Andreas ist verunglückt

  • Lieber Walter!


    Ich meine natürlich Radeln bei uns, denn bei euch ist es wohl ganz grauslich.
    Wir haben es einfach nur kalt, aber wenigstens regnet es wenig. Und der Wind! Der holt dich fast aus dem Sattel.


    Danke für deine Kraftpakete. Wirst sie auch selber nötig brauchen.


    Einen guten Tag
    Elisabeth

  • Ach liebste Elisabeth!


    Da kommen auch mir die Tränen, wenn ich von deinem Schmerz lese. Deinem unsagbaren großen Schmerz, immer wieder ....


    Ja, dein Andreas sollte Firmpate sein, hätte dieses ehrenvolle Amt übernehmen sollen, hätte es sicher mit Freude getan, das kann man nicht verstehen, dass er nicht da sein kann, dass er nur von oben zusehen kann, seine Liebe von oben zu euch schicken.


    Welch liebevolle Geste, einen Fußball und den Wimpel an die Unfallstelle hinzulegen. Schön zu sehen, dass er auch von den anderen nicht vergessen wird. Aber unheimlich schwer, dem Fußballmatch zuzusehen, "der Torman fehlt". :30:


    Bei dir hat sich auch sonst noch Einiges Trauriges ereignet. Immer wieder sind deine Kräfte, die ohnehin schon knapp sind, gefordert. ;(


    War schön, dich in Kramsach kennen zu lernen. Und wer weiß, vielleicht komme ich beim nächsten Ranggln in Osttirol mal mit meinem Mann mit und vielleicht ergibt sich in der Nähe eine Möglichkeit, uns zu treffen.


    Dieses Schuljahr ist bald um, hoffentlich kannst du in den Ferien wieder Kräfte tanken, Zeit nehmen für Menschen und Dinge, die dir gut tun.


    Alles Liebe


    Linda

  • Liebe Elisabeth


    Ereignisse wo wir genau wissen, da wären unsere Jungs dabei gewesen, so wie bei dir, die Firmung, immer wieder die Musikkapelle und die WM, wo Andreas ,wenn bei seiner Lieblingsmannschaft ein Tor fallen würde, sicher laut "Tor" rufen würde, die tun einfach so furchtbar weh.
    Das Vermissen wird einem so deutlich gezeigt.


    Täglich erinnert uns etwas daran, das sie nicht mehr da sind. An manchen Tagen akzeptieren wir es, aber wenn man durch die vielen schlimmen Ereignisse so geschwächt ist wie du, hat man einfach nicht mehr die Kraft .


    Das Treffen holen wir sicher nach.
    Weißt du, ich hab mich, nachdem ich absagen mußte, gefühlt wie ein kleines Kind, dem man den Lutscher hingehalten hat und ihn dann wieder weggenommen hat ;( . Trotzig und beleidigt :whistling: .


    Ich wünsche dir viele Sonnenstrahlen, wir hören uns


    Bis bald
    deine Chrisi

  • Liebe Linda!
    Ich bin einsamer geworden, es fällt mir schwer, mit Menschen zu reden.
    Auch mit denen, denen ich voll vertraue, ich tu mich schwer, viel schwerer.
    Ich arbeite in der Schule, bin in der Pfarre durchaus vorne dabei, aber das ist eine andere Art des Arbeitens.
    Ganz eigen.
    Wenn ich das jemandem erzähle, kann er es kaum verstehen.


    Chrisi,
    genial, der Vergleich mit dem Lutscher.
    Aber er passt. Er psst, passt, passt. - Wir sind ja erst 4+.
    So reagiere ich auch oft - trotzig und beleidigt - zwar mit dem halbwegs erwachsenen Hintergrund, aber......


    Ganz bei euch
    Elisabeth

  • Hallo!


    Letzten Freitag hatte ich das Gefühl, meine Welt geht unter.
    Ich rufe nie meinen Kindern hinterher und lasse sie relativ in Ruhe ihre Wege gehen.
    Aber am Freitag war ich unruhig und wollte wissen, ob sie wohlbehalten im Zug zur Schule sitzen - sie sind ein Stück mit dem Auto gefahren.
    Und niemand hat sich gemeldet - eine halbe/dreiviertel Stunde nicht.


