Hallo liebe Leute!
Ich habe schon lang nicht mehr geschrieben. Der Grund dafür ist eigentlich ein Erfreulicher. Mir geht es nämlich im Alltag soweit gut. Natürlich vermisse ich Papa und denke jeden Tag an ihn und wünsche mir so sehr, dass er noch hier wäre, dass er seine Enkel und uns begleiten könnte. Aber der Schmerz ist nicht mehr so stark. Ich fühle mich gut und lebe mit dem Verlust, auch wenn die Lücke für ewig bleibt.
Es ist einfach so, ein Baby ist der lebende Beweis dafür, dass das Leben weitergeht und der Kleine bringt uns allen so viel Freude. Auch meine Mutter zehrt so sehr von unserem Baby und dem anderen Enkelsohn.
Meine Mutter hadert sehr damit, dass sie noch leben darf und mein Papa nicht. Sie sagt, dass sie sich immer, wenn sie sich freut oder etwas Schönes mit den Enkeln erlebt, sofort schlecht fühlt und dann oft weinen muss. Ich sage ihr ganz ganz oft, dass das Quatsch ist, dass sie sich reinen Herzens fröhlich sein darf. Dass Papa es genauso wollen würde und dass sie sich freuen soll über schöne Momente. Aber andererseits verstehe ich sie gut.
Ich weiß ja, dass es kein falsches Trauern gibt. Und dass die Art wie man trauert, nichts darüber sagt, wie lieb man den Menschen hat. Trotzdem fühle ich mich manchmal schlecht, eben weil es mir so gut geht. Denke dann, es ist doch erst zwei Monate her und ich müsste mich „anders“ fühlen. Aber ich kann es doch nicht ändern und warum sollte ich? Natürlich spüre ich das Vermissen unterschwellig, gerade wenn mich etwas ganz doll an Papa erinnert. Aber soll ich dann alles stehen und liegen lassen und mich in die Traurigkeit fallen lassen?Das ist für mich nicht der richtige Weg. Lieber spreche ich viel über ihn und halte ihn so lebendig. Doch das schlechte Gewissen ist einfach oft da.
Zum Friedhof habe ich es noch nicht geschafft, dafür fühle ich mich irgendwie noch nicht bereit. Ich hoffe, Papa verzeiht es mir.
Wenn ich bei meiner Mama war, kommen die Tränen dann aber doch.Spätestens wenn ich wieder zuhause bin, oft noch im Auto.Dort in meinem Elternhaus ist er einfach noch so präsent und ständig erwarte ich, ihn am Küchentisch zu sehen mit seiner Zeitung. Im Spielzimmer, das er für seine Enkel eingerichtet hat, steht sogar noch ein kunstvoller Legoturm, den er für meinen Neffen gebaut hat. Meine Mama putzt sorgsam drum herum.
Es kann natürlich sein, dass mein turbulenter Alltag die Trauer etwas unterdrückt bzw ich ein wenig auch verdränge, weil ich so viel Freude habe mit meiner eigenen kleinen Familie. Mein Bruder (Psychologe) sagt, dass Verdrängung in gewissem Maße auch wichtig sei und zum Trauerprozess dazugehört. Ich nehme mir vor, mit meinen Freundinnen wieder mehr über meine Gefühle zu sprechen und hier zu schreiben, das hilft mir sehr und da kommen dann doch immer wieder Emotionen hoch…aber ich versuche auch dankbar und froh zu sein, dass ich doch gut mit Papas Tod umgehen kann und scheinbar stärker bin als ich dachte.
In meinem Herzen wird er immer sein, jede Sekunde. Das ist klar
Ich wünsche Euch allen einen guten Tag mit Euren Lieben, die immer an Eurer Seite sind