RITA,wann und wo und wie???

  • Ich habe meine Schwester Rita am 22.04.2011 durch die Folgen einer Leukämiererkrankung verloren.Ich weiss nicht mehr weiter an manchen Tagen,ich kann nicht begreifen,nicht verstehen,nicht wahrhaben wollen.Ich hab soviele,zuviele Fragen und Gedanken.Deshalb eine Bitte:
    HILF MIR,WER KANN.
    Ich musste doch bisher funktionieren,warum schmerzt es jetzt so sehr?Ich muss doch für meine Familie da sein,warum fühlt sich das so an?WIESO;WARUM;WESHALB???
    Ich hoffe,dass ich hier Hilfe bekomme.Ich weiss nicht wohin mit all den. ;(


    Hallo,ich habe meine Schwester verloren.Sie starb an den Folgen der Leukämie,die eigentlich doch als geheilt dargestellt wurde.Ich war damals,sowie auch heute in meiner Trauer zu sehr mit meiner Grossfamilie beschäftigt.Ich habe 5 Kinder(12J,9J,2mal2J und 10Monate) und MUSS einfach funktionieren.Doch jetzt kommt die Zeit,die Zeit,die mich zerfrisst.

  • Hallo Angi82


    Ein herzlich Willkommen auf der Seite der meist Traurigen. Ein aufrichtiges Beileid zum gehen Deiner geliebten Schwester RITA.


    "Wann", "Wo", "Wie", "Wieso", "Weshalb", "Warum"..... ach das sind auch die unseren W-Fragen. Die wir immer stellen, und die dann doch uns unbeantwortet bleiben. Wahrscheinlich bis zu jenem Tag, an dem wir zu unseren Lieben finden. Also helfen uns diese Fragen hier zum weitermachen auf Erden nicht gerade überzeugend. :4:


    Zu Deinem "Funktionieren bis jetzt", und Deinem plötzlich in dieser Zeit der Weihnachtstage und Jahreswechsel schmerzlichem festellen, dass doch nicht mehr Alles so wie früher ist....., denke Du Angi82 hast da bist jetzt sehr viel an Trauer verdrängt. Möglich bewußt, aufgrund deiner Familiensituation. Möglich aber auch unbewußt, wegen des Weiterfunktionieren "müssens"..... Ich möchte dies bewußt mal so in den Raum stellen. Hoffe trete Dir damit nicht zu Nahe.


    Deine Schwester RITA hat eine schrecklich Krankheit durchlitten. Und wahrscheinlich Ihr Gemeinsam mit Ihr.


    Wir brauchen und benützen auch so Gut es geht "GEDULD". Mit uns selbst. Mit Vielen in unserem Weitermachen. Wir verstehen mit der Zeit, Tränen und Trauer freiem Raum zu geben. Das ist auch wichtig, um diese Tränen und die fast immer bleibende Trauer in unser Dasein mit einbinden zu können. Es wird dann einmal mit der Zeit leichter, weil wir dadurch auch lernen mit diesen sonst im Leben ungewohnten Dingen umgehen zu können. ....Leichter für uns. Es dauert aber. Daher "GEDULD".


    Was ich Dir gleich schicken kann, sind einige riesige Kraftpakete. Zur Stärkung in Deiner Trauerarbeit.


    Uns Hilft auch immer wieder das Schreiben, so wie hier. Hast nun einen guten Anfang dazu gemacht. Schreiben erleichtert. Hier kommt das Teilen mit anderen Gleichen dazu. Teilen hilft. Schreib immer wann Du möchtest. Wir werden Deinem Erzählen zuhören. Wir werden Antwort geben auf Dein Fragen.


    Alles Gute bis zum nächsten Mal :022:


    Sei von mir lieb Gegrüßt


    chan


    PS
    @An Christine und/oder Markus/oder sonst Administratoren: bitte diesen Thread ins eigentliche Trauerforum verlegen. DANKE :thumbsup: (hab dies noch dazugeschrieben, damit Du Angi82 Deinen Thread auch wirklich wiederfindest.)

