Schuldgefühle

  • Meine Großmutter ist vor einiger Zeit estorben. Ich habe sie, trotzt schwieriger familiärer Umstände so gut begleitet wie ich nur konnte. Die ersten Tage mit ihr liefen - den Umständen entsprechend gut - wir sind uns nocheinmal sehr nahe gekommen, und waren bei sehr dankbar beeinander sein zu können. Schwierig wurde es, als sie nicht mehr ansprechbar war, und meine körperliche und seelische Erschöpfung über die Maßen hoch wurde. Auch war ich mir nicht mehr sicher, ob sie meinen Beistand noch brauchte/wollte. Ich war dann viel weniger bei ihr. Jetzt kommen mir Zweifel, ob das richtig war. Die Schuldgefühle werden immer schlimmer und führen mich an den Rand der Verzweiflung. Ich denke immer sie hat da vielleicht Stunden um Stunden gelegen und sich nach mir gesehnt.


    Ich weiß nicht, ob mir hier irgendjemand helfen kann. Ich muß all das nur irgendwie loswerden.

  • hallo tezeu,
    ich möchte dich hier begrüssen und dir mein herzliches Beileid zum Ableben deiner Oma ausdrücken. Du hast einen wichtigen Schritt getan und vertraust dich uns an.
    Du schreibst ja selbst, dass du seelisch und auch köperlich am Ende warst. Wir neigen oft dazu unsere Kräfte zu überschätzen. Schreib doch bitte mehr von deiner Oma und euer Verhältnis, natürlich nur wenn du magst.
    In einem deiner ersten Sätze schreibst du, du hast getan was du konntest!!! Mehr geht meiner Meinung nach nicht.


    Ich wünsche dir viel Kraft um deine Schuldgefühle zu verarbeiten.


    Liebe Grüße
    Heinz Dieter

  • Hallo!


    Möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.


    Ja, diese Schuldgefühle haben soo viele. Hinten nach meint man immer, man hätte mehr tun können, es besser machen können. Aber ihr hattet doch noch eine gute Zeit miteinander, ihr seid euch nochmal sehr nahe gekommen, wie wunderbar. Deine Großmutter wird das sehr gefreut haben und wird ihr auch Ruhe und Zufriedenheit gegeben haben. Sie war dann nicht mehr ansprechbar und du warst nicht mehr so viel bei ihr. Man kann nicht immer am Bett sitzen. Man tut dies nach seinen eigenen Kräften und neben der alltäglichen Arbeit, die man erledigen soll. Du hast das getan, was dir zu der Zeit möglich war und deine liebe Großmutter wird das geschätzt haben. Ich kann dir diese Schuldgefühle nicht abnehmen. Aber sei dir darüber im Klaren, du hast alles Mögliche getan, was D I R damals möglich war. Haben sich noch andere Familienmitglieder um sie gekümmert? War sie im Krankenhaus?


    Willst du ein bißchen mehr erzählen von deiner Großmutter? Hatte sie einen Schlaganfall?


    Schreib hier, vielleicht hilft es dir. Wir begleiten dich.


    Ganz liebe Grüße


    Linda

  • Danke Linda! Danke Heinz!


    Meine Oma hatte mich großgezogen. Sie hatte quasi die Stellung meiner Mutter. Der Grund war, dass meine Mutter mich unehelich bekommen hat, und als ich ein Jahr alt war hat sie einen anderen Mann geheiratet. Der kam allerdings nicht damit kar,dass ich nicht sein Kind bin. Und so bin ich bei meinen Großeltern geblieben - dies in groben Zügen gesprochen.


