Ich trauere so um meinen Sohn und auch um den Schwiegervater

  • Liebe Mona,
    aber wenn du dann wirklich ein Jahr ausfällst, was tun sie dann???? Und wie gesagt: Auf das steuerst du geradewegs zu.
    Wenn dein Arbeitgeber den Laden nur halten kann, weil du arbeitest, dann stimmt etwas gewaltig nicht. Entweder lässt du dich hier ausnützen oder du schätzt die Situation falsch ein.


    Ich höre in deinen Postings "nur Arbeit". Du hast wahnsinnige Arbeitstage in deinem Job, dann kommst du heim und da arbeitest du auch nur. Dein ganzer Körper läuft andauernd auf Hochtouren und deshalb kannst du auch nachts nicht schlafen. Das hält nicht mal ein Mensch auf Dauer aus, der ein ganz normales Leben führt. Für jemanden, der einen bzw. zwei Todesfälle hat, ist das völlig ungesund. Fensterputzen! Mona, ich muss jetzt mal mit dir schimpfen :24: , lass bitte den Haushalt ein wenig lockerer angehen, die Fenster kann man auch im Frühjahr erst putzen!


    Ich hab den Eindruck, du hast ein zu starkes und ungesundes Pflichtgefühl allem und jedem gegenüber - nur nicht dir selber und/oder du flüchtest dich in Arbeit. Beides ist nicht gut. Trauer braucht ihren Platz und Trauer braucht Energie. Du erschöpfst dich aber allein schon durch alltägliche Arbeit, du hast viel zu wenig Erholungsphasen, deshalb kippst du in einen krankhaften Prozess, der deine Trauerarbeit langfristig verzögern wird und dich in eine chronische Erschöpfungsdepression treibt.... Bitte, liebe Mona, geh in den Krankenstand. Wenn sie nicht mal 14 Tage ohne dich auskommen - und das glaub ich nicht, - dann müssen sie sich sowieso was überlegen. Stell dir vor, du brichst dir ein Bein und fällst min. 6 Wochen aus. Was dann? Oder ein Jahr wegen einem kompletten Burnout?


    AL
    Christine

  • Hallo liebe Chtristine!



    Danke für Deine Zeilen. Du hast das völlig richtig erkannt, mein Pflichtgefühl ist sehr ausgeprägt, ist auch kein Wunder wenn man das sechste von acht Kindern ist und niemand Zeit für


    einen hatte. Das Kindermädchen ist gestorben als ich drei Monate alt war und so hat dann niemand mehr Zeit für mich gehabt. Meine Oma, die im Haus und im Dorf war, hat mich auch


    nicht gewollt, sie hat zu meiner Mutter gesagt, nur Bettelleute uns Dumme haben viele Kinder. Also wurde ich in den Kinderwagen gesetzt und wenn ich geweint habe, wurde ich


    mit Essen ruhig gestellt. Das hatte zur Folge, das ich sehr scheu und schüchtern war, ziemlich lange, es hat sehr lange gedauert, bis ich mich mal getraut habe, überhaupt was zu sagen,


    das war in der Schule ganz schlimm. Dafür wurde ich dann wieder geschimpft und später habe ich gemerkt, das man sich durch sehr viel arbeiten und sauberes arbeiten ein Lob von


    meiner Mutter verdienen konnte. Also habe ich versucht, immer alles richtig zu machen, nichtsdestrtrotz habe ich sehr sehr oft Prügel bezogen, auch für Dinge die ich gar nicht


    angestellt habe. Ich wurde lange Zeit ziemlich ungerecht behandelt und habe auch schon im Alter von 10, 11 Jahren davon geträumt, zu sterben, oder Selbstmord zu begehen. Weil


    ich halt immer wieder ausgelacht oder geschlagen wurde, auch in der Schule war es zu der Zeit ganz schlimm, ich war alles, habe alles gemacht und wurde demenstsprechend dafür


    bestraft, meine Mutter hat das nicht interesseirt, wenn ich es zu sagen versuchte, dann hieß es nur, es wird schon noitwendig gewesen sein. Sogar meine Mitschülerinnen haben


    versucht mit der Lehrerin zu reden, jedoch ohne Erfolg. Das war sehr schlimm, ich wollte nur noch tot sein. Ich hatte damals eine Freunin, der habe ich das alles erzählt, wir haben uns


    gegenseitig alles anvertraut und haben uns damals geschworen, das uns nichts auseinanderbringen kann. Wir waren sogar gegenseitig Trauzeigen bei unseren Hochzeiten. Wir


    kannten uns ja schon seit Kindertagen. Sie hat mir damals sehr geholfen. Aber als Martin starb, kam sie an diesem Tag zu mir und wollte mir was vorbeibringen, danach kam sie


    bis heute nicht mehr wieder, das hat mich sosehr getroffen und verletzt, es kam einfach nichts mehr. So ist es eben, man wird immer wieder aufs neue enttäuscht.


