Habe keine Tränen mehr

  • dein text für rene ist sehr schön,er hat mich sehr berührt,,,rene wird sich sicher sehr freun darüber wen er von seinem neuen zuhause auf das herunterblickt was du für ihm schreibst und tust,den unsere lieben sehn alles da bin ich mir ganz sicher,,ich drück dich ganz fest silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.

  • Liebe Chrisi!


    Oje, noch Schmerzen und eine Verkühlung obendrauf hören sich net gut an!
    Ich hoffe, Deine Genesung geht schnell voran - andererseits finde ich es gut, dass Du
    diese Zeit jetzt für Dich nutzen und in Gedanken viel bei Rene und Deiner
    Mama ein kannst.


    Und - Deine Tränen können auch wieder fliessen...und es fühlt sich für Dich gut und richtig
    an - das ist sehr wichtig!


    Ich möchte mich an dieser Stelle bei Dir bedanken, denn ich habe heute den Schritt gewagt
    und habe die Station der Kinderklinik besucht, in der Jan im Winter vor seinem Tod immer wieder
    einige Zeit verbringen musste...


    Es hat mich Überwindung gekostet dies zu tun, aber nun bin ich froh das ich es gemacht habe.
    Meine Mum wollte auch mitkommen und als wir beide den Gang der Station betraten, der
    so bunt geschmückt war mit all den Kinderzeichnungen und gebastelten Figuren, war es für mich so
    als würden wir jetzt Jan besuchen gehen...als wäre die Zeit um zwei Jahre zurückgedreht worden...


    Es war aber dann ein sehr erdrückendes Gefühl, an "seiner" Zimmertür zu stehen und zu wissen,
    das er nicht da ist...das Zimmer war geschlossen, sodaß ich keinen Blick hineinwerfen konnte,
    aber vielleicht war das auch besser so...


    Bei meiner Mum sind wieder Gefühle von Wut hochgekommen, aber sie war dann auch froh, dass
    wir dorthin gegangen sind.


    Danach war ich dann noch die Schwestern besuchen, die mich nach Jan's Tod so gut betreut
    haben - auch dieser Ort war für mich wichtig zu sehen, denn ich glaube dass ich es ohne den nicht
    geschafft hätte...


    Danke, Chrisi dass Du mich daran erinnert hast, diese Orte aufzusuchen.


    Ich wünsche Dir eine gute Besserung und werde am Wochenende an Dich denken,
    wenn Du Deinen besonderen Ort aufsuchen wirst.


    Alles Liebe!


    Kate

  • Liebe kate


    Bin den ganzen Tag im Bett gelegen :( , muß einmal etwas anderes tun ,sonst kann ich heut Nacht nicht schlafen.


    Ich freue mich sehr ,das du diesen Weg gegangen bist und das ich einmal helfen konnte :) . Ich weiß genau wie du dich gefühlt hast. Ein erdrückendes Gefühl, wie du schreibst, ja genau so war es. Und man erlebt alles noch mal, aber inzwischen weiß ich, das gehört zur Trauerarbeit dazu.Doch es ist halt so schwer, genau zu wissen welch einem Schmerz man sich da ausetzt. Manchmal läuft man dem lieber davon, aber vielleicht auch gut so.


    Liebe Grüße
    Chrisi

  • Liebe kate


    Ich hoffe sehr, das du deinen schweren Weg schon verarbetet hast. Ich möchte nicht,das du durch mich eine schlimmere Zeit durchmachst.


    Ich glaube, das mein Weg nicht so schwierig war wie deiner,denn schließlich hatte ich auch viele schöne Momente im Krankenhaus mit Rene. Nach jeder Operation ob eine kleine oder große, wenns ihm wieder anfing gut zu gehen, ja das waren die schönsten Zeiten mit ihm. Ich begreife erst jetzt, wie oft er mir geschenkt wurde.


    Auf meinen schwierigsten Weg bin ich vorbereitet. Soweit man halt vorbereitet sein kann. Mein Mann hat mir gesagt, das für ihn zwischendurch einmal der Weg in den Wald fast unerträglich wurde und doch ist er ihn immer wieder gegangen.Den Spruch den ich mitnehmen will, hab ich ihm auch heute gezeigt. Sehr schön hat er gemeint und die Tränen standen ihm in den Augen. Mein Sohn hat nicht einmal gewußt ,das ich noch nie im Wald war, als ich es ihm heute erzählte. Er sagte mir , das er diesen Ort oft aufsucht.


