Hallo,
ich bin neu hier und möchte auch kurz meine Geschichte erzählen. Vielleicht hilft es etwas darüber zu schreiben.
Ich bin Kerstin (38 Jahre) und habe zwei Söhne (Sebastian 3 Jahre und Raphael 1 Jahr). Meine Mutti war 56 Jahre als sie nun ganz plötzlich und unerwartet für immer von uns gegangen ist. Und nun in diesem Moment wo ich diese Zeilen schreibe kann ich es immer noch nicht fassen. Meine Mutti war am 6. Januar noch bei mir zu Besuch und war putzmunter und gesund. Zumindest dachten wir das alle. Wer weiß, was da schon in ihrem Körper vorgegangen ist. Sie war mit ihrer jüngsten Schwester bei mir, weil mein Mann arbeiten musste und ich den Feiertag nicht so alleine verbringen wollte. Meine Tante nähte mir meine Vorhänge kürzer. Und meine Mutti kümmerte sich wie immer rührend um ihre geliebten Enkelkinder. Sie war einfach wie immer. Als sie abends nachhause fuhren hatte sie wie immer ein Lachen auf dem Gesicht! Zwei Tage später morgens um 7 h rief mein Vater an und sagte einfach so ins Telefon: Ich wollte dir sagen, Mutti ist tot! Ich sagte nur, WIE das kann doch nicht sein und mein Vater wiederholte seinen Satz. Ich schrie ins Telefon, was passiert wäre und er soll es mir sagen, aber er schwieg nur.................. Ich legte auf und rief sofort eine Tante von mir an, die nur ein Haus weiter wohnt. Ich sagte zu ihr, sie soll doch bitte mal gucken gehen was passiert ist, aber sie sagte, dass mein Vater sie auch schon angerufen hätte und sie wüßte schon Bescheid. Ich war am Ende und konnte kaum noch atmen. Ich war so hilflos und wußte nicht, was ich machen soll. Mein Mann hatte kurz vorher das Haus verlassen und ich saß mit meinen beiden Kindern alleine hier. Ich konnte meinen Mann telefonisch nicht erreichen, weil er sein Handy im Auto nicht anhatte! Meine Tante sagte mir, dass meine Mutti wohl im Badezimmer umgekippt wäre und einen Herzinfarkt hatte. Der Notarzt konnte ihr nicht mehr helfen. Das kann alles gar nicht sein. Ich glaube es einfach nicht. Mein Vater hatte sich schon vor Jahren total zurückgezogen und lebte sein eigenes Leben. Er ist 10 Jahre älter als meine Mutti und er wurde vor einigen Jahren entlassen, was ihn sehr mitnahm. Danach zog er sich total zurück. Er ging zuletzt nicht mehr mit zu Feierlichkeiten und wenn meine Mutti zu uns kam, hat er sie nur kurz gebracht und ist dann wieder heimgefahren. Er trank wohl sehr viel in letzter Zeit, was er aber nicht zugab. Das alles machte meine Mutti total fertig. Aber auch sie gab das nicht zu und fraß alles in sich hinein. Ich dachte erst, als mein Vater anrief, dass er sie umgebracht hätte. Also nicht vorsätzlich, sondern im Affekt. Denn meine Mutti war natürlich nur noch sauer auf ihn und sie hat ihn oft angemeckert, weil sie sein verhalten natürlich kaputt machte. Wenn sie abends von der Arbeit kam, lag er teilweise auf dem Sofa und schlief und sie durfte sich dann hinstellen und das Essen machen! Dass man da dann ausflippt ist ja auch irgendwie klar. Wenn sie zuhause war, ging er spazieren und ging dabei wohl auch immer in die Kneipe um sich ein Bier zu kaufen. Aber auch das gab er nie zu. Sie wollte sich aber nicht von ihm trennen, weil sie "Angst" hatte, dass er sich dann was antut und weil sie eine gemeinsame Eigentumswohnung haben und sie ihn ja nicht einfach vor die Türe setzen konnte. Tja und nun hat er es geschafft, dass sie nicht mehr lebt! Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er SCHULD daran ist. Und ich bin unendlich traurig und zugleich voller Wut auf meinen Vater. Denn er lebt jetzt sein Leben weiter. Und ich muss jetzt lernen damit zurecht zu kommen, dass meine geliebte Mutti nicht mehr da ist.
An ihrem Todestag trafen wir uns dann alle bei meinem Vater in der Wohnung. Die Eltern meiner Mutti und ihre beiden Schwestern und ihr Bruder und eine Schwägerin. Wir alle weinten und wußten überhaupt nicht, was wir tun sollen. Für meine Großeltern ist es natürlich auch super schlimm. Meine Mutti war ihre älteste Tochter. Morgen ist die Trauerfeier und ich habe schreckliche Angst. Da ich sie an ihrem Todestag nicht mehr gesehen habe (sie wurde um 11 h vom Bestatter zuhause abgeholt, aber wir mussten erstmal organisieren, wo wir unsere Kinder hinbringen können da ich sie nicht mitnehmen wollte), wird sie morgen im offenen Sarg aufgebahrt. Ich habe schreckliche Angst davor sie so dort liegen zu sehen. Aber ich will mich unbedingt noch von ihr verabschieden. Ich hoffe nur, dass ich stark genug bin um das jetzt alles durchzustehen. Meine Tanten haben meine Mutti noch gesehen, als sie zuhause war. Sie sagten, sie sah sehr friedlich aus, so als ob sie schlafen würde. Es muss wohl sehr schnell gegangen sein und sie hatte hoffentlich keine Schmerzen. Ich weiß nicht, wie ich in nächster Zeit damit klarkommen soll. Wir wohnten bis vor zwei Jahren noch sehr weit auseinander und sind nun wieder näher an meine Heimat gezogen, damit ich meine Mutti wieder öfter sehen konnte. Denn gerade mit Kindern fand ich das unendlich wichtig ihr Nahe zu sein. Wann immer es ging habe ich sie besucht (wir wohnten jetzt eine halbe Autostunde auseinander) oder sie zu uns eingeladen. Gerade im Sommer haben wir viel miteinander unternommen. Und jetzt soll das einfach alles vorbei sein, von einer Sekunde auf die Nächste! Ich begreife es nicht und kann es nicht fassen. Ich denke morgens nach dem Aufstehen an sie, abends beim zu Bett gehen und liege Nachts wach, weil ich an sie denke.
Danke fürs Zuhören!
Stille Grüße Kerstin