Meine liebe Oma...Gefühlschaos

  • Hallo zusammen,


    habe schon seit einiger Zeit immer wieder mitgelesen und möchte euch nun gern auf meine Geschichte schreiben.


    Ich habe vor heute genau 11 Wochen das erste Mal in meinem Leben einen geliebten Menschen verloren - meine wunderbare Oma. Sie wurde 78 Jahre alt.


    Schon seit einer Woche vor ihrem Tod (sie lag 2 Wochen im Koma) plagen mich Herzklopfen, innere Unruhe, das Gefühl einfach nicht mehr zu wissen, wie es weiter geht, plötzlich auftretende Gefühlsleere, Alpträume…mittlerweile habe ich mich schon wieder etwas gefangen, aber ich bin nicht annähernd der Mensch, der ich davor war.
    Ich habe einen wunderbaren Lebensgefährten, den ich über alles liebe, eine wunderbare Katze, eine tolle Familie und gute Freunde…und trotzdem überkommt mich manchmal das Gefühl einfach unglücklich zu sein - dann wünschte ich, ich wäre allein an einem anderen Ort, ganz weit weg von allem…
    Habe mir sehr viele Gedanken gemacht und das unglücklich sein dann auf alle Bereich in meinem Leben sozusagen übertragen- ich habe versucht Dinge in meiner Beziehung/ meinem Beruf usw. zu suchen, die das Unglücklichsein rechtfertigen könnten…mittlerweile habe ich begriffen, dass das der falsche Weg ist und ich versuche meine Gedanken wieder auf den eigentlichen Grund meiner Traurigkeit zu bringen - meine geliebte Oma!


    11 Wochen sind vergangen…der Schmerz ist der gleiche geblieben…du fehlst mir so sehr!


    Würde mich freuen zu erfahren, ob es euch in solchen Situationen vielleicht ähnlich ging… :2:


    liebe grüße
    chelsea

  • Liebe Chelsea,
    willkommen hier bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deiner Oma!
    Sie war wohl ein ganz wichtiger Mensch für dich, deine Oma! 11 Wochen ist noch nicht lange, da ist die Trauer noch ganz frisch. Du hast schon in den Wochen vor ihrem Tod Trauerarbeit geleistet, aber je enger die Bindung zu einem Menschen war, desto länger dauert meist die Trauerarbeit. Lass dir Zeit und denke dran, dass die Trauer eine angeborene und gesunde Reaktion und ein Heilungsprozess ist.


    Wie warst du denn vor dem Trauerprozess um deine Oma? Warst du da ein glücklicher Mensch oder auch schon öfter traurig verstimmt?
    AL
    Christine

  • Danke für deine lieben Worte.
    Ich weiß, 11 Wochen ist nicht lange, aber mir kommt es irgendwie schon vor wie eine Ewigkeit...


    Nein, früher war ich eigentlich nie traurig, ich hatte auch keinen Grund dazu- ich bin gerade erst mit meinem Freund in unsere Wohnung gezogen und wir waren davor eigentlich NUR glücklich. Ich erinner mich nicht an einen Tag im letzten Jahr, an dem es mir schlecht ging.
    Seit dem ich wusste, dass bei meiner Oma nichts mehr getan werden kann ging es mir immer schlechter...davor wollte ich es einfach nicht wahr haben. Ich versuchte es zu verdrängen, dass es tatsächlich so schlecht um sie steht...ich sah sie vorher auch nicht jeden Tag und konnte mir nicht vorstellen, dass es mich so aus der Bahn werfen würde.


    Und irgendwann werden wir uns wiedersehen - das gibt mir sehr viel Trost.


    Liebe Grüße Chelsea

  • Hallo Josef,


    auch dir danke für deine Antwort…


    Ich weiß momentan einfach nicht wohin mit meinen Gefühlen.
    Letzte Woche ging es mir richtig gut - ich konnte meine Gefühle wie Freude und Liebe wieder ganz klar spüren, diese Woche überwiegt einfach wieder die Traurigkeit. Heute würde ich am liebsten nur zu Hause sitzen und weinen. Nicht's hören und nicht's sehen.