    Mein Muttel das ich nehmen musste, hat mich erst mal umgehauen, ich war nur noch müde und nur noch schlafen, aber das ging ja nicht, im Moment ist ja das Wetter nicht gut,


    es stürmt und windet, so habe ich mich gestern warm angezogen und bin zum Friedhof gegangen. Da hat es mich richtig durchgeblasen und ich bin wach geworden.


    Am Abend musste die Kinder auf einem Weihnachtsmarkt spielen, sie mussten hingefahren wwerden, also haben sie beschlossen, das wir auch mitmüssen, ich hatte keine Lust,


    meine neue Freundin, die ja auch ein Kind verloren hat und ein guter Bekannter, dessen Tochter totgefahren wurde, waren auch da und wir haben zuerst über unsere toten Kinder


    geredet und dann war es ja so ein kalter Wind, da sind wir zu einem Stand mit Glühwein gegangen, da gab es auch einen ohne Alkohl, es wurde dann ein sehr lustiger Abend, bis die


    Kinder mit ihrem Auftritt fertig waren, das hat richtig gutgetan und wir haben sogar lachen müssen, es war sehr schön, nur so kalt.



    Dann wieder die Tablette vor dem Schlafengehen, ich habe sofort weider schlafen können wie ein Stein, bin dann zwar wieder um 5°° aufgewacht, habe die Trance angehört und bin


    wieder eingeschlafen. Meine Schulter hat vorhin so geschmerzt, es ist jetzt nach einem Quarkwickel besser und mein Mann macht nachher noch Voltaren drauf, eine Schmerztablette


    habe ich auch genommen, ich bin auch diesem Arm gelegen und das hat wohl nicht sonderlich gut getan. Das Medikament heißt Doxepin. Kennt das jemand ? Ich hoffe das ich es


    vertrage, aber einige Nebenwirkungen habe ich schon bemerkt, wie Mundtrockenheit, trockene Lippen und Nase. Ich habe auch bemerkt, das ich nicht mehr so schnell weinen muss


    und auch viel weniger.


    Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich nicht, auch das Wetter ist mir relativ egal geworden. Ich nehme sie ja erst seit ein paar Tagen. Ich muss auch erst am Mittwoch wieder zur


    Arbeit. Am Freitag war ja der Workshop, da wurde uns gesagt, das es nicht gut um unser Haus steht, also wird sich das mit der Arbeit in zwei drei Jahren von selber regeln.


    Mona

  • Liebe Mona,


    Du musst was machen, geh doch in den Krankenstand! Ab morgen bis mindesten nach den 3 Königen. Du brauchst das jetzt so sehr, ausspannen, Zeit haben für Dich und Deinen gestressten Körper und Geist. Wenn Du jetzt nichts machst, wird es immer schwerer und langwieriger, alles wieder zu "reparieren".....
    DU MUSST WAS MACHEN!! Ach, wenn ich dir doch helfen könnte!
    Dein Chef versteht das sicher, ist ja auch kein Unmensch, wie ich so mitgekriegt habe. er versteht das sicher und wird auch mal ohne Dich irgendwie zurechtkommen, Chefs wissen sich immer zu helfen, auch wenn sie motzen - ich weiss das, war auch mal kurzfristig Chefin........


    Alles Liebe und viel Kraft, dass Du Dich endlich für den Krankenstand aufraffen kannst :24:
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Mona,
    du hast ja eine schlimme Kindheit hinter dir, da wundert mich gar nicht, dass so ein Schicksalsschlag schließlich eine Depression auslöst. Wahrscheinlich hattest du die vorher schon? Kann das sein?
    Nimm das Medikament unbedingt weiter, die Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Mundtrockenheit, die legen sich nach einiger Zeit. Die Müdigkeit schon nach einer bis zwei Wochen! Wirst sehen, es geht dann nach ca. 3 Wochen aufwärts. Wenn du weniger weinen musst, dann nimm es als gutes Zeichen. Schmerzwellen wird es trotzdem geben, aber du wirst auch Erholungsphasen haben!
    AL :24:
    Christine

  • Hallo!


    Christine und Evi, Danke für Eure lieben Worte! Ich habe das Gefühl, das es jetzt schon besser geworden ist und ich ruhiger geworden bin. Das werden wohl die Tabletten sein.


