• Hallo erstmal,


    ich hoffe, es geht in Ordnung, wenn ich meine Geschichte hier poste. Ich weiß sonst einfach nicht wohin damit, da mein Umfeld es nicht wirklich versteht, dass ich immer noch darunter leide, dass mein Vater gestorben ist. Und ich entschuldige mich dafür, dass es länger wird.


    Er starb am 2.3.2010. Wenn ich so zurückdenke, dann weiß ich keinen Moment, in dem er krank war. Keine Erkältung, nichts. Als er am 1.3. über Brustschmerzen klagte, brachten wir ihn ins Krankenhaus. Man fand nichts. EKG in Ordnung, Blutwerte in Ordnung. Man behielt ihn über Nacht trotzdem noch dort, da man noch ein Leistungsekg und ein CT machen wollte. Ich besuchte ihn am Abend. Man sah ihm an, dass er Schmerzen hatte; generell sah er schlimm aus (blass, leicht zyanotisch), aber er meinte, es wäre schon besser geworden. Wir spazierten ein wenig durch die Gegend und in der Überzeugung, dass er am nächsten Tag sowieso nach Hause gehen durfte, verabschiedete ich mich von ihm.


    Am Tag darauf spielte ich mit dem Gedanken, ihn nochmal zu besuchen, da meine Schule direkt neben dem Krankenhaus ist. Aber ich dachte mir, dass er am Abend sowieso daheim sein würde und wenn nicht, dann könnte ich ihn ja später noch besuchen. Im Nachhinein tuts mir leid, dass ich nicht noch bei ihm vorbeigeschaut hab. Kurz nach halb 3 kam meine Direktorin zu mir und meinte, ich sollte zu meinem Vater, da "es ihm nicht so gut ginge". Ich dachte mir dabei eigentlich nicht wirklich was, bzw wollte ich nichts denken. Ich ging auf die Station und sah in der Ferne am Ende des Ganges zig Ärzte und Pfleger, die sich auf einem Menschen konzentrierten, der am Boden lag. Am Jogginganzug erkannte ich, dass es mein Vater war, den sie da gerade reanimierten. Meldungen des Personals wie "geht der Defi überhaupt?" oder "was ist denn das für eine Sauerei?" machten mir nicht unbedingt Mut. Meine Mutter, die meine Direktorin verständigte, erzählte mir, dass sie kurz davor noch mit ihm telefonierte und ihm bescheid sagte, dass sie in 2 Minuten bei ihm wäre.


    Wir warteten eine Stunde lang, als ein Doktor kam und uns kurz und bündig mitteilte, dass er verstorben ist. Ich fing an zu weinen und bekam dafür nur Unverständnis von meiner Mutter und vom Doktor, der sich daraufhin verdrückte.
    Meine Mutter hat mir erstmal verboten, ihn anzusehen, aber das hab ich mir von ihr nicht sagen lassen. Ich hätte seinen Tod wahrscheinlich noch weniger begriffen, als ich es eh schon getan habe.


    Nach ein paar Tagen wollte ich die genaue Todesursache wissen. Sie hatten ihn auf unseren Wunsch hin obduziert. Mir waren die Erklärungen einfach zu schwammig. Ich hörte mir den Bericht an und wollte noch das CT sehen, das sie eine Stunde vor seinem Tod machten. Der Arzt war natürlich nicht begeistert und meinte, es wäre ein anderes CT mit Kontrastmittel geplant gewesen, aber davor sei er verstorben.
    Das CT verschaffte mir dann endlich Klarheit. Der Aortenbogen war stark erweitert. Dieses Aneurysma ist exakt eine Stunde nach der Aufnahme des CTs gerissen. Sie machten ein paar Stunden davor noch einen Herzultraschall, an dem man angeblich noch nichts gesehen hat.


    Nach wie vor tut es mir unheimlich weh, mich damit auseinanderzusetzen. Er war praktisch der einzige Mensch, zu dem ich eine Bindung habe. Mit meiner Mutter komme ich nicht wirklich klar. Er war es, der mich immer wieder aufbaute und für mich da war. Und nun ist er fort. Und der Schmerz wird nicht weniger, er wird täglich mehr.