    Es war in den letzten 11 Wochen ein ständiges auf und ab der Gefühle.
    Am meisten Gedanken mache ich mir dann darüber, dass ich meine Gefühle wie Freude und Liebe (zu meinem Freund…) durch die Traurigkeit einfach nicht so spüre. Das macht mich dann irgendwie noch trauriger, da ich meinen Freund wirklich sehr liebe, mir aber dann auf Grund der ganzen chaotischen Gefühle darüber schon viele Gedanken mache - ich war ja früher auch nicht so?! Das alles hat ca. eine Woche vor dem Tod meiner liebe Oma begonnen und begleitet mich nun schon 11 Wochen - mal mehr, mal weniger…er ist sooo lieb und tröstet mich immer, gibt mir so viel Liebe und ich fühle in manchen Momenten einfach nicht's - dann mache mir furchtbar viele Gedanken warum das so ist…
    Wenn ich dann mal ausgelassen lache, denke ich immer sofort an meine Oma, ob ich überhaupt schon wieder so glücklich sein darf…


    Wie ging es euch in solchen Situationen? Wie erging es euch mit eurer Gefühlen bei Trauer besonders in euren Beziehungen?!


    ganz liebe grüße
    chelsea

  • Liebe Chelsea.
    Auch von mir ein stilles Willkommen in unserer Mitte.
    Mit den Gefühlen ist das so eine Sache. Ich lebe nicht in einer Beziehung, bin Single. Aber bei mir haben sie Gefühle zu meiner restlichen Familie Grundliegend geändert.
    Habe für sie das ganze Jahr nichts übrig gehabt. So ganz langsam ändert sich meine Gefühlswelt. Aber meine Verhältnis zu ihnen wird ein ganz anderes erden als früher.


    Darf ich fragen, wie alt Du bist? Hast Du bei Deiner Oma gelebt?

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Hallo Willma,


    danke für deine liebe Antwort.


    diese Gedanken plagen mich nur an Tagen, an denen ich so schrecklich traurig bin - an Tagen, an denen ich mit mir selbst halbwegs klar komme, mach ich mir um meine Beziehung keine Sorgen.
    Irgendwas hat alles dann etwas mit Ende zu tun…ich denke dann, was wäre wenn - wir uns einmal trennen, wir keine Gefühle mehr füreinander hätten…usw. Vorher hatte ich solche Gedanken nicht und ich hoffe, dass sie auch wieder verschwinden. Ich liebe meinen Freund sehr und das will auch wieder so spüren - in jeder Minute. Genauso wie ich wieder die Freude über alle kleinen und großen Freuden im Leben spüren möchte…momentan ist das alles wie in Watte. Und da mach ich mir natürlich die meisten Sorgen um die Gefühle zu meinem Freund. Er ist einfach wunderbar. Er tröstet mich, ist immer für mich da, redet mit mir, geht mit mir auf den Friedhof…


    Ich bin 24. Nein, bei meiner Oma gelebt habe ich nicht. Sie war so ein wunderbarer Mensch, bei ihr war nicht's ein Problem, egal wie viele Kinder in ihrer Küche herumwuselten…es war nie irgendwas ein Thema. Sie war immer so stark und man hatte das Gefühl, dass sie nicht's umhauen kann. Der Anblick auf der Intensivstation war dadurch auch so schockierend für mich - auf einmal lag sie da, mit den ganzen Schläuchen…das Bild werde ich nie wieder vergessen. Ich hatte einfach keine Kraft sie danach noch einmal zu besuchen und mich anständig von ihr zu verabschieden, dazu war ich einfach zu schwach. Auch meine Mama wirkt nach außen hin so gefasst, ich weiß zwar, dass sie auch sehr trauert, aber halt besser damit klar kommt, da sie sich schon während des kh aufenthalts langsam damit auseinander gesetzt hat. ich konnte das nicht, weil ich es einfach nicht wahr haben wollte- doch mir kommt es vor, als ob nur ich mein Leben nicht mehr im Griff hätte - an manchen Tagen, würde ich mich am liebsten an einen einsamen Ort wünschen…weit weg von allem und erst wieder kommen, wenn alles wieder so ist, wie vorher :(