    Ich war auch heute wieder am Grab und habe auch dort wieder ziemlich weinen müssen, aber es war um diese Uhrzeit und bei dem schlechten Wetter niemand mehr dort und


    auch Zuhause haben ich mich solange im Stall aufgehalten, bis ich mich wieder gefangen habe. Danach war ich noch bei meiner Mutter, die ja im Moment gerade wieder am


    Auge behandelt wird, ich hoffe, das es erfolgreich sein wird, sie muss es selber bezahlen, weil das Verfahren noch neu ist und die Krankenkasse nur einen kleinen Zuschuss gibt,


    es soll aber über 3000€ kosten. Sie hat ja keine große Rente und so ist das schon happig für sie und es wäre nicht gut, wenn es nicht klappen würde. Es ist auch die letzte Chance


    wieder besser sehen zu können.


    Ich war heute mal wieder beim Arbeiten, da ich ja am Montag frei bekommen habe. Ich habe heute mit der Chefin geredet und ihr gesagt, das ich nicht weiß, wie lange es mit der


    Schulter noch gutgeht. Morgen habe ich wieder Krankengymnastik, das tut immer richtig gut. Gestern war ja wieder Yoga und Gesprächstherapie, beides hat mir gutgetan, die


    Therapeutin hat auch gesagt, das sie mich viel ruhiger findet im Vergleich zur letzten Woche. Nächste Woche fällt die Stunde wieder aus, weil sie wieder auf Fortbildung ist, aber das


    Yoga findet statt. Ich habe dort auch eine sehr schöne Erfahrung gemacht, es war auf meinem Platz eine große Tüte mit Plätzchen, die hat mir eine Mit-Yoga-Kollegin geschenkt, das


    ich nicht so traurig bin, weil doch Nikolaus war und auch meine Kinder sollten was gutes zum Naschen haben. Das war so nett, ich hab mich echt zusammenreißen müssen, das ich nicht


    losheule.


    Ich habe bemerkt, das es mich nicht mehr bis zum Boden hinunterzieht, wenn es regnet, die lieben Worte von Sonne, Evis Tochter, sind einfach wunderbar. Ich denke jetzt auch immer


    öfter auch an die andere Seite, wenn es regnet. Danke liebe Sonne! Ich weiß jetzt nicht, ob das alles von den Tabletten kommt, aber ein großer Teil bestimmt.


    Nächste Woche ist ja der erste Jahrestag, mir kommt es nicht so lange vor, eher so, als wäre es eben erst passiert. Dieses Jahr ist irgendwie komplett an mir vorbeigelaufen, ohne


    großartige Spuren zu hinterlassen, ein Jahr ohne nennenswerte Inhalte. Ich habe auch festgestellt, das ich wahnsinnig vergesslich geworden bin und das ist gar nicht gut!


    Heute hat der Chef seinen 65. Geburtstag gefeiert und ich habs zwar gewußt, als ich noch Zuhause war, aber im Geschäft wars wie weggeblasen, gut das die Kollegen nicht so


    vergsslich sind. Solche Sachen passieren mir dauernd, hoffentlich geht das wieder weg!


    Gestern habe ich Quarkstollen gebacken, weil mein Mann den gerne essen mag und auch Schwiema und meine Mutter haben schon gefragt, ob es einen gibt, also habe ich 4 Stück


    gemacht und wie sollte es auch anders sein - den Zucker vergessen und erst bemerkt ,als die Stollen schon fast fertig gebacken waren, sie wollten nicht so werden wie sonst, auch die


    Farbe war anders, da habe ich den Zucker stehen sehen und mich entsprechend geärgert, aber nicht lange, denn Martins Hühner freuen sich auch darüber! Also nochmal gemacht und


    dieses Mal habe ich alles abgehakt, so konnte ich nichts vergessen und es hat geklappt, das war dann ein Erfolgserlebnis! Ich wurde auch von den Jungs gebeten eine Torte für den


    2. Advent zu backen, da war Seniorennachmittag und das wird immer schon von der Jugend ausgerichtet, das war schon so, als ich noch in der Landjugend war, alle Leute im Dorf ab


    60 werden eingeladen und bekommen Kaffee und Kuchen, die Jugendkapelle hat Weihnachtslieder gespielt und Scetche aufgeführt. Sie hatten schon Spaß und ich hab ihnen


    zugeredet, das sie hingehen, deshalb musste ich dann auch eine Torte backen, es ist eine Schoko-Zitronentorte geworden, meine Schwiema hat gesagt, das sie gut angekommen ist.


    Das hat mich auch wieder gefreut! Trotzdem habe ich richtig Angst vor der nächsten Woche, ich werde am Freitag freinehmen, sonst packe ich das nicht.