    Noch nie war ich so sehr in Panik - als ich es nicht mehr ausgehalten habe, musste ich auch meinen Mann einweihen- und hab ihn natürlich angesteckt.
    In dieser halben Stunde war mein Leben auf einmal vorbei, es konnte einfach nicht mehr gut ausgehen, ich konnte mich nicht mehr beruhigen.
    Ich bin von Fenster zu Fenster gelaufen, habe nur noch gewartet, bis endlich jemand kommt und mir die schlimme Nachricht überbringt.


    Und dann war alles vorbei, ganz "normal" - Handy lautlos geschaltet, nicht hingeschaut,......
    Ich habe mir und meinem Mann geschworen, nach Möglichkeit nicht mehr so schnell zu kontrollieren und nachzufragen - aber es war so ganz unbewusst, so jenseits aller Vernunft, einfach nur schlimm.


    Dann war es um etwa die Uhrzeit von der Nachricht von Andreas' Unfall. So viele dumme Zufälle und so eine schlimme Situation.


    Aber diese Woche ist sowieso schlimm, wie ihr schon geschrieben habt, die WM hat begonnen, und meine Männer sind durch und durch Fußballer.
    Und Andreas hat am Freitag Geburtstag!!!


    Es ist alles hart an der Grenze.
    Grüße
    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth!
    Ich verstehe dich sooo gut!
    Auch bei mir sind zwei Fußballfans plötzlich nicht mehr da-mein Vati,mein Bruder.
    Es ist grausam.
    Diese Sorge-ist ihnen etwas passiert-,denke ich,kann man nicht abstellen.Vielleicht wird sie irgendwann leichter,erträglicher?Aber,sie wird wohl bleiben.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Elisabeth!


    Ach, diese bangen Minuten, die einem zur Verzweiflung bringen. Grausig. Was hat dich wohl so beunruhigen lassen? Irgendwie ist man immer "wachsam", oder, wenn man so was Schlimmes erlebt hat wie du. Die Erleichterung dann, als sie sich gemeldet haben, nicht wahr?!!!


    Du bist einsamer geworden, schreibst du. Ich kann es verstehen, glaube ich zumindest. Man ist umhüllt von dieser Traurigkeit, von der Sehnsucht, vom Schmerz, von dem Nichtverstehen, man kann nicht mehr so offen und unbeschwert auf andere zugehen. Ist es so ähnlich?


    Andreas hat bald Geburtstag. Hast du da was Besonderes geplant?


    Sei ganz lieb gegrüßt und viel Kraft für diesen besoneren Tag am Freitag! :30:


    Linda

  • Liebe Elisabeth !


    Zunächst liebe Grüsse war lange nicht im Forum ! Diese Woche hat dein Andreas Geburtstag und die Tage vorher sind besonders intensiv zu spüren.Nicht wahr? Christian hatte am 2.Juni jetzt geht es wieder halbwegs.
    Ich habe gelesen,dass Deine Ängste um Deine Lieben so stark sind und fühle mich mit dir verbunden,da auch ich gleich im Kreis laufe wenn jemand nicht abhebt oder Unruhe hochkommt,auch was die Einsamkeit betrifft verstehe ich Dich sehr gut.
    Ich will damit sagen,dass unsere Gedanken und Gefühle fast identisch sind.
    Es ist leider alles anders geworden und man weiss,es wird nichts mehr wie es einmal war,und dennoch liebe Elisabeth müssen wir damit leben.
    Manchmal glaube ich kommt man aus dieser Schmerzspirale gar nicht heraus,dann geht es wieder aber die kleinste Kleinigkeit spült alles hoch.
    Ich habe jetzt endlich einen Platz für seine restlichen Sachen gefunden,weil jeder Pullover oder etwas anderes mir einen Stich verabreicht hat.Mein jüngerer Sohn hat jetzt Schuhe von Christian an und dann denke ich er ist in seinem alten Zimmer zu Besuch.
    Ich glaube ich war so verrückt zu glauben,dass er doch noch zurückkommt,obwohl ich die Trauerphasen intensiv durchlebt habe und alles tausendmal widergekäuert habe bin ich irgendwo doch steckengeblieben. Geht es Dir auch so?
    Man will manchmal normal auf Menschen zugehen,aber manche behandeln einem als wäre man selbst gestorben,so in der Richtung,dass ist ja die verrückte die Ihren Sohn verloren hat.
    Am Meisten tun mir meine anderen Kinder leid,weil ich furchtbar zum Kontrollfreak geworden bin.Pass auf,dreh das Handy nicht ab,tu das nicht usw.
    Ich glaube sie empfinden das schon belastend.
    Ich glaube dass es dir ähnlich geht und dann steht man sich selbst im Weg und kann nicht aus seiner Haut.Wie eine Flipperkugel die immer aus der Bahn kommt.
    Liebe Elisabeth,ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und irgendwie geht es ja von einem Tag zum nächsten immer weiter,da ist man ja schon froh,dass so etwas schreckliches sich nicht wiederholt. Alles Liebe und Grüsse Chrisu ;) ;) ;)