    Die Situation bei meinen Großeltern war allerdings auch nicht optimal. Mein Großvater war Alkholiker, hat die Familie tyrannisiert. Ständig gab es Streit zwischen meiner Mutter und meinen Großeltern. Sie konnten das Verhalten meiner Mutter einfach nicht verstehen. Meine Mutter war irgendwann das Haßobjekt der Familie. Als ich 10 war, gab es sogar einen Sorgerechtsstreit, weil meine Mutter und mein Stiefvater mich plötzlich doch haben wollten, aber da war es zu spät. Ich wollte bei meinen Großeltern bleiben. Alles sehr kompliziert und schwer zu beschreiben. Weitere Akteure sind meine beiden Onkels. Der jüngere war ganz lieb, ebenfalls Alkoholiker, sehr labil aber gutherzig. Der ältere - er hat mich mißbraucht als ich 15 war. Ich war damals ein desorienter Teenager, und er hat sich mein Vertrauen erschlichen, und mich dann letztendlich irgendwie überrumpelt. Später habe ich das Verhältnis beendet. Habe im Leben irgendwie die Kurve gekriegt. Bin weit weg in eine andere Stadt gezogen, stehe sicher auf eigenen Beinen.


    Als ich erwachsen wurde, begriff ich irgendwann, was mein Onkel getan hat. Und dass er die Schuld für alles trägt, er war schließlich ein erwachsener Mann und ich ein Teenager. Das habe ich ihm dann in einem Telefonat auch gesagt. Seit dem war relative Funkstille zwischen uns. Fast 15 Jahre lang. Dann ist meine Oma vor einem Jahr ins Pflegheim gekommen, und der ganze Streß ging los. Er wurde nämlich zu ihrem Vormund erklärt, das bedeutet, alle Dinge die meine Oma betrafen mußte ich mit ihm besprechen. Er hat ständig gefordert ich solle ihm Emails schreiben usw. Er meinte ich bekäme nur Auskunft, wenn ich danach frage, von selber würde er sich nicht rühren. Als ich in der Wohnung meiner Oma übernachten wollte, wollte er mir die Schlüssel nicht aushändigen, mit den Worten ich hätte keine Rechte er könne mich rausschmeißen wenn er wolle. Kurz gesagt: Der Mann hatte mich plötzlich im Griff. Ich wagte nicht ,das Thema Mißbrauch anzusprechen. Ich verhielt mich so freundlich ich konnte ihm gegenüber, damit die Wogen nicht noch mehr hochkochen. Ich wolte auf keinen Fall, dass meine Oma etwas von dieser Geschichte etwas mitbekommt. Ich bin ein Jahr lang regelmäßg sie im Pflegeheim besuchen bekommen. Ich habe immer bei Freunden übernachtet, denn ich wollte und konnte bei keines meiner Familienmitglieder unterkommen.


    Bei meinem letzten Besuch, an Weihnachten, klagte sie dann unter sehr starken Schmerzen. Sie kam ins Krankenhaus, die Ärzte fanden einen Bandscheibevorfall vermuteten dies zunächst als Ursache für die Schmerzen.Sie schickten sie zurück ins Altersheim. Aber die Schmerzen wurden nicht besser. Über Tage hinweg. Es waren Feiertage, Oma wurde immer nur von irgendeinem Notarzt behandelt. Sie kam nochmal ins Krankenhaus. Diesmal war die Diagnose vermuteter Blasenkrebs. Auf Grund der medizinischen Vorsgeschichte meiner Oma konnten sie sie nicht endoskopieren um dies zu bestätigen. Sie hätten sie nakotisieren und operieren müssen, aber das Risiko, dass sie die Narkose nicht überlebt hätte, war sehr hoch. Auch hätte sie eine Operation wahrscheinlich nicht überstanden. So war der Rat der Ärtze sie sterben zu lassen. Es folgten schreckliche Tage, auch weil die Ärztin die endlich aus dem Urlaub zurückkam, sich gleich am nächsten Tag wieder krank meldete. Sie vergaß offensichtlich, dass sie eine sterbende Patienten hatte, die unter Schmerzen litt, und hat keine Vertretung geschickt. Meine Oma erbrach die ganze Zeit jegliches Schmerzmittel. Die Pflegerinnen telefonierten der Ärztin hinterher, so dass die schließlich ihren Mann losschickte, und das Morphium vorbeibrachte.


