Liebe Mutti, jetzt werde ich genau am Datum deines irdischen Geburtstages am 9. September operiert, dann wirst du besonders nah sein.
Gleichzeitig, weil du und ich ja beide gewiss sind, dass es den Tod nicht gibt, sondern nur ein Ablegen des Körpermantels und einen Übergang in die Ewigkeit, hatte ich vor 3 Jahren deine Beerdigung auf das Datum deines 87. Erdengeburtstages gelegt.
Und nun fand ich das heute Morgen doch auch gleichzeitig ein bisschen unheimlich, an deinem 3. Beerdigungs-Gedenktag meine OP zu haben.
Da es aber eine rettende OP sein wird und meine Herzerkrankung lebensgefährlich ist, zeigten sich auch wieder beide Seiten einer Medaille für mich und das Ineinandergreifen von Leben und Tod.
Ich war heute echt froh, dass dein Schwiegersohn mich begleitete, denn mit nur 25 % Herzleistung bin ich auch kopfmäßig nicht so schnell wie sonst und merkte aber, dass die vielen unterschiedlichen nichtärztlichen KrankenhausmitarbeiterInnen, die mich untersuchten und für die ärztlichen Einsätze vorbereiteten, überhaupt nicht meinen besonderen Fall kannten und mich teils falsch behandelt hätten, weil sie sich überhaupt nicht mit meiner LiveVest auskannten oder auch die Untersuchungen und Untersuchungsergebnisse von mir nicht kannten, so dass ich Druck machen musste, dass sie diese den ÄrztInnen mitteilen.
Dasselbe galt für meine Allergien und für meinen stationären Aufenthalt vor 6 Wochen.
Stattdessen kamen sie mit 0815-Infos an, die schon vor 2 Monaten dran waren und meinen besonderen Fall nicht betrafen.
Das machte mich sauer, denn ich musste mal wieder, um Schaden von mir abzuwenden, fitter sein als ich war, das Thema meines Lebens! 
Ach ja, und dann mir noch so ein Gefühl zu geben, als ob ich nur dumm schwatze.
Wie schaffen das denn all die Hochbetagten mit Herzschwäche? Werden da die Hälfte der Untersuchungsergebnisse vergessen und unsachgemäß gleichzeitig EKG und Herzmonitor und Defi angelegt, was technisch nicht passieren darf? Müssen das die ganz alten Leute auch selber sagen, sonst gibt’s halt ne Fehlschaltung oder wie?
Alle ÄrztInnen waren aber super und wussten gleich, worum es bei mir ging und konnten uns beruhigen und alle Fragen beantworten.
Und die Verwandtschaft deines Schwiegersohnes dann, als wir der Familie alles berichteten, die ist immer so liebevoll - ebenso wie meine Verwandtschaft auch heute wieder kaltherzig und lieblos und geschäftsmäßig reagierte. Nach 10 Jahren Kontaktlosigkeit ließ mir meine eine Schwester ausrichten: Gute Besserung! Jau, ist ja nur ein Schnupfen!
Ich wünsche ihr auch gute Besserung in Sachen Mitmenschlichkeit! 
Echt, da liegen Ätzendes und Dankbarkeit heute mal wieder dicht beieinander!
Jetzt verstehe ich auch einmal mehr den Selbsthilfeverein Herz-ohne-Stress: Ja, es braucht mehr Psychokardiologie! Die armen PatientInnen ohne Selbsthilfe, die dann außer den Herz-Diagnoseschocks auch noch die Vernachlässigungsschocks und die Behandlungsschlampereienschocks wehrlos erdulden müssen! 