    So wünsche ich mir, das ich so stark bin wie du, liebe kate und mich nicht der Mut verläßt.


    Umarme dich Chrisi


    Liebe Grüße und

  • Liebe Chrisi!


    Ich möchte Dir versichern, dass Du Dich bitte meinetwegen nicht zu sorgen brauchst.
    Diesen Schritt zu machen war schon lange geplant - ich hatte ihn im Moment nur aus den Augen verloren,
    bis Du mich daran erinnert hast.
    Und das war gut so, denn ich glaube dass es für mich der richtige Zeitpunkt war. Dass es viele
    Erinnerungen aufwühlen würde, war mir klar - das Ausmaß wird erst sichtbar, wenn man es hinter sich gebracht
    hat. Aber es ist in Ordnung für mich und ich komme damit - nicht zuletzt dank Euch - ganz gut zurecht.


    Ich kann mir gut vorstellen, wie Du die Zeit mit Rene genossen hast - zu sehen, wie es ihm besser ging nach
    den Operationen war sicher jedesmal wie ein riesiger Felsbrocken, der von Deinem Herzen krachte...
    Wenn man zusammen die schlimmsten Zeiten durchstehen muss,
    dann merkt man wie kostbar jeder einzelne Moment doch ist, den man zusammen verbringen kann.
    Es ist schön, dass Du das so für Dich annehmen kannst - diese Momente muss man wirklich als Geschenk betrachten.


    Es ist gut, dass Du den Weg in den Wald morgen nicht alleine gehen musst - Ihr werdet das zusammen schaffen,
    wo Ihr doch schon so viele schwere Wege zusammen gegangen seid!
    Ich glaube auch ganz fest, dass Du dafür auch genug Vertrauen und Mut schöpfen konntest,
    als Du den Weg in die Kinderklinik gewagt hast.


    Werde in Gedanken bei Dir sein!


    Deine Kate

  • An all meine Lieben


    Will euch heut etwas erzählen, das einmal nichts mit Rene zu tun hat, naja vielleicht ein bißchen schon.


    War heute beschäftigt mit der Suche nach der Adresse oder Telefonnummer meiner besten Schulfreundin, die ich aus den Augen verloren habe. Ich hatte das Bedürfnis mich bei ihr zu melden, weil ich über 27 Ecken erfahren habe ( das sagt man so bei uns, wenn man über mehreren Leuten etwas zufällig erfahren hat), das ihre Zwillingsschwester vor 4 Wochen gestorben ist.Noch dazu habe ich erfahren das deren Mann vor 2 Jahren auch gestorben ist und die Kinder( 12 u. 14) die ja jetzt Vollwaisen sind, jetzt bei meiner Schulfreundin aufwachsen.


    Nach viel Telefonieren und der Suche im Internet hab ich beides gefunden, obwohl ich nicht einmal ihren jetzigen Famieliennamen kannte.


    Habe mich entschlossen einen Brief zu schreiben, weil es für sie sicher leichter ist, darauf zu antworten. Beim Schreiben seid ihr mir natürlich alle eingefallen, weil ihr mir immer so wunderbar geschrieben habt und eure Wortwahl immer so tröstend war. Ich hab ihr geschrieben das ich weiß, wie es ist,wenn man in dieses tiefe Loch der Trauer fällt und ihr ganz offen gelassen, wann und ob sie bereit ist sich bei mir zu melden. Ich hoffe es sehr, sie meldet sich.


    Jedenfalls hat es mir auch gut getan.


    Denke natürlich auch an meinen morgigen Weg in den Wald. Hab gestern erst bemerkt, das morgen der 5te ist. Das heißt, genau vor 3 Monaten war der schlimmste Moment meines Lebens. Weiß nicht ob das so gut ist das,das so zusammentrifft oder sollte es vielleicht genau so sein???


    Umarme euch alle und kann euch nicht oft genug danken, das ihr mir sehr geholfen habt.

