Hallo an alle,
meine Mutter (58 Jahre) ist am 26.5. gestorben. Sie hatte Krebs und es ging alles sehr schnell. Nach der Diagnose "Lymphom Stufe 4" Anfang Mai und der Aussicht auf Heilung (trotz der massiven Erkrankung) starb sie sehr schnell ohne bewußt mitzubekommen, daß sie sterben muss. Für meinen Bruder, meinen Vater und mich war das alles blanker Horror, wir konnten uns auf nichts einstellen.... Eine Woche bevor sie starb, wurde sie sehr müde, innerhalb von 3 Tagen fiel sie ins Koma, ihre Organe versagten und sie ging von uns, ohne je wieder aufzuwachen.
Das alles ist noch nicht einmal ein Monat her, jeder versucht für sich, wieder in sein Leben zu finden und sich neu zu ordnen. Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, daß die Seele weiterlebt und wir uns alle wiedersehen werden. Diese Einstellung hilft mir sehr.
Mein Vater versucht seitdem mühsamst so was wie einen "Alltag" zu finden. Daß das nach so kurzer Zeit fast unmöglich ist, ist uns allen klar, aber ich bewundere ihn dafür. Ich möchte ihm so gerne helfen, weiß aber nicht immer wie. Ich bin natürlich immer für ihn da, besuche ihn sehr viel, wir telefonieren täglich, aber das hilft (wenn überhaupt) auch nur sehr wenig. Mein Vater war nie ein Mensch, der viele Freunde hatte, meine Mutter und er waren sehr zusammengeschweißt und lebten in ihrer eigenen kleinen Welt. Schön eigentlich, aber das "fällt ihm jetzt auf den Kopf". Er hat einen Freund aus der Jugend, zu dem er lange keinen Kontakt mehr hatte, der sich jetzt aber wieder gemeldet hat. Mit meiner Tante telefoniert er auch öfter, aber sonst hat er niemanden. Er macht sich große Sorgen, daß er die Einsamkeit nicht aushält, die jetzt immer größer wird. Ich hab jetzt versucht, mich übers Internet schlau zu machen, ob es Leute gibt (Wien, Umgebung) die Freundschaften suchen zwecks gemeinsamer Unternehmungen (Wandern, Spaziergänge, Plaudern). Außer einer Partnerbörse für Leute 50 plus habe ich nichts gefunden.
Ich mache mir Sorgen, daß mein Vater mit seiner Einsamkeit nicht umgehen kann und würde mich freuen, wenn er ein paar Leute findet, mit denen er sich etwas ablenken kann.
Habt ihr eine Idee wie ich mich jetzt als Tochter verhalten soll? Er sagt ja selbst, daß er Menschen braucht, mit denen er reden kann aber ich will auch nicht daß er sich überfordert. Es ist ja alles noch so frisch.... Er ist sooo tapfer und ich bewundere ihn so sehr dafür und bin so stolz auf ihn, wie sehr er versucht optimistisch zu sein. Dieser Schicksalsschlag zieht ihm täglich den Boden unter den Füßen weg und er steht jedes Mal auf... ich weiß nicht, ob ich so mutig, aufrecht und fast stolz dieses Schicksal meistern und annehmen könnte, wenn mein Partner gehen müsste...
Vor einem Monat hätte ich nicht gedacht, daß ich meine Mutter verlieren würde und jetzt sitz ich da vorm Computer und schreibe von Dingen, die mir eigentlich im Herzen fremd sind. Ich nehme Beileidwünsche entgegen, erzähle vom Sterben meiner Mutter. schreibe diese Zeilen, als ob sie mich nichts angingen. Dabei denke ich an sie und sie ist mir noch immer so selbstverständlich, daß ich es nicht begreifen kann, sie in diesem Leben nicht mehr zu sehen. In meinem Handy ist "Mama-handy" noch gespeichert und das wird es noch lange bleiben....
Danke fürs Lesen. Ursula