    All dies passierte unter dem für mich enormen Druck, den mein Onkel auf mich ausübte. Ich blieb die ganze Zeit bei meiner Oma. Irgendwann fragte er mich, warum ich das denn tue, und eigentlich hätte seine Mutter doch ihn am meißten geliebt usw. Ich solle sie doch besser in Ruhe lassen, ich würde sie nur stören. Es ist schwierig zu erklären, aber ich konnte mich gegenüber diesem Mann nicht behaupten. Ich saß immer nur neben ihm und habe geheult. Ich bin trotzdem zu ihr hin. Ich habe sie gefragt, ob ich bei ihr bleiben solle, und sie hat gesagt: "Bitte bleib da". DAs tat ich dann auch. Es waren die innigsten Momente, die ich jemals mit ihr hatte. Ich blieb bei ihr, bis sie mich weggeschickt hat. Ich kam dann jedesmal, und blieb so lange, bis sie mich weggeschickt hat.


    Ich denke ich hätte vieles besser machen können, ich bin oft länger weggeblieben, als ihr lieb war, glaube ich. Aber meine seelische Erschöpfung und mein seelischer Druck war so groß, IHN in meiner Nähe zu wissen. Und die Angst ihm im Pflegheim zu begegnen.Denn er ist irgendwann doch wieder im Sterbezimmer meiner Oma aufgetaucht, hat sich um sie gekümmert. Das sollte mir recht sein. Für meine Oma sollte er meinetwegen der Lieblingssohn bleiben.Auch meine Mutter und mein jüngerer Onkel waren immer wieder da. Dann ist noch etwas Schreckliches passiert. Meine Mutter rief mich am Vorabend des Todestages meiner OMa an, und erzählte mir, mein Onkel hätte sich zu meiner Oma heruntergebäugt und ihr schlechte Erinnerungen eingeflüstert. Daraufhin bekam ich einen Nervenzusammenbruch, einem sterbenden Menschen der sich nicht wären kann böse Geschichten einflößen - für mich hat das den Stellenwert einer Vergewaltigung. Ich konnte in der Nacht nicht mehr zu ihr gehen. Ich war einfach zu aufgewühlt und zu fertig.


    Am nächsten MOrgen, ihrem letzten Tag, noch mal lange bei ihr. Dann am Nachmittag, aber recht kurz. Ich war auch verunsichert, weil dass Sterben sich schon so lange hinzog. Ich wollte sie auch nicht festhalten. Und später kam nochmal der Mißbrauchsonkel (ich kann nur hoffen er hat ihr nicht wieder irgendeine Scheiße erzählt) und spät am Abend meine Mutter. Ich kam so gegen 22:00 Uhr dazu. Ich wollte eigentlich nochmal die Nacht dort verbringen. Ich hatte wieder Kräfte. Als wir uns im Gang unterhielten, oder besser gesagt gerade wieder mal anfangen wollten uns zu streiten, meine Mutter und ich, kam die Schwester und hat uns ihr Beileid ausgesrochen, Oma seit tot. Ich stürmte ins Zimmer meiner Oma. Sie lag da mit offenem Mund, offensichtlich tod. Ich weinte ganz doll und schrie. Und plötzlich - hat sich sich nochmal bewegt. Ich muß zugeben, ich war erschrocken. Aber sie lag sicherlich noch für mindestens 2 Minuten da und - kaute. Ich rief die Schwester - Oma lebt aber noch. Sie kam ungläublig dazu. Wir schauten auf Oma. Sie war plötzlich unglaublich ruhig. Und dann bekam sie etwas Wissendes um die Augen und dann kam ein sehr sehr breites Lächeln. DAs war dann wirklch das Ende.