  • Liebe Chrisu!


    Vielen Dank für deine liebe Antwort. Auch ich bin nur sehr unregelmäßig im Forum, aber ich kann mich sehr gut an dich erinnern. Jetzt hast auch du den schlimmen Geburtstag wieder einmal hinter dir.


    Wir haben schon öfter festgestellt, dass uns das Grundvertrauen einfach fehlt, es ist nicht mehr so sicher, dass eh alles gut geht. Es ist einmal etwas passiert, und wer garantiert uns, dass es nicht wieder vorkommt.


    Ich bemühe mich sehr, meine anderen Kinder nicht einzuengen und zu sehr zu kontrollieren. Meistens funktioniert es auch, aber manchmal geht es einfach nicht.




    Liebe Linda, liebe Karla!


    Ja, es ist schon vieles anders geworden, und die Sorge und die Angst sind eben unverhältnismäßig größer.


    Heute ist der Geburtstag von Andreas. Und es tut so weh, wenn ich mich zurückerinnere, erinnere an den Tag, an dem wir begonnen haben, eine Familie zu sein. Es war so schön, Andreas war immer da, der Große, der Erste, ein Leben ohne ihn war eben nicht vorstellbar.


    Wenn ihr euch erinnern könnt, habe ich einmal erzählt, dass nicht ganz weit weg von uns auch ein Andreas war, mit dem gleichen Geburtstag. Er ist etwas mehr als zwei Monate nach unserem verunglückt. Ich bin in Kontakt mit seiner Mama, und heute habe ich sie wieder angerufen.


    Es ist für uns alle die gleiche Situation. Nach mehr als einem Jahr, nach beinahe zwei Jahren ist für ganz viele Menschen nicht mehr nachzuvollziehen, wie weh es immer noch tut, sein Kind nicht mehr dazuhaben.


    Und nun habe ich eine Frage, etwas, worüber wir schon öfter nachgedacht haben. Wenn Menschen antworten und sagen: Hast du noch nicht losgelassen, hast du noch nicht abgeschlossen, was meinen sie damit?


    Was sollen wir tun, was sollen wir nicht mehr tun? Was dürfen wir, was dürfen wir nicht?


    Da brauche ich echt Hilfe, eine Erklärung, Christine, weißt du vielleicht einen Rat? Was macht man falsch, wann schließt man nicht ab, lässt man nicht los?


    Andreas' Fußballschuhe, mit denen er einen Tag vor seinem Unfall gespielt hat, stehen heute auf seinem Grab, mit 20 Rosen. Ja, Fußball den ganzen Tag, es tut weh und doch sind die Erinnerungen an die EM in Österreich vor zwei Jahren so stark und auch schön, damals war noch alles in Ordnung. Und noch etwas, vor 20 Jahren war WM in Italien, da hat mein Mann gesagt, wir müssten uns einen fußballfreien Tag aussuchen zum "Kind bekommen", sonst hätte er wohl eher keine Zeit.


    Jetzt genug für heute, es kommen die Tränen, denn gleich, gleich sind es 20 Jahre, dass unser Baby auf die Welt gekommen ist.