    Mona

  • Liebe Mona,


    wie ich mich freu, dass es Dir auch einmal etwas besser geht und Dich am Leben auch wieder an etwas erfreuen kannst! Dass es jetzt öfters so weiter geht wünsch ich Dir von Herzen.


    Liebe Grüße
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Mona,


    schön, daß die Medikamente zu wirken beginnen und es dir etwas besser geht!
    Quarkstollen, Schoko-Zitronentorte - mhmm, klingt das gut! Darf ich dich einmal besuchen? ;)


    Ich kann gut verstehen, daß deine Angst vor der nächsten Woche immer größer wird :24: es werden sicher Sturm und sehr hoher Seegang vorherrschend sein. Aber bitte vergiß nicht, daß auch nach dem ärgsten Hurrikan wieder die Sonne hervorkommt, die Wellen wieder ruhiger werden. Es wird dir helfen, auch diesen Sturm zu überstehen.


    Ah ja, die "Trauerdemenz"! Ich glaub, die kennen etliche von uns. Hatte z.B. mit Michi mal eine Diskussion darüber. Und ich habe noch immer das Problem, daß ich Dinge, die mir persönlich nicht wirklich wichtig sind, sehr leicht vergesse. Du hast recht - ist wirklich nicht gut. Aber du siehst, du bist nicht alleine damit.


    Ich schick dir für nächste Woche ein großes Kraftpackerl, viel Zuversicht (darauf daß es wieder besser wird), etliche Taschentücher und eine liebe Umarmung.
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo!


    Evi, Christine und Jutta, Danke für euren netten Worte!


    Hier ist seit heute Morgen ein starker Sturm im Gange, immer und immer wieder knallen Böen gegen das Haus, ich gehe ja zur Arbeit und werde da schon abgelenkt werden. Es sieht so


    aus, als wollte es heute überhaupt nicht mehr hell werden, ich spüre so eine große Müdigkeit, wenn ich nachher rausgehe, wird sie der Sturm schon verblasen.


    Ich habe mich schon am Montag ziemlich tief an Dornen gerissen am Daumen innen, das ist jetzt entzündet, so das ich heute bestimmt alles mit Handschuhen machen werde.


    Gestern hatte ich ja frei und wieder soviel nachzuarbeiten, irgendwie werde ich nirgends mehr fertig, ich glaube ich bin einfach zu langsam geworden.


    Trauerdemenz, das habe ich noch nie gehört, Jutta Danke, also kann ich Hoffnung haben, das es mal wieder besser wird, es ist sehr lästig, einfach alles zu vergessen, weil sich im Kopf


    immer alles nur darum dreht, so hat es jedenfalls mein mittlerer Sohn definiert, ich denke er hat schon Recht!


    Heute Abend kommt meine Freundin wieder und wir werden versuchen ein paar Plätzchen zu backen, denn ich muss ja für die Jungs noch Plätzchen backen, die die Ministranten


    dann am 4. Advent nach der Kirche verkaufen werden, an diesem Tag ist der Gedenkgottesdienst und Jahresmesse für Martin und Opa, es wird sehr schwer werden für uns.


    Weihnachtliche Gefühle wie ich sie sonst immer hatte, fühle ich nicht mehr, ich habe eher Angst davor und freue mich, wenn wieder alles vorbei ist, so sagt auch meine ganze Familie.


    Im Moment reden wir darüber, ob wir nun einen Baum aufstellen oder nicht, ich weiß genau, das wenn Martin hier wäre wir ganz bestimmt einen hätten, er liebte diese Zeit und auch


    das Dekorieren, auf alle Fälle kommt wieder ein kleiner Christbaum auf das Grab, damit sie auch einen christbaum haben, im letzten Jahr habe ich echte Kerzen drangemacht, immer


    wenn es windstill war, haben wir sie angezündet, ich habe ihm ganz alleine an Heiligabend " Stille Nacht" vorgesungen, dabei geheult wie verrückt, aber er war ja da noch alleine im


    Grab, es musste also sein. Er fehlt uns so sehr, es tut so weh ohne ihn sein zu müssen, ich würde ihn so gerne mal wieder umarmen, ihm durch seine weichen Haare mit der Hand fahren


    und sein herzhaftes Lachen hören! Manches Mal werde ich fast verrückt, weil ich es nicht ertragen kann, jetzt und für immer so leben zu müssen, das zerreist mich fast und ich kann


    nicht verstehen, warum es so kommen musste. Dann kommt mir alles so sinnlos vor und ich spüre eine Wut und Verzweiflung in mir, das ich am Grab direkt mit dem Fuß aufstampfen


    muss und fast verrückt werde. Dann werde ich vom Warum gepeinigt und ich muss nur noch weinen, danach wird es dann meistens wieder besser.