  • Liebe Chrisi


    Morgen ist nicht nur der Tag an dem du zum ersten mal zu der Stelle gehen willst wo Rene gestorben ist...
    es ist auch der 3. Monatstag ....
    Es ist so oder so ein ganz schwerer Tag für dich.
    Ich bin mir sicher das dein Mann dich stützend begleitet und das es euch zusammenschweißen wird... meine Gedanken begleiten dich auf diesem schweren Weg!
    Chrisi, es werden morgen viele Tränen fließen...
    ich finde es aber trotzdem mutig von dir das du es machst... das du nicht so wie ich, die Verdrängungstaktik anwendest, sondern das du dich der Situation stellst.
    Besonders den schönen und berührenden Text, den du an der Stelle hinlegen möchtest, finde ich eine so wunderbare Idee!


    Das du in der Situation, in der noch so tief in deiner eigenen Trauer bist, auch an deine Schulfreundin denkst zeigt wie einfühlsam du bist.
    Der Brief wird ihr sicher sehr viel bedeuten.
    Ein geschriebenes Wort ist soviel wert... man kann es lesen wann immer einem danach ist, man kann den Zeitpunkt selbst bestimmen.


    Chrisi, ich denke ganz fest an dich... besonders morgen.
    lass dich umarmen
    deine Chris

  • Liebe Christine


    Mußte das Ganze erst einmal verdauen.


    Es war sehr , sehr schlimm für mich. Wie konnte ich unendlich lange 3 Monate ohne ihn leben und zugleich kam es mir vor als ob es erst gestern war. Habe mich sehr überschätzt, was dem Verarbeiten betrifft.


    Als wir am Sonntag mit dem Auto losfuhren hatte ich mindestens soviel Herzklopfen, als wir am 5. Juli den Anruf bekamen. Damals konnten wir bis zu dem Ort im Wald fahren und der Waldweg kam mir so unendlich lang vor. Diesmal mußten wir den Waldweg zu Fuß gehen, da der Schranken zu war. Er war gar nicht so lang. Zwischendurch wollte ich sogar umkehren, wollte mir diesen großen Schmerz nicht mehr antun.
    Das interessante ist , ich hab dann gespürt, jetzt sind wir gleich da.
    Die Blumen , die Engeln, sogar eine Kerze, zwar mit Batterie, die ich sonst nicht mag, aber im Wald ist es ja anders nicht möglich und die Fotos, die Freunde gebracht haben. Alles so liebevoll.


    Als ich Rene auf dem Foto sah, war es bei mir als ob sich alle Schleusen in mir geöffnet hätten. Ich konnte nur mehr bitterlich weinen.
    Du mußt wissen, das ich nachs Rene Beerdigung alle Fotos im Haus weggetan habe, ich konnte sie einfach nicht sehen.Auch in seinem Zimmer hab ich das gemacht, ich konnte es nicht ertragen.


    Da standen wir da, beide haben wir nur geweint.erst als mein Mann mich in die Arme nahm und sagte, das er noch nie hier war ohne zu Weinen und ich soll den Spruch anschauen ,den ich mitgebracht habe, konnte ich mich beruhigen. Ja, Rene will es sicher nicht das wir so viel um ihn weinen.


    Mein Mann und ich haben noch viel über Rene geredet und auch sehr offen über unserer Trauer. Sollten wir wohl öfter tun, so wie am Anfang. Aber ich weiß jetzt auch, das mein Mann noch voll in tiefster Trauer ist, obwohl er es mir nicht so zeigt.


    Auf jeden Fall nach ein bißchen Abstand gesehen hat es mir gut getan und bin wirklich froh darüber das geschafft zu haben. Werde sicher nicht solange warten, bis ich wieder den Weg zu Rene Sterbeort mache.


    Meine nächste Hürde werden die Fotos sein. Besonders das Firmungsalbum meiner Tochter, die Firmung war heuer im April. Darin sind die letzten Fotos von Rene und meiner Mutti. Ein wenig Zeit nehme ich mich noch dafür, damit es nicht zuviel wird aufeinmal.


    Danke fürs immer wieder "zuhören" Chrisi

  • Liebe Chrisi,


    Deine Schilderung ist sehr ergreifend - man geht den Weg förmlich mit Dir mit! Besonders schön finde ich, dass Du die Trauer Deines Mannes entdecken konntest - wie viel Leid musste ich zwischen Paaren schon erlebt haben, weil der eine dachte, der andere trauere nicht oder zumindest nicht richtig!