    Alles Liebe


    Elisabeth

  • Ich verstehe dich so gut, auch ich reagiere seit Tomis Unfall viel panischer was meine Tochter betrifft. Muß mich auch immer mit ganz großer Mühe zurück nehmen, wenn meine Tochter unterwegs ist. Kann eigentlich auch nicht einschlafen, wenn sie nicht zu Hause ist.
    Viel Kraft

  • Ach Elisabeth :24:.
    Ich verstehe auch nciht wirklich was die Leute meinen mit abschließen?!

    Meiner Mama kann ich doch nie vergessen, sie ablegen wie einen alten Pulli.
    Genau wie Du Deinen Andreas nicht in ein Schubfach legen kannst.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Elisabeth !


    Heute ist ein schwerer Tag für Dich,voller Erinnerungen und Wehmut ! Ich denke an Dich !


    Zu Deiner Frage was die Leute unter abschliessen verstehen,stehe ich auch immer hilflos da, manche reden mich direkt darauf an,was soll man abschliessen ? Das ist ja gerade so als
    hätten sie nie gelebt und tot ist tot.Mir kommt es manchmal vor,als dürfte man gar nichts mehr sagen über das verstorbene Kind,weil eben verlangt wird das man eben abschliessen soll.


    Ich kann und will gar nicht abschliessen,das wäre ja wie verleugnen.Jeder darf doch hoffentlich das Recht haben an jemanden zu denken wann er möchte.Liebe Elisabeth,die
    Leute werden immer etwas sagen,wenn sie nicht betroffen sind denken sie gar nicht das es noch weh tut.
    Neulich sagte im Cafehaus jemand zu mir als ich Zeitung las :Schliess doch endlich ab mit Deinem Sohn"pfeiff drauf,ich sagte ich will jetzt nicht darüber reden,aber der gab keine Ruhe,manchmal will man in so einem Dorf gar nirgends mehr hingehen.
    Loslassen mussten wir schon,als sie gingen von uns,aber abschliessen,niemals !
    Das ist jetzt keine professionelle Antwort aber rein gefühlsmässig. Alles Liebe Chrisu :24:

  • Liebe Elisabeth


    Ich find das so schön mit den Fußballschuhen und den Rosen.


    Das ist eine gute Frage an Christine.


    Loslassen - ich hasse dieses Wort.


    Neulich als ich mich wieder einmal bei meiner Freundin ausheulte, weil es mir nicht gut ging, sagte sie mir auch ich solle loslassen.
    Was bitte soll ich loslassen????


    MEIN KIND, das geht nicht.


    Kinder(auch wenn sie schon erwachsen sind) werden doch nie losgelassen.
    Jede Mutter bemuttert auf ihre Weise ihr Kind auch wenn es schon ausgezogen ist
    Kranke und besondere Kinder werden ein Leben lang bemuttert.


    Und nur weil unsere Kinder gestorben sind sollen wir loslassen.
    Wir drücken das "Bemuttern" halt anders aus, durch Trauer und Tänen, Friedhohsbesuche und wen sie täglich sind, ständig denken an sie, was können wir sonst tun für unsere verstorbenen Kinder.


    Loslassen und abschliessen sind einfach die falschen Wörter.
    Das Geschehene akzeptieren, ja das müssen wir lernen, aber loslassen - NIE


    Elisabeth, du weißt das meine Gedanken heute bei dir waren.
    Lg Chrisi


    Ps. Noch eine Frage jetzt.
    Hat sich Andreas einen fußballfreier Tag ,um diese Welt zu erblicken, ausgesucht ? :)

  • Elisabeth, das sieht wunderschön aus :24: .


    Meine Mama hat mich auch nie losgelassen. Auch wenn ich ja fast 50 Jahre alt bin. Sie versucht immer mich zu lenken. Manchmal wurde mir das dann zu eng und ich habe ein wenig gemeutert.
    Ach, sagte sie, Du bist und bleibst mein Kind.


    So, liebe Elisabeth, ist das wohl auch mit verstorbenen Kindern. Wir werden immer alle die Kinder bleiben.
    Ob wir nun hier sind, oder in einer anderen Welt.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Elisabeth,


    etwas verspätet, meine Antwort auf deine Frage, weil ich diese Woche 2 Tage ein Seminar über Trauerrituale halten musste (es war ganz toll!!!!!!) und deshalb einfach nicht ins Forum kam!