    So, dies ist so im Groben meine Geschichte. Mich hat das Jahr in dem Oma im Pflegeheim war, sehr sehr angestrengt. Ich habe ihr fast all meinen Urlaub gegeben, denn ich lebte ja nicht mehr in meiner Heimatstadt. Gleichzeitig bekam ich immer Druck von Seiten meines Onkels, Vorwürfe usw. er müsse sich ganz allein um seine Mutter kümmern und so. Ich muß gestehen, ich habe mir oft gewünscht, dass all dies bald vorbei wäre. Ich dachte, ich könnte mich dann frei fühlen, und mit dieser kaputten Familie abschließen.


    Und jetzt. Nichts von all dem. Ich bekomme immer wieder Flashbacks. Der Gedanke, dass ich gegen Ende zu selten bei Ihr, sie zu viele Stunden allein liegen mußte, was mein Mißbrauchsonkel ihr noch zuletzt angetan hat. Dass ich danach nicht zu ihr ging, und beruhigende Worte finden konnte. Das treibt mich immer wieder zur Verzweiflung.


    So, jetzt kennt ihr meine Geschichte.Entschuldigt bitte, dass es so lang wurde. ABer ich merke, es tut einfach gut zu reden, und diese Worte in die Welt hinaus zu schicken.


    Ich danke euch


    TEZEU

  • Liebe Tezeu,


    ich möchte Dir nun auch mein Beileid aussprechen.
    Bisher habe ich es irgendwie noch nicht geschafft.
    Die Alkoholproblematik kenne auch ich leider nur zu gut.
    Und die Schuldgefühle kenne ich leider auch.


    Es ist schwer sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden.
    Wenn dazu noch solche unliebsamen Umstände durchdie eigene Familie hinzukommen, macht das das Ganze nicht wirklich einfacher. :95:
    Ich denke, Du hast Dein Bestes gegeben. Und Deine Oma wußte das.
    Sie hat wahrscheinlich auch viel mehr mitbekommen als Du denkst.
    Also mach Dir keine Vorwürfe.


    Dein Onkel hat Dich versucht kleinzukriegen.
    Natürlich hat er Dir die Situation sehr belastet.
    Aber Du bist trotzdem da gewesen.


    Jetzt kommen vielleicht noch ein paar Dinge gerichtlicher Natur und die Beisetzung :24: .
    Aber dann musst Du ihn nicht mehr sehen.


    Ich wünsche Dir alles Liebe für das was noch kommt.
    Du schaffst das.
    Ich schwöre Dir, es hat ein Ende.


    LG,
    Ela

  • Liebe Tezeu,


    mein herzliches beileid zum Tod deiner Oma und herzlich willkommen bei uns im Forum. Sich schuldig zu fühlen, heißt nicht tatsächlich Schuld zu haben! Ich möchte mich den anderen anschließen: Du hast keine Schuld und sicherlich auch nicht zu wenig für deine Oma getan. Mir kommt eher vor, du bist über deine Grenzen gegangen und wenn es noch mehr gewesen wäre, wärst du zusammengeklappt und dann hätte deine Oma gar nichts mehr von dir gehabt.
    Wie war denn das Verhältnis deiner Oma zum Missbrauchsonkel zu ihren Lebzeiten wirklich? War er ihr "Liebelingssohn"? Und was hat er ihr ins Ohr geflüstert?


    AL
    Christine

  • Liebe Tezeu,


    meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod deiner Oma.
    Und ein liebes Willkommen bei uns im Forum.


    Ja, diese Schuldgefühle kennen viele. Sie kommen ungefragt und vor allem meist ohne reellen Grund. Du hast dein Bestes gegeben, bist, wie schon Christine meinte, über deine Grenzen gegangen. Denn du hast deiner Oma zuliebe die Nähe deines Onkels ertragen, das ist sicher viel, viel mehr, als die meisten anderen Menschen getan hätten.
    Du konntest nicht mehr tun, du hast dir nichts vorzuwerfen.


    Deine Oma hat DICH gebeten bei ihr zu bleiben. Und du hast ihr, trotz aller widrigen Umstände ihre Bitte erfüllt. Sogut es dir möglich war. Es war alles gut, so wie du es gemacht hast. Deine Oma wußte das sicher auch.


    Deine Flash-Backs sind ganz "normal". Schließlich mußt du ja alles erst verarbeiten. Und das geht nicht so von einem Tag auf den anderen. So a la: jetzt isses vorbei und damit auch gut. Versuche, Geduld zu haben, und darauf zu vertrauen, daß du es schaffen wirst. Dann wird der Tag kommen, an dem du dich frei fühlen und mit vielem abschließen kannst. Du schaffst das! :30:


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Tezeu,
    ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Dich trifft keine Schuld, du bist mehrfach über dich hinausgewachsen. Was du erlebt hast, hat dich schwerst traumatisiert, trotzdem hast du es geschafft an der Seite deiner Oma zu sein, als sie dich brauchte. Ich bin davon überzeugt, dass sie mehr von dir bekommen hat, als du dir vorstellen kannst. Man darf nicht vergessen, dass die Seele nicht in dem gleichen Zustand ist, wie der Körper. Die Seele hat die Liebe dankbar empfangen und liebevoll angenommen. Deine Oma wusste, dass du da warst, dass du ihre Hand gestreichelt hast, sie hat die Worte verstanden, die du mit ihr gesprochen hast. Weiß man genau, was dein Onkel ihr ins Ohr geflüstert hat? Es ist wirklich eine Unverschämtheit, was er sich da herausgenommen hat. Ich denke, dieser Mann hat kein Herz sondern einen Kalkstein oder ähnliches. So eine Grausamkeit habe ich noch nie gehört.


    Du wirst noch einige Zeit brauchen, das alles zu verarbeiten. Es kommt ja noch das Jugendtrauma bzw. schon davor das Kindheitstrauma dazu. Es war sicherlich furchtbar für dich zu wissen, bei den Großeltern zu sein, weil die Mama sich für einen fremden Mann entschieden hat.... Ich würde dir dringend empfehlen, irgendwann professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, es ist zu viel für einen Menschen, was dir passiert ist. Du hast die Kurve gekriegt hast du geschrieben. Aber das Leben soll nicht im Kurve kriegen bestehen, sondern du sollst wieder Freude im Leben empfinden können und Glück zulassen können. Ich glaube, ich für mich hätte nicht die Kraft es allein zu machen. Ich selber habe meinen Mann verloren und habe sehr lange sämtliche Hilfe verweigert. Ich nahm und nehme immer noch Medikamente, aber jetzt (nach über 1 1/2 Jahren) habe ich mich dazu durchgerungen, Hilfe anzunehmen.


    Ich wünsche dir, dass du dein Leben bald wieder lebenswert findest, dass es dir bald besser geht, vor allem aber, dass du mit deiner Vergangenheit abschließen kannst, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.


    Herzlichst
    Michi

  • Liebe Tezeu!


    Durchschnauf! Puh, da hast du ja schon allerhand durchmachen müssen. Sei versichert, deine geliebte Oma hat dich gut verstanden, sie hat dich geliebt. Sie möchte sicher nicht, dass du dich nun mit so vielen Gedanken und Schuldgefühlen plagst!!! Du warst klein, und wurdest einfach weggeben, deine Oma hat auf dich geschaut, dann die Erlebnisse mit deinem Onkel, die Streitereien zwischen deinen Großeltern und deiner Mutter, der tyrannisierende Großvater - all das - D U kannst dafür nichts. Du warst für deine Oma sicher ein Sonnenschein, hast ihr viele schöne Stunden bereitet. Finde es ganz schlimm, dass dein Onkel ihr auch noch am Sterbebett anscheinend was Schlimmes erzählt hat. :?: :!: :?: Sei stolz auf dich, dass du in deinem Leben trotz aller Widrigkeiten zurecktkommst!!! Deine Oma ist sicher auch stolz auf dich!! Du hast nicht die Verantwortung für die anderen, für das was die anderen getan haben.
    D U hast richtig und nach d e i n e r Möglichkeit gehandelt, vor allem mit L I E B E gehandelt und gewirkt.


    Ich hoffe, du kannst allmählich alles aufarbeiten, wenn nötig, scheue dich nicht Hilfe anzunehmen, so wie es Michi geraten hat.


    Wir verstehen dich, wir hören dir zu! :30:
    Versuch deine Schuldgefühle hinter dir zu lassen!!
    Alles Liebe
    Linda

  • Heinz! Linda! Michi! Josef! Jutta! Christine! Ela!


    All ihr lieben gutherzigen Menschen, die Anteil nehmen am Leid anderer - fremden Menschen, die noch nicht mal ihren Vornamen sagen wollen. All eure Worte haben mich sehr getröstet. Ich danke Euch allen von Herzen!!!!! Es ist mir etwas peinlich, dass ich so lange nicht geantwortet habe. Es läßt sich schwer beschreiben, was die letzten Wochen war. Zum einen bin ich jetzt seit Längerem auf Medikamenten. Die haben dem Leid schon die Spitzen genommen. Die verzweifelten Heulkrämpfe mitten in der Nacht sind zumindest nicht mehr da. Aber die Medikamente machen auch sehr müde und lethargisch und wahrscheinlich ist das ein Grund, dass ich mich nicht zu einer Antwort aufraffen konnte. Auch wenn ich mir immer wieder durchgelesen hab, was ihr geschrieben habt.


    Die Schuld! Ich hoffe so, dass ihr Recht habt, mit dem was ihr sagt. Ich werde es niemals erfahren, was sie an ihren letzten beiden Tagen gefühlt hat. WEnn ich wenigstens gläubig wäre, dann könnte ich ihr eine Nachricht nach "drüben" senden (Ich tue es trotzdem, nur ganz daran glauben kann ich nicht) Dann wüßte ich, dass sie jetzt alles versteht, was war. Dann wüßte sie, wie unendlich ich dankbar ich für ihre Liebe bin. Denn sie war die einzige, die in dieser furchbaren Familie wirklich zu mir gehalten hat.


    Ich habe mir auch eine Therapeutin gesucht. Ich hoffe, sie kann mir helfen. Es ist nicht so, dass ich nicht glauben würde, dass Therapie hilfreich sein kann. Man muß nur im Therapeuten einen Menschen finden, dem man sich tatsächlich öffnen kann. Das ist nicht immer so leicht.Man braucht schon so etwas wie eine gemeinsame Wellenlänge, meiner Meinung nach. Da bin ich die letzten Jahre nicht fündig geworden. Diesmal also wieder ein neuer Versuch.


    Zu der Frage, was mein Onkel ihr zugeflüstert hat: Ich weiß es nicht genau. Ich glaube es war eine Geschichte aus der Kindheit meines Onkels, in der er von seiner Schwester (meiner Mutter) verprügelt wurde. Ich glaube, es ging ihm in dem Moment darum, meine Mutter nochmal vor meiner Oma schlecht zu machen, damit Oma ja nicht in Liebe zu ihrer Tochter in den Tod geht.


    Die andere Frage war, wie meine Oma zu meinem Onkel gestanden hat. Das läßt sich schwer beantworten. Ich glaube, er galt als Held in der Familie, weil er der einzige war, der es zu etwas gebracht hat. Ein großer, gutaussehnder Mann, fein angezogen. Meine Oma, die ihr Leben lang als Putzfrau gearbeitet hat, war da schwer beeindruckt. Auch ich fand ihn toll, und dachte er wollte mir helfen - von wegen!


    Als sie dann ins Altersheim kam, kamen schon kritische Töne von ihr. Er wäre immer so eingebildet und so. Und es hat ihr missfallen, dass er immer noch stur den Streit zwischen ihm und meiner Mutter aufrecht erhalten hat. Er hat auch nicht davor zurückgeschreckt an Weihnachten die Stimmung zu verderben, in dem Moment als meine Mutter Oma besuchen wollte. Das hat Oma schon mitgekriegt. Ja, vielleicht war das Verhältnis gar nicht mehr so innig. Ich weiß es nicht. Ich hätte es ihr gewünscht, dass sie ihn immer noch von ganzem Herzen lieben kann. Und dass er ihr hoffentlich nicht weh getan hat, die letzten Tage. Ach, wenn ich mir all das vor Augen führe. Man fühlt sich einfach nur hilflos. Alles so vertrackt.



    Nochmals danke an euch alle!!!!!



    Herzlich


    Tezeu

  • Liebe Tezeu.
    Auch von mir mein aufrichtiges Beileid zum Tode Deiner Oma.
    Schuldgefühle? Die kenne ich auch. Man fragt sich ständig, ob man nicht doch noch etwas hätte besser machen können.


    Igendwie ist Deine Geschichte wie ein Flashback in unserer Familie. Einiges war da sehr ähnlich.


    Hier in diesem schönen Forum, kannst Du Dir Deine Sorgen und Nöte von der Seele schreiben.
    Noch einmal, Willkommen bei uns :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Tezeu,
    die Medikamente lähmen dich und machen dich lethargisch. Eine Zeit lang ist das auch ok, du musst bloß aufpassen, dass da nix dabei ist, das dich süchtig macht. Ich selber bin seit 89 Wochen auf Medikamenten, die aber angeblich nicht süchtig machen. Am kommenden Dienstag beginne ich eine Therapie.


    DU brauchst dich nicht zu entschuldigen, dass du deinen Namen nicht nennen willst, bei dem was du erlebt hast, ist das wohl sehr nachvollziehbar. Hier kanst du dich öffnen und fallen lassen. Hier hört dir immer wer zu. Derzeit bin ich selber weniger hier, da ich einen neuen Job bekommen habe, der ausschließlich aus Schichtdiensten besteht. Das muss ich bzw. mein Körper erst verarbeiten. Mitlesen hilft auch...... das kann ich nur unterschreiben.


    Sei willkommen geheißen in einer Runde, die mir schon sehr viel geholfen hat.


    Euch allen alles liebe.


    Herzlichst
    Michi

  • Liebe Tezeu!


    Wie ist es dir in den letzten Tagen und Nächten ergangen?


    Wie geht es dir mit deiner Therapeutin? Passt die Wellenlänge? Od. dauert es vielleicht noch, bis du dich ihr öffnen kannst?


    Das macht doch nichts, dass du deinen Namen nicht nennen willst. Manche sind auch mit einem anderen Namen hier drinnen.


    Liebe Tezeu, sei versichert, deine Oma hat deine Liebe und Dankbarkeit gespürt!!! In meiner Familie war es nicht üblich, sich gegenseitig zu sagen, wie gern man sich hat od. dass man sich liebt. Aber wir allte wussten es gegenseitig, dass es so ist. Und auch deine Oma wusste das!!!


    Sei ganz lieb gegrüßt


    Linda

  • Liebe Tezeu,


    es gefällt mir wie du schreibst, daß du Nachrichten "nach drüben sendest", auch wenn du nicht so recht daran glauben kannst.
    Mir hilft das (fast) immer, denn ich glaube fest daran, daß unsere Lieben uns "hören" können.
    Wie Linda schon schrieb: deine Oma wußte ganz sicher um deine Dankbarkeit und Liebe zu ihr. Und daß sie dich liebt, sagte sie dir ja auch - durch ihre Bitte an dich, bei ihr zu bleiben.


    Ich hoffe, daß du mit deiner Therapeutin den richtigen Griff gehabt hast und sie dir auf deinem Weg weiterhelfen kann. Und daß die Nebenwirkungen der Medikamente bald nachlassen und du dich dann besser fühlst.


    Es muß dir nicht peinlich sein, wenn du länger nicht schreibst bzw. antwortest. Es geht nicht immer so, wie man möchte. Wir verstehen das, es geht uns allen manchmal so. Schreib dann, wenn dir danach ist.
    Und der Name - kein Problem. Solange wir dich nicht mit "Y894Z" oä. anreden müssen ;) , ein "Spitzname" ist schon ok.


    Dir alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.