Ich kann nicht ohne meinen Papa

  • Hallo an alle, ich bin relativ neu hier und habe bis jetzt nur gelesen. Jetzt bin ich bereit auch zu schreiben . Genau heute vor 6 Wochen um 21.25 ist mein Papa "rauf zu seinen Eltern gegangen". Mit 75c also noch nicht "so alt".Es war einerseits abzusehen , andererseits dann doch ziemlich schnell . Er lag 1,5 Wochen im Spital. Er war so krank wie wir dann erfahren haben ( Leber kaputt , Nieren kaputt , rechtsseitige Herzschwäche und dann noch Streptokokken dazubekommen ) . Er ging gute 8 Jahre zu keinem Arzt mehr . Mehr als einmal haben Mama, Bruder , ich und auch seine Enkelkinder auf ihn eingeredet . Er war leider sehr stur und wollte so leben und auch gehen wie er will. Ich denke mir ich hätte hartnäckig sein müssen und vielleicht einfach so Mal den Notarzt holen . Ich weiss nicht ich wusste nicht dass es so starke innere Schmerzen der Trauer gibt . Es zerreißt mich förmlich . Ich bekomme Heulkrämpfe und kann mich dann gar nicht mehr beruhigen . Manchmal bin ich sauer weil er einfach nicht zum Arzt ging . Im Spital hat man uns gesagt vor 1 Jahr hätte man ihm noch helfen können . Er fehlt einfach so sehr. Ich kümmere mich viel um Mama und das organisieren. Ich arbeite in einer Sonderschule im Hort und deswegen Ferien noch 1 Woche , weiss aber nicht ob ich arbeiten schaffe . Wenn ich dran denke dann bekomm ich keine Luft . Jedoch würde ich mit Schulbeginn eine neue Gruppe übernehmen, ich hätte auch ein schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber wenn ich in den Krankenstand gehe . Genau jetzt könnte.mir Papa den richtigen Rat geben . Sorry dass es jetzt solang wurde.

  • Liebe Soni, auch dir ein warmes "Willkommen" in unserem Kreis... ein Kreis, in dem keiner von uns sein wollte...

    Mein ganzes Mitgefühl für dich...

    Ein Elternteil zu verlieren tut so sehr weh und wir fühlen uns wie amputiert. Ein so sicherer Hafen bricht plötzlich einfach weg...


    Ich kann dir nur raten: Weine! Weine einfach wenn dir danach ist! Sei wütend wenn dir danach ist...

    Und mach dir keinen Druck wegen der Arbeit. Schau so, wie es für dich gut ist!

    Ich arbeite auch im sozialen Bereich und ich konnte die ersten Wochen nicht zu den Kindern... irgendwann spürt man, wenn die Kraft dafür wieder da ist! Mir hat die Arbeit dann sogar geholfen, wieder in einen Alltag zu finden. Gerade Kinder sind da gute Lehrmeisterchen...


    Und was dein Papa angeht: Ja... Eltern können mega stur sein!!! Aber - das musste ich auch lernen und akzeptieren - es ist ihr Leben und sie sollen ja auch slebst bestimmen, wie sie was tun wollen. WIR können nur raten und unterstützen.

    Mein Papa ist auch sehr stur und ich ertappe mich manchmal, wie ich ihn betüddel wie eine Mama - auch nicht hilfreich...


    Du Liebe, schreib wann immer dir danach ist! Hier sind immer offene Ohren und offene Herzen sowieso...


    Sei lieb umarmt wenn du magst...

  • Liebe Soni,


    ein Text ist nie zu lang, wenn man über den Verlust eines geliebten Menschen schreibt.


    Mein tiefes Mitgefühl zum Verlust deines Papa's.


    Du wirst sehen, es werden Dir noch viele schreiben, die deinen Schmerz und die Ängste kennen.


    PIA

  • Liebe Soni,


    mein herzliches Beileid! 🥀 Ein Elternteil zu verlieren ist so schwer ... Ich kann Deine Gefühle und Gedanken so gut nachvollziehen. Ich habe vor vier Wochen völlig überraschend meine Mutter verloren, und die Trauer lässt mich manchmal kaum atmen. Und auch ich kämpfe ständig mit dem Gefühl, nicht gut genug auf meine Mutter aufgepasst zu haben.