    Ich muss sagen, dass es mir eh schon wesentlich besser geht, als vor 1 Monat…da konnte ich kaum klar denken.
    Doch irgendwie dreht sich die Welt weiter und meine Gedanken bleiben stehen - für ein paar Stunden geht es dann und dann komm ich nach Hause oder sitz im Auto und dann überfluten mich wieder diese Gedanken.


    ganz liebe grüße
    chelsea

  • Liebe Chelsea,


    alles, was du beschreibst, ist absolut normal. Trauer verläuft in Wellen, mal ist sie stark, dann wieder geht es dir ganz gut. Wenns dir hut geht, dann mach dir keine Vorwürfe, das gehört im gesunden Trauerprozess mit dazu - das sind Erholungsphasen zwischendurch, die genauso wichtig sind wie die Trauer. Das ist ein Bewältigungskonzept, das uns angeboren ist, es hält die Belastung in einem bewältigbaren Ausmaß.
    Zur Liebe: Man kann Liebe nicht immer im gleichen Maß empfinden. Das ist mal mehr und mal weniger, vor allen dann wenn andere Themen im Vordergrund stehen. Die Trauer verlängt dir derzeit viel ab, da bleiben andere Gefühle auf der Strecke. Lass die einfach Zeit!
    AL
    Christine

  • Hallo Christina,


    danke für deine Antwort.


    Eure Worte geben mir vorallem durch eure Erfahrung mit diesem Thema sehr viel Kraft.


    VIELEN DANK dass ich einfach alles schreiben kann...


    LG Chelsea

  • Liebe Chelsea,
    auch ich möchte dich hier im Forum herzlich willkommen heißen. Meine aufrichtige Anteilnahme zu deinem schmwerzlichen Verlust.


    Oh wie ich deine Gefühlswogen verstehen kann. Ich denke, so geht/ging es uns allen. Vor allem das schlechte Gewissen, wenn man mal fröhlich ist. Das alles hat Christine so toll beschrieben. Danke dafür liebe Christine.


    Es ist toll, dass dein Freund dich tröstet und dir bei steht. Ich glaube einfach, dass deine schmerzhaften Gefühle zur Trauerarbeit gehören. Wir alle hier, die jemanden verloren haben, müssen sich dieser Arbeit stellen. Es ist niemals einfach. Wie Christine schon schreibt: Es verläuft in Wellen. Ich dachte auch immer, dass ich in meiner Bewältigung schon viel weiter bin, und dann kommt die nächste Tsunamiwelle über dich herein. Gib dir die Zeit, die du brauchst. Hab kein schleches Gewissen, wenn du mal ein wenig fröhlicher sein kannst. Deine Oma wacht über dich. Sie ist ganz stolz auf ihr Mädel, und sie liebt dich wie sie dich schon zu Lebzeiten geliebt hat, davon bin ich zutiefst überzeugt.


    Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft. Mit der Hilfe deines Freundes wirst du es schaffen.


    Erzähl uns ein wenig von deiner Oma, wenn du magst. Du wirst sehen, wie gut dir das schreiben tut. Wir alle hören dir gern zu. Hier ist immer jemand, der dich "auffängt", wenn du drohst, zu stürzen.