    Lass´Dir mit den Fotos Zeit - nicht jede Hürde muss sofort genommen werden, weil sie gerade im Weg steht,
    meint,
    Markus

  • Liebe Chrisi,


    es ist so wie Markus sagt, deine Beschreibung ist sehr eindrucksvoll, man geht förmlich mit dir mit, wenn man das liest. Der Forumstitel deines Threads lautet ja "Habe keine Tränen mehr" und jetzt hast du sie wieder, die Tränen. Wir erleben es immer wieder, dass gerade dieses "Keine-Tränen-Haben" als sehr belastend erlebt wird. Wenn es dann gelingt "Schleusen zu öffnen", wie du das so treffend beschreibst, dann ist das zwar sehr schmerzhaft, aber mit den Tränen kann auch so viel Druck und Gefühl raus, dass es letztendlich Erleichterung ist.


    Ich bin sehr froh, dass du diesen ersten Schritt in den Wald jetzt geschafft hast. Dass du das mit deinem Mann gemacht hast und sich hier in eurer Beziehung und über seine Art zu trauern vieles aufgeklärt hat, wird euch beide wieder einen riesen Schritt weiterbringen. Lass dir mit den Fotos Zeit solange du brauchst, überstürz es nicht, sammle Kraft dafür! Aber wie ich dich einschätze, hast du erlebt, dass es letztlich gut tut sich zu konfrontieren und den Schmerz rauszulassen und deshalb glaube ich, dass dein nächster Schritt gar nicht sooooo weit hin ist ... ;) .


    Jedenfalls, du hast das super gemacht! Und ich glaub, ich sprech für uns alle hier, wenn ich sag: Du kannst sehr stolz auf dich sein!


    Und wir sind es natürlich auch!


    Alles Liebe


    Christine

  • Liebe Chrisi


    Ich kann mich Christine und Markus nur anschließen (Ladys first :))
    Du kannst unglaublich stolz sein das du diesen Schritt getan hast....
    Sich bewusst mit dem Schmerz zu konfrontieren tut zwar momentan extrem weh... extremst weh,
    aber ich weiß das du damit einen großen Schritt gegangen bist!
    Ich habe mich meinem Schmerz (mein Sohn ist vor 22 Jahren gestorben) nie bewusst gestellt... ich habe verdrängt wie es damals halt so üblich war.
    Letztes Jahr ist mein Bruder gestorben... Chrisi.. mich hat der Schmerz so eingeholt - nun bin ich am "aufarbeiten"
    Man kann nicht davonlaufen, man kann nicht verdrängen.... es bewusst zu verarbeiten ist das einzige was Sinn macht.


    Danke für deine berührenden Worte, man hat wirklich den Weg mit dir gehen dürfen.... danke für dein Vertrauen.
    Die Fotos von Rene und deiner Mutti werden dir auch weh tun... aber du wirst sie irgendwann anschauen ... und irgendwann wirst du so froh sein um jedes Andenken, um jedes Bild das du hast! Du hattest in denkbar kurzer Zeit 2 Todesfälle, deine Mutti (deine Vergangenheit) und dein Sohn (deine Zukunft)
    Chrisi ... ich kann dir nur sagen - du bist auf einem gutem Weg!
    Ganz besonders finde ich eure enge Bindung in der Familie und das ihr offen über eure Trauer sprechen könnt!
    Es sind schon so viele Beziehungen zerbrochen weil man denkt man ist in seiner Trauer allein....


    Lass dich umarmen
    deine Chris

  • Hallo ihr Lieben


    Ihr seid auch alle mit mir den Weg gegangen, mit euren Kraftpaketen :) . Mein Mann und auch einige Freunde die ich vom Forum erzählt habe, haben mir gesagt, das sie es spüren, wie gut es mir tut, in diesem Forum zu schreiben.


    Lieber Markus, ich kann mir gut vorstellen, das die Trauer zwischen Paaren oft Probleme macht. Zwischendurch hatte ich bei meinen Mann auch das Gefühl, wie locker er das wegsteckt und das hat mir sehr weh getan. Ich bin aber zur Erkenntnis gekommen, das Männer über so etwas sowieso nicht so viel reden, genauso wie die Kinder. Man muß sie schon danach fragen.


    Liebe chris
    Der Tod deines Bruders hat dich dann sicher im wahrsten Sinne des Wortes wohl doppelt getroffen. Wie schlimm.Hast auch eine Menge aufzuarbeiten und dennoch gibst du anderen- uns hier so viel Kraft. Das finde ich schön.
    Das Verdrängen ist glaube ich heute auch noch üblich, nur sind wir Betroffenen vielleicht eigenständiger geworden.


    Ich wohne in einem kleinen Ort und jeder Schritt von mir wird beobachtet. Trauert sie noch ? Lacht sie schon wieder? Zuviel Trauer- Jetzt müßte sie es längst schon verkraftet haben. Zu wenig Trauer- wie kann sie jetzt schon wieder lachen.
    Manchmal ist es schwer, aber dann sage ich mir- ich pfeiff drauf. Kein Mensch weiß ,was ich in meinem Herzen fühle und das ist was für mich zählt.


    Inzwischen tanke ich Kraft bei euch hier und will euch danke sagen. Ihr tut mir gut :) . Eure Chrisi

  • Liebe Chrisi!


    Ja, pfeiff drauf! :D Gute Einstellung! In deinem Ort gibt es sicher Menschen, die auch einen Verlust zu beklagen haben und diese Problematik ("Was denken die anderen?") kennen. Red einfach immer offen darüber, wenn dich jemand fragt und dir danach ist. Sag, wenn es dir schlecht geht, sag aber auch, wenn es dir gut geht. Weine, wenn du traurig bist, lach aber einfach, wenn du grad lachen kannst. Trauer kommt ja in Wellen und ist nicht immer konstant gleich stark. Und was spricht dagegen, wenn wir in der Trauer mal lachen, weil ein Witz halt doch gut ist. Oder wenn dir eine lustige Geschichte von Rene einfällt :) . Vielleicht sind die, die auch grad "zu lange" oder "zu wenig lange" trauern, froh, wenn endlich jemand darüber spricht!


    Denk nicht drüber nach, was die anderen denken, das können wir meist wenig beeinflussen und außerdem: Meist ist es ja einfach auch nur ein Phantasieprodukt von uns und in Wirklichkeit denken die andern gar nicht drüber nach oder sie denken ganz anders als wir es ihnen unterstellen. Oder sie denken zwar, bewerten aber gar nicht.


    Alles Liebe


    Christine

  • Liebe Christine


    Da magst du recht haben, das die Leute gar nicht soviel denken, wie ich glaube.


    Aber dazu möchte ich dir von einer Frau erzählen, die ich gut kenne und die ich gestern am Friedhof getroffen habe.
    Sie hat mich gefragt ob es mir schon besser ginge und nebenbei hat sie mich gefragt, wie es Rene`s Freundin geht. Und dann hat sie mir gesagt, warum wir bei Rene´s Parte seine Freundin an erste Stelle geschrieben haben und nicht wir als Eltern an obersten Stelle gestanden haben. Sie hätte das nicht getan. Ihr seid ja die, die am meisten leiden.Schließlich weiß man ja nicht ob er bei dieser Freundin geblieben wäre und sie wären ja nicht einmal ganz 2 Jahre zusammen gewesen.
    Ich war momentan so geschockt, das ich zuerst gar nicht reden konnte.
    Habe ihr dann aber sehr wohl erklärt, das wir aus der Sicht Rene`s gehandelt haben. Für ihn war in der Zeit vor seinem Tod, seine Freundin die wichtigste Person und nicht wir.
    Ich glaube, sie hat mir mindestens noch 3 mal gesagt, nein sie hätte das nicht so getan und immer wieder dabei den Kopf geschüttelt.


    Ich war so aufgewühlt und verärgert, ja regelrecht zornig und hab dann nur mehr geheult.
    Hab mir dann aber doch wieder mein "Pfeiff drauf "hervorgeholt. Da siehst du wieder, was die Leute doch so alles denken und für Sorgen haben, gerade in einen kleinen Ort wo dich jeder kennt.


    Ja , wenn ich nur diese Sorgen hätte, wie ein anderer das Parte gestaltet, das habe ich mir dann schon noch gedacht.