    Fühle Dich fest umarmt

    Tine

  • Ich danke euch allen für eure lieben Antworten . Mir geht nur dieser Satz der Ärztin nicht aus dem Kopf, dass man vor 1 Jahr noch was hätte machen können .... Es gab ja einen Vorfall , da ist er zusammengebrochen und hat keine Luft mehr bekommen , ich wollte da den Notarzt rufen und wurde aber quasi ruhig gestellt , wenn es am nächsten Tag noch so schlimm sei dann geht er zum Arzt . Ist dann auch nie passiert .

    Er hat nie viel über seine Gefühle oder so gesprochen ... Es sind einfach soviel Fragen offen :13:

  • Liebe Soni,


    viele liebe haben Dir hier schon geantwortet.

    Dein Verlust tut mir unendlich leid.


    Alles was Du gerade durchmachst kennen wir und alles was wir Dir schreiben wird Dich momentan nicht trösten.

    Dieser Schmerz ist unbeschreiblich auch dieses Gedankenkarusell was Du gerade hast ist leider normal, quälend aber normal.


    Was kann ich Dir schreiben ausser lass den Schmerz zu unterdrücke ihn nicht weine schreie wenn Du das kannst gib dem Schmerz eine Stimme.

    Was Deine Arbeit betrifft das kannst nur Du alleine entscheiden wenn Du meinst das Du dazu in der Lage bist okay aber bitte tue das nicht für Deine Kollegen, hier geht es um Dich.

    Trauer ist soviel mehr, unser Körper braucht unglaubliche Kraft und Energie um das durchzustehen und keiner Deiner Kollegen wird Dir da helfen können.


    Dein Papa ist immer noch da er ist um Dich er wird Dich begleiten anders aber er ist da.


    Vlg. Linchen

  • Ich danke euch allen für eure lieben Antworten . Mir geht nur dieser Satz der Ärztin nicht aus dem Kopf, dass man vor 1 Jahr noch was hätte machen können .... Es gab ja einen Vorfall , da ist er zusammengebrochen und hat keine Luft mehr bekommen , ich wollte da den Notarzt rufen und wurde aber quasi ruhig gestellt , wenn es am nächsten Tag noch so schlimm sei dann geht er zum Arzt . Ist dann auch nie passiert .

    Er hat nie viel über seine Gefühle oder so gesprochen ... Es sind einfach soviel Fragen offen :13:

    Ach, liebe Soni, auch diese Gedanken und Fragen kommen mir so bekannt vor: Meine Mutter war seit einiger Zeit müder als sonst und ist an manchen Tagen öfter mal eingenickt. Ich hatte gedacht, das würde am Wetter liegen, oder zu wenig Vitamine oder oder oder ... Aber jetzt denke ich ständig, vielleicht war das schon ein Warnzeichen, das man hätte abklären lassen müssen. Aber wäre meine Mutter zum Arzt gegangen, wenn ich was gesagt hätte? Wahrscheinlich nicht. Sie konnte da sehr stur sein ...

    Es "beruhigt" mich ein wenig, dass auch andere sich mit solchen Selbstvorwürfen herumquälen. Mein Gedankenkarussel dreht sich heute nämlich mal wieder besonders schnell.


    Herzliche Grüße

    Tine

  • Liebe Soni,

    Das kann ich gut nachvollziehen. Mein Papa ist vor ca. 5 Monaten gegangen und die Trauer um ihn kommt grad erst so richtig aus mir raus. Wir waren immer so ein gutes Team und ich vermisse ihn so schrecklich. Auch ich frage mich immer ob wir etwas hätten anders machen können, aber komme immer zu dem Schluss, dass es so wie es war wohl das beste für alle war. Ich musste gemeinsam mit meiner Mutter eine Entscheidung für meinen Papa jedoch gegen sein Leben treffen. Das belastet mich heute noch schwer.

    Immer wenn ich ins Wohnzimmer meines Elternhauses komme und seinen leeren Platz auf der Couch sehe, könnte ich losheulen.
    Mir gehts genau wie Dir grad nicht so gut. Ich vermisse ihn schrecklich. Ich hoffe es wird bald alles wieder gut auch wenn er nicht mehr wiederkommen wird. LG