    Sei liebevoll :30: und getröstet.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Liebe Michi,


    als erstes möchte ich dir mein Mitgefühl aussprechen - habe schon etwas mitgelesen und bin auch auf deine Geschichte gestoßen…habe gesehen, dass du zwei Vierbeiner hast, die dir viel Kraft geben!! Das finde ich sehr schön.


    viele Dank auch für deine tröstenden Worte - es tut so gut, von jemandem, der ebenfalls eine Verlust erlebt hat etwas 'Info' dazu zu bekommen, was normal ist und was nicht…ich denke momentan auch oft über die Vergangenheit nach- damals war ich noch Single, ging viel weg, hatte zwar meinen Freund noch nicht, doch ich war trotzdem glücklich…dann frag ich mich momentan immer mal wieder, ob ich lieber wieder in dieser Zeit leben würde, bzw. ob ich lieber wieder so leben würde wie damals…aber dann weiß ich wieder, dass es mir ja vor dem Tod meiner Oma mit meinem Freund besser ging wie je zuvor - wir sind jetzt gut ein Jahr zusammen, wohnen auch zusammen und es war das schönste Jahr, dass ich bisher erlebt habe. Wir haben soviel schöne Dinge gemeinsam erlebt…Ich kann mich nicht vorstellen wie es ohne ihn wäre, doch meine Oma hat einfach ein großes loch in mein Herz gerissen, dass ich an schlimmen Tagen auch körperlich genau so fühle. Meine ganzen Gedanken drehen sich immer irgendwie um Trennung - gestern hab ich 2 super schöne Teetassen gekauft…dann war mein erster Gedanke, dass ich die ja vielleicht irgendwann wieder ausräumen muss, falls es mal vorbei ist mit uns…(wir leben in seiner Wohnung). Oder auch so wegen Urlaub, da denk ich dann manchmal - ja wenn wir da noch zusammen sind…und wenn ich dann wieder mal klar denken kann, dann stellt sich mir diese Frage ja überhaupt nicht…


    Ausserdem kann ich momentan überhaupt keine Krimis im Fernsehen anschauen…da hab ich so wahnsinnige Alpträume, über die ich mir dann noch tagelang Gedanken mache :(


    Über mein Oma schreib ich euch was, wenn ich etwas mehr Zeit habe...


    Ganz liebe Grüße
    Chelsea

  • Liebe Chelsea.
    Du kannst keine Krimis ansehen? Ich mag keine Filme mit viel Gefühle und Familie sehen. Such jeden Abend wo ein guter Film, meist Krimi läuft.


    Freue mich schon, wenn Du uns etwas über Deine liebe Oma schreibst.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Chelsea,
    vielen Dank für dein Mitgefühl und deine lieben Worte.


    Ich denke, dass deine Angstgefühle um die Beziehung auf "Verlustangst" zurückzuführen ist. Du hast jetzt den schmerzlichen Verlust deiner Oma hinnehmen müssen, du musst ihn auch verarbeiten. Da ist es wahrscheinlich normal, dass du Angst hast, wieder jemanden zu verlieren, den du liebst. Das ist ein Gefühl, das nur dann hochkommen kann, wenn man schon mal was "verloren" hat, glaube ich. Mir geht es da sehr ähnlich. Seit mein Mann starb, habe ich permanent Angst um meine Mutti, und die anderen Familienmitglieder. Die ANGST wieder jemanden unter meinen Händen zu verlieren, lähmt mich oft. Ich habe mich nun nach langem sträuben für eine Therapie entschlossen, wo im Moment genau das Thema ANGST gerade intensiv behandelt wird. Vielleicht solltest du darüber nachdenken, Hilfe in Anspuch zu nehmen, mit deiner Angst umzugehen, damit sie dich nicht krank macht. Auch da kann ich leider schon mitreden. Lass es nicht so weit kommen, reagiere zeitgerecht. Leider gibt es keine Garantie auf lebenslang glücklich sein. Es ist aber halt auch so, dass uns die Angst sehr viel Energie zum glücklich sein raubt. Versuche ein wenig dein Glück, deine Liebe zu genießen, und nicht die Angst siegen zu lassen. Ich weiß schon, dass sich das komisch anhört, aber negative Gefühle sind unheimliche Energieräuber. Gib ihnen so wenig Raum wie möglich. Du bist mit deinem Partner sehr glücklich. Dieses Gefühl der innigen Liebe--- schließe deine Augen und versetz dich in eine Situation wo du so richtig glücklich warst, so richtig voll Liebe.... Empfinde das Gefühl, das dich damals übermannt hat. Hol dir die Erinnerung an dieses Gefühl so oft es nur irgend geht in dein Bewusstsein. Durchlebe diese Glückseligkeit immer und immer wieder. Wenn sich dann wieder schlimme Gedanken einschleichen, --- überdecke sie mit dem tollen Gefühl der Liebe. Das ist Schwerstarbeit, aber es lohnt sich.