    Ansonsten muß ich sagen, mein Thema passt nicht mehr ganz so zu mir. Ich weine recht oft und es geht mir ganz schlimm dabei und dann fühle ich mich im nächsten Moment aber schon wieder gut, ja befreit. Der Weg in den Wald hat mich doch ziemlich gebeutelt. Aber ich weiß, das legt sich wieder.


    Liebe Grüße

  • Liebe Chrisi...


    Petra hat mal den Satz hier geschrieben "wie traurig ist das den?"


    Das passt so gut auf die Frau die du am Friedhof getroffen hast....
    Wie traurig ist das den, das diese Frau ihre eigene Wichtigkeit sosehr hervorheben möchte das sie dir als trauernde Mutter auch noch erklären muss wo wer auf der Parte zu stehen hat.
    Du hast das wunderschön gelöst!
    Wie du richtig geschrieben hast.... es war sicher im Sinne von Rene!
    Mehr ist nicht wichtig!


    Ach Chrisi, wie ich den Satz "wie geht es dir, geht es schon besser?" hasse.....
    "NEIN.. mir geht es noch immer schlecht, vielleicht sogar schlechter weil ich gerade merke das das kein Albtraum ist, sondern das ich mich in der Realität befinde!!"
    Aber wenn man diesen Satz antwortet, dann hat man bald niemanden mehr um sich der es noch wagt einen anzusprechen.
    (habs probiert... <-- keine gute Idee :))


    Chrisi, der Weg in den Wald war unglaublich mutig von dir, ich kann es dir gar nicht oft genug sagen!
    Und es ist gut das du Weinen kannst! Wie du sagst - es befreit. Es wird noch ganz lange ganz doll weh tun..


    Der Schmerz wird weniger.... das Vermissen bleibt
    ich umarme dich
    deine Chris

  • Liebe Chrisi!

    Ich möchte Dir sagen, dass ich es sehr bewundere, wie Du den Weg
    in den Wald gemeistert hast…und das nach so kurzer Zeit...das war wirklich
    sehr mutig und verdient meinen vollsten Respekt!

    Zu dem Thema das die Frau am Friedhof angesprochen hat, möchte ich
    Dir etwas schreiben.
    Es war für mich schön zu lesen, dass Du René’s Freundin so miteinbezogen
    hast.
    Ich selbst habe meinen ersten festen Freund verloren, als ich 18 war – wir
    waren mehr als 2 Jahre zusammen. Ich hatte keine Möglichkeit mich
    von ihm richtig zu verabschieden und bei der Beerdigung war es einzig und
    allein sein kleiner Bruder, der mich spüren ließ dass ich auch „dazugehörte“…
    - und das obwohl ich zu seiner Familie ein sehr gutes Verhältnis hatte.
    Ich habe das damals nicht verstanden und es hat mich sehr verletzt - der Kontakt zu
    seiner Familie ist daran dann letztendlich zerbrochen.

    Ihr habt dabei einfach nur auf Eurer Gefühl vertraut und daran gedacht,
    wie René es gewollt hätte - ich glaube, dass seine Freundin das sicher sehr
    zu schätzen weiß...


    Was andere für richtig oder wichtig halten, muss Dich wirklich kalt lassen -
    für Dich muss es stimmig sein und für sonst niemanden....


    Ein ruhiges Wochenende wünscht Dir


    Kate

  • Liebe kate


    Das tut mir leid, das du in so jungen Jahren schon einen schweren Verlust hinnehmen mußtest. Und du konntest dich nicht einmal richtig verabschieden, das ist schlimm.
    Claudia, Rene`s Freundin, haben wir angerufen, als wir uns alle am offenen Sarg verabschieden konnten.


    Wie lange hast du gebraucht um das zu verkraften und wieder fähig warst eine Beziehung einzugehen?


    Weißt du,ich hoffe für Claudia das sie nicht allzu lange braucht. Am Donnerstag hab ich mit ihr telefoniert und gestern war sie bei uns. Sie mag nicht gern an sein Grab und in den Wald schon gar nicht,aber ich verstehe sie nur zu gut. Sie hat mir aber erzählt, sie hat zu Hause in ihrem Zimmer viele Fotos von Rene stehen. Ein jeder geht einen anderen Weg in seiner Trauer.