    Menschen, die so etwas sagen, haben ein falsches bzw. veraltetes Verständnis von Trauer: Man spricht nicht mehr drüber, man verdrängt es und dann hat man losgelassen und abgeschlossen. Das hat natürlich nicht funktioniert. Es hat Betroffene einsam, verhärtet und verbittert gemacht. Diese Ansicht ist aber immer noch weit verbreitet.


    Natürlich kann man ein Kind niemals loslassen, die Bindung wird immer bleiben und "abschließen" ist natürlich auch ein falsches Wort. Ich würde sagen, Trauerbewältigung hat nichts mit abschließen zu tun, sondern damit, dass man mit dem Verlust und auch mit dem Schmerz leben lernt. Das ist aber ein langer Prozess und ich weiß, dass dieser gerade nach dem Tod eines Kindes viel länger als 2 Jahre dauert.


    Wenn Leute sowas sagen, dann einfach aus Unwissen und sie sind oft nicht sehr "belehrbar". Chris würde sagen, das einzige was du tun kannst ist "shake it". Damit meinte sie: Schüttle, das was du gehört hast, sofort aus deinen Ohren raus! :D Das hat mir wirklich gefallen, denn für diese Leuten ist oft kein Kraut gewachsen, das gegen solche Denkweisen wirkt, außer natürlich, sie erleben einen Verlust am eigenen Leib!


    Du hast doch in der Ausstellung von Kate, das Drachenbild gesehen, oder? Das war mein Bild zum "Loslassen" von Kindern. Du kannst es
    hier nachlesen!


    Die Fußballschuhe sind übrigens wirklich eine tolle Idee!


    :24:
    Christine

  • Lieber Walter!


    Jetzt kannst du bei uns bald wieder Langlaufen und nicht Schifahren. Radeln? Dein Kerzerl steht noch immer an der Unfallstelle von Andreas. Da es dort ausgesprochen windig ist, wird es sich wohl noch eine ganze Zeit lang halten.


    Liebe Christine!


    Danke für das Zurecktrücken mancher Gedanken. Ich finde auch, dass diese Worte wohl einfach ein schnelles Losplappern sind und eben doch ohne wirkliche Ahnung und Verständnis. Es fehlt einfach die, leider sehr schlimme, Erfahrung.


    Hab in den letzten Tagen starke Kopfschmerzen, vielleicht doch ein wenig zu viel und zu oft geshakt. Aber es hilft nichts, wenn es dir selber richtig schlecht geht, dann kannst du shaken wie du willst, es kommt doch einiges an und es tut dir unheimlich weh.


    Und der Drachen, ja der begleitet mich schon auch. Seit Kate es im Forum geschrieben hat. Und du weißt eh, dass bei meinem Schwager, der verunglückt ist, ein ähnliches Bild hängt.


    Es ist so, diese Verbindung wird bleiben, jeden Tag und jede Minute unseres Daseins. Manchmal ist sie schön und lustig, manchmal schön und traurig, aber immer da, und immer wertvoll. Und ohne diese Verbindung wäre unser Leben überhaupt nicht mehr lebenswert, egal, wieviel Schönes es sonst noch gibt. Wir brauchen eben "alles".


    So, wenn das Wetter nicht bald besser wird,........


    Einen schönen Sonntag, bei Fußball und sonst was.....


    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth !
    Wollte Dir nur schreiben,dass all meine drei Söhne fussball spielten
    n bzw. noch spielen.Mei jüngster wird 15 und spielt seit 10 Jahren.Waren damals am Begräbnis auch die Sportkameraden von Andreas?
    gLaube schon ?
    Du hast die Schuhe am Grab stehen eine super Idee! Aber auch einwenig schmerzhaft?Ich habe Schuhe von Christian und ich denke mirin den Schuhen hat er mal gestanden und nun liegt er unter der Erde,Und dann kommt wieder das Gefühl der Unwirklichkeit,das kann es nicht sein sage ich mir.
    Wird man denn nie damit fertig.Ich bin in der Öffentlichkeit gar nicht schwach aber wenn die mein innerstes kennen würden?
    Das Zauberwort heisst akzeptieren,den Verlust des Todes,wenn ich ehrlich bin,ich glaube im inneren habe ich den Tod nie akzeptiert.
    Ich habe manchmal das Gefühl,man hechelt der Umwelt etwas vor,nicht schwach sein,stark sein,zum Beispiel mein Sohn verstarb in der Wohnung meiner Mutter die sie ihm zur Selbstständigkeit überlassen hat,jetzt ist Mama krank ich soll ihre Post holen und den Blumenstock giessen (Mama lebt seit 27 Jahren bei Lebensgefährten)ich habe mulmiges Gefühl jedesmal wenn ich nach Christians Tod die Wohnung betrete.
    Da meine Mutter aus der Kriegsgeneration stammt und schon viele persönliche Schicksalsschläge hatte,sagt sie immer stell Dich nicht so an,da dürften wir ja in viele Wohnungen nicht mehr gehen wo jemand verstorben ist.
    Bin ich überempfindlich,will kein Dejavue von diesem furchtbaren Tag,verfolgt mich tagelang.war schon ein paar mal dort aber es geht mir nicht gut dabei.Ich weiss dann selbst nicht,was richtig oder falsch ist. Was würdest Du machen ? Alles Liebe Chrisu :2: :24: :24: :24:

  • Liebe Chrisu!


    Ich kann dich sehr gut verstehen, es wird immer und ewig ein ganz großer Schmerz in uns sein. Dass man von außen manchmal oder meistens gar nichts mehr sieht, naja, oft wollen wir das selber nicht, oft möchte ich aber, dass die Leute von selber merken, dass es mir nicht gut geht, oft sage ich es von mir aus einfach heraus - - ich denke einfach, alles in allem sind wir einfach durch unseren Schmerz schwieriger geworden, wir wissen ja selber oft nicht so ganz genau, was wir von anderen erwarten Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich werfe anderen vor, dass es ihnen gut geht, dass bei ihnen alles "normal" ist. Oder aber ich bin so traurig, weil ich weiß, dass es nie mehr so "normal" wird, wie ich es gerne hätte.


    Ja, die Schuhe tun schon weh, und auch die vielen anderen Dinge, besonders Kleidungsstücke, die mich manchmal beinahe täglich an Andreas erinnern. Einerseits bin ich froh, dass Johannes viele der T-Shirts,.... weiterträgt, das ist ein schönes Gefühl, aber immer wieder gibt es mir halt doch einen Stich. Und Christina braucht für ihre Schule Kochhosen und -jacken, da zieht sie auch ganz selbstverständlich Andreas' Sachen an. Das freut mich auch, wenn auch immer wieder mit einem Stachel.


    Und nun zur Wohnung - also ich würde schon hingehen. Natürlich wird es immer von Schmerz begleitet sein, von unsäglicher Trauer. Aber ich glaube auch, dass es eine Möglichkeit ist, deinem Christian ganz besonders nahe zu sein. Die Erinnerung wird wohl immer heftig sein und weh tun, aber möglicherweise ist es auch hilfreich.


    Schwer zu raten, es ist einfach eine gefühlsmäßige Sache für mich.


    Fußballer, Musikanten, Sänger, Kollegen, Freunde, alle waren bei der Beerdigung. Ganz lieb und ganz traurig.


    So, Italien ist jetzt auch ausgeschieden, weiß nicht, ob es mich freut oder nicht, Andreas war ja in Südtirol als Lehrling - konnte da schon ganz gut Italienisch und irgendwie ist es schon eine Verbindung für mich.


    Für heute alles Liebe, aber stress dich nicht mit der Wohnung, du wirst sicher einen dir gangbaren Weg wählen.


    Alles Liebe


    Elisabeth

  • Hallo Liebe Elisabeth


    Das Freut, dass die Kerze immer noch steht. Und immer wieder für Andreas von Neuem angezündet werden kann.


    Mittlerweile, so hoffe ich, ist die Sonne auch zu Euch zurückgekommen. So könnt Ihr wieder an diesen Platz spazieren und trotz der Traurigkeit, wärmende Strahlen tanken, die ihr ja dringenst auch gebraucht.


    Die Schuhe am Grab während der WM.... :028: Euer Andreas wird sich freuen.


    Lieb Gruss


    Walter (... :2: für die Meldung mit der Kerze...)