    Du schreibst, dass du dir keine Krimis ansehen kannst. Ich konnte fast ein halbes Jahr den Fernseher nicht aufdrehen. Das kam mir wie Verrat vor. Warum auch immer...keine Ahnung. Nur wenn meine Mutti da war,lief die Kiste. Erst nach einigen Monaten hab ich auch für mich wieder das Programm durchgesehen. Ich schau mir heute am liebsten die Krimis an, die ich mit meinem Mann gemeinsam immer gesehen habe. ..... So gehen wir alle unterschiedlich mit ähnlichen Situationen um.


    Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald besser geht. Dass du die Liebe einfach ohne Angst leben kannst. Deine Oma wird dich leiten und dir behilflch sein.


    Lass dich zum Schluss noch ganz lieb :24:


    Herzlichste Grüße
    Michi

  • Guten Morgen,


    es tut unheimlich gut eure Antworten zu lesen.


    Ich habe gestern wieder meine Oma besucht und ihr ihre Lieblingsblumen mitgebracht, meine Mama war auch dabei. Es war sehr schön. Als ich das erste mal an ihrem Grab stand konnte ich nur noch weinen, ich war Tage danach immer noch wie gelähmt. Seit diesem Tag gehe ich mindestens einmal pro Woche hin, rede ein bisschen mit ihr und ich schaffe es meistens sogar ohne Tränen.


    Michi, das was du mit dem Verlust geschrieben hast, da denke ich ganz ähnlich drüber- meine Freundin hat Psychologie studiert, ist aber keine Therapeutin, doch mit ihr habe ich auch schon darüber gesprochen und sie sagte mir auch, dass es, eine Art von Verlustangst sein wird und ich mir einfach Zeit lassen soll. Ich habe das am Anfang nicht so gesehen, aber wie meine Freundin auch sagte, wird es sein, dass ich Angst habe meine Gefühle zu verlieren, meinen Freund, seine Liebe...all diese Dinge, genauso endgültig zu verlieren wie meine Oma.
    Ich denke momentan sehr viel über die Vergangenheit nach, mein Leben, wie es früher war...frage mich dann oft, ob ich lieber wieder 'zurück' in dieses Leben wollen würde...nein, will ich überhaupt nicht, diese Gefühle überdecke ich dann immer gleich mit positiven - diesen Tipp mit an schöne Momente denken, hat mir meine Freundin auch schon gegeben. Ich versuche es so oft wie möglich, manchmal schaffe ich es nicht so gut, aber ich gebe mein bestes :)


    Es freut mich sehr, dass ich dieses Forum gefunden habe.
    Das Schreiben ist wirklich super...:)


    :30: an alle für eure lieben Antworten


    wünsche euch einen sonnigen Samstag
    ganz liebe Grüße
    Chelsea

  • Hallo ihr Lieben,


    muss gerade mal was loswerden...gerade gehts mir grad richtig schlecht :( War vorhin mit meinem Freund radfahren, hat heut noch geplant zu grillen und uns ein feines Wochenende zu machen...beim radfahren war mir dann irgendwie alles zu viel, ich fing wieder an, mir über zigg Sachen Gedanken- will ich das eigentlich alles so? ist mir das alles genug? und war dann plötzlich richtig schlecht drauf...Als wir dann zu Hause angekommen waren, packte ich den Fotorahmen aus, den ich für Oma's Foto gekauft habe und machte das Bild rein...da kamen mir dann scho wieder die Tränen und dann kam mein Freund rein und meinte, dass er schon mitbekommen hatte, dass ich in den letzten Tagen wieder so traurig sei und warum ich denn nicht's gesagt habe und er wird mich nie verlassen...dann brach ich natürlich schon wieder in Tränen aus :( ich liebe ihn so sehr und war so glücklich bevor meine Oma starb und momentan bin ich halt immer wieder so unglücklich und traurig... :(


    so, jetzt widme ich mich wieder meinem Kuchen, sonst wird's heut nicht's mehr mit der Nachspeise zum Grillen...


    Ganz liebe Grüße
    Chelsea

  • Liebe Chelsea,
    ich hoffe, ihr hattet eine nette Grillerei. Da konntest du doch ein wenig abschalten nehme ich an.


    Du hast einen wirklich sehr liebevollen und verständnisvollen Partner. Du bist in deiner Trauer im Wellenmeer drinnen, wie wir das alle nur zu gut kennen. Es gibt immer Tage oder gar längere Phasen, wo man denkt: Ich glaube, jetzt geht es aufwärts. Dann kommt wieder die Welle und reißt dich in die Tiefe. Das alles gehört leider zur Trauerarbeit dazu. Sie ist ein sehr schmerzhafter Prozess, den wir leider alle immer wieder durchleben müssen. Du hast deine Oma sehr geliebt, sonst würdest du jetzt nicht so sehr leiden. Ich freue mich, dass du so einen lieben Freund hast, der dich tröstet. Das ist in dieser Zeit wirklich ganz wichtig.


    Schön, dass du zu uns hier hergefunden hast. Das Schreiben alleine hat mir so viel geholfen und dazu die liebevollen Antworten der lieben Foris. Uns alle schweißt hier der größte Schmerz zusammen, den wir Menschen ertragen müssen. Wir alle haben uns sehr sehr nahe stehende Menschen verloren. Wenn man noch dazu das erste mal mit so einem schmerzhaften Verlust konfrontiert ist, ist es besonders schwer.


    Ich bin bald 45 Jahre alt. Mein Mann und ich haben in unserem Wohnzimmerregal eine "Ahnengalerie" aufgestellt, wie sie wohl in vielen Haushalten zu finden ist. Mittlerweile habe ich diese Galerie um den Teil "liebe Bekannte" erweitert. Die Bilder werden immer mehr. Das ist das traurige am älter werden, man verliert immer mehr liebe Menschen seines Lebens. Manche haben uns von der ersten STunde an begleitet, manche gingen nur ein Stück unseres Lebens mit uns gemeinsam, haben uns aber sehr geprägt. Diese Menschen zu verlieren ist besonders schmerzhaft. Meine Schwester hat vor einiger Zeit zu mir gesagt: Es ist so traurig wenn wir auf den Friedhof gehen: Anfangs besuchten wir "NUR" das Familiengrab. Mittlerweile haben wir schon so viele Gräber auf einem einzigen Friedhof, die wir für ein kurzes Gebet besuchen...und es werden immer mehr. Wir haben nur einen Trost: Wenn wir selber an der Reihe sind, werden wir all unsere lieben Vorangegangenen wiedersehen und ein großes Fest "drüben" feiern. Daran glaube ich, daran klammere ich und mit diesem Glauben arbeite ich mich von einen Tag in den nächsten- von einem Monat zum nächsten usw.....


    Das Leben ist oft unfair. Wir alle wissen noch nicht, was das Schicksal noch für uns bereit hält, aber eines ist sicher: Es werden noch einige schlimme Verluste zu ertragen sein. Wir können nur hoffen, damit umgehen zu lernen


    Ich wünsch dir alle Kraft auf Erden, damit du mit deinem schweren Verlust und mit deinen Verlustängsten zurecht kommst. Die Liebe zu deiner Oma und die Liebe zu deinem Freund werden dir die Energie dafür geben.


    Meine besten Wünsche schick ich dir. :24:


    LG
    Michi

  • Hallo Michi,


    ja genau...die Wellen reißen mich manchmal wie ganz tief nach unten. Dann bin ich einfach so unglücklich und traurig, im ersten Moment weiß ich dann nicht warum, suche nach Fehlern/Problemen in meinem Leben und im Endeffekt sitze ich wieder da und weine...wegen Oma. Es is manchmal echt schrecklich, weil ich mir dann immer soviel Gedanken über mein momentanes Leben mache. Manchmal auch über die Vergangenheit...nicht nur in Bezug auf meine Oma.


    Ich hoffe, dass ich die schlimmste Zeit bald überstanden habe und verstehe, dass es eigentlich nicht's gibt, was in meinem Leben nicht passt...ich muss die Trauer akzeptieren und hoffe, die restlichen Gedanken legen sich dann wieder.


    Ich freue mich immer sehr über deine Antworten.


    Wie geht es dir momentan?


    glg Chelsea

  • Liebe Chelsea,
    ich denke dass das schlimmste an der Trauer die Trauerarbeit ist. Wir müssen etwas bewältigen, das wir gar nicht verstehen können. Es ist Schwerstarbeit und jeder brauht unterschiedlich lange dafür. Du wirst es schaffen, du hast deinen Lebenspartner an deiner Seite. Ihr liebt euch aus ganzem Herzen. Das höchste Gut im Leben ist die wirkliche, wahre Liebe. Wo man das Gefühl hat "heimgekommen" zu sein. Wo verstehen ohne Worte funktioniert. Wo man bedingungslos füreinander einsteht. Mit dieser Liebe scheinst du gesegnet zu sein. Bewahre sie dir, sie wird dir noch über so manch schlimme Stunde helfen.


    Es werden immer wieder Zeiten kommen, wo du unendlich traurig bist. Wo die Wellen dich verschlingen und in die Tiefe reißen, aber da wird dein Schatz sein, der dich wieder rausholt. Gib ihm die Chance, dich wirklich rauszuholen. Lass es zu, und nimm die Hilfe an. Irgendwann wirst du mit einem Lächeln an deine Oma denken können und nicht nur mit Tränen. Du darfst dich aber nicht unter Druck setzen. Wie lange es dauert- keine Ahnung. Wir Menschen sind Individuen mit unterschiedlichster körperlicher und seelischer Verfassung. Es gibt keinen Zeitplan für Trauer. Lass sie zu. Deine Oma ist immer in deinem Herzen. SIe wacht an deiner Seite, da bin ich fest davon überzeugt.


    Ich hoffe, dass du bald wieder richtig glücklich sein kannst. Lache ohne schlechtes Gewissen, und L E B E, das hätte deine Oma so gewollt.


    Ganz liebe Grüße
    Michi


    P.S.: danke der Nachfrage wie es mir geht. Ich gebe morgen meinen Kurantrag ab, denn nach fast 2 Jahren Verweigerung, habe ich eingesehen, dass ich es alleine nicht schaffen kann. Wenn zum psychischen auch physische Probleme dazukommen, muss man etwas tun. Davor stehe ich jetzt. Mein persönlicher Scherbenhaufen.

  • Hallo Michi,


    das mit dem Kurantrag ist sicher eine gute Sache.
    Darf ich fragen an für physichen Beschwerden du leidest? Ich konnte mir das nie vorstellen, wie sich solche Verluste (wenn bei mir auch nur gering...) körperlich auswirken. Ich bin bei meinem Homöopathen in Behandlung und habe das Gefühl, dass es mir schon wesentlich besser geht wie vor der Behandlung, aber es is auch ein langer Weg.
    Weißt du schon, wann du deine Kur antreten wirst?


