Noch ganz frisch...Witwe mit 38

  • Wieder eine dieser verf....... freien Sonntage. Wo mein Schatzi normalerweise einen leckeren Sonntagsschmaus für uns kochen würde. Ich spontan nach dem Essen vorschlagen würde "holen wir uns ein Eis?" - Stattdessen zu Mittag zu meinen Eltern, wo der Weg dorthin sich schon richtig falsch anfühlt. Wo ich mich gedanklich schon frage, WARUM? DAS DARF SO NICHT SEIN! 3 Häuser weiter ein Gasthaus, ich sehe viele glückliche und fröhliche Paare/Familien. Ich sehe nebenbei wie alles blüht und die Welt um mich zum Leben erwacht. Doch ich gehöre nicht mehr dazu. Ich bin kein Teil dieser Welt mehr. Später sitze ich bei den Eltern im Garten "Normalerweise hätten wir heute die Grillsaison eröffnet. Mein Mann und mein Papa würden wie immer so einen kleinen Wettstreit veranstalten..." - Nein, ich gehöre nicht mehr dazu.


    Bei Matthias las ich, dass er überzeugt ist, jeder hätte so eine Art Lebensplan vorgeschrieben. Vielleicht ist da ja was dran. So rede ich mir momentan ein, Ok, der Kater (fast 11 Jahre) braucht mich noch. Meine Eltern, der Familienhund brauchen mich noch. Mein "Kindheits-Kater" wurde 19. Der Hund wird im August 15. Beide Eltern sind um die 70. - Ok, mal so überschlagen muss ich noch 15 bis 20 Jahre da sein. Aber danach...danach ist es mir egal, hätte ich nichts dagegen wenn mir etwas passiert.


    Das Schicksal hat uns das Wichtigste in unserem Leben weggenommen und eine tiefe Wunde in unsere Seelen geschlagen. Unser Verstand versucht zu begreifen, was geschehen ist und sagt uns, dass sie oder er nicht mehr wiederkommen kann, aber unser Herz wird das lange Zeit nicht verstehen können. Und es wird auch für lange Zeit nicht daran glauben und insgeheim hoffen, dass wir aus dem Alptraum aufwachen und sie/er ist wieder da. Aber es ist kein Alptraum.

    Und so versuchen wir, einen Weg zu finden, den Tod des Partners als unser Schicksal anzuerkennen und zurück in die Welt zu finden, in der wir vorher mit unserem Partner gelebt haben, aber das ist so unsagbar schwer. Der Partner ist in den Jahren, in denen wir zusammengelebt haben, ein Teil von uns geworden -

    und diesen Teil hat der Tod nun herausgerissen. Wir versuchen der Einsamkeit und inneren Leere, die der Tod des Partners hervorgerufen hat, zu entkommen, aber es gibt so wenig, was wir der Trauer entgegensetzen können.


    Wir, mein Mann und ich, hätten eigentlich zusammen gehen müssen, denn unser gemeinsamer, glücklicher Weg er endete mit dem Tod meiner lieben Mannes. Ich bin traurig, jeden Früh überkommt mich ein Anfall von Wut, Trauer und Lebensmüdigkeit. Wo früher das gemeinsame Frühstück war - heute Leere. Wo früher der gemeinsame Start in einen neuen Tag war - heute Leere. Wo gemeinsame Termine und Aufgaben anlagen - heute Leere. Früh morgens schon müde und erschöpft den Abend und damit den Schritt näher an den Verstorbenen heran so verläuft jeder Morgen.


    Das Besorgen des Haushaltes mit allen Tätigkeiten es ist eine sinnlose Routine. Da wo früher der gemeinsame Gedankenaustausch und das gemeinsame Reden war, ist heute Stumme und Sprachlosigkeit. Ich warte noch auf den Moment, wenn ich das Sprechen wieder verlernt habe.



    Hier im Forum da kann ich wenigstens mir meinen Schmerz von der Seele schreiben und glaube, ein gutes Forum gefunden zu haben. In dieser Gemeinschaft da fühle ich so etwas wie Trost im Trauerschmerz. Auch wenn niemand mir oder irgendjemandem hier die Sehnsucht und Trauer um den geliebten Menschen abnehmen oder ihn gar zurückbringen kann, aber man fühlt sich verstanden.

