Tod meiner Mama - ich fühle nichts...

  • Hi Lilie,


    ja, genau diese Berg- und Talfahrt der Gefühle, die Verworrenheit der Gedanken, die Unfähigkeit in manchen Situation die Realität anzuerkennen, das Leben wie im schlechten Film - alles das gehört zur Trauer - ganz normal und ganz gesund. Die Trauer ist Bewältigung und Ausdruck des Schmerzes gleichermaßen!


    In Gedanken für morgen bei Dir!


    Markus

  • Liebe Lilie..


    auch ich bin in Gedanken heute bei Dir- auf dem schweren Weg!
    Danke für Deine PN, ich habe Dir auch geschrieben!


    Viel viel Kraft sende ich Dir!
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Lilie,


    auch meine Gedanken und ein Kraftpackerl von mir begleiten dich auf deinem heutigen Weg.
    Wenn du magst und kannst erzähl uns, wie es euch ergangen ist.


    Kann dein Gefühlswirrwarr sehr gut verstehen.
    Mein Sohn war ungefähr so alt wie dein Mädel, als mein geliebter Opa starb. Auch mir ist sehr oft der Geduldsfaden gerissen. Ich hab ihn halt dann wieder in die Arme genommen und ihm gesagt, daß es nix mit ihm zu tun hat. Und auch wenn er die Worte wohl nicht wirklich verstanden hat, es hat ihn beruhigt. Oft hat er mich dann gestreichelt und gemeint: "Mama, nicht weinen" - was natürlich zur Folge hatte, daß die Tränen erstrecht gelaufen sind ;) .


    Die Angst um deinen Vater - die hatte ich (und hab ich immer noch) um meine Mutti. Es ist sicher fürchterlich schwer nach vielen Jahren zu zweit auf einmal "alleine" dazustehen. Sie müssen erst in ein "neues, anderes" Leben finden.


    Das "nie wieder" (zumindest nicht hier in diesem Leben) zu begreifen - das dauert einfach. Wie oft denke ich:"Das muß ich Vati erzählen" oder "jetzt kommt er gleich um diese Ecke" .....
    So wie du das hin und her zwischen "Das halt ich nicht aus" und "wir schaffen das schon" beschreibst - ich meine, es ist gut so. So wie Markus schrieb - ganz normal und gesund. Denn es schafft immer wieder "Pausen" zum Kraft schöpfen.


    Alles Liebe und eine sachte Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • hallo,
    so wir haben es hinter uns.
    es war natürlich schon hart, aber irgendwie hat es mir auch gut getan, ich konnte weinen und meinen gefühlen (fast) freien lauf lassen.
    und endlich haben wir ein grab, wo wir/ich jetzt hin kann um zu trauern. auch wenn ich weiß, daß da ja "nur" ihre asche ist, aber trotzdem glaub ich daß ich mich an mamas grab ihr näher fühle od. meine gefühle besser raus lassen kann - für den moment jedenfalls.
    war dann später nochmals dort, habe eine kerze angezündet.


    am abend ist es mir wieder überhaupt nicht gut gegangen. jetzt gehts schon wieder...


    momentan und wahrscheinlich noch für länger heißt es halt einfach den tag zu überstehen....


    was mich aber noch sehr stark beschäftigt sind meine träume die letzten nächte:


    einmal träumte ich, daß sie gestorben ist ( anders als in wirklichkeit)
    die nächste nacht, daß wir zwar sorge hatten, daß sie sterben könnte, aber ich sie im krankenhaus wohlauf angetroffen habe, ich habe gweint, sie umarmt und sie sagte: "es geht mir ja gut!" - dann wurde ich munter...
    und zweimal träumte ich vom tod anderer nahestehender personen.


    was meint ihr dazu: ängste, verarbeitung?
    gibts dazu irgendwas, wo ich nachlesen könnte? habe mich bisher noch nie mit träumen beschäftigt....


    wünsch euch eine gute nacht!!

  • Liebe Lilie,


    schön, daß ihr den letzten Gang mit deiner Mama "gut" hinter euch gebracht habt. Du hast recht, ich habe es auch irgendwie als "Erleichterung" empfunden - daß das jetzt "vorbei" ist, und einen "fixen Platz" zu haben.