    Ich versuche sehr, seine Hilfe anzunehmen...es ist nur nicht immer so einfach. Wir haben gestern noch etwas geredet, über die Trennung von seiner Ex Freundin, wie das damals war usw. Über Trennungen allgemein, über's fremd gehen...auch der Name meines Verflossenen (das war keine Beziehung...nur schei***)...Ich hab dann zwar halbwegs gut geschlafen, aber der Name meines Verflossenen und die Gedanken an fremd gehen und Trennung schwirren immer wieder durch meinen Kopf.
    Heute Nachmittag hatte ich beim putzen wieder so ein Tief, dass ich mir einfach dacht, ich hätte gern mein 'altes' Leben wieder zurück...vor 2-3 Jahren...kein Haushalt, keine Beziehung, kein Todesfall...in diesen Momenten wird mir dann halt einfach alles zu viel :( ich habe dann noch schneller weitergeputzt und dann legte sich das schon wieder...naja.


    So, nun ab auch die Couch zu meinem Schatz...den ich sooooo sehr liebe....und du hast recht, diese Liebe muss ich behalten- er baut mich einfach immer wieder auf. er ist wunderbar.


    Wünsche dir einen schönen abend und einen guten Wochenstart.


    glg Chelsea

  • Liebe Chelsea,
    die Diagnose meiner Psychiaterin lautet: Panikattacken, Angststörungen und schwere Depressionen. Durch die Panikattacken kam jetzt noch Belastungsschwindel als körperliches Symptom dazu. Wobei es egal ist, psychisch oder physische Belastungen lösen den Schwindel aus. Das ist mit der Zeit recht ungemütlich.
    Wann Kurantritt ist, weiß ich noch nicht.


    Es war sicherlich sehr gut, dass du mit deinem Schatz so richtig geredet hast. Über Ex und Trennung zu reden, fällt immer schwer. Man weiß auch nicht, wann und ob grad der Augenblick passt. Das Gespräch hat dich zwar sicherlich belastet, aber vielleicht war es auch ein Stück NOTWENDIG, diese Dinge beim Namen zu nennen.
    HILFE ANZUNEHMEN IST SCHWERSTARBEIT; DAS KANN ICH VOLL UNTERSCHREIBEN. Aber manchmal muss man es wirklich tun. Unser Umfeld leidet mit uns, wenn es uns schlecht geht, und versucht uns zu helfen. Wenn wir die Hilfe nicht zulassen können, leiden die Lieben noch mehr. Das ist eine böse Spirale. Mein Sohn (er ist bald 24) redet mit Engelszungen auf mich ein, will mich in guten Händen wissen, will das mir geholfen wird..----und ich bockstarriges Wesen hab einfach immer nur NEIN gesagt. Als ich jetzt endlich JA gesagt habe, hat er mich umarmt, festgehalten und einfach DANKE MAMA DANKE gesagt. Drum liebe Chelsea lass es zu, nimm es an.


    Dass du manchmal dein altes Leben zurück willst ist wohl auch ganz normal. Du bist jetzt mit einem eigenen Haushalt gesegnet, das kann ganz schnell zur Belastung werden. Das alte Leben - sorgenfrei- das war einmal. Das war eine schöne Zeit, aber nun musst du halt auch Verantwortung für dich und dein eigenes Leben übernehmen. Leider leider leider können wir die Zeit nicht um eine Minute zurück drehen. Ich selber spinne immer und immer wieder herum....in den "was wäre wenn" Situationen. Das ist schon fast krankhaft, aber auch sehr schädlich, weil man sich da in Traumwelten flüchtet und das Ankommen in der Gegenwart ist dann umso schmerzlicher. Selbständigkeit hat aber auch positive Seiten und die hast du sicher schon kennen gelernt.


    Ich wünsche dir für heut schöne Kuschelstunden auf der Couch bei deinem Liebsten.


    Schönen Abend und gute Nacht.


    LG
    Michi