Hallo liebe Forumskollegen,
Ich bin etwas über 30 Jahre alt, verheiratet und wir haben einen kleinen Sohn, den wir uns sehr gewünscht haben und auf den wir lange gewartet haben. Es geht uns gut. Wir haben hauptsächlich alte Verwandte. Einerseits schön, dass wir sie überhaupt haben!! Andererseits nicht immer einfach.
Meine Eltern waren 20 Jahre vom Alter her auseinander. Mein Vater der ältere.
Meine Mama ist vor über 1,5 Jahren gestorben. Sie war erst wenig über 50 Jahre alt. Sie hat mehrere Jahre mit der schweren Krankheit gelebt und war sehr tapfer. Ich habe sie total geliebt. Wir haben manchmal gestritten und waren auch nicht immer einer Meinung, hatten uns aber immer unheimlich lieb. Mama hat mich vielleicht in mancher Hinsicht überbehütet, das hat mir nicht immer gut getan. Sie konnte mich glaube ich auch schwer loslassen und manchmal fühlte ich mich in meiner Freiheit eingeschränkt, wenn ich merkte z.B. sie möchte am liebsten das selbe Gewand anziehen wie ich, also nur als Beispiel, das kam mir manchmal wohl mehr so vor, als es war, als Tochter hat man da manchmal vielleicht Verfolgungswahn.
Als ich erfuhr, dass Mama einen Tumor haben soll, war sie für einen Moment "schwach" und hätte der Tröstung bedurfen, ich war in der Arbeit, ich erfuhr es via Telefon und jetzt im Nachhinein weiß ich, ich hätte sofort losfahren sollen und sie in die Arme nehmen. Als ich zu ihr kam, war sie schon "gefestigt" und stark, wie sie es meist war. Bis zum Schluß, zuerst konnten wir es nicht glauben, dass es ihr schlechter ging und es vielleicht bedeuten könnte, dass Mama bald sterben muß und als wir es schön lansam verstanden haben hörten wir auch von Ärzten, "nicht die Hoffnung nehmen" usw. Doch hatte ich mehrfach das Gefühl, Mama hätte da gerne geredet. Dh. wir waren uns sehr nahe, doch so direkt haben wir das Thema Tod nicht angesprochen. Sie nicht und wir auch nicht. Ob es richtig oder falsch war, wird uns keiner sagen können, ich weiß nur, ich wäre bereit gewesen, mit ihr zu sprechen und jetzt im Nachhinein glaube ich, dass es ihr gut getan hätte. Aber was soll ich machen, ich kann es nicht ändern. Am letzten Tag, da konnte Mama nicht mehr mit mir sprechen, doch hatte ich das Gefühl, sie versteht mich, da sagte ich ihr, dass ich die Krankheit hasse, aber nicht damit hadern werde, dh. es war mir auch wichtig, dass sie weiß, dass ich nicht mein Leben lang daran nagen möchte und dass sie weiß, dass es schlimm war, zu sehen, wie es ihr schlecht geht und wie sehr ich sie liebe und was sie für eine tolle Mama und Oma war. Also ich habe ihr alles gesagt, was mir am Herzen lag. Bis vielleicht auf das, dass wir nicht direkt darüber sprachen, dass sie sterben wird.
Wir haben sehr oft telefoniert und uns auch oft gesehen. Ich habe gespürt, wie es ihr weh getan hat, dass sie ihr Enkelkind nicht groß werden sieht. Und mir hat es auch entsetzlich weh getan und tut es oft noch. Doch bin ich auch sehr dankbar, dass ich die beiden miteinander sehen konnte.
Ich habe noch immer schwer zu kiefeln am Tod meiner Mutter. Ich glaubte immer, sie lange zu haben. Manchmal fühle ich mich auch noch wie ein Kind, dem seine Mutter fehlt. Ich bin zwar oft sehr stark, aber auch oft sehr schwach und mir fehlen die Gespräche mit meiner Mutter unheimlich. Ich habe eine Freundin, die selber krank ist, mit der ich recht gut sprechen kann, aber wegen ihrer Krankheit (Rheuma) möchte ich ihr auch nicht alles sagen. Ich habe eine junge Cousine, die ein ganz anderes Leben lebt und wenn ich sie 2 x im Jahr sehe, dann ist es viel. Ich habe eine sehr alte Großtante, eine alte Tante und meinen Papa zum Glück. Ich kann mit meinem Mann reden, allerdings ... er ist ja ein Mann und von daher ist er auch mal froh, wenn ich nicht reden muß.
Ich habe ansonsten Freundinnen, die ich zwar sehr mag, aber mit denen ich jetzt vielleicht alle 3 Monate mal telefoniere und wir uns 2 x im Jahr sehen. Dann gibt es noch eine Freundin via ein Forum und wir sehen uns mit den Kindern. Und hier vor Ort Bekannte oder Freundinnen, die ich auch hauptsächlich bei Spielgruppen kennenlernte.