    Mach dir wegen deiner Träume nicht zu viele Gedanken. Unser Gehirn verarbeitet in den Träumen oft, was uns unter tags beschäftigt. Und das ist jetzt eben deine Mama und vielleicht auch die Angst, noch andere dir nahestehende Menschen zu verlieren.
    Meist verschwinden diese Träume in absehbarer Zeit wieder.
    Vielleicht wollte deine Mama dir mit dem "Es geht mir ja gut" auch ein Zeichen schicken. Eben, daß es ihr gut geht. Du hast ja selbst geschrieben, daß du daran glaubst, daß es ihr gut geht, wo immer sie jetzt auch ist.
    Außerdem - in der Traumdeutung bedeutet vom Tod träumen nicht, daß jemand stirbt. Sondern eine Änderung oder Neuorientierung im Leben. VIelleicht hilft es dir ja ein bissel, wenn du es so siehst.


    Ich wünsche dir eine ruhige, erholsame Nacht mit nur schönen Träumen
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • ja eine änderung in meinem leben bedeutet es auf jeden fall. :(
    liebe zwar meine männer (papa, bruder, ehemann) auch, aber bereden konnt ich alles mit meiner mama. sie wollte auch immer alles wissen, hat mich angerufen, was bei der muki-pass-untersuchung meiner tochter war, überhaupt was sie grade treibt, was sie neues kann etc.
    jetzt ruft mich niemand mehr, niemand interessiert das - also auch diese kleinigkeiten...
    diese freude, die sie mit ihrem enkerl hatte, das hat mein herz so erhellt. das freut eine mutter doch total, wenn ihr kind so innig und offensichtlich geliebt wird...
    daß das eben nicht mehr so ist- das tut so verdammt weh...
    also nicht daß meine tochter von den andern familienmitgliedern nicht geliebt wird, aber naja ihr wisst hoffentlich was ich meine....

  • Hi Lilie,


    in Deinen Träumen in der Nacht kann sich Dein Unterbewußtsein mit den Dingen auseinandersetzen, die sich in der Realität zugetragen haben und zwar ohne den Filter Deines Willens. Im Traum passiert unglaublich viel an Verarbeitung - aus diesem Grund ist es auch wichtig, auf Alkohol so viel wie möglich zu verzichten, da der Konsum die Traumverarbeitung beeinträchtigt. Ich würde aber in der jetzigen Situation die Träume nicht überbewerten oder anfangen zu interpretieren - lass´ es einfach mal laufen!


    Du kannst ein Traumtagebuch führen - am besten ein Heftchen auf dem Nachtkästchen und dann gleich nach dem Aufwachen notieren - so kannst Du das einfach auch etwas verfolgen und brauchst keine Sorge zu haben, dass Du etwas vergisst.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • diese paar nächte waren eher belastend für mich.
    die letzten nächte hab ich wieder ziemlich normale, banale träume - meist wirkt meine mama auch mit, aber es hat nix mit tod od. ähnlichem zu tun, sondern wie gesagt, ganz banal.
    ist mir so lieber....

  • Hallo Lilie!


    Erst einmal wünsche ich Dir ganz viel Kraft, dieses Gefühl in einem Alptraum zu stecken wird Dich noch oft besuchen, alles kommt einem so unecht vor, man fragt sich, warum gerade bei uns? Am Anfang habe ich mich immer gefragt, was haben wir getan um so bestraft zu werden? Es gibt keine Antwort darauf, aber unsere geliebten Menschen leben in uns weiter, sie sind da, wenn es uns sehr schlecht geht, der Tag wird kommen, wo wir wieder vereint sein werden.


    Dein Töchterchen kann wirklich nichts dafür, kuschele doch mit ihr, wenns ganz schlimm ist, Kinder sind so unbedarft und offen, so lieb, sie spüren wenn es uns nicht gut geht, man kann ihnen nichts vormachen. Die Antennen sind zu fein. Dein Töchterchen wird bestimmt auch von den anderen Familienmitgleidern geliebt, nur sie können es nicht so zeigen, weil Männer ja nach außen hin immer stark sein müssen.