  • Liebe Angi,


    ein liebes Willkommen hier im Forum. Es tut mir sehr leid, daß du deine Schwester verlieren mußtest.
    Es ist gut, daß du uns gefunden hast. Wir können dir den Schmerz nicht nehmen. Aber wir sind gerne hier um dir zuzuhören, zu antworten, ein Stückerl des schweren Weges mit dir gemeinsam zu gehen - wenn du es möchtest.
    Schreib, wann immer du möchtest und kannst. Auch wenn dabei oft Tränen fließen ist es doch auch eine Erleichterung, Gedanken und Fragen "zu Papier" zu bringen und Antworten zu erhalten. Wir sind für dich da und verstehen dich.


    Du fragst: warum schmerzt es jetzt so sehr?Ich muss doch für meine Familie da sein,warum fühlt sich das so an?WIESO;WARUM;WESHALB???
    Ich glaube so wie Chan, daß du bis jetzt den größten Teil deiner Trauer verdrängt hast. Du wolltest/mußtest stark sein - für deine Familie. Aber das geht nicht auf Dauer. Irgendwann muß der Schmerz heraus. Irgendwann müssen wir uns selbst eingestehen, daß es wahr ist.
    Verstehen - das ist wohl in diesem Leben nicht wirklich möglich - vielleicht einmal in einem anderen Leben.
    Wir sagen: die Trauer ist die Verlängerung der Liebe über den Tod hinaus. Sie ist auch der "Preis", den wir zahlen müssen. Dafür, daß wir lieben durften und konnten. *edit* - daß wir lieben dürfen und können. Denn unsere Liebe bleibt ja bestehen!


    Ich wünsche dir, daß du in der nächsten Zeit ein wenig mehr auf DICH schaust, dir Zeit für dich und deine Trauer nimmst/nehmen kannst.
    Wenn du magst, erzähle uns von Rita, von euch beiden. Ich glaube, es könnte dir helfen.


    Auch von mir ein großes Kraftpackerl und wenn du magst eine sachte, liebe Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Angi


    Deine Worte berühren mich sehr stark, ich möchte Dich gleich in die Arme nehmen und einmal ganz feste drücke und dann halten...
    Obwohl ich auch ganz neu bin im Forum, möchte ich Dir sagen, dass es so gut ist, dass Du da bist, dass Du schreibst, was Dich so verzweifeln lässt und was Dich so tief, tief traurig macht. Schreibe weiter, immer wieder.
    Ich kann Deine tiefe Trauer über den Verlust Deiner lieben Rita so gut verstehen - eine liebe Schwester zu haben ist einfach etwas ganz besonders Schönes. Denn man teilt zu allem anderen auch eine gemeinsame Kindheit. Es tut mir so leid, dass Du sie hast ziehen lassen müssen. Ich wünsche Rita ganz, ganz fest, dass es ihr gut geht und dass sie beschützt wird. Und Dir, liebe Angi, wünsche ich viel Geduld mit Dir selbst - Du bist völlig in Ordnung und Deine Verwirrung ist so verständlich. Du hast so lange "funktioniert" und jetzt bricht die ganze Trauer plötzlich über Dir zusammen. Und sie ist so schwer...
    Melde Dich doch, ich würde mich sehr darüber freuen. In der Zwischenzeit schicke ich ganz viele gute und stärkende Gedanken zu Rita und zu Dir.


    Giovanna

  • Ich habe seit meinem letzten Login am 04.01.12 die Hölle erlebt.Meine Kinder waren krank-ich musste funktionieren.Dann ging mein Mann in Reha-Diagnose arbeitsunfähig für immer.Ich bin bald durchgedreht.Ich konnte nicht trauern-wieder nicht.Dann,als meine kleine Tochter(2Jahre-Zwillingsmädchen)sehr krank nachts auf meinen Schoss lag und ich Angst hatte,sie zu verlieren-fing ich an zu begreifen,es arbeitetete in mir,aber ich konnte es nicht einordnen.(sie sieht genauso aus wie Rita)Ich lebte also weiter und kümmerte mich um meine Familie.Also als ich da allein war mit den Kindern-ohne Mann-ohne der rettenden Hand aus dem Loch....Dann Sonntag,den 19.02.2012 um 20.06Uhr rührte ich so Nichtsahnend meinen Malzkaffee um (hab nie zuvor einen getrunken bzw gekocht,aber es war unsere Telefonierzeit-meistens) und dachte mir"Jetzt rufst du Rita an."Wir haben sehr oft Sonntagabend telefoniert.Ich wählte ihre Nummer und drückte den grünen Hörer auf meinem Handy(auch das tat ich zum ersten Mal-sonst immer per Namensuche im Telefonverzeichnis).Doch dann stand auf dem Display der Name meines Schwagers.(sonst stand da Rita) Ich erschrack...brach zusammen...saß auf den Fussboden zusammengekauert.
    Ein Gedanke durchbohrte mich,ein Schmerz zerstach meinen ganzen Körper,zwei Bilder schossen mir durch den Kopf...ein Bild von meiner lieben Schwester,als sie im Sarg lag.Das andere,als ich sie am 26.12.2010 das allerletzte Mal sah...mein Zwillingsmädchen lernte in ihrer Gegenwart das Laufen-an diesem Tag.Wir waren zu Hause bei Mutti...
    Ich erschrack,ich wollte den Schmerz nicht spüren,ich wollte aufstehen-es ging nicht!!!
    Ich weinte,fing an zu begreifen,der Kopf hat nun nach 10Monaten realisiert,was Schreckliches geschah.Ich bin seit diesem Tag total verändert.Ich weine nun noch mehr-es tut noch mehr weh.Aber ich geh diesen Weg-ich zog mich schon zuoft und zulange zurück.Ich musste es sehen,um es zu verstehen,um zu begreifen,um zu leben und wieder 1000% lieben zu können.Ich lebte zulange ohne Realität.Ich wehrte mich allerdings noch 3 Tage.Dann mein Mann war wieder zu Hause und ich konnte endlich wieder Nähe zulassen,prodelte es heraus.Ich war voll durch den Wind-wollte weglaufen-hatte Angst.Warum weiss ich nicht.Wir stritten uns,doch es hatte Was sehr Gutes-ich holte mir endlich einen Termin bei einer Psychologin-wenn auch nur eine kurzfristige Lösung,aber immerhin,der erste Schritt ist getan.Am Freitag,den 24.02.2012 war das erste Gespräch.Super,viele Tränen,aber auch Lachfalten zeichneten mein Gesicht, ( :2: Die Brücke-HEF) und mit viel Mut zur Realität und zum Leben und damit verbundenden Erinnerungen war ich seit diesem Tag.Ich kaufte mir sogar ein lustiges Buch(Mittermeier-Achtung Baby).Ich kann endlich wieder Zweisamkeit geniessen,mit meinen Kindern mehr Lachen-sehe das Leben wieder etwas bewusstes ;) Mach Spass mit...ABER...
    Meine Trauer arbeitet nun auf Hochtouren,ich denke und weine jede Sekunde,in der ich Ruhe bekomme.Es tut verdammt schei...weh!!!Da kommt wieder der Schrei nach Hilfe-Liebe-Nähe!!!RITA KOMM ZURÜCK.NUR NOCH EINMAL DEINE AUGEN SEHEN.(nicht nur die von Emma)NUR EINMAL NOCH DEINE RAUHEN HÄNDE BERÜHREN.NUR EINMAL NOCH DEINE STIMME HÖREN.NUR EINMAL NOCH NEBEN DIR SEIN,DICH RIECHEN.
    Manchmal kommt es mir vor,als hätte ich nie in den letzten 10Monaten geliebt-nur gehasst.
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    Hallo,ich habe meine Schwester verloren.Sie starb an den Folgen der Leukämie,die eigentlich doch als geheilt dargestellt wurde.Ich war damals,sowie auch heute in meiner Trauer zu sehr mit meiner Grossfamilie beschäftigt.Ich habe 5 Kinder(12J,9J,2mal2J und 10Monate) und MUSS einfach funktionieren.Doch jetzt kommt die Zeit,die Zeit,die mich zerfrisst.

  • Liebe Angelika


    Hab ganz herzlichen Dank, liebe Angelika, für Deine guten Gedanken, Deine lieben Worte und Deine Offenheit.


    Es tut mir sehr, sehr leid, was Du alles durchmachst. Das ist ja grauenhaft, da komme ich mir ja grad mal vor wie eine Prinzessin... Ne, ich weiss, vergleichen ist sowieso etwas, was nie gut kommt, doch Du bist jetzt tatsächlich arg gebeutelt. Ich wünsche Dir ganz, ganz feste ein kleines, beharrliches Lachfältchen, das Dich immer daran erinnerst, dass Du auch noch ganz andere Zeiten vor Dir hast, als schwierige...


    Dass Du erst jetzt beginnst mit Trauern, macht die Sache ja nicht einfacher. Aber ich freue mich, dass es endlich beginnt und dass Du so grossartig Hilfe geholt hast. Toll! Denn ich diesen existenziell zerbrechlichen Situationen müssen wir uns Hilfe holen, dafür ist sie da und es gibt sehr viele gute, professionelle Helfer. Ich hoffe, dass Du weiter Tränen pflegen und Trauer pflegen und Dich so nach und nach herausarbeiten kannst aus der Starre. Und weisst Du, was ich jeweils denke: Ich kann den unglaublichen Verlust meines Mannes nicht "verarbeiten", ich kann die Tatsache nur integrieren in mein Leben, in meinen Alltag, in jede meiner Zellen und so damit lernen, zu leben. Das macht dann auch den Anspruch, den ich an mich habe, geringer und entspannt.


    Mein Mann ist am 4.12.11 an einem Herzstillstand gestorben. Zuhause, vom Morgenessen innerhalb einer halben Stunde ins Jenseits gereist, still, friedlich und ich durfte sozusagen "Hebamme" sein für diese Reise. In der ganzen Trauer wird mich dies immer tragen - er konnte ohne Spital, Leiden und Todeskampf gehen, dort, wo er am liebsten war und mit dem Menschen, den er am liebsten hatte auf der Welt. Das ist doch ein Glück...


    Wir hatten keine Kinder, mein Mann war auch über zwanzig Jahre älter als ich und wir waren 27 Jahre zusammen - eine gute, fruchtbare, unglaublich lebendige, kreative Beziehung, mein Mann war mir Freund, Beschützer, Liebender, Ehemann, Partner, Gesprächspartner, Förderer - ach ja, so vieles! Und wenn ich dann jeweils sehr traurig bin, kommen mir die vielen Dingen in den Sinn, die ich dank ihm kann und bin und dann werde ich ganz still, habe das Gefühl, dass er kommt und meinen Kopf in seine Hand nimmt (ich bin sicher, dass auch Rita hie und da kommt, ganz bestimmt, und Dir Mut gibt, Dich zart hält und Dir sagt, dass es ihr gut geht...) und mich tröstet und dann kann ich jeweils fest für ihn beten und ihm alles Gute und Liebe schicken... ja, so etwa sehen manche Momente aus.


    Für jetzt drücke ich Dich, wenn es sein darf, und ich denke ganz feste an Dich, schicke Dir einen hellen, dicken Helferstrahl und auch Rita einen - und ich hoffe, dass Du genügend Zeit und Ruhe findest, zu trauern, denn dafür brauchen wir wirklich Zeit und Raum - ganz herzlich


    Giovanna


    Und noch was, was ich Dir sagen möchte: halte durch, auch wenn es so sehr schmerzt - jeder Schmerz ist besser und heilsamer als die Starre. Tränen reinigen das Herz, Trauer ist das Bachbett, durch das unsere Seele rinnen kann, wenn es zum Meer möchte - lass es zu und halte aus.


    Meine Trauerbegleiterin, mit der ich seit zwei Monaten zusammenarbeite (denn ich holte mir auch Hilfe und bin so unendlich dankbar darum), sagte mir in der ersten Sitzung, ich solle die Augen offen halten, wenn ich weine. So bleibe ich im Hier und Jetzt, gehe nicht in die Vergangenheit zurück. Ich glaubte ihr nicht, probierte es jedoch aus und - es war tatsächlich anders. Ich versank nicht mehr sosehr in mir drin, ich behielt irgendwie den Kontakt zur Luft, konnte besser atmen, es dauerte nicht mehr so lange und ich war nachher nicht mehr sosehr erschöpft. Anfangs war es schwierig, die Augen offen zu halten, aber mit der Zeit gings besser. Vielleicht kann Dir dies ja helfen, liebe Angelika? Alle Menschen gehen ja individuell mit ihrer Trauer um und es ist nicht für alle das Gleiche gut. Aber einander helfen können wir ja auch, indem wir uns Erfahrungen weiter geben und vielleicht klappts hie und da, dass wir eine davon brauchen können...


    Ganz lieb und fest denke ich Dich!