  • Liebe Manu lass dich in den Arm nehmen :24:Deine Worte treffen genau ins Schwarze- so fühlt es sich an die "neue Realität " - heute ist irgendwie ein sehr sehr blöder schlechter Tag - ich bin heute auch viel am weinen - hab Koffer gepackt für meine Trauerreise und es hat sich besch....angefühlt. Ich habe jetzt alle Rollos zugemacht weil ich die glücklichen Paare und Familien heute gar nicht ertrage - gestern hatte ich einen guten Tag und ab Morgen bin ich wenigstens 1 Woche am Meer und nicht alleine weil meine Freundin mitfliegt.

    Ich wünsche dir viel Kraft für den restlichen Tag und bin mit meinen Gedanken bei dir und allen hier im Forum die deine Zeilen nur zu gut nachvollziehen können :30:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Sehr berührende Worte, und alles so wahr und nachvollziehbar. Wir alle hier sind durch unsere Verluste miteinander verbunden, wissen was der andere durch macht, kennen den Schmerz und das Leid, sind dankbar hier Trost, Kraft, Anteilnahme und Verständnis zu finden. Man ist nicht allein, auch wenn es, sich so oft so anfühlt.

  • Hallo liebe Manu,

    ja ich glaube ganz fest an diesen Lebensplan. Auch wenn ich selbst nach 8 Monaten diese ganze Leere nur ganz langsam und mühselig mit kleinen Momenten des Glücks auffülle.

    Ich habe es erst wieder lernen müssen.


    Man lernt das Leben neu zu begreifen.

    Ein Leben ohne den geliebten Seelenpartner


    Heute sitze ich auf der Terrasse in meinem Garten und denke an all eure schweren Schicksalsschläge. Auch an Deinen.


    Jeder Moment im Leben ist wertvoll. Das begreift man oft erst,wenn sich die Situation grundlegend ändert. So wie bei uns allen hier im Forum.


    In einem anderen Strang hat jemand geschrieben, daß wir hier in einer Art Paralleluniversum auf einer Insel sitzen.


    Und so ist es auch.

    Nur diejenigen,die das ALLES selber erlebt haben, können es nachvollziehen ,wie es uns wirklich geht.


    Ich wünsche Dir von Herzen, daß Du irgendwann wieder die kleinen Momente des Glücks empfinden kannst

    Bei mir hat es sehr lange gedauert.


    Alles Liebe

    Matthias

  • Liebe Karin!


    danke für deine Worte.

    Ich bin so froh, hier gelandet zu sein, wo man nichts erklären muss, wo alle genau wissen, wovon man spricht. Inzwischen wissen wir, obwohl unsere Seele und unser Herz das immer noch nicht begreifen und akzeptieren, dass unser Leben jetzt so weiter gehen wird, ohne den geliebten Menschen. Unser Leben hat sich komplett verändert, aus Freude, Gemeinsamkeit, Normalität ist ein fremdes, einsames, dunkles Leben geworden, was keiner will und wollte. Immer wieder Tränen und Sehnsucht und Nicht begreifen, Einsamkeit und Schmerz.


    Unsere Tränen sind die Liebe, die wir ihnen nicht mehr geben können. Manchmal hat man keine Lust mehr und denkt, wozu das alles. Aber wir müssen noch bleiben.


    Das einzige was ein bisschen hilft ist der Kontakt zu Menschen, die das auch erlebt haben. Man weiß, man ist nicht allein und wird verstanden.


    Fühl dich gedrückt

  • Liebe Manu,


    danke für deinen Beitrag. Ich empfinde ähnlich wie Du. Endlich habe ich mich mal aufgerafft und Unkraut gezupft,

    dabei hat mir ein Hund zugeguckt von einer Bekannten meiner Nachbarin. Das war bisher mein persönliches

    Highlight des Tages.


    Ich rufe meine Eltern zu oft an, weil ich einfach einsam bin. Mein Partner hat auch für uns gekocht und das

    jeden Abend, auch das vermisse ich sehr.


    Ich mag für mich alleine nicht kochen. Ich glaube, dass ich Corona habe, ich fühle mich sehr schwach. Mein

    Vater ist jetzt auch erkrankt.


