Tod des Ehepartners....plötzlich alleinerziehend

  • Ich war noch nie in irgendwelchen Chat-Rooms aktiv unterwegs, habe länger schon nach dem geeigneten Platz gesucht, meine Gedanken und Erfahrungen niederzuschreiben und bin auf diese Seite gestoßen...die mir gefällt. Ich lese hier einfühlsame Worte des Trostes heraus.


    Mein Mann ist nun seit 9 Monaten verstorben...plötzlich...unerwartet mit 38 Jahren und hat mich und unsere zwei kleinen Kinder zurücklassen müssen. Von Anbeginn seines Todes bin ich nach vorne gestartet, habe mit den Kindern versucht, Normalität einkehren zu lassen, mit den Kindern Schikurse besucht, Wanderungen unternommen, Weihnachten und Silvester gefeiert,....
    Anfangs weinte man noch gemeinsam.....nun sind es die Abendstunden, die mich sehr nachdenklich und traurig stimmen. Meine „große“ nun 7-Jährige sagte mal vor kurzem „...Mama, jetzt ist es schon so lange her, dass Papa gestorben ist...ich will nicht mehr traurig sein“. Mein Verstand sagt „....blicke nach vorne“, mein Herz jedoch geht immer wieder einen Schritt zurück. Ich bin stark nach außen, aber drinnen.......fühle ich mich großteils überwiegend leer.....ich sehe in den Spiegel und denke, dass hier eine andere Frau mein Leben lebt.


    Nach einem turbulenten (Muss-)Umzug im Juli haben wir uns Ende August 1 Woche Urlaub am Bauernhof gegönnt, um ein stückweit Normalität in unser Leben einkehren zu lassen – Urlaub vom Alltag. Meine Kinder haben sich voll und ganz erholt, genossen die Zeit mit den Tieren und nachdem der Urlaub vorbei war, weinten sie zum Abschied.


    Ich war froh, den Schritt dieser ganz neuen Erfahrung „Urlaub zu Dritt als Alleinerziehende“ gewagt zu haben, war aber erleichtert, als der Urlaub vorbei war. Auf diesem kleinen Bauernhof gab es nur die typische Familienkonstellation Mama, Papa und Kinder. Obwohl ich mich in Gesprächen eingebracht und mich dazu gesellt habe, fühlte ich mich von Beginn an ausgegliedert, „gebrandmarkt“, was sich in gewissen Situationen fühlen ließ, da ich hierfür ein sehr sensibles Gespür entwickelt habe.


    Zwischendurch erinnerte ich mich immer wieder an die schönen Urlaube mit meinem verstorbenen Mann, er war ein Kasperl und hat mit seinen Mädchen jeden Spaß gemacht und mitgemacht und ich fühlte, dass er das jedes Mal mit voller Hingabe tat.


    Es würde mich sehr interessieren und mir hilfreich sein, ob und wie ihr solche Situationen als „Alleinerziehende“ im Alltag, Urlaub, ..... erlebt bzw. erlebt habt. Ob ihr auch fühlt, dass ihr nun in eine andere Gesellschaftsform getreten seid? Unternehmungen außerhalb der 4-Wände mit befreundeten Pärchen so gut wie nicht mehr zustande kommen?


    Ich danke euch für eure Zeit, eure (neue) Hanami

  • Hallo,
    habe Deine traurige Zeilen gelesen und möchte Dir und Deiner kleine Familie mein herzliches Beileid wünschen.
    Du bist noch jung und hast noch kleine Kinder das macht es sicher nicht leichter in dieser schwierige Zeit. Hast Du jemand mit wem Du über Deine Gefühle und Gedanken reden kannst? Bekommst Du Unterstützung oder mußt Du das Ganze alleine tragen?
    Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe Du bekommst die Unterstützung welche Du suchst,
    Katrien

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Hanami,


    ein liebes Willkommen hier im Forum und meine herzliche Anteilnahme zum Tod deines Mannes.


    Ich bin zwar nicht in deiner speziellen Situation, doch ich glaube, daß einiges gewissermaßen "allgemeingültig" ist.
    Dieses Gefühl "ausgegliedert zu sein", haben wir wohl alle zeitweise. Wir reagieren oft anders, anders als unsere Gesprächspartner "erwarten" und auch anders als wir selbst es früher getan haben.
    Viele unserer Mitmenschen wissen nicht, wie sie mit einem Trauernden umgehen sollen, sind unsicher und ziehen sich zurück. Oft sind es aber auch wir selbst, die wir uns zurückziehen - die Gesprächsthemen kommen einem plötzlich so "oberflächlich" vor, die Situation schmerzt zu sehr (bei dir z.B. mit anderen PAAREN zusammen zu sein) ...
    Ich glaube, das spielt auch umgekehrt ein bissel mit - wenn von einem befreundeten Paar plötzlich ein Partner fehlt, dann fehlt nicht nur der Freund, sondern man wird immer daran erinnert, daß man selbst in eine solche Situation geraten kann. Viele möchten daran nicht einmal denken, können damit nicht umgehen. Und so wird der Kontakt weniger, obwohl der hinterbliebene Partner ihn gerade dann dringend brauchen würde.


    Daß dein Herz immer wieder einen Schritt zurück geht, ist klar. 9 Monate sind eine viel zu kurze Zeit, um den Tod deines Mannes, dem Vater eurer Kids, dem Menschen, mit dem du dein restliches Leben verbringen wolltest, wirklich verarbeiten zu können. Und manchmal ist dieser Schritt zurück auch notwendig, um dann wieder ein paar Schritte vorwärts machen zu können.
    Du wirst auch in vielen Jahren "immer wieder mal" diesen Schritt zurück machen, denn dein Mann wird - egal wie dein Leben weitergeht - immer ein Teil deines Lebens bleiben. Doch mit der Zeit wird es "besser", diese innere Leere ist nicht mehr"allgegenwärtig".


    Auch von mir viel Kraft für dich.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Hanami.
    Auch aus Deutschland mein herzliches Beileid.
    Den Verlust den Du und Deine Kinder erleiden musstet ist verd... schwer
    Bin zwar auch allein, aber ohne Kinder. Kann Dir in dieser Beziehung nichts sagen.
    :24: :24: :24: :24: :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Hanami,


    herzlich willkommen bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deines Mannes!
    Du wirkst sehr stark und dynamisch und du blickst nach vorne, ich glaube, du bist eine Kämpferin ... :) , das ist an sich gut, denn du wendest dadurch viele Strategien an, die dich nicht aufgeben lassen und dich und deine Kinder weiter am Leben teilhaben lassen. Aber neben all dem Kampf um ein neues Leben, vergiss nicht: Ihr müsst durch den Trauerprozess hindurch und: Trauer braucht Zeit, Trauer kommt in Wellen und in der Trauer muss man immer wieder mal zurückgehen, weil man bestimmte Traueraufgaben noch nicht zur Gänze erledigt hat.
    Der Weg der Trauer wird oft in 4 Phasen oder 4 Aufgaben beschrieben, diese Phasen und Aufgaben sind aber kein geradliniger Prozess, sondern ein Wechseln ... ein Vor und Zurück. Du kannst die Phasen und Aufgaben hier nachlesen:


    ASPETOS Trauerratgeber - Trauer, was ist das?


    Du wirkst auf mich, wie gesagt, sehr dynamisch und ich habe den Eindruck, dass du dich und deine Kinder gerne von Phase 1 quasi sofort in Phase 4 katapultieren willst (das ist die "Neuorientierung" oder "Phase des neuen Welt- und Selbstbezugs"). Das wird nicht gehen und es wird dich bald erschöpfen.
    Mach grundsätzlich weiter so, nimm am Leben teil, versteh dich ruhig als "neue Manami", aber tritt ein wenig kürzer, entschleunige dich und lass Platz für die Trauer. Auch wenn es dir wie ein Rückschritt vorkommt, es ist keiner, es sind nötige Schritte zur Bearbeitung!


    Zur neuen Gesellschaftsform: Du bist sicher in eine neue Form getreten und das sehr plötzlich. Dass du dich daran anpassen kannst, auch das braucht Zeit - und immer wenn man in eine neue Gesellschaftsform eintritt, ändert sich auch der Freundeskreis. Kannst du dich noch erinnern als ihr das 1. Kind bekamt, da hat sich auch einiges im Freundeskreis geändert, oder? Und so wird es auch jetzt sein. Du wirst Alleinerzieherinnen kennenlernen und ich denke, dass dir das auch gut tun wird, weil du dich dann nicht mehr so gebranntmarkt und ausgeschlossen fühlst.


    Alles Liebe und viel Kraft!
    Christine