    So jetzt werde ich mich so langsam auf den Weg machen!


    Mona

  • Hallo Mona,


    ich glaube, den Ausdruck Trauerdemenz gibts auch nicht wirklich - (Christine?) - aber ich finde ihn einfach treffend.
    Und so wie dem Gedächtnis geht es auch dem Körper. Wenn du "nirgends mehr fertig wirst" (oder zumindest das Gefühl hast), zeigt das, daß du ganz einfach permanent überfordert bist. Es kann einfach nicht Kraft "für alles" da sein!
    Ich möchte nicht lästig sein, aber auch ich würde dich für mindestens ein Monat "krank schreiben". Deine Gesundheit ist wichtiger als alles andere, sonst fällst du wirklich für lange Zeit ganz aus. Nimm nicht Rücksicht auf Chef, KolegInnen .... sie nehmen auf dich auch nicht Rücksicht.


    Habt ihr gestern noch Plätzchen gebacken? Ich sollte mich auch aufraffen, hab aber so gar keine Lust. Vati, der immer "Hauptabnehmer" war ist nicht mehr da .....


    Meinst du nicht, daß sich deine Jungs doch über einen Baum freuen würden? Es muß ja kein riesiger sein. Martin bekommt ja auch "seinen" Baum. Aber ein bissel Zeit zum Überlegen hast du ja noch.


    Tut mir leid, ich muß aufhören. Kater Felix ist gerade auf die Tastatur eifersüchtig ;) . Meine Hände sollen ihn streicheln, nicht auf dem komischen Klapperding herumklopfen.


    Alles Liebe, :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo!


    Jutta, danke für Deinen Beitrag, ich bin heute hin und hergerissen, denn heute vor einem Jahr hat ja Martins letzte Woche begonnen! Er war mit Oma im Wald und hat einen


    Christbaum für sie und auch für uns ausgesucht! Er hat die Bäume extra markiert, damit wir sie leicht wiederfinden werden und nicht mit anderen verwechseln können.


    Und heute? Heute findet nachher um 15°° ein Gottesdienst der verwaisten Eltern statt, am Treffpunkt, wo sich die Gruppe immer trifft, die Kinder wollen nicht mitgehen, so gehen


    Schwiema, mein Mann und ich alleine hin, eine Freundin aus dem Dorf geht auch mit, bei ihr ist das zweite Kind mit 3,5 Jahren gestorben, das war 1995, sie geht nicht mehr in die


    Gruppe, aber zu dem Gottesdienst mag sie schon mitgehen.


    Dieses Jahr ist so sinnlos an mir vorbeigegangen, es ist einfach nur trostlos und traurig gewesen. Ich habe im Moment solche Sehnsucht und so ein großes Heimweh nach Martin, ich


    würde alles geben, wenn ich ihn wiederbekommen könnte, das geht hier ja allen so, es ist so traurig!


    Gestern war wieder Tag der Dosiserhöhung, ich merke das wahnsinnig, ich wäre am liebsten heute im Bett geblieben, es war sehr schwer aufzustehen. Diese bleierne Müdigkeit macht


    mich ganz fertig, auch die Heißhungerattakken werden immer mehr und immer schlimmer, das gefällt mir gar nicht gut, hoffentlich geht das wieder einigermaßen weg. Ich werde mich


    jetzt umziehen, damit wir dann rechtseitig losfahren zum Gottesdienst können.


    Mona

  • Liebe Mona!


    Auch ich habe diese Trauerdemenz,ich vergess alles ,nicht mal die Namen von welchen Bekannten fallen mir ein außerdem bin ich noch ziemlich ungeschickt
    geworden,mir fällt alles runter und ich denk mir oft "ist das noch normal"


    Ich versuche auch dem Weihnachtsrummel irgendwie zu entfliehen ,hab das Radio ausgeschalten weil ich kein Weihnachtlied hören kann ohne daß die Tränen laufen.


    Alle Gedanken drehen sich nur um eines,um das Kind das man unwiederbringlich verloren hat,es ist so schlimm aber man ist dem Ganzen so ausgeliefert und versucht einfach einen Tag nach dem anderen zu überleben.Ich kann so gut nachvollziehen wie es dir geht und es gibt auch keinen Trost.Die Kinder fehlen uns ,möchte sie so gerne wieder am Bahnhof abholen,ein paar schöne Tage mit ihr verbringen,nichts ist mehr da als dieser kalte Grabstein und die Gedanken und die Frage warum???


    Weihnachten werde ich heuer mal anders machen.


    Werde auf das Grab meiner Tochter einen kleinen Christbaum hinstellen und schmücken und dann werde ich zu meiner zweiten Tochter nach Linz fahren.Bisher ist sie immer gekommen aber heuer machen wir es umgekehrt,zuhause würde ich es heuer nicht aushalten.


    Alles,alles Liebe


    Annemarie

  • Liebe Jutta,
    nein, den Begriff "Trauerdemenz" gibt es wirklich nicht. Demenz hat ja die Ursache in einer hirnorganischen Erkrankung, z.B. bei der Alzheimerschen Krankheit sind es krankhafte Ablagerungen von Eiweißen.
    Und das ist ja in der Trauer nicht der Fall. Aber Trauer kann einfach, weil sie auch mit Stress verbunden ist oder sogar mit traumatischem Stress zu kognitiven Störungen führen, das ist ganz normal! Mir gefällt Trauerdemenz aber trotzdem gut ... :D


    Liebe Mona,
    die Müdigkeit und die Fressattacken gehen vorüber! Keine Sorge! War bei mir auch so! Durchhalten und in einer Woche sind die meisten Nebenwirkungen vorbei! Dann gehts bergauf!
    :24:
    AL Christine

  • Hallo!


    Annemarie und Christine, Danke für euren lieben Worte! Gestern war ja der Gedenktag für die verstorbenen Kinder, wir sind zum Gottesdienst gefahren, es war sehr schön, aber wir haben


    alle sehr weinen müssen,auch mein Mann und meine Schwiema, besonders als die Gruppenleiterin abwechselnd mit der Pfarrerin eine Meditation vorgelesen haben, die hieß Scherben


    und Edelsteine, darin konnte sich jeder selber erkennen, mich hat das so mitgenommen, das ich gestern die ganze Zeit nur noch geweint habe.Wir haben auch alle dort eine Kerze für


    unsere Kinder angezündet, es war sehr sehr ergreifend! Daheim dann später bin ich zum Friedhof, schlimm war es wieder am Grab, da bin ich noch später alleine hin und habe


    geschaut, ob die Kerzen noch brennen, weil der Wind immer alles ausbläst, obwohl sie einen Schirm haben oder in einer Laterne stehen. Mich hat es dort so gepackt und übermannt,


    es war so furchtbar, ich habe meine Arme um die Kreuze der Beiden gelegt und wäre am liebsten dort gestorben, auch Zuhause konnte ich mich fast nicht mehr beruhigen, es war


    wirklich total schlimm, ich war fix und fertig, konnte auch erst sehr spät einschlafen, nachdem ich die Schlaftrance gleich zweimal hintereinander angehört habe. Da war es dann so 2°°


    in der Frühe. Heute Morgen gings dann genauso weiter, als die Kinder in der Schule waren, bin ich fast durchgedreht, habe wieder das Haus geputzt und dabei nur geweint und dann


    hat mich dieses Warum wieder gepeinigt und so richtig überrollt, ich musste an das Wellenmeer denken, es wurde erst besser, als meine Schwiema wieder von der Kirche nach Hause


    gekommen ist, sie hat auch die ganze Zeit nur geweint, sie sagte ja auch das alle Beide noch im letzen Jahr zu dieser Zeit hier bei uns waren und wir noch eine glückliche Familie waren.


    Ich habe mir jetzt doch für Freitag frei genommen, ich glaube, das es mir nicht gutgehen würde bei der Arbeit, meine Kollegin hat dafür allergrößtes Verständnis, sie hat mir zugeraten,


    frei zu nehmen, sie kannte ja Martin auch gut und ihr Sohn ist mit Martin zur Schule gegangen. Ich bin noch am Überlegen, welchen Text ich in die Zeitung setzen werde, aber wir sind


    uns einig, das wir was machen.



    Heute Nachmittag ging es mir dann eigentlich gut, ich musste mit den Jungs Plätzchen backen, sie haben sich bereit erklärt auch etwas beizusteuern, die Ministanten wollen ihre Kasse


    aufbessern und dazu brauchen sie jede Menge Plätzchen, die sie


    dann gemeinsam verpacken und verkaufen wollen, am vierten Advent, nach dem Gottesdienst, sie treffen sich auch noch zum gemeinsamen Basteln, denn es soll schön weihnachtlich


    sein. Die Jungs waren voller Eifer dabei und sogar mein Mann hat freiwillig mitgeholfen, so das wir vier Sorten geschafft haben und nicht allzulange gebraucht haben, obwohl wir Spitz-


    buben und andere Ausstechplätzchen gemacht haben, die will immer niemand machen, seit Jahren bleiben diese Sorten immer mir, weil es den anderen Muttis zu mühsam ist. Es hat mir


    ja immer sehr viel Spaß gemacht, habe da Musik gehört und vor mich hingewerkelt und war sehr zufrieden wenn ich wieder fertig war. Ein klein weinig hatte ich heute auch wieder


    dieses Gefühl gespürt, da habe ich gesagt, das der Martin auch mit dabei ist, weil ich so ruhig geworden bin, ich bin mir sicher, er war auch dabei! Er hatte ja genauso große Freude


    am Backen wie ich auch, oder wohl mehr am Naschen, wir hatten immer sehr viel Spaß zusammen. Er musste auch immer alles probieren, sonst war ich nicht zufrieden!


    Morgen muss ich es nochmal aushalten, dann haben wir es geschafft! Aber zuerst gehe ich am Morgen wieder zum Yogaunterricht, den will ich nicht mehr missen. Die


    Gesprächstherapie fällt wieder aus, weil die Therapeutin auf Fortbildung geht. Aber nächste Woche findet sie wieder statt. Das Wetter ist im Moment schlecht, Wind und Regen ist


    nicht gerade das, was ich mir wünsche, aber ändern kann ich es ja auch nicht.


    Auf Weihnachten freuen wir uns immer noch nicht, bisher hat noch niemand die dritte Kerze angezündet, es war Martins letze Kerze, er hat das so gerne gehabt.


    Mona

  • Liebe Mona,


    schön, daß euch gestern das Plätzchenbacken zu viert - nein, zu fünft - so gut von der Hand gegangen ist.
    Ja, du hast sicher recht ... Martin war da mit dabei und hat sich gefreut, daß ihr alle zusammen so Hand in Hand arbeitet.


    Gut, daß du dir für Freitag frei genommen hast - hast du schon einen "Plan" für diesen Tag?


    Auch dir schicke ich ein paar Sonnenstrahlen aus Wien, mögen sie dir den heutigen Tag ein bissel heller machen.
    Und für die nächsten Tage ein paar groooße Kraftpackerln und eine liebe Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Mona!


    Du gehörst anscheinend auch zu den Nachteulen wenn ich mir so ansehe zu welcher Zeit geschrieben hast.Ich hab gestern auch noch bis 1 Uhr gelesen,wollte ohne Tablette schlafen aber ich habs nicht geschafft.


    Nachts ist es einfach schlimm,alles ist ruhig,die Gedanken kreisen,nichts was einen ablenkt,ich bekomm dann immer Herzklopfen,Kopfschmerzen und...


    Ich hätte eine Frage an dich,was ist das für eine Trance die du dir anhörst und wo bekommt man sie?


    Am Wochende müßen wir die Wohnung meiner Tochter räumen,ich hab solche Angst davor,ich muß vieles verschenken,ich kann mir nicht alles aufheben weil ich keinen Platz habe,meine Tochter hatte soviele guten Freunde die damals auch nach Berlin gekommen sind und dennen werd ich auch was schenken als Erinnerung.


    Du schreibst immer von deinem Arbeitsstress,ich bin so froh daß ich in Pension bin,ich hab mich so gefreut als es endlich so weit war,ich hatte früher auch eine Landwirtschaft bevor ich mich scheiden ließ und hatte eigentlich vor daß ich mein Pensionsleben genieße,habe soviel gearbeitet in meinem Leben.


    Ich bin ja erst vor vier Jahren hierhergezogen und dann ein paar Vereinen beigtreten um Leute kennenzulernen aber momentan geh ich überhaupt niergendsmehr wohin.Schnell einkaufen und hoffen daß man keinen trifft der Fragen stellt ,mein zuhause ist meine Höhle in die ich mich verkrieche,es versteht zwar keiner aber es ist auch keiner dabei der sein Kind verloren hat und es kann keiner nachvollziehen wie es mir geht.Aussagen von wegen "du mußt raus,mußt unter Menschen gehen"helfen auch nicht weiter,jeder geht mit seiner Trauer anders um.


    Vielleicht sitzen unsere Kinder ja jetzt auf einer Wolke und schauen auf uns runter und denken sich,warum weinen die alle uns geht es ja gut.


    Das sind auch die Fragen die wir uns stellen,wo sind sie jetzt,geht es ihnen gut da wo sie jetzt sind,sehen wir sie irgendwann wieder?
    Habe jede Menge Bücher gelesen üner Nahtoderfahrungen und.....aber Antworten findet man nirgends.


    Laut Aussage eines Freundes meiner Tochter hat sie sich das Tibetanische Totenbuch gekauft,ich frage mich "warum".Mit 33 beschäftigt man sich doch nicht mit dem Tod aber sie hat sich anscheinend doch damit beschätigt wie mir ein Freund von ihr erzählt hat.Ich werde es mitnehmen und versuchen es zu lesen ,sollte anscheinend sehr gut sein.