    Ich habe auf Fehmarn auch viele glückliche Paare gesehen und mein Sohn mit seiner Freundin erinnert

    mich sehr an uns.


    Es ist ja auch absolut neu für mich, einmal keine Beziehung zu haben, da ich immer in Beziehungen war.

    Hauptsache nicht allein.


    Meine Mutter hat ja auch ihren Partner verloren vor 2 Jahren und sie war vorhin spazieren und sagte

    mir, dass es einfach langweilig ist, so alleine.


    Mein Therapeut würde sich die Haare raufen, aber so ist es auch für mich. Langweilig alleine. Mein

    Partner hatte so eine unglaubliche Energie und auch das fehlt mir.


    Ich würde gerne das Gejammere abschütteln, wie ein nasser Hund die Wassertropfen. Sobald ich

    in netter Gesellschaft bin, blühe ich wieder auf und kann sogar laut lachen und innerlich denke

    ich, darf ich das überhaupt schon?


    Liebe Linchen, wenn Du das liest, ich hoffe Du konntest Dich schon erholen und ich freue mich,

    wenn ich wieder von Dir lesen darf.


    Ich bin regelrecht verbittert vom Leben, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, das auch für

    mich irgendwann wieder die Sonne scheint und das wünsche ich uns allen natürlich.


    Lieben Gruß


    Rita

  • Wieder finde ich mich in euren Worten und Gedanken wieder. Auch ich empfinde das allein sein als unerträglich. Ich sagte zu meiner Therapeutin, dass ich keine Freude empfinden kann, wenn ich etwas alleine unternehme oder erlebe. Wir haben alles zusammen geteilt, und wenn nicht, dann haben wir uns davon erzählt. Die Therapeutin sagte, ich darf mich nicht so abhängig vom Partner machen, deshalb sei mein Leiden jetzt besonders schlimm, weil ich meinen Partner so sehr brauche, um glücklich zu sein. Ist es denn so schlimmes, wenn man einander so verbunden und nahe ist? Aus ihrem Munde klang das so vorwurfsvoll und verächtlich. Ich hingegen bin froh, so eine besondere Verbindung zu meinem Partner gehabt zu haben (und immer noch zu haben). Dafür nehme ich dann auch den furchtbaren Schmerz in Kauf und ertrage das alles tapfer. Das ist es mir wert. Ich hoffe, ihr könnt verstehen, was ich meine.

  • Liebe Susanne,

    Du hast das Wertvollste erlebt,was es im Leben gibt: wahre und authentische Liebe.


    Und wer das erleben dürfte, weiß daß diese Liebe unsterblich ist.

    Sie wird niemals vergehen.


    Alle die sagen,man sollte loslassen,haben das entweder selber nicht erlebt oder können bzw. wollen es nicht begreifen.


    Ich sprach schon öfters vom Lebensplan.

    Und ich bin inzwischen überzeugt, daß ich nicht ohne Grund in diesem Forum gelandet bin


    Hier sind durchweg Menschen,die ihren Seelenpartner gefunden hatten. Und auch wahre Liebe erfahren dürften.


    Und hier in diesem Forum finden all diese Menschen zusammen.

  • Liebe Susanne,


    also ich kann Dich verstehen. Ich war auch abhängig von meinem Partner. Ich nenne es Liebe, aber

    Therapeuten nennen es oft abhängig, umso schwerer ist es jetzt alleine den Weg zu gehen.


    Wir haben alles gemeinsam gemacht. Ich brauchte keine eigenen Hobbies und mein Partner

    auch nicht, außer für seine Börsengeschäfte, da benötigte er Zeit, aber meistens saß ich

    ihm gegenüber und zeichnete.


    Bei den Therapeuten hört sich das alles so erwachsen an. Machen Sie sich nicht abhängig usw.

    Ich habe anders gelebt und geliebt, deshalb kam der Aufprall jetzt auch so hart.


    Was Du beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen.



    Lieben Gruß



    Rita

  • Liebe Rita,


    ich halte nichts von solchen Therapeuten,die einem so etwas einreden wollen.

    Was wissen die denn schon z.B.über eine erfüllte Partnerschaft ?


    Wenn sich Seelenpartner gefunden haben,dann sind sie eben unzertrennlich.


