nach über 18 jahren alleine gelassen...

  • Hallo, meinen Namen will ich hier nicht nennen - ich habe bemerkt, dass vor allem Familientrauerfälle hier Gehör finden, nun, bei mir ist es nicht ganz so - nachdem ich ihn 18 Jahre lang gekannt habe, wir alles übereinander wussten, wie Geschwister für einander empfunden haben, hat sich mein bester Freund, der einzige Mensch der mir bis dahin tatsächlich in jeder Lebenssituation Halt geben konnte, das Leben genommen... ich konnte ihm nicht helfen, es war eine Entscheidung, die er für sich selbst getroffen hat und das akzeptiere ich mittlerweile, nach beinahe einem Jahr nun endlich, aber trotzdem fehlt etwas in meinem Leben, da ist jetzt ein Platz, der immer leer bleiben wird...

  • Hallo!
    Herzlich willkommen bei uns und mein Beileid zum Tod deines besten Freundes!
    Deinen Namen musst du nicht nennen.
    Es ist schwer damit umzugehen,wenn ein Mensch sich dazu entscheidet,"freiwillig" aus dem Leben zu gehen.Den Grund dafür erfährt man leider oft nicht.
    Für dich ist es besonders schwer,er war dein bester Freund,Vertrauter,Halt im Leben-wie du schreibst.
    Hast du noch Familie oder Freunde mit denen du evtl. über den Verlust reden könntest?
    Wenn du kannst bzw möchtest kannst du gern über deinen Freund erzählen.Wir "hören" dir zu.
    Viel Kraft wünscht
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • guten morgen,


    herzlich willkommen hier im Forum!
    Seinen besten Freund zu verlieren, vorallem auf so plötzliche Weise, zu verlieren, ist unglaublich traurig. Freunde sind oft jene Menschen, die uns am besten kennen, denen wir uns näher fühlen als der eigenen Familie - ich habe schon den Spruch gehört "Freunde sind die Famile, die wir uns aussuchen". Du musst dir also sicher keine Gedanken darüber machen, dass hier im Forum viele Familentrauerfälle besprochen werden. Ohne jetzt alle Beiträge im Forum zu kennen bin ich mir ganz sicher, dass du hier gut aufgehoben bist.


    Fühle dich umarmt


    ginger

  • hallo,


    erst mal danke für eure antworten....


    also wie gesagt - es ist vor einem jahr passiert - der selbstmord kam um ehrlich zu sein nicht ganz unvermutet - ich wusste, dass er an einem tiefpunkt angelangt war, versuchte für ihn da zu sein, aber es war aussichtslos, wie sich herausstellte... wir kannten uns sehr lange und ich denke, auch ich war in seinem leben die person, die ihn am besten kannte - das war so eine freundschaft, wo man sich nur einen blick zuwerfen musste und der andere wusste, was man dachte/wollte. ich hab keine ahnung ob jemand hier das gefühl kennt, wenn einem so ein mensch im leben auf einmal abgeht. ich hatte eine zeitlang auch ein richtiges hassgefühl entwickelt, weil ich diese tat als so egoistisch empfand. vor kurzem ist mir erst aufgefallen, dass ich eigentlich nur eine tatsache bisher nicht erfahren habe, was sein leben betrifft - nämlich, WIE er aus diesem leben gegangen ist - ich wollte es auch gar nicht wissen...

  • Hallo,


    auch von mir: Herzlich willkomen hier bei uns und mein herzliches Beileid!
    Trauer kann man nur empfinden, wenn man eine Beziehung zu einem verstorbenen Menschen hatte. Je enger die Bindung, desto größer ist auch der Trauerschmerz, dabei ist nicht wichtig, ob der Verstorbene ein Familienmitglied war oder ein bester Freund. Also bist du hier ganz richtig bei uns.


    Möchtest du mittlerweile wissen, auf welche Art sich dein Freund suizidiert hat?


