Liebe KarenLe,
ich durfte meine Mutter kurz nach ihrem Versterben im Krankenhaus sehen. Sie war noch nicht lange tot, denn ihre Hand und auch ihre Arme waren noch warm. Das tat weh, weil ich nur kurze Zeit zu spät da war. Ich habe ihre Hand gehalten, bis der ganze Arm kalt war. Sie hatten nichts verändert. Kurz darauf wurden ihr die Hände gefaltet und der Kopf gekämmt. Ich habe ihr alles wieder durcheinander gewuschelt. Diese so glatt gekämmte Frau, das war nicht meine Mutter!
Die Schwester hat es verstanden und an den Bestatter weiter gegeben. Auch dort hatte ich eine Aufbahrung vereinbart. Sie hatten "ihr" Zimmer schön hergerichtet und ich habe noch so einiges im Sarg versteckt: u.a. einen Brief, Halmasteinchen und einen Pikkolo.
Keine Ahnung, ob man die Sachen wieder entfernt hat. Mir war das alles sehr, sehr wichtig.
Auch zu fühlen, dass meine Mutter "kalt" ist, dass kein Leben mehr da war.
Es hat mir sehr geholfen, ihren Tod zu "begreifen", im wahrsten Sinne des Wortes.
Ergänzung: Das klingt alles so positiv, aber das war es nicht. Es war so viel schief gelaufen in diesem Krankenhaus und ich wünschte, ich hätte alles zusammengeschrien so wie du. Ich war völlig verstummt vor Entsetzen.....
Bei meinem Vater war es wieder ganz anders. Er starb vor der Haustüre an einem Herzstillstand. Man lagerte ihn in der Garage, eine Polizistin "bewachte" seinen Leichnam, bis der Hausarzt da war und bestätigte, dass mein Vater schwer herzkrank gewesen ist. Die Polizistin deckte immer wieder das Gesicht meines Vaters mit einem Tuch zu, ich zog es wieder runter. Irgendwann reichte es mir und ich sagte zu ihr: " Mein Vater ist doch kein Müll und schon gar nicht so hässlich, dass man ihn nicht mehr angucken kann." Dann gab sie endlich Ruhe und ich war froh, ihn noch eine Weile betrachten zu können.
Als sie endlich weg war und der Bestatter immer noch nicht da war, saß ich neben meinem Vater mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette und hielt auch dort seine Hand. Völlig surreal.
Ich bin nur froh, dass ich beide noch "fest halten" durfte.
Liebe Grüße
Mena