    Das mit den Träumen hatte ich auch, ca ein halbes Jahr lang und dann auf einem nichts mehr, das hat mir dann sehr gefehlt. Denn so war ich wenigstens im Traum glücklich und froh.


    Mona

  • ich weiß, daß meine tochter nichts dafür kann.
    aber ich bin momentan mit der welt so uneins, ich kann nicht den ganzen tag vor ihr tun, als ob nichts wäre.
    heute hatte ich wieder einen nachdenklichen moment, auf einmal sagt sie:" oma himmel". ich hab sie dann ganz fest in den arm genommen und mußte so weinen.
    sie war dann auch ganz traurig - das will ich ihr ja auch nicht unbedingt antun, sie ist ja noch nicht mal 2 jahre alt... sie kann ja gar nicht wissen, worum es da geht...


    gut, das war ja auch lieb, aber ein fast 2-jähriges kind kann auch ziemlich anstrengend und fordernd sein, und da eben reißt mir dann schon mal der geduldsfaden - da spielts dann nichts mit kuscheln usw.
    also nicht daß ich handgreiflich werde, nein, aber einen schärferen ton leg ich dann schon ein.... und das tut mir dann natürlich leid hinterher...


    ich frag mich zeitweise auch, womit haben wir das verdient???


    obwohl heute widerum ist alles so unrealistisch wieder - erst vorher hatte ich einen moment, wo ich dachte, ich muß morgen mama anrufen und sie was fragen....


    ich wünsch euch eine gute nacht!

  • Liebe Lilie,
    ein 2-jähriges Kind versteht genau so viel wie es verstehen und aushalten kann. Mit "Oma Himmel" sagt sie das, was sie weiß. Du brauchst nicht vor deinem Kind die Starke zu spielen, Kinder müssen und solen von Anfang lernen, dass alle Gefühle gut sind und gezeigt werden dürfen, dass auch Erwachsene weinen. Das können Kinder schon verkraften. Sie kommen mit einem Schutzprogramm auf die Welt, sie sind stärke als uns die ganzen Elternratgeber vermitteln wollen. Du kannst darauf vertrauen, dass deine Tochter diese für dich schwere Zeit unbeschadet übersteht und daran wächst. Kinder müssen auch lernen mit Frustrationen umzugehen.Wenn du mitunter ruppig bist, auch das verkraften Kinder, entschuldige dich einfach dafür, nimm sie in den Arm. Sie darf wissen, dass Mütter nicht perfekt sind und du darfst dir sagen, dass du Fehler machen darfst.Vielleicht nimmt das ein bisschen Druck aus der Situation!


    Deine Träume waren höchstwahrscheinlich Belastungsreaktionen, wenn sie allmählich wieder normal, banal, neutral werden, dann ist das gut. Ansonsten: Belastungsreaktionen sind an sich normale Reaktonen auf belastende Ereignisse und sie verschwinden im Normalfall von selber wieder nach ein paar Wochen. Wenn sie nicht weniger werden oder immer wieder kehren, dann kann man über profesionelle Hilfe nachdenken. Aber bei dir ist alles noch im normalen Bereich.
    AL
    Christine

  • danke christine, deine worte tun mir gut!!


    es geht die letzten tage auch schon wieder besser, also ich bin grad nicht so leicht auf die palme zu bringen, wie vorher.
    und ich bin auch sehr dankbar, daß ich meine maus habe. sie bringt mich doch immer wieder zum lachen und schmunzeln.
    und meiner mama ihr wichtigstes anliegen wär, daß ich mich weiter gut um sie kümmere und daß sie nicht allzuviel unter der situation zu leiden hat.
    nur tut es auch gleichzeitig so weh, daß mamas zeit mit ihr so kurz war - aber die 22 monate, die sie an ihrem leben teilhaben durfte, so kann ich sagen, haben sie sehr sehr glücklich gemacht.