    Wir sind ja noch sechs Wochen bevor es passiert ist bei einem Spaziergang zufällig bei einem Friedhof vorbeigekommen und haben reingeschaut und am Nachhauseweg haben wir einfach geredet und meine Tochter sagte mir dann daß sie mal verbrannt werden möchte und daß sie eine Liste machen möchte was sie jeden Freund vermacht,ich hab sie noch ausgelacht und gesagt daß ich ein Testament machen müßte,sie sagte dann auch daß sie nie neben ihren Vater begraben werden möchte,mit dem hatte sie schon immer Probleme.


    Kurz bevor der Flieger in Berlin gelandet ist hat sie zu ihren Freund die gleiche Aussage gemacht.Vielleicht war es nur Zufall,die Oma von ihrem Freund ist kurz vorher gestorben und sie haben sich darüber unterhalten,irgendwie geht mir jetzt das alles im Kopf rum.


    Wir vermissen unsere Kinder so sehr aber sie werden immer ein Teil von uns bleiben und die Erinnerung kann uns niemand nehmen,sie werden immer in unseren Herzen sein.


    Wünsch dir von Herzen alles alles Gute.


    Annemarie

  • Hallo!


    Annemarie und Jutta, Danke für Euren lieben Worte! Der heutige Tag ist schlimm, ich erlebe in Gedanken alles noch einmal, ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen und auch die


    Dosis von meinem Dopexin ist erhöht worden, ich bin da immer wie in Trance, muss mich erst an die höhere Dosis gewöhnen.


    Ich war gestern froh, als mich eine gute Freundin bat, ihr beim Plätzchenbacken zu helfen, sie schafft es nicht mehr in der Großküche und so haben wir gestern Abend 6 Sorten


    zusammen für die Patres und Brüder gebacken, so habe ich nicht dauernd daran denken müssen, das heute der Jahrestag ist, seit heute Morgen muss ich immer wieder weinen und


    vermisse ihn so sehr, das es wehtut, Schwiema ist nur am Weinen, aber sie nimmt auch ihre Tabletten nicht regelmäßig, ich hab ihr schon erklärt, das sie so nicht wirken können und das


    es auch sehr ungesund ist. Aber sie macht was sie will.


    Ich kann es nicht glauben, das es schon ein Jahr sein soll, es ist so frisch wie wenn es gestern gewesen wäre! Wir vermissen ihn total stark und sind alle unendlich traurig. Schwiema


    und ich haben heute schon den Hühnerstall ausgemistet und dabei von Martin geredet, sie ist dabei in Tränen ausgebrochen und so habe ich alleine weitergemacht, eine der Katzen


    war aber immer da, so das ich nie alleine war, das war richtig schön und hat gutgetan.


    Jetzt kommt gerade mein Großer aus der Schule und wenn er gegessen hat, gehen wir alle zusammen zum Freidhof und gedenken unserem Martin, ich habe Rosen besorgt, die werden


    wir mitnehmen und aufs Grab stellen. Mein Mann hat Angst davor, er sagt, er hält es nicht aus, aber mitgehen will er trotzdem, ich glaube eher, das er Angst davor hat, das andere


    Leute ihn sehen können und sehen können, das er weinen muss und das ist ihm peinlich. Aber das Wetter ist ja so schlecht und es stürmt und regnet, zum Teil mit Schneeflocken


    vermischt, ich denke, da wird niemand im Friedhof sein heute.


    Wir haben eine Anzeige zur Erinnerung an Martin geschaltet, sie ist sehr schön geworden, ich versuche mal zu verlinken.



    http://trauer-anzeigen.augsbur…tra/tra005/art1610,207436



    Mir laufen die ganze Zeit schon die Tränen, es ist so furchtbar, es ist wie frisch und alles ist wieder da, ich frage mich die ganze Zeit schon, warum es so gekommen ist, ob es hat so


    sein müssen und warum es nicht verhindert werden konnte, das ist wie ein Karusell, ich komme einfach nicht heraus aus diesen Gedanken, am liebsten wäre ich auch nicht mehr da,


    dann müsste man das alles nicht mehr aushalten und es wäre eine himmlische Ruhe, aber meine beiden anderen Buben sind ja auch noch da, für sie muss ich stark sein und es auch


    bleiben, denn der mittlere hat immer Angst, das noch was passieren kann.


    Wir gehen jetzt zum Grab und ich hoffe, das ich nicht zusammenbrechen werde.


    Mona