    Bloß viele kennen das glaube ich gar nicht.

    Sie leben nebeneinander vorbei und oftmals geht's nur um materielle Dinge usw.


    Wer aber eine Beziehung kennt,die nicht nur aus Nehmen besteht, weiß,was es bedeutet echte Liebe zu schenken.


    Deswegen würde ich persönlich auch nie zu einem Therapeuten gehen.

    Aber das kann jeder selbst entscheiden.

  • Und ich denke, daß es wichtig ist ,den geliebten Seelenpartner im weiteren Leben einzubinden ohne sich dem Leben zu verschließen.

    Das ist meine neue Aufgabe.

    Und es ist ein harter Prozess. Aber wenn man diese neue Leben ohne die Liebe seines Lebens annimmt,mit all den beschwerlichen Anstrengungen,kann man aus der Isolation schrittweise hinausfinden.

    Da bin ich mir sicher.


    Nur ganz am Anfang scheint dies absolut unmöglich zu sein.

    So erging es mir.

    Ich dachte,diese Welt ist für mich abgeschlossen.


    Letztlich ist es wie eine neue Geburt .

    Man wird hineingeworfen in ein Leben,was man nicht wollte.


    Aber ich habe in den 8 Monaten gelernt,diese neue Geburt anzunehmen. Also ich stehe immer noch am Anfang.


    Doch ich versuche diese neue Realität in eine sinnerfüllte Zukunft zu lenken und eben einige Dinge zu vollenden,die ich aufgrund der Krankheit meiner Frau nicht mehr umsetzen konnte.


    Und ich denke, daß dies auch in ihrem Sinne ist.

  • Ich bin sehr froh und erleichtert, dass ihr das auch so seht und empfindet. Bei meiner Therapeutin habe ich mich schon fast für meine Trauer und Verzweiflung geschämt. Mein Herz gehörte nun mal meinem Liebsten und seines mir. Ich sehe nichts verwerfliches darin, sich so intensiv aufeinander einzulassen. Das bedeutet Partnerschaft und Liebe für mich. Ich bin glücklich und dankbar, dies erlebt haben zu dürfen. So, wie wir alle hier.

  • Ja genauso ist es liebe Susanne. Wahre Liebe ist ein großes Geschenk.

    Und für die Trauer und Verzweiflung nach einem solchen Verlust braucht man sich nicht schämen. Ganz im Gegenteil.


    Wer als geschulter Therapeut einem das Recht auf gelebte Trauer abspricht,hat in meinen Augen seinen Beruf verfehlt


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Da gebe ich dir völlig Recht! Ich glaube, sie hat mittlerweile auch verstanden, dass ich meine eigene Verarbeitung der Trauer habe und respektiert das.

  • Liebe Susanne - ihr Lieben zusammen

    Wenn ich das lese krieg ich Magenkrämpfe

    Unsere Seelenmenschen, Lieblingsmenschen, unsere Schätze haben WIR verloren und kein Therapeut oder sonst irgendwer hat das Recht dazu uns zu sagen was wir dürfen oder nicht - und für unsere Trauer schämen schon gar nicht! Unsere Partner waren unser Leben unsere Zukunft unsere Liebe - wir sind gefühlvolle Menschen und unsere Leben wurden zertrümmert an dem Tag wo unsere Herzensmenschen gegangen sind. Wielange jeder von uns trauert, sich irgendwie durchgekämpft, wieviel Tränen wir vergießen, wann wir uns verkriechen möchten das ist alleine jedem von uns überlassen- jeder der uns dabei helfen möchte mit Verständnis und Liebe im Herzen ist willkommen- alle anderen sollen uns in Ruhe lassen. Und loslassen werde ich meinen geliebten Schatz nie denn unser Seelenband wird immer vorhanden sein

    Das musste jetzt raus

    Schönen Abend noch

    Liebe Grüße und eine Umarmung für alle

    Karin :24::30:

  • Liebe Susanne,


    ja lass Dir nicht einreden, daß Deine Trauer unverhältnismäßig ist.


    Gelebte Trauer ist wahre Liebe.

    Und da darf niemand einschreiten oder einen bevormunden.


    Ganz im Gegenteil.

    Jede Träne ist ein Tropfen Liebe.


    Ganz liebe Grüße

    Matthias