  • Liebe Lilie,
    freut mich, dass es dir schon ein bisschen besser geht. Mach dir aber keine Sorgen, wenn wieder stürmische Zeiten kommen: Ruhe und Sturm wechseln sich in der Trauer ab, das kennen hier alle. Freu dich aber, wenn du zwischendurch gute Phase hast! :)
    AL
    Christine

  • so mit einer sache komm ich überhaupt nicht klar.


    mir ist mittlerweile bewußt, daß die trauer wellenhaft kommt, manchmal bricht sie über mich herrein, da weiß ich dann weder ein noch aus. doch es gibt auch oft ganze tage, die ich ohne solche ganz schlimmen momente überstehe. sicher der gedanke an meine mama ist ständig da, wie schön es jetzt wäre, wenn sie da wäre, wie es wäre, was sie sagen/tun würde. dann oft die gedanken um ihren todestag, wie ich es erfahren hab (da gibts mir immer einens stich ins herz).


    aber: ich treffe oft leute, heute wieder, die sagen wir mal bekannte von uns sind. die mich weinend fragen wie es uns geht und wie tragisch das ganze ist. und ich stehe daneben und antworte und fühle nichts dabei. wie wenn es nicht um meine mama bzw. um uns gehen würde. wie wenn es um fremde leute gehen würde. ich sage, ja da müssen wir jetzt durch, nützt alles nichts und bla bla bla...


    ich hab dann im nachhinein so ein schlechtes gewissen, daß ich so gefühlslos reagiere... aber in dem moment ist mir glaub ich überhaupt nicht bewußt, daß das ganze wirklich endgültig ist.


    überhaupt hab ich oft das gefühl, daß das ganze nur vorübergehend ist....


    wie lange kann es dauern, daß einem das ganze wirklich im ganzen ausmaß bewußt ist - oder wird das so nie der fall sein - weil man dann zusammenbrechen würd????


    liebe grüße

  • Liebe Lilie,


    ich denke, Du hast eine wichtige Frage gestellt, die viele Trauernde beschäftigt, bzw. die viele trauernde Menschen erleben. Die "Gefühllosigkeit" oder vielleicht könnte man auch sagen, "gefühlsmäßige Taubheit", die Du in dieser Situation mit Deinen Bekannten erlebst, ist tatsächlich ein psychischer Schutzmechanismus, der Dir die Distanzierung ermöglicht, damit eben genau der Zusammenbruch nicht passiert. Oft treten dann genau die von Dir beschriebenen Schuldgefühle auf, weil "man" in diesem Moment offenbar so roh reagiert und nichts spürt.


    Doch diese Reaktionen sind ganz normal und kein Grund sich schuldig zu fühlen. Der Zustand des Meeres wechselt - je sicherer Du in einer Situation bist, desto mehr lässt auch Deine Psyche los und es kommt wieder ein Trauerschub. In der Situation im Gespräch auf der Straße spürst Du instinktiv dass kein Platz für Deine Trauer da wäre - daher zeigt sie sich auch nicht. Im Idealfall geht dieses Wechselspiel eine bestimmte Zeit ohne den totalen Zusammenbruch - und das ist gut und gesund so!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Liebe Lilie,


    mit geht es ganau so wie Dir.............die Leute umarmen mich weinend, wenn ich sie im Bus sehe, oder beim Einkaufen, ich kann dann sprechen, als ob eigentlich nicht viel passiert wäre........................Markus hat recht, dass das ein Schutzmechanismus ist, denn wenn ich dann allein heim komme, sein Bildchen sehe, oder in "seinen" Garten rausschaue, mich auf seinen Platz setze, da überfällts mich dann wieder mit solcher Wucht und ich heule den ganzen Abend....


    Wenn aber jemand dann zu Besuch auf einen Kaffee mitkommt, ......ich lade dann meistens zum Kaffee ein- ist reiner Selbstschutz ;-) - dann ist es für mich leichter zum aushalten.


    Aber auch wenn man weiss, dass das ein Schutzmechanismus ist, hat man irgendwo ein schlechtes Gewissen.....ich hoffe auch, dass das bald vorbei geht....



    Ich wünsch Dir viel Kraft und Liebe für Deine "Maus", sie wird Dich immer wieder aufbauen...


    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *