Der Tag an dem mein Tod starb

  • Es ist nicht leicht, die richtigen Worte zu finden um auszudrücken was ich sagen will. Nach einem Todesfall, ob in der Familie, Freundeskreis oder in der Arbeit bekommt man von der Gesellschaft einen Stempel aufgedrückt. Dies ist nicht negativ gemeint, die Welle der Anteilnahme ist oft gross und sicherlich tröstend. Betretenes Händeschütteln, gewollte oder ungewollte Umarmungen, die Traurigkeit in den Augen der Anderen, aufmunternde SMS, Beileidsbriefe und so weiter. Ein Auf und Ab der Gefühle trifft einen Menschen und man muss die ganze Palette durchmachen. Von Wut, Verzweiflung, Sorge, Trauer, Schmerz, Hoffnungslosigkeit, schlechtem Gewissen, Leere,.... aber man muss akzeptieren. Leben lernen mit dem Verlust. Leben... tja und das macht es wohl so schwierig. Eigentlich ist man doch mit allen seinen Gefühlen alleine. Die Gesellschaft billigt nur eine kurze Trauerphase und man ist ständig bemüht zu funktionieren. Man muss tolerieren wenn sich andere im Ton vergreifen, denn sie können ja nicht wissen. Im Beruf erhält man keine Rücksichtnahme, weswegen auch. Trauer braucht Zeit, die man nicht hat.
    Es gibt Momente im Leben eines Menschen in dem alles zusammen bricht. Es ist der eine Moment des Realisierens. Die eine Sekunde die alles ändert und nichts ist mehr wie vorher und man kann auch nicht mehr zurück. Der Tod gewährt keine zweite Chance. Vielleicht kling das alles recht bitter, ist aber nicht so gemeint. Ein Zitat begleitet mich seit den Todesfällen in meiner Famile. "Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts geändert und doch ist alles anders." Tja, meine Welt scheint neu geordnet worden zu sein, ohne dass ich es wollte und mit dem muss ich jetzt leben. Daher habe ich diese Überschrft gewählt, weil sie für mich am treffensten erscheint.
    Aber was bleibt, ist die Hoffnung, dass das zutrifft von dem immer alle reden: irgendwann wirds leichter...

  • Liebe Chanda,


    ein liebes Willkommen hier im Forum.


    Dein Zitat triift es sehr gut. Wir bekommen eine Ordnung "aufgebrummt", mit der wir so gar nichts anfangen können. Die für uns ein "Chaoslager" ist, von dem wir das "Lagerverzeichnis" verlegt haben. Und dementsprechend "gar nix mehr" finden.


    Auch von mir die "Bitte": wenn du magst und kannst, erzähle uns von dir, von deinen Lieben.


    Ja, "irgendwann" wird es schon "leichter". Leichter in dem Sinn, daß wir lernen, mit dem Verlust (den Verlusten) zu leben, sie auf die eine oder andere Weise in unser Leben zu integrieren. Das Vermissen und - immer wieder mal - der Schmerz darüber, diese beiden werden uns aber wohl für immer begleiten.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Chanda,


    willkommen in unserer kleinen Runde.
    Deine Worte haben bei mir sehr getroffen.
    Du hast das geschrieben, was hier sehr viele wohl genauso empfinden.
    Allerdings habe ich den Sinn Deines Titels irgendwie nicht verstanden.
    Ich hoffe, dass Du hier genauso Trost finden wirst wie ich.


    Alles Liebe,
    Ela

  • Liebe Chanda,
    auch von mir ein ganz herzliches WIllkommen hier im Forum. Fühle dich bei uns gut aufgehoben. Mir wurde hier schon sehr viel gutes zuteil.
    Wir würden uns freuen, wenn du uns von deinen lieben Vorangegangenen erzählen würdest, wenn du magst.


    Liebe Grüße
    Michi

  • gerne möchte ich die Überschrift erklären


    Der Augenblick, in dem uns jemand hier alleine zurück lässt macht Etwas mit uns. Nicht nur, dass man sich seiner eigenen Sterblichkeit schmerzlich bewusst wird sondern auch der Tod tritt mit einer unermesslichen Gewalt in unser Leben die unbegreiflich scheint. Aber was man begreift ist doch das ganze Drumherum. Die Menschen die mittrauern, das Leid welches ausgelöst wird wenn Eltern Kinder verlieren, Brüder von Schwestern (oder umgekehrt) getrennt werden, Freunde nie wieder miteinander lachen und weinen können, oder einfach nur dieses schreckliche Begreifen welches Leid hinter jeder einzelnen Todesnachricht steckt die wir durch die Medien (welche auch immer) erfahren.


    Ich meine damit nicht, das Denken, dass man besser auf sich achten soll. Gesünder essen, mehr Sport, die Zeit besser nützen... Wenn ich schreibe, dass an jenem Tag "mein" Tod starb, ist fast so wie ein Abschied von mir selbst. Ich kann nicht mehr in mein altes Leben zurück weil ich nicht mehr der selbe Mensch bin. Man steht da, eigentlich neben seinem Leben, und kann nichts machen ausser zusehen. Sicherlich kommt dann irgendwann die Zeit des Neuanfangs, nur ist es eben ein neues Leben.


    Es tut mir leid, ich hoffe ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt.... es fällt mir schwer Worte für etwas zu finden, für die ich eigentlich keine habe.


    Linda, Jutta und Michi.... über die Todesfälle in meinder Familie schreiben, fällt mir gerade eben auf, kann ich nicht. Es sind eben die Todesfälle in meiner Familie... scheinbar kann ich den Bildern in meinem Kopf noch keine Worte geben. Vielleicht kommts ja noch ;)

  • Wenn ich schreibe, dass an jenem Tag "mein" Tod starb, ist fast so wie ein Abschied von mir selbst. Ich kann nicht mehr in mein altes Leben zurück weil ich nicht mehr der selbe Mensch bin. Man steht da, eigentlich neben seinem Leben, und kann nichts machen ausser zusehen. Sicherlich kommt dann irgendwann die Zeit des Neuanfangs, nur ist es eben ein neues Leben.

    Liebe Chanda!


    Was Du schreibst, hat mich grade mal von meinem Sessel gehauen.....
    Wahnsinn, wie Du treffend Du das ausgedrückt hast.! Danke dafür!


    Es ist ja wirklich so, dieses alte Leben gibt es einfach nicht mehr....denn auch wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren....
    Das geht auch nicht mehr. Wie auch?
    Es geht unweigerlich in ein neues Leben...
    ob es uns gefällt oder nicht....!!!!


    Lass Dich hier bei uns Willkommen heissen, es ist schön, dass Du zu uns gefunden hast
    und lass Dir Zeit über das zu schreiben, was in Deinem Leben geschehen ist.


    Wir verstehen das!


    Nochmals ein Willkommen...
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Chanda,


    wie recht du hast!
    Ein Neuanfang, ein "neues" Leben. Leider ist es halt oft gar so schwer, dieses neue Leben zu akzeptieren, anzunehmen. Es auch zu wollen. Denn nur dann wird es "leichter".


    Ich möchte mich Manuela anschließen - laß dir Zeit, über das zu schreiben, was geschehen ist (deshalb schrieb ich auch: "wenn du kannst und magst"), denn es ist nicht leicht und nicht jede/r kann und will es auch. Nur eines noch dazu (und das soll jetzt wirklich kein "drängen" sein!):
    Wenn man es schafft, dann hilft es meist. Hilft, die Bilder und Gedanken die im Kopf herumschwirren zu ordnen und so manchen Knoten zu lösen, manches ein wenig "leichter" zu machen. Aber alles braucht (und hat) seine Zeit.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Chanda,
    noch nie habe ich etwas gelesen, was so alles trifft. Ich bin sehr tief beeindruckt und auch sehr berührt. Trauer, Schmerz, da hat die "Gesellschaft" keinen Raum dafür. Außer wenn es sie selber trifft.
    Funktionieren, weil der Trauer genüge getan ist (bestimmen natürlich andere). Ein neues Leben nach dem Trauerfall, es wird anderts man überdenkt sein eigenes Leben neu und versucht wieder anzuknüpfen, keine Chance.


    Das jetzt , ist mit dem Todesfall beendet und man sucht nach dem "Neuen".



    Bitte bleib bei uns, deine Ünberlegungen haben viele Ansätze wo wir uns wieder erkennen.


    LG
    Heinz Dieter

  • Manchmal betrachte ich die Menschen in meiner Umgebung, sehe das Leid und die Sorgen die sie mit sich herumtragen. Bei jedem von uns ist es so, jeder hat einen Rücksack mit und ist somit doch eine Summe seiner Erfahrungen. Das Leben hat uns gebastelt, machmal geht etwas kaputt oder die Farbe blättert ab. Leider gibt es Begebenheiten, die nicht mehr zu reparieren sind. Notdürftig instand gehalten versuchen wir (manchmal mehr, manchmal weniger) unsere Schäden nicht zu zeigen. Die Zeit vergeht, Tag für Tag. Ich stelle mir nicht die Frage nach dem Warum oder was-wäre-wenn, denn nüchtern betrachtet können wir nur an einem Grab stehen und ... nichts und... nur stehen. (sollte man einen Ort haben, an den man gehen kann und will)


    Was mich die Trauer um die Menschen in meinem Leben gelehrt hat, ist dass die Bilder die ich habe, nur mir gehören. Ich kann daran denken, wann immer ich will und niemand kann sie mir wegnehmen. Darum brauche ich auch keine Worte dafür. Keine Fragen stellen, es gibt ja keine Antwort mehr... kein Hadern, es ändert ja nichts an der Tatsache ... keine Wut oder Zorn, auf wen denn? Nur Erinnerungen sind geblieben, tief in mir.


    Wer das Harte zu ertragen gelernt hat, den macht auch die Freude nicht mehr laut und stürmisch.


    ... ich überdenke nicht mein eigenes Leben, kein anknüpfen, nichts Neues... es ist irgendwie so, an meinem "Leben" hat sich ja nichts geändert, ich lebe ja noch.

  • Liebe Chanda,
    deine Worte gehen wirklich sehr tief. Wir alle gehen oft unterschiedlich mit unserer Trauer, unseren Schmerzen um. Nicht jeder kann und will darüber reden bzw. schreiben. Du hast schon recht, deine Bilder gehören dir. Du musst sie nicht in Worte kleiden.


    Ja der Rucksack des Lebens, den wir bei unserer Geburt umgeschnallt bekommen.... Er zwingt uns oft in die Knie. Ich hatte das Gefühl und hab es immer noch oft, dass mich die Steine die scheinbar im Gepäck sind, in einen tiefen Abgrund stürzen. Dann kommt wieder ein Sonnenstrahl in Form eines netten Beitrages hier, ein lieber Besuch,ein nettes Wort oder ähnliches, und wir denken: Es geht doch wieder aufwärts. Hinter der nächsten Straßenbiegung kommt schon wieder der nächste Tritt. In diesem Gefühlschaos lebe ich seit 92 WOchen und bin mir nicht sicher, jemals wieder rauszukommen.


    Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du uns ein wenig von dir erzählst, wenn du dazu bereit bist, denn eines ist hier wunderbar: KEIN ZWANG ZU GAR NICHTS.


    Ich freue mich auf weitere Beiträge von dir, denn die sind wirklich für uns alle gemacht.....


    Liebe Grüße
    Michi

  • Es wäre einfacher, wenn wir an regnerischen kalten Tagen einfach dem Wetter die Schuld geben könnten. Wenn die Dunkelheit in uns drinnen uns einholt, um es etwas bildlicher auszudrücken... es hat nichts mit einem erfrischenden Sommerregen gleich, der auf einen malerischen See niedergeht und die Luft herrlich nach Gras oder feuchtem Holz riecht, die Sonne bunte Farben in den Himmel zeichnet... nein, es ist der kalte Nebel der uns mit seinen eisigen Fingern enfängt...


    Der Schmerz ... mein Schmerz mit dem man alleine ist... man erträgt und man hält aus. Muss man. Aber es ist erdend, dass es Menschen (auch wenn in der anonymität des www) gibt, deren Augen diese Zeilen lesen...


    Es tut mir leid, dass ich mich ziere von mir zu erzählen oder von den Menschen meine Lebens.... Ich bin noch am überlegen, welchen Platz ich meinen Toten (verzeiht meine Ausdrucksweise) geben soll. Irgendwie habe ich ihnen davor keinen Platz gestattet...

  • Liebe Chanda!


    "Der kalte Nebel mit den eisigen Fingern" - ja die Welt erscheint uns um Vieles, Vieles kälter, wenn einer unserer Lieben vorausgegangen ist, oft auch mehrere, so wie bei dir.


    Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wenn du nicht von deinen "Toten" schreiben willst, vielleicht n o c h nicht schreiben willst. Vielleicht kommt der Tag? Aber setz dich nichct selber unter Druck - wir tun es auch nicht. ;) Vielleicht hast du deinen lieben Verstorbenen "keinen Platz" gestattet, um dich zu schützen, um nicht den ganzen Schmerz zulassen zu müssen? Vielleicht - ich kann es natürlich nicht wissen.


    Ja - wir alle müssen den Rucksack des Lebens mit uns tragen, wie du schreibst, und Michi schrieb, so manches Mal kann er uns in die Knie zwingen. Wir alle versuchen Strategien zu entwickeln, trotzdem weiterzumachen, weitrzuleben, weiterzugehen. Wie ich schon Mal woanders geschrieben habe, Freunde können zwar nicht für uns den Weg gehen, können uns aber den Weg erleuchten. Ich hoffe, Chanda, du hast solche Freunde!?


    Wir hier drinnen verstehen dich und hören dir zu!


    Sei ganz lieb gegrüßt


    Linda

  • Danke für eure Antworten und geschriebenen Zeilen. Tut gut zu wissen, dass man nicht ganz alleine ist :2: (mal die smilys ausprobieren....)


    Zur Zeit plage ich mich mit meinem Rücksack herum. Ist wohl etwas schwer geworden in letzter Zeit, aber ich kann ihn ja auch hinter mir herzerren... man muss ihn ja nicht immer am Rücken tragen ;)

  • Liebe Chanda,


    das ist ein treffender Vergleich mit dem Rucksack. Denn oft wird man von dieser Last so zu Boden gedrückt, dassman nicht weiß, wie der nächste Schritt gehen soll.
    Schleif ihn ein Weilchen hinter Dir.
    Oder gib ihn mal kurz ab. Und irgendwann musst auch Du ein Stück getragen werden.
    Ich hoffe, Du hast jemanden an Deiner Seite der das ungefragt und von sich aus dann übernimmt.


    Alles Liebe,
    Ela

  • Liebe Chanda,


    ich habe gerade deine Beiträge gelesen und alles beschschreibt sehr treffend die Gefühle von uns Trauernden.
    Zu den letzten Beiträgen, in denen du von deinem "Rucksack" berichtest, möchte ich dir gerne eine Sinngeschichte schenken, die ich immer wieder gerne in meiner Trauerbegleitung einsetze und fast jeder Trauernde findet sich darin wieder.




    Der Rucksack


    Es hat einmal jemand gesagt, dass die Trauer um
    einen geliebten Menschen wie ein Rucksack ist, den man für immer am Rücken
    trägt. Nur irgendwann passt er besser und dann kann man ihn leichter tragen.


    Aber in der Zwischenzeit?


    Zu Beginn ist er einfach viel zu schwer, man meint, ihn gar nicht heben zu
    können.


    Man kann kaum atmen, weil er den Brustkorb zusammenpresst und er drückt auf den
    Schultern. Weil er so schwer ist, kann man nicht gerade gehen, man schwankt und
    verliert das Gleichgewicht. Und stürzt immer wieder zu Boden.


    Am liebsten würde man dann dort liegenbleiben, aber auch das ist gar nicht so
    einfach. Irgendetwas treibt einen immer wieder hoch. Vielleicht ist es die
    Hoffnung darauf, doch bald am Gipfel angekommen zu sein, wo man den Rucksack
    endlich abnehmen kann und mit einer schönen Aussicht belohnt wird, vielleicht
    ist es der Überlebenstrieb, weil man im Wasser gelandet ist, und zu ertrinken
    droht. Dieser Überlebenstrieb übernimmt einfach die Regie, er fragt nicht, ob
    man mit dieser Last das Leben überhaupt noch will.


    So stolpert man durch das Leben, begegnet immer wieder anderen Menschen.
    Etliche haben nur ein leichtes Daypack am Rücken, andere sind schon so gut an
    ihren Rucksack gewöhnt, dass man ihnen die Last nicht gleich ansieht.


    Manchmal schafft man ein paar Schritte, dann wieder lässt man keine Wurzel,
    keinen Stein aus, um darüber zu stolpern.


    Wenn man dann am Boden liegt, kommen manchmal Menschen, die einem aufhelfen
    möchten. Sie meinen, ein kleiner Schubser genügt und man kann wieder aufstehen.
    Aber man ist ja völlig kraftlos unter der Last zusammengebrochen. Doch leider
    gibt es den Rucksack nur als Gesamtpaket, und niemand kann einem ihn abnehmen.


    Es hilft auch nicht, dass sie von anderen mit schwerem Gepäck erzählen, die es
    schon viel früher geschafft haben, wieder auf die Beine zu kommen. Die eigene
    Kraft wird trotzdem nicht mehr, ja im Gegenteil fühlt man sich oft sogar
    schlechter, weil man seiner Aufgabe anscheinend nicht gewachsen ist. Und wenn
    sie einen mit Gewalt hochziehen, dann fällt man nur umso schmerzhafter wieder
    auf die Schnauze.


    Doch manchmal gibt es Menschen, die setzen sich zu dir auf den Boden. Das tut
    so gut, denn man fühlt sich nicht so alleine inmitten des Trubels rundherum.
    Sie können einen Schutzwall bauen, damit man nicht von der fröhlichen Masse
    überrannt wird, bringen Essen und Trinken, damit man allmählich zu Kräften
    kommen kann, warten ab, bis man aus eigener Kraft wieder hochkommt.


    Irgendwann schafft man es, ein kurzes Stück halbwegs aufrecht zu gehen. Da
    freuen sich die Menschen um einen herum, denn sie sind schon schön langsam
    ungeduldig geworden, weil man nicht so recht weiter kommt. Und meinen gleich, dass
    man jetzt doch noch ein wenig schneller gehen kann.


    Doch dafür reicht die Kraft noch lange nicht. Auch sind die Schultern
    wundgescheuert und die Schmerzen werden wieder unerträglich.


    Manche schultern auch den Rucksack voller Wut und stürmen davon. Und alle
    staunen, wie schnell sie unterwegs sind. Doch dann klappen sie plötzlich völlig
    entkräftet zusammen.


    Andere glauben, sie können einfach davonlaufen und den Rucksack stehen lassen.
    Doch dann merken sie, dass im Rucksack auch alles Lebensnotwendige war – Essen,
    Trinken und Kleidung für schlechtes Wetter. Sie kommen in ein Gewitter und sind
    ihm schutzlos ausgeliefert. Sie müssen durch die Wüste und verdursten. Oder sie
    werden einfach immer schwächer, weil sie nichts mehr zu essen haben.


    Und manche können den Rucksack einfach nicht tragen. Er ist zu schwer. Sie
    bleiben liegen und kommen nicht mehr von der Stelle. Und niemand kann erklären,
    warum sie diesen für sie viel zu schweren Rucksack bekommen haben.


    Die meisten aber haben nur eine lange Zeit vor sich, bis sie gelernt haben mit
    der schweren Last am Rücken zu gehen. Sicher langsamer und vorsichtiger als
    vorher. Aber sie kommen voran. Aber bis es soweit ist, sind sie verzweifelt,
    weil die Last so schwer ist und wütend, weil sie nicht verstehen, warum sie sie
    tragen müssen. Und sie fühlen sich oft sehr allein, wenn rundherum alle so viel
    schneller unterwegs sind. Aber irgendwann haben sie es geschafft.


    Ich weiß, dass du zu dieser letzten Gruppe gehörst, DU WIRST ES SCHAFFEN.


    Es ist so schön, wenn jemand ab und zu für ein Weilchen sein Tempo anpasst und
    mitgeht, darum möchte ich dich damit ein paar Schritte begleiten.



    Ich wünsche dir liebe Menschen, die dich verstehen und dich in deiner Trauer begleiten.
    Und,... lass alle deine Trauergefühle zu und lebe sie aus, dann wird sich mit der Zeit dein Trauerschmerz in dankbare Erinnerung verwandeln, denn deine Lieben leben ja in deinem Herzen weiter.


    liebe Grüße
    Sabine

    Wenn es uns schlecht geht, trösten wir uns mit dem Gedanken, dass es noch schlimmer sein könnte,
    und wenn es ganz schlimm ist, klammern wir uns an die Hoffung, dass es nur besser werden kann.