    Alles Liebe
    Christine

  • huhu,


    ein stilles herzliches willkommen hier im forum. es ist im grude egal wer aus deinem leben verschwunden ist, ob ehepann oder partner, ob schwieger- oder schwiegervater, sohn oder tochter oder.... . es gibt immer einen schrecklichen verlust in unserem leben.


    was du über deine freundschaft erzählst klingt wunderbar. so eine verbindung ist nicht oft anzutreffen. umso schmerzlicher war der suizid für dich. ich kann nachvollziehen was du schreibst über dein gefühl des egoismusses bei ihm. er hat eine entscheidung getroffen und du stehst da und kannst ihm nicht wirklich helfen.


    hat du mittlerweile dieses gefühl des "verlassen worden seins" bearbeitet? wie stehst du heute dazu?


    lieben gruss
    burkhard

  • hallo,


    nein, ich will es nicht wissen, wie er sich umgebracht hat - der grund reicht mir um ehrlich zu sein - normalerweise bin ich eine person die gerne immer alle details weiß, aber in diesem fall nicht - auf gar keinen fall....


    habe das alles bis heute noch nicht verarbeitet - es gibt immer wieder situationen - so wie dieses wochenende überraschenderweise, die mich an gemeinsame zeiten erinnern und wo dann das gefühl der trauer zurückkehrt und die ganze stimmung z.b. auf einer party voll im keller ist

  • huhu,


    deine reaktion ist völlig normal und für mich nachvollziehbar. ehrlich gesagt weiss ich nicht ob ich das ganze erfahren möchte. ich glaub es würde mich überfordern. man muss auchnicht immer alles wissen.


    für die bewältigung der trauer gibt es keinen genauen zeitplan wann etwas abgeschlossen ist. von daher ist ein jahr bei dir zur bewältigung nicht viel. es wird eine weile dauern bis die sitautionen die du beschreibst weniger werden. doch die abstände werden grösser. das heisst nicht das du ihn vergessen wirst. eure freundschaft geht auf eine andere ebene über. die erinnerungen kann dir niemand rauben.


    lieben gruss
    burkhard

  • hmmmmmmmmmm... ja, es ist schwierig und für andere nicht nachvollziehbar - jeder trauerfall ist etwas individuelles... ich habe ihm gegenüber sogar ein schlechtes gewissen, weil ich jemanden gefunden habe, mit dem ich über alles reden kann, der jetzt in gewisser art und weise seinen status eingenommen hat... ich mache mir da selbst vorwürfe, aus welchen gründen auch immer... zusätzlich hab ich bemerkt, dass ich anderen, die jahrelang miteinander befreundet sind, der freundeskreis meines neuen "besten freundes" ( oje, wie das klingt ), ihre freundschaft und ihre vertrautheit missgönne. mein freundeskreis ist seit seinem selbstmord einfach zerbrochen - nichts ist mehr so wie es einmal war...

  • huhu,


    ich denk nicht das dein schlechtes gewissen gerechtfertigt ist. ich denk dein bester freund würde das ersten voll verstehen und zweitens unterstützen.
    der mensch ist ein beziehungswesen. wir alle benötigen solche freunde die uns als ratgeber oder als schulter zum ausweinen oder... zur seite stehen.


    dein neuer bester freund tut dir und euch gut. kein wunder das die anderen euch diese beziehung missgönnen. jeder möchte so eine freundschaft haben, doch die wenigsten sindbereit sich so wie du in eine solche freunschaft auch zu investieren. diese missgunst legt sich mit der zeit hoffentlich wieder. misgunst und eifersucht zerstören beziehungen.


    du hast recht, nichts wird je wieder so sein wie es war. alles änders sich. solche erlebnisse sind einschneident. der schock sitzt tief. ein suizid ist schrecklich. der zerbruch des freundeskreises drückt den schock aus. aber dieser schock kann auch die möglichkeit eines neuen anfanges beinhalten.


    lieben gruss
    burkhard

  • Hallo,


    auch Schuldgefühle und andere negative Gefühle - z.B. Neid - sind "normal" nach einem Verlust. Schuldgefühle zu haben, heißt aber nicht gleich, dass man auch schuldig ist.Und Neid signalisiert ja einfach einen Mangelzustand und hat den Sinn, dass wir drüber nachdenken, wie wir diesen Mangelzustand beheben können. Man darf alle diese Gefühle haben,es ist wichtig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Aufpassen muss man, wenn man merkt, dass einzelne negative Gefühle extreme Züge annehmen.
    Es ist so wie Burkhard sagt: Eure Verbindung bleibt bestehen, eure Freundschaft geht auf einer anderen Ebene weiter. Dass du einen neuen besten Freund gefunden hast, ist gut für dich. Gesunde Trauer lässt auch immer Neuorientierung zu. Nichts ist mehr so wie es war und es wird anders, es treten neue Menschen in dein Leben, die wichtig werden. Sie ersetzen nicht die, die gestorben sind, sie gehören einfach zu diesem neuen Lebensabschnitt dazu, in dem Hinterbliebene mit Verstorbenen über die Erinnerung in Verbindung bleiben.


    Alles Liebe
    Christine