  • Herzlich Willkommen hier im Forum, mein tiefstes Mitgefühl. Ich kann Dich verstehen das es schlimmer wird,zudem ist es doch noch garnicht so lange her, grade mal 7 Monate, mein Vater ist auch 7 Monate tot, und an manchen Tagen glaube ich es auch nicht.


    Schlimm empfinde ich wie Deine Mutter sich Dir gegenüber verhält, tut mir ja schon weh. Als wir uns im Krankenhaus verabschiedet haben, haben wir alle geweint, wir lagen uns in den Armen und haben geweint, schlimm wie Deine Mutter Dich behandelt, tut mir ja schon weh beim lesen.


    Ich wünsche Dir das Du hier im Forum das findest was Du suchst und brauchst.Verständniss bekommst du hier auf jeden Fall !! Einen erträglichen Abend und liebe Grüsse sendet Dir Petra

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen. Es tut mir wirklich leid, dass Du Deinem Vater verloren hast. Die Zeit ohne ihm ist erst sehr kurz und da Du eine sehr gute Bindung hattest mit Deinem Vater ist es völlig normal, dass Du noch unendlich traurig bist. Ich denke, Du bist noch immer in der Phase von nicht wahrhaben wollen, vor allem weil alles so unerwartet gelaufen ist. Ich hoffe, Du findest hier bei uns im Forum die Hilfe und den Trost welche Du brauchst.
    LG,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo Oblivion!




    Mir verschlägt es einfach die Sprache. Wenn jemand sagt man soll aufhören zu weinen, wenn man weinen möchte:33:. Ich kann es nicht verstehen. Aber vielleicht ist es auch der Schock. Ich weiß es nicht. ?( :(




    Hier im Forum kannst Du so viel und so lang schreiben wie du magst. Es ist immer jemand da der es liest und einfach Anteil nimmt.




    Es tut mir so leid, das Dein Vater gegangen ist. Und für Dich eine Welt zusammen gebrochen ist. Du bist noch so jung, und musst schon so eine schwierige Zeit durchmachen.




    Ach ich kann dich so gut verstehen. Es nichts mehr so wie es wahr. :33:




    Wenn du immer möchtest kannst du hier schreiben. Ich habe für dich und deinen Vater eine Kerze entzündet.




    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, Liebe und Licht in diesen dunklen Stunden.




    Schöne Grüße




    Michaela

  • Danke für die Antworten.


    Das eigentlich Schlimme für mich ist, dass ich meinen Schmerz nicht teilen kann. Nach einem Monat fragte mich eine Kollegin, warum mich das immer noch so mitnimmt. So reagieren leider alle in meinem Umfeld. Meine Oma zum Beispiel kommt immer mit dem Argument, dass ich ja eine Halbwaisenpension bekommen würde und jetzt Geld hätte.
    Was ist denn das für ein Trost?


    Auf der anderen Seite bin ich "froh" für ihn, dass er jetzt seine Ruhe hat. Ich muss sagen, meine Mutter ist eine schwierige Person. Sie war sehr grausam zu ihm und mit den Jahren wurde es schon fast unerträglich. Immerhin muss er sich jetzt nicht mehr fertig machen lassen.

  • Liebe Oblivion !
    Sei hier willkommen und meine Anteilnahme zum Heimgang Deines Vaters.
    Es ist so sehr schlimm,wenn man niemanden hat mit dem man seinen Schmerz teilen kann.Ich kenne das nur allzugut.Du hast leider eine Familie,die mit Gefühlen aller Art eher kühl umgeht,(meine ist auch so),und da fehlt Dir Dein Vati,der Dir Artmässig am ähnlichsten war ?
    Zu Deinem Schmerzkommt dann noch die Einsamkeit Deiner Trauer und das Unverständnis der Anderen.
    Ich nehme nicht an,das diese Oma die das sagte wegen der Halbwaisenpension,die Mutter Deines Vaters ist?
    Es tut mir im Herz weh,dass Du so behandelt wirst,hast Du vielleicht eine liebe Freundin mit der Du sprechen kannst ?
    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Kraft und Alles Liebe Chrisu

  • Guten Morgen, wie geht es Dir heute ?


    Hm, mir geht ein Satz von Dir nicht aus dem Kopf, "Ich fing an zu weinen und bekam dafür nur Unverständnis von meiner Mutter und vom Doktor, der sich daraufhin verdrückte.
    Ich kann mir nicht vorstellen das ein Arzt so handelt, kann es sein das Du was missverstanden hast, das er aus anderen Gründen gegangen ist ?Wie äusserte sich das Unverstädnis denn ?


    Mir ist noch was eingefallen zu Deiner Oma sie sagt "Meine Oma zum Beispiel kommt immer mit dem Argument, dass ich ja eine Halbwaisenpension bekommen würde und jetzt Geld hätte." wenn ich mir vorstelle, das Du in Geldangelegenheiten knapp bestellt bist, meint die Oma vielleicht, das es auch so ist, das diese Sorgen erstmal vom Tisch sind, unabhängig, das Dein Vater tot ist, sie sieht vielleicht nur diesen Aspekt. Vielleicht kann Deine Oma nicht mit dem Tot Deines Vaters umgehen, vielleicht denkt sie an ihren eigenen. Das war bei mir auch so, das diese Gedanken aufkamen, vielleicht je nachdem wie alt man ist, wieviel Leben verstrichen ist. Könnte doch sein oder ??



    Mit lieben Grüssen Petra

  • Liebe Oblivon.
    Herzliches Beileid zum Tode Deine Vaters.
    Die Reaktionen Deines Umfeldes stimmen mich traurig.
    Hier findest Du das Verständnis das Du jetzt brauchst :24: Wir hören Dir gerne zu.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Oblivion,


    ein liebes Willkommen hier im Forum und meine herzliche Anteilnahme zum Tod deines Vaters.


    Es tut mir leid, daß du diesen schweren Schmerz so alleine tragen mußt. Auch wir hier können dir diesen Schmerz nicht nehmen, aber wir begleiten dich gerne ein Stück auf deinem Weg und hier ist auch immer jemand, der "zuhört". Hier kannst du alles "loswerden", was dir durch den Kopf geht, dich beschäftigt, verwirrt ... Wir verstehen dich.


    Bitte laß dir von deiner Umgebung kein "schlechtes Gewissen" einreden, daß du "noch immer nicht" über den Verlust deines Vaters hinweg bist! Du darfst dafür so lange brauchen, wie DU eben brauchst. Trauer kann man nicht in Zeit messen. Und knapp 7 Monate sind wahrlich nicht "zu lange", den Tod eines geliebten Menschen zu verkraften - eigentlich war es doch erst "gestern".


    Wenn du magst, erzähle uns ein bissel von deinem Vater - wie war er? Habt ihr viel gemeinsam unternommen?


    Ich geb dir recht - am Anfang wird der Schmerz "täglich mehr". Aber es kommen auch wieder Zeiten, die "besser" sind, wo es "leichter" wird. Ich weiß, das ist für dich im Moment kein Trost und du kannst es dir jetzt auch noch nicht vorstellen, doch wir lernen mit der Zeit, mit diesem schweren Verlust zu leben. Und dann fällt vieles wieder etwas leichter.


    Ich schicke dir viel Kraft für diese schwierige Zeit und nehm dich (wenn du magst) lieb in den Arm
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Huhu Oblivion!


    Ich habe Deine Geschichte gelesen und ich finde es schlimm, was Du erleben mußtest, leider spiegelt das die heutige Gesellschaft wieder. Hört sich etwas hart an, aber es ist leider so.
    Ich habe da so einen netten Spruch."Wer noch nie Zahnschmerzen hatte, weiß gar nicht wie weh sie tuen können."


    Das wird dir nicht weiterhelfen, aber so ist es leider. Die Menschen werden immer unempfänglicher für gewisse Dinge. sie können keinen Schmerz ertragen, sei er noch so klein. Es gibt ja Schmerztabletten. Sie können keinen Stress ertragen, dafür gibt es ja auch nette Pillen und Traurigkeit pustet man mit Happypillen weg und die Welt ist wieder in Ordnung.


    Für Deinen Schmerz gibt es keine Pillen, nicht wirklich, da gibt es nur das Trauern und das ist in gewisser Weise wie eine Pille.
    Leider ist dieser Schmerz etwas hinerlistig. Statt weniger zu werden und ab zu nehem geht er genau den anderen Weg. Er fängt klein an und wird mit der Zeit größer.
    Am Anfang steht man unter Schock, dann fäng er langsam an sich aufzubaun, weil man die Umwelt, irgendwann, wieder "klar" wahr nimmt und dann kommt die Angst.


    aber-Liebe Oblivion!!!!
    Hab keine Angst, vielleicht kliingen meine Worte etwas hart und altklug, aber ich mußte diesen Weg auch gehen und ich weiß es bringt einen zum verzweifeln, aber es ist gut so.


    Was die anderen sagen. Kack die Bohne.(sorry für die Ausdrücke),aber es ist so. Was gehen dich die anderen an und was sie sagen und wenn Du auf Menschen triffst die die Frechheit besitzen nach einem Monat zu fragen warum dich das noch immer so mitnimmt, lass sie stehen.


    Sie wissen nicht wie das ist wenn man das Gefühl hat man hat ein mind. 40cm großes Loch am Körper. Sich an solchen Menschen zu orientieren lohnt sich nicht die grauen Gehirnzellen zu zerstören, und wenn du dann noch einen passenden Satz lassen willst, dann hilft der ganz gut. "Man trifft sich immer zweimal im Leben."


    Hab keine Angst, dass du den Schmerz nicht mehr ertragen kannst. Er wird schwächer und erträglicher. Das Gefühl, dass etwas fehlt wird wohl nie aufhören. Hoffe ich, für meinen Teil.
    Ich möchte auch in 50 Jahren, so Gott will, die Augen zu machen und an Christo denken und niemand wird einen verstorbenen ersetzen können, er wird immer in unseren Herzen bleiben.


    Wie jutta schon gebeten hat, erzähl uns doch von ihm. Ich würde ihn auch gerne kennenlernen und einige schöne Erinnerungen, an ihn, mit Dir teilen, wenn Du mich läßt und hab keine Angst. Die Menschen hier sind alle super lieb und niemand wird dich mit so bösen Worten empfangen.

  • Liebe Oblivion,


    ich möchte dich ganz herzlich hier begrüßen und dir mein Beileid zum Tod deines Vater aussprechen! Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen, sie haben es besser erklärt, was du derzeit durchmachst und was dich noch erwartet, als ich das in Worte fassen könnte.
    Und Salome hat eine sehr erfrischende Art es genau auf den Punkt zu bringen, indem sie spricht, was sie denkt und außerdem so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. :)
    Wenn es dir sonst nicht möglich ist, HIER kannst du den Schmerz teilen!
    Alles Liebe!
    Christine

  • Ja manchmal etwas zu erfrischend, aber es war auch schon anders und ich hoffe ich kann Dir etwas Mut geben- Liebe Olivon, dass man in einiger Zeit, die Dinge wieder etwas anders sieht und das die Trauer nicht mehr an erster Stelle steht.


    He Du ich hab eine Super Idee für dich. kauf dir Bubbles, dieses Zeug zum seifenblasen machen, steck es in Deine Tasche und immer wenn Du das Gefühl hast Dir ist danachä, dann lasse sie fliegen. Mir hat das auch schon sehr geholfen. Ich war auch in der Situation, solche Deppen um mich zu haben. Ich habe dann irgedwann fesgesellt, dass mir eh niemand helfen kann, oder will und ich habe dann die Seifenblasen fliegen lassen, als Gruß an Chris.


    Die Leute haben zwar immer etwas dumm geschaut, wie eine 34Jährige Omma sowas machen kann, aber hilf Dir selbst, weil von anderen hast Du keine Hilfe zu erwarten, habe ich mir dann nur gedacht.
    LG