Liebe Renate,
vielen, vielen Dank. Ich habe eine fette Gänsehaut und Tränen in den Augen über Deinen ausführlichen Bericht,
den ich nicht wiederfinde, weil ich mich eben vor Aufregung verdaddelt habe. Hoffentlich liest Du mich.
Ja, es ist Schwachsinn, was ich so teilweise an Tipps erhalte. Ich bin eben an die Nordsee gefahren, habe mir
eine Ofenkartoffel in der Sonne gegönnt und mußte dann bald wieder gehen, weil ich Sehnsucht nach ihm
bekam, ob neues Jahr oder nicht. Punkt 24 Uhr 01, war mein 1. Gedanke bei ihm.
Ich gehe selber meinen Weg. Das einzige was ich zulasse, sind Eure Gedanken und wie geht ihr damit um.
Ich habe gerade erfahren, dass mein Nachbar verstorben ist und seine Frau ist eine ganz Liebe und ja
jetzt weiß ich nicht, wie gehe ich damit um?
Klingel ich, oder lasse ich sie erst einmal in Ruhe. Ich entscheide es situativ. Mit einem Mal bin ich auf der anderen
Seite und weiß nicht, was richtig ist.
Genau wenn es hilft, nackig im Garten tanzen. Mir hat es geholfen heute das Bett einmal zu verlassen. Ich
höre jetzt Musik und schreibe Euch.
Mein Nachbar hat mich zum Kaffee irgendwann eingeladen. Ich konnte einmal wieder unbeschwert lachen,
weil ich nur einen Kaffee bekomme, wenn ich den Namen von seinem Hund noch weiß. Ich wußte ihn. Nahla.
Ich muß aufhören, mich wie ein Kindergartenkind zu benehmen und auf jeden idiotischen Vorschlag zu
hören.
Je mehr ich mir verbiete an ihn zu denken, umso mehr beherrscht er mein Denken. Ich war schon wütend
auf ihn, das hat ein wenig geholfen, aber auch nur ein paar Tage.
Für mich ist er nicht vollkommen weg. Es gibt Momente, da fühle ich mich sehr beschützt. Ich werde ihn
immer lieben, wenn auch anders.
Zu Weihnachten kam von Google aus, glaube ich ein Löwenbild auf den Bildschirm von seinem Laptop.
Er hat mir immer Löwenbilder geschickt. Wir waren das Löwenpärchen.
Zufall ja natürlich, vielleicht aber auch nicht. Ich werde meiner Bekannten komplett nichts mehr von
meinem Partner berichten.
Es ist halt oft die Spaßgesellschaft, also nun ist aber mal gut. Die Fratze des Todes ist grausam und ich
wünsche niemanden, sie einmal zu sehen.
Ich konnte mich nicht darauf einstellen, weil er so etwas von fit war. Wenigstens konnte ich Abschied nehmen,
das ist ja auch nicht immer gewährleistet.
Liebe Renate, es hat mir gut getan von Dir zu lesen und natürlich von Euch allen. Irgendwo ist immer das
fehlende Puzzleteil und ich denke, ja das stimmt, das ging mir auch so.
Mein Partner war mein Vertrauter, mein Geliebter, mein Lieblingskoch, mein Geschichtenerzähler
und derjenige bei uns, der alles geplant hat.
Ich habe meinem Sohn gesagt, es fühlt sich an, als hätte man mich vom 10 Meter Turm geschubst
und jetzt muss ich schwimmen lernen.
Mit Euch zusammen schwimme ich und manchmal kann ich schon durchatmen.
Lieben Gruß
Rita