mütterlicherseits) versteht die Welt nicht mehr und weint nur. Erst im November ist ihr Mann, mein Opa, mit über 100 Jahren verstorben. Sie steckt noch mitten in der Trauer, ist zunehmend verwirrt und kann jetzt einfach nicht verstehen, was passiert ist. Opas Tod habe ich gut verwunden. Er war ein klasse Opi, aber des Lebens müde und bereit zu gehen.


    Mich frisst das alles auf, ich weine für alle mit. Und muss doch auch an mich denken dabei. Und natürlich an meinen kleinen Sohn, der den ganzen Tag fröhlich ist und lacht und kuscheln und trinken will und wie immer Spaziergänge und frische Windeln braucht. Es sind so viele Dinge und ich weiß nicht, wie ich das alle emotional unter einen Hut bringen soll.
    Wir müssten eigentlich so schnell es geht zu meiner Mutter fahren, aber ich fühle mich gerade einfach nicht bereit dafür, den Rest der Familie in ihrer Trauer zu sehen. Gefühlt müssen wir drei hier erstmal klarkommen. Und das macht mir schon wieder ein schlechtes Gewissen. Aber wir telefonieren mehrmals täglich und meine Mutter sagt, dass wir überhaupt nichts müssen. Wir sollen uns an dem Kleinen erfreuen und jeden Tag so gestalten, wie es uns guttut. Sie gibt sich sehr tapfer und ist nicht allein. Trotzdem fühle ich mich schlecht weil ich nicht dort bin.


    Jetzt habe ich so viel geschrieben und ich hoffe, jemand liest alles…ich werde jetzt versuchen, mal ein bisschen zu putzen und an meinen Blumen auf dem Balkon zupfen, das hilft mir. Ich komme mir komisch vor, dass ich mich auch noch mit meinen Pflanzen beschäftige und sogar gestern Abend etwas in meinem Krimi gelesen habe (wie fast alle meine Bücher von Papa weitergegeben, wir sind beide wahnsinnige Leseratten) und wir uns eine Weile über andere Dinge (Kitaplatz-suche, Arbeit etc) unterhalten haben.

    Wie war es bei Euch so frisch nach dem Tod Eurer Lieben?


    Danke an jeden, der das hier gelesen hat<3

  • Liebe Elli,


    zunächst einmal sind es 2 Tage... keine Zeit um das Geschehene überhaupt zu erfassen.


    Mein tiefes Mitgefühl zum Verlust deines geliebten Papa's. Ich kann dir so sehr nachfühlen, da ich auch meinen Papa verloren habe.


    Die Gedanken die du dir machst sind ganz normal. Und das "mitleiden" kenne ich nur zu gut. Es ist so, wenn man seine Eltern sehr liebt... Die Sorge um die Mama, wie sie damit klar kommt, das alleine sein auf einmal. Leider kann keiner dem anderen etwas abnehmen, aber füreinander da sein, das können wir ❤️


    Natürlich geht das Leben weiter, muss weiter gehen, du hast eine kleine Familie aber du brauchst jetzt erst einmal die Zeit für dich um zu realisieren was geschehen ist. Die braucht ihr alle... praktisch von heute auf morgen verändert sich euer Leben... es braucht Zeit und Raum.


    Hinterfrage nichts was du tust oder fühlst... für Trauer gibt es keine Regeln, keinen Plan und keine Zeit.


    Und schreibe, wenn dir danach ist, wir lesen und antworten.


    Ihr hattet alle eine besondere und liebevolle Beziehung zu deinem Papa, der ein besonderer Mensch war... sprecht über ihn und eure Gefühle und sprecht mit ihm, wenn ihr ihm was sagen möchtet, er wird es wahrnehmen, seine Seele wird es hören...


    Alles Liebe Pia

  • liebe Elli 💖

    jetzt möchte ich dir nur schreiben das ich alle deine Empfindungen gelesen habe und mit dir fühle.

    Später mehr weil ich auf einer überdachten Veranda gerade sitze.

    Pia1962 💖 hat dich mit solch empfindsam, liebevollen und warmen Worten hier willkommen geheißen

    💓💔💖🌈...

    Das möchte ich jetzt einfach mit meinem Geschriebenen vertiefen.

    sanfte Umarmungen Wenn du es dir vorstellen kannst von💖 Sverja

  • Liebe Elliminelli!

    Es tut mir so leid für dich, dass du deinen geliebten Papa aus diesem Leben verloren hast.
    Aber gut, wenn du dieses Forum hier gefunden hast. Hier können alle gut nachempfinden, wie du dich nun fühlst.

    Pia hat alles so gut ausgedrückt- dem kann ich im Moment gar nichts Kluges hinzufügen.
    Wir hatten das auch in der Familie- jeder leidet auch für den anderen noch mit, will auch nicht, dass es dem anderen so schlecht geht.

    Ich wünsche dir vorerst einfach einmal, dass du dich hier gut aufgenommen fühlst. Das Schreiben ordnet die Gedanken und kann deine Not etwas erleichtern.

    Alles Liebe für dich!

    Hedi

  • Liebe Elliminelli,


    also erst einmal mein absolutes von Herzen kommendes Beileid zu eurem schweren Verlust.

    Nun 2 Tage Du bist noch völlig unter Schock kannst jetzt im Moment gar nicht richtig begreifen was da gerade passiert.

    Da ist noch dieses kleine Wesen das überhaupt noch nicht versteht was los ist aber es mit Sicherheit spürt in einer gewissen Art und Weise.

    Dennoch muss es versorgt werden uns ja auch lachen spielen alles das was eigentlich nicht wirklich geht in solchen Momenten.

    Diese Gedanken die Du hast was Du alles aufgezählt hast die sind jetzt erst mal völlig normal und da werden die nächsten Tage und Wochen noch einiges hinzukommen.

    Kopfkino, Gedankenkarusell das kann sehr unangenehm sein und schwierig.

    Den Rat den ich Dir geben kann momentan einen Tag nach dem anderen Leben....im Moment ist das alles völlig durcheinander und das realisieren hat noch gar nicht angefangen.


    Ich wünsche Dir uns Deiner Familie ganz ganz viel Kraft für die nächsten Wochen, Monate evtl. sogar Jahre.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Elliminelli,


    mein ganz herzliches Beileid zu eurem großen Verlust! Du beschreibst das alles so lebendig, man fühlt sofort mit eurer ganzen Familie mit. Bitte hab kein schlechtes Gewissen, wenn du nun nicht ständig bei deiner Mutter bist. Ich selbst habe vor gut einem Jahr ganz plötzlich meinen Mann verloren und meine beiden Söhne wohnten auch in anderen Städten. Nachdem wir alles unmittelbar Notwendige zusammen erledigt hatten, habe ich die beiden auch sehr schnell wieder in ihr eigenes Leben zurückgehen lassen. Ich habe gesehen, dass es ihnen gut getan hat, wieder ihr gewohntes Umfeld und ihren Alltag zu haben, und das hat mich auch beruhigt und getröstet. So wie du deine Mutter schilderst, sieht sie das wohl ähnlich und ist auch froh, wenn es dir gelingt, auch jetzt gut für dich und deine kleine Familie zu sorgen.


    Für die nächste Zeit und darüberhinaus wünsche ich euch viel Kraft und guten Zusammenhalt in der Familie. Auch dass dieses Forum dir eine Hilfe auf deinem Trauerweg sein wird, so wie wir alle, die hier lesen und schreiben, es erleben.


    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

  • Ach Ihr Lieben, schon so tolle Antworten von Euch - Danke!!!Das hilft mir sehr, ich fühle mich jetzt schon verstanden. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich gerade nicht auf jeden einzeln antworte, aber alle haben mir was gebracht.


    Ja, es ist noch so frisch und Ihr habt Recht, es ist wahrscheinlich noch gar nicht richtig bei mir angekommen. Wisst Ihr, ich war noch nie gut darin, mit Schmerz und Trauer umzugehen, Trauer auszuhalten. Möchte immer, dass die schlimme Zeit ganz schnell vorbeigeht und ich wieder fröhlich sein kann.Ich denke jeden Tag „hoffentlich ist es morgen schon ein bisschen besser“, vielleicht muss ich mich ermahnen, mir Zeit zum Trauern zu geben. Mich nervt auch der Spruch „Zeit heilt alle Wunden“ überhaupt nicht, mich tröstet er. Ich will einfach nur wissen, dass es irgendwann besser wird.


    Es soll sich auch bloß niemand Sorgen um mich machen.Deshalb neige ich dazu, meine Gefühle zu verstecken. Meine Mutter ist ganz besorgt darum, wie es mir und meinem Bruder geht, darum macht sie sich mehr nen Kopp als um sich selbst. Bei mir ist es genauso…niemand schaut zuerst auf sich selbst.


    Mein Baby und mein Freund sind ein wahnsinnig toller Anker. Wie gesagt ist mein Freund auch sehr traurig, aber er hat eine wunderbare Art, mich aufzufangen:er hört mir so geduldig zu, sagt mir aber auch ehrlich, wenn ich mich mit einem Gedanken verrenne und in so einen „was wäre wenn…“-Strudel gerate. Stichwort Gedankenkaussell.


    Vorhin habe ich am Telefon mit meiner Mutter über die Todesanzeige und Grabbeigaben gesprochen. Er bekommt einige persönliche Gegenstände und besondere Kissen&Decke mit. Die Vorstellung ist so schön und so unfassbar traurig zugleich. Eigentlich sollte er auf seinem Sofa liegen und dort sein neuestes Buch zuende lesen. Da habe ich sehr weinen müssen.
    Danach waren wir spazieren und haben uns schön unterhalten über alles mögliche, haben sogar kurz bei einem tollen neuen Geschäft vorbeigeschaut, das hier in der Nähe eröffnet hat. Es ging mir eine Stunde lang richtig „gut“. Habe mich direkt gefragt, ob ich gerade etwas verdränge oder ob es ok ist, zwei Tage nach seinem Tod Schaufenster anzugucken.

    Zuhause kamen dann wieder kurz die Tränen, als ich daran dachte, dass er nie wieder die neuesten Bilder von unserem Sohn sehen wird, die ich täglich geschickt habe. Das tat echt weh. So geht es in Wellen auf und ab.

    Was mir hilft, ist tatsächlich das Schreiben hier und Eure wunderbaren Worte. Und das Sprechen mit FreundInnen hilft auch sehr, mit emotional unbeteiligten. Zwei meiner engen Freundinnen haben auch schon ihre Väter verloren, mit denen zu sprechen ist Gold wert.


    Ich danke Euch so sehr für Euer warmes Willkommen, Eure Worte und Gesten. Schön, hier gelandet zu sein!

  • Ja, liebe Elliminelli, dieses wellenförmige Auf und Ab ist tatsächlich ganz typisch in der Trauer. Ich habe mal irgendwo gelesen, die Psyche sorgt so dafür, dass die Trauer erträglich bleibt, weil man sich immer mal wieder zwischendurch erholen kann. Mir erscheint das plausibel.

  • Ich habe gesehen, dass es ihnen gut getan hat, wieder ihr gewohntes Umfeld und ihren Alltag zu haben, und das hat mich auch beruhigt und getröstet. So wie du deine Mutter schilderst, sieht sie das wohl ähnlich und ist auch froh, wenn es dir gelingt, auch jetzt gut für dich und deine kleine Familie zu sorgen.

    Danke Dir sehr für Deine Perspektive! Das hilft mir sehr zu lesen. Tatsächlich fühle ich mich hier in unserem Umfeld sehr gut geborgen und weiß ja, dass meine Mutter nicht alleine ist.Mein Bruder und Familie sind da und Onkel&Tante kümmern sich um alle Formalitäten.
    Ja, meine Mutter sieht es scheinbar so wie Du. Ich habe meinen Freund trotzdem gebeten, morgen mit ihr zu telefonieren und ihr noch mal sanft zu erklären, dass ich noch nicht soweit bin, hinzufahren. Dass wir im Laufe der nächsten Woche irgendwann vorbeikommen, das aber spontan entscheiden, je nachdem wie es mir geht.


    Danke für Deine Worte!Und es tut mir wirklich so Leid, dass auch Ihr diesen ganzen Mist erleben musstet. Wie geht es Dir jetzt, kannst Du das in Worte fassen?

  • Ich habe am 4. Februar unter meinem Thema "Plötzlich Witwe mit 57" einen längeren Text als Rückblick und Bestandaufnahme meines ersten Trauerjahrs geschrieben. Wenn du magst, liest du da, wie es mir jetzt nach diesem Jahr geht. Ich weiß, dass das nicht für alle hier gilt, aber ich sage mir jeden Tag, dass es mir heute besser geht als vor einem Jahr und das macht mir weiter Hoffnung.

    Alles Liebe!

  • Liebe Elliminelli, es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verloren hast.

    Das ist erst so kurze Zeit her. Alles ist plötzlich völlig anders. Du fühlst nichts Unnormales.


    Fühl dich hier willkommen und verstanden!


    Liebe Grüße

    Kiry

  • Danke Dir Kiry!Schon verrückt, von wildfremden, anonymen Menschen im Internet so liebe Worte zu bekommen, das kannte ich nicht und finde es sehr schön.


    Ja, alles ist anders. Es ist ein so großes Privileg, beide Eltern gesund und lebendig zu haben, das wird mir jetzt erst klar:love:

  • Liebe Elliminelli ,


    es tut mir sehr, sehr leid , dass du deinen geliebten Papa verloren hast , ich fühle mit dir!
    So richtig etwas tröstliches kann ich dir leider nicht schreiben, da ich vor 2 Wochen selbst meine Mama verloren habe und selbst noch in dieser schlimmen Trauer stecke 😩 und es manchmal schwer aushalte ! Bei dir ist es noch kürzer her.... ich kann deine Gefühle sooo nachempfinden. Und bin auch sehr froh über dieses Forum wo man so herzlich empfangen wird ❤️ Du bist nicht allein , dachte ich mir bzw denke ich mir , vielleicht ist das auch für dich ein kleiner Trost ❤️

    Alles Liebe ❤️
    LG

    Michaela

  • Sabiene ich habe Deinen Text gelesen und mir macht es im Hinblick auf meine Mama auch Hoffnung tatsächlich. Es ist irgendwie traurig, dass Euer gemeinsamer Alltag schon so weit weg erscheint…aber es ist doch auch gut, dass Du Dich in dem neuen Alltag einfinden konntest, das wünsche ich meiner Mutter auch irgendwann.


    Im Alltag war mein Vater ja nicht mehr so präsent hier bei uns. Wir haben uns etwa einmal im Monat gesehen, einmal pro Woche telefoniert und fast täglich Nachrichten geschrieben, hauptsächlich Fotos und Videos vom Junior und er hat uns irgendwelche Quatschbilder/Sprüche geschickt^^ Was Väter halt so machen. Mir fehlt jetzt genau das, nie wieder wird eine Nachricht von ihm kommen, er wird nie wieder ein Bild von seinem Enkelchen angucken. Nie wieder wird er mir die Tür öffnen, mich direkt mit einem trockenen Spruch über meine Unpünktlichkeit empfangen. Nie wieder ein gutes Gespräch über Literatur, über das Weltgeschehen, er war einfach ein so kluger Mensch und toller Gesprächspartner.
    Seine kräftige Umarmung fehlt. Ich habe Angst davor, in unser Elternhaus zu kommen und es ohne ihn vorzufinden. Mein Freund telefoniert später mit meiner Mutter und sie besprechen dann mal, wie wir es handhaben, wann wir vorbeikommen. Wie gesagt, sie verlangt nichts, aber natürlich würde sie sich sehr sehr freuen und ihr Enkel ist der beste Trost der Welt.

  • MichaelaH Oh weh, das tut mir wahnsinnig leid mit Deiner Mama:13:Habe gelesen, was passiert ist, was für ein langer Weg…

    Dir sagt man, dass Deine Mama jetzt erlöst sei und es ihr endlich besser geht. Mir sagt man, dass Papa so schnell, so friedlich eingeschlafen ist, das sei für den Verstorbenen das „Beste“ , vorher keine Schmerzen, kein langer Leidensweg. Beides mag stimmen, aber für die, die zurückbleiben ist es so oder so einfach schrecklich.


    Diese Zeit ganz am Anfang ist doch komisch oder? Heute war der Gedanke an Papa gar nicht so präsent, bis eben, als ich daran gedacht habe, dass er nie wieder seinen Enkel sehen wird. Der Gedanke ist sehr schlimm für mich und brachte mich wieder zum Weinen. So ein auf und ab.Wie erlebst Du es gerade?


    Generell hadere ich sehr damit, was nun alles ohne ihn stattfinden muss und was er alles noch vorhatte und nun nie erleben wird.

    Bald ist schon sein Geburtstag. Du hast ja auch schon den Geburtstag Deiner Mama ohne sie erleben müssen, was für ein schlimmer Gedanke. Mein Vater hat seinen Geburtstag ehrlich gesagt nicht besonders gemocht, er wollte nicht älter werden. Aber wir haben uns überlegt, wie wir den Tag gestalten wollen.
    Es gibt hier in unserer Stadt ein besonderes Museum, das er immer mal besuchen wollte und zum Geburtstag wollten wir ihm einen Ausflug dorthin schenken. Jetzt werden wir, mein Freund, unser Baby und ich, eben dort hingehen und so den Tag in seinem Sinne verbringen.
    Eine Freundin, die ihren Papa vor zwei Jahren verloren hat, sagt dass sie ihn immer mitnimmt wenn sie etwas Tolles erlebt. Das möchte ich auch versuchen, er soll dabeisein<3

  • Bettinalein Danke Dir sehr<3 Und immer wieder tut es mir Leid, was Euch Anderen passiert ist, so wie bei Dir mit der Mama…wie traurig!


    Ich muss es kurz loswerden, denn es ist eigentlich ganz schön:


    meinen Vater und mich verbindet eine große Liebe zum Lesen. Gerade abends zum Schlafengehen ist es für mich ein Muss und er hat auch immer noch im Bett gelesen. Eben habe ich es mir im Bett gemütlich gemacht, meine Leselampe angeknipst, mir ein zweites Kissen in den Nacken gestopft und mir mein Buch geschnappt.Als ich da so lag und las, hatte ich plötzlich das Bild vor Augen, wie mein Vater immer ganz genauso abends sein Buch gelesen hat, gleiche Haltung, gleiches Ritual.Das gefällt mir, ich fühle mich ihm in diesem Moment nah und mag es, etwas von ihm in mir zu finden<3

  • Liebe Elliminelli,


    das ist gut wenn Du was fühlst in Dir von Deinem Papa, denke immer daran er ist und wird immer bei Dir sein....immer.

    Mehr kann ich heute dazu nicht schreiben.

    Mir fehlen einfach die Worte heute.


    Vlg. Linchen

  • Linchen, dankeschön<3Ich verstehe das gut, dass Du keine Worte hast.Sowieso sehr beeindruckend, wie viele hier in ihrer eigenen Trauer noch so viele Worte für andere haben. Das ist toll, aber es ist doch ganz klar, dass das nicht immer geht.


    Heute habe ich kaum Luft und eine Minuten Zeit für meine Trauer. Mein Baby möchte rund um die Uhr Körperkontakt und bespaßt werden. Das ist anstrengend aber auch gut, er braucht mich und ich kann mich nicht hängen lassen. Gestern Abend haben mein Freund und ich hintereinander mit meiner Mutter telefoniert und wir sind beide der Meinung, dass sie den Umständen entsprechend stark ist und alles super meistert. Das beruhigt mich und trägt tatsächlich dazu bei, dass ich mich selber etwas besser fühle.
    Heute Abend wird mich meine eigene Trauer wieder besuchen, wenn ich Zeit für mich habe. Aber das soll sie auch.


    Ich denke so viel an Papa, er wird so fehlen. Sein Tod fällt in die glücklichste Zeit meines bisherigen Lebens, bis Donnerstag Nachmittag war ich der fröhlichste Mensch der Welt und hatte alles was man sich wünschen kann.Ach Papa…ich dachte, wir haben Dich noch einige Jahre, zehn, fünfzehn hättest Du locker noch geschafft. Ich hoffe, Du guckst Deinen Enkelchen zu!


    Was mir gestern und heute geholfen hat:Spaziergänge!

  • Gestern Abend ging es mir ganz gut, das war schön. War lange spazieren mit einer Freundin, deren Papa gestorben ist als sie gerade neunzehn war…das hat sehr gut getan. Alle raten mir, meine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben in ein Büchlein, das würde gut helfen. Muss ja was dran sein, werde mich später mal ransetzen.


    War dann gestern so motiviert irgendwie, wollte heut die Wohnung putzen, Yoga machen…heute bin ich einfach nur müde und würde am Liebsten den Tag im Bett verbringen. Ich versuche das „nie wieder“ zu verstehen und scheiter daran. Ich denke unentwegt an sein Gesicht, aus Angst es zu vergessen. Ich habe Angst davor, in den nächsten Tagen in die Heimat zu fahren und das Haus ohne ihn vorzufinden. Noch mehr Angst habe ich vor der Beerdigung. Und ich bin einfach soooo müde, warte nur darauf dass Baby schlafen möchte, damit ich auch wieder schlafen kann.

    Es ist einfach auch total anstrengend finde ich. Ach Papa, Du würdest jetzt sagen „ach hör auf!Das lohnt doch nicht!“ und mir raten, lieber JETZT die Dinge zu tun, auf die ich Lust habe, nichts aufzuschieben. Denn es kann so schnell zu spät sein…mach ich, okay?Gib mir noch ein bisschen Zeit.


    Was mir geholfen hat: reden, reden, reden, am Besten mit Leuten, die die Situation kennen.