    Ich weiß, irgendwann wird der Kontakt abbrechen,wenn sie wieder einen Freund hat, aber dann freue ich mich für sie.
    Aber davon ist sie noch sehr weit weg.
    Ich bin wirklich froh, das Rene auch erleben dürfte eine Freundin zu haben. Sie hat gut zu ihm gepasst. Die gleiche Liebe zur Natur, sie hat auch in der gleichen Firma gearbeitet und sie war ruhig. Genau das hat Rene gebraucht.



    Leider bin ich manchmal so, das mich das nicht kalt läßt, was andere denken.


    Wüsche dir einen schönen Sonntag
    Chrisi

  • Liebe Chrisi,


    wir haben hier im Forum schon öfter darüber diskutiert, wie verletzend Menschen sein können. Dass du am Friedhof so eine Begegnung haben musstest, tut mir echt leid! Solche Begegnungen bleiben aber - wie es scheint - niemandem erspart.


    Es wäre gut, wenn man in so einem Augenblick authentisch reagieren könnte und sagen könnte: "Glauben Sie wirklich, dass wir nicht andere Probleme haben? Glauben Sie wirklich, dass, wenn das eigene Kind stirbt, wichtig ist, wer auf der Todesanzeige an 1. Stelle steht?"


    So eine Aussage würde vielleicht in die Schranken weißen. Aber ich weiß, dass man im ersten Moment einfach baff ist und man sich zu rechtfertigen beginnt. Oft bewirken aber Rechtfertigungen genau das Gegenteil von dem, was man beabsichtigt: Wer sich versucht zu rechtfertigen, ist eh schon verdächtig!


    Liebe Chrisi: Auch wenn du bei der nächsten solchen Begegnung einfach nur "baff" bist ..., du hast keinen Grund dich für dein/euer Handeln zu rechtfertigen. Wenn du nicht weißt, was sagen, leg dir Sätze zurecht wie: "Wir haben jetzt echt andere Sorgen" (oder so ähnlich) und geh einfach. Oder: Geh einfach, wenn dir nichts einfällt.


    Ich möchte mich Kate anschließen: Es ist ganz toll, dass ihr die Freundin nicht vergessen habt und erkannt habt, dass sie einen wichtigen Platz in der Familie und auf der Todesanzeige hat!


    Und: Nicht alle denken so, wie die Frau am Friedhof!


    Und: Egal, wie das Thema dieses Threads lautet, du hast wieder Tränen! Das ist gut so! Und jeder, der diesen Prozess hier mitlesen kann, lernt sehr viel. Da bin ich sicher!


    Alles Liebe


    Christine

  • Habe nur mehr Tränen
    So beschreibe ich momentan, wie ich mich fühle.


    Wobei ich das gar nicht alleine dem Weg in den Wald zuschreibe. Mein Ohr macht mir Probleme. Mußte es ja operieren lassen, da ich ein Cholesteatom im Ohr hatte. Das ist ein gutartiger Tumor, hat man mir gesagt. Jedenfalls habe ich schlecht gehört und es war immer ein kleiner Pfeiffton im Ohr. Jetzt höre ich fast gar nichts bei diesem Ohr und die Pfeifftöne sind so laut, das es mich nervlich fertig macht.Ich weiß ,das ich ungeduldig bin, ist ja erst 3Wochen seid der OP und am kommenden Monntag habe ich auch Kontrolle.


    Nachts kann ich nicht einschlafen, weil ich nur dieses Pfeiffen höre und dann kann ich nur mehr an Rene denken, weine nur und dann schlafe ich erst recht nicht ein. Es ist halt ein Kreislauf der mich verfolgt. Fühl mich körperlich schwach, nervlich schwach, ja da ist jedes denken an Rene zuviel für mich.


    Denke dann auch an meiner Mutti, den sie hat mir ja auch immer zugehört, wen ich etwas auf dem Herzen hatte.
    Natürlich rede ich mir zu, bleib stark und weiß auch , es werden auch für mich bessere Zeiten kommen. Ich hab schon viel geschafft, also wird mich ( hoffe ich halt) auch das nicht ganz aus der Bahn werfen, so


    grüße ich euch


    Chrisi