Verlust von Kind und Frau

  • Danke liebe Kathi57,

    der Klinikaufenthalt hat mir zumindest zu verstehen gegeben, was du in deinem Post bereits erwähnt hast: "Es wird niemals mehr unser altes Leben sein"

    Und nun bin ich gefordert, mir eine Antwort auf die Frage zu geben ob ich überhaupt "ein neues Leben" finden will, und wie dieses dann überhaupt aussehen könnte. Ich finde hier keine Antwort, ich bin einfach nur müde, extrem müde. Ziel- und Freudlos.

    Lieber Rudiratlos81,


    deine Zeilen berühren micht zutiefst da auch ich für mich selbst auf diese Frage keine Antwort habe, finde. Das macht mir schon sehr viel Angst.

    "Noch" habe ich Hoffnung, aber sie schwindet auch immer wieder und dann fühle ich mich schrecklich.


    Herzliche Grüße

    Anja

  • Lieber Rudiratlos,

    da hast Du Dir einen so harmlos klingenden Benutzernamen ausgewählt - wie eine Kinderbuchfigur.

    Und dann eine Geschichte, die an die Grenzen von Dasein und Verstehen bringt.

    Darf ich einem Ratlosen einen Rat geben?

    In spezieller Weise fühle ich mich deinem Schicksal verbunden - daher wage ich es.

    - und auch weil ich fast nichts mehr zu verlieren habe in diesem Leben.

    Sabiene hat es schon mal angesprochen und ich empfehle es von Herzen: eine Trauerbegleitung.

    Und da höre auf Dein Gefühl und schaue, wer da in Deiner Nähe für dich passt.

    Ich erlebe das als unendlich wertvoll.

    Alles Liebe für Dich

  • Lieber Rudiratlos,

    Ich habe gerade erst von deinen grausamen Schicksalsschlägen gelesen. Was kann es noch schlimmeres geben als das was dir widerfahren ist. Und das in so jungen Jahren. Ich bin in einer festen, kleinen Trauergruppe. Menschen die wirklich verstehen und zuhören. Du brauchst solche Menschen um dich. Sie können dir dein Leid nicht nehmen, aber sie sind füreinander da. So wie hier. Ich wünsche dir alle Kraft der Welt und darüber hinaus. Es tut mir sehr leid.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • vielen Dank für deine lieben Worte und deinen Ratschlag mit der Trauerbegleitung survivor,

    jedoch zweifle ich daran, dass es die Trauer ist. Diese ist natürlich da, jedoch ist es bei mir die Sinnlosigkeit des Daseins, die mich seitdem umgibt.

  • Ich denke, das Trauer schon etwas mit dem Sinnverlust zu tun hat. Sonst hätte ich vor Romans Tod ja auch diese Sinnlosigkeit fühlen müssen.

    Die Frage ist, wie findet man daraus?!

  • Vielleicht ist das oft unklar, was gute Trauerbegleitung ist?

    das finde ich hier ganz gut dargestellt:

    https://www.instagram.com/p/Cr…k&igshid=ODhhZWM5NmIwOQ==

    Die Frage nach dem Sinn stellt sich in unseren Leben besonders drängend und ist so existentiell geworden.

    Ich habe meine Arbeit und viele "Freunde" aufgegeben und/oder verloren, aber einen Sinn habe ich bisher nicht gefunden

    und das ist wirklich schwer auszuhalten.

    Ich versuche mir zu sagen: vielleicht muss das jetzt auch nicht da sein mit dem Sinn? Vielleicht erkenne ich das erst irgendwann in der Rückschau?

    Und dabei unterstützt mich Trauerbegleitung, beim Aushalten dieser vielen vielen Fragen und Unsicherheiten

    Nur so als Impuls

    Liebe Grüsse

  • Lieber Rudiratlos,

    Wir haben schon länger nicht mehr geschrieben. Ich kann das auch nicht immer.

    Heute wird mein Sohn 38 und 2 Jahre alt.

    Seit einer Woche bin ich in einer ambulanten Tagesklinik.

    Etwas hab ich mir für mich aus dieser Woche behalten.

    Eine Mitpatientin hat etwas sehr schönes gesagt.

    Sie hat in ihrer Seelenlandschaft einen tiefen Krater, den sie durch einen schlimmen Verlust erlitten hat, mit ihren Tränen gefüllt. Ab und zu muß sie "nachfüllen". Inzwischen hat sie jedoch sogar Bäume und Blumen dorthin gebracht.

    Ich finde diese Vorstellung sehr schön.

    Vielleicht hilft es auch dir ein wenig. Die Sinnlosigkeit in unserem Leben bleibt. Auch bei mir.

    Lieber Gruß, Kathi

  • Liebe Anja, auch heute habe ich noch keine Antwort gefunden. Es heisst, Zeit heilt Wunden, nein, das tut sie nicht. Zeit zwingt uns einfach nur dazu, unseren Verlust zu betrachten um damit weiterleben zu müssen. Für mich ist das schlimmste, dass es nichts mehr gibt, was mir Freude bereitet. Ohne Freude am Leben, ohne Ziele, einfach nur noch irgendwie funktionieren damit das Leben irgendwie weitergeht. Dazu kommt eine unglaubliche Müdigkeit und Kraftlosigkeit die jeglichen Versuch, dem Leben neue Impulse zu geben, unmöglich macht. Meine Zuflucht sind die Träume nachts, in der Welt der Träume fühle ich mich zuhause

  • Lieber Rudiratlos81,


    nein, Zeit heilt nicht die Wunden. Wer das zu einem Trauernden sagt hat null komma null Ahnung. Für mich ändert die Zeit vielleicht nur den Umgang mit

    meiner Trauer, darin liegt meine Hoffnung. Dieses Gefühl ohne Ziele, ohne Freude und nur zu funktionieren zu leben kenne ich, auch die Müdigkeit und Kraftlosigkeit das sind alles Bekannte, sie grüßen mich sehr oft. Alles was mir in den Sinn kommt, das ich tun könnte was mir früher Freude gemacht hat wird im Keim erstickt.

    Ich glaube jedoch mittlerweile, das ich mich ein wenig zwingen muss und ersteinmal nicht die Erwartung an das schöne Gefühl haben darf wie es war bevor

    mein Mann so plötzlich aus dem Leben gerissen worden ist. Ich muss versuchen es auszuhalten und irgendwie im Leben zu handeln. Auch wenn es sich

    erstmal schlecht anfühlt. So mein Plan, ob es etwas wird und langfristig sich etwas mehr Lebensqualität wieder einstellt wird sich zeigen.

    Aber ich will es versuchen. Denn manchmal werden Märchen oder schöne Filme wahr.


    Herzlichst

    Anja