Eine davon und jetzt nähere ich mich dem Kernthema an (entschuldigung, dass es so lange wird!), war mir relativ "nahe", jedenfalls für meine Begriffe, als meine Mama im Spital war und ich zu ihr fuhr und es ihr wirklich schon sehr schlecht ging. Sie hat 1 - 2 x auf meinen Sohn aufgepaßt, bis ich draufkam, er ist viel ruhiger, wenn er mit zu seiner Oma kann. ! Und wir haben uns in der Zeit auch einfach oft gesehen. Dh. ich dachte mir bzw. setzte voraus, dass sie ein Gefühl für meine Situation haben würde und etwas sensibler mit dem Thema Oma mit mir umgehen würde. Dem war nicht so. Sie war nicht beim Begräbnis meiner Mama (gut, sie kannte sie persönlich auch nicht, sah sie einmal flüchtig bei einer Feier bei mir), aber das ist auch nicht das Problem, sondern bei einem Spaziergang mit den Kindern hat sie mehrfach die Oma ihres Kindes erwähnt und gesagt, die Oma hätte auch so eine Katze usw. Und immer mit "Oooooma"...-Betonung. Ich hatte mich damals schon SO gekränkt! :-((( Ich wäre am liebsten davongelaufen und habe immer wieder gegrübelt, wie jemand so grausam sein kann. Als es dann nochmal so war, sprach ich sie an und sagte ihr, dass mir das einfach so weh täte. Dass es ja ihr Leben sei und um Gottes Willen, das ja nichts mit uns zu tun hätte und es so schön ist, dass ihr Kind eine Oma hat, aber dass das Thema einfach für mich so neu sei und ich damit kämpfe. Sie wirkte anfangs nicht wirklich so, als würde sie es verstehen, meinte dann, sie werde darauf achten und wenn es wieder mal so sei, solle ich sie zur Seite nehmen und ihr das "flüstern". Ganz zufrieden war ich mit der Antwort nicht, weil sie für meine Begriffe herzlos war und sie nicht ganz so verstand, wie ich es meinte.
Wir fuhren dann einmal gemeinsam zu einer Therme, bzw. trafen sie dort, ich hätte meinen Vater gerne mitgenommen, aber darauf verzichtet. Beim Hinfahren telefonierten wir kurz und ich erfuhr, dass ihre Eltern auch dort waren. Ich mag ihre Eltern, sie sind wirklich sehr nett und sympathisch, aber ehrlich gesagt fühlte ich mich nicht wohl in meiner Haut. Ich verstand nicht, dass sie es vorher nicht mit einem Wort erwähnt hatte um herauszufinden, ob es für mich okay sei. Den ganzen Tag mußte ich fast sehen, wie sie ihre Enkelin umsorgte und das an MEINEM Entspannungstag. Ich sagte nachher nicht, ich versuchte, mich nicht hineinzusteigern.
Das ganze eskalierte leider dann wieder, als wir uns zufällig an einem Sonntag trafen. Wir waren alle sehr gut gelaunt, jeder wollte dann in Kürze wieder seinen Vorhabungen nachkommen, die Kinder spielten kurz und die Frauen und die Männer redeten miteinander. Als sie sich plötzlich zurücklehnte, sehr selbstgefällig und meinte zu ihrem Kind "komm X, wir fahren jetzt zur Ooooma". .... Mein halber Sonntag war eher traurig und gelaufen als fidel. Am nächsten Tag im Kindergarten das selbe. Ich erfuhr schon am Samstag, als wir Frauen - was selten ist - bei einer Feier einer Bekannten eingeladen waren, dass ihre Mutter Ende der Woche ihr Kind vom Kindergarten abholen würde. Ja, ich würde mich freuen, ihre Mutter ev. zu sehen, sie ist ja eine nette Frau. Nur was dann am Montag im Kindergarten passierte, war mehr als unnötig, bzw. einfach unverständlich. Ich kümmerte mich gerade um mein Kind beim Anziehen und sprach mit der Pädagogin, als sie um die Kurve kam und ohne irgendwas und nicht mal sprechend mit der Pädagogin zu ihrem Kind über uns hinweg rief, am Tag X holt dich deine Oooma ab. Tja, das war erst in 4 Tagen. Sagt man das einem so kleinen Kind schon 4 Tage vorher. ....... Naja, es war mehr als kurios und mir entfuhr nur "na schön". Das war für mich in so einer Situation schon ein gewaltiger Packen Zynismus, mehr brachte ich nicht hinaus. Irgendwie bebend eilte ich dann zum Auto ohne noch viel zu sagen und grübelte tagelang. Ich verhielt mich auch anders, zurückhaltend. Wenn man glaubt, sie hätte mich einmal gefragt, ob bzw. was ich hätte, nein, das passierte nicht.