Beiträge von Mena

    Liebe Lilifee,

    nein, deinen jetzigen Schmerz verstehe ich sehr gut. Endlich angekommen, und dann wird Dir alles wieder weggenommen. Das tut entsetzlich weh. Und dass du ebenfalls Scherben fegst, das ist nur zu verständlich. Trotzdem macht ihr mir auf irgendeine, für mich noch nicht erklärbare Weise, Mut. Das war es eigentlich, was ich euch mitteilen wollte. So seid ihr wichtig für mich, spielt eine Rolle in meinem Leben, mit der ihr gar nicht gerechnet habt und die euch vielleicht befremdet. So spielen wir oft eine Rolle in dem Leben eines anderen Menschen, die uns selbst nicht bewusst ist.

    Mir geht es heut Abend nicht gut, also schreib ich weniger, ehe ich irgend etwas Falsches schreibe.

    Meine Beziehungen zu Männern steigerten sich ins Negative, der letzte Partner war ein waschechter Narzisst. Irrsinnige, persönliche Verletzungen, über die ich heut allerdings lachen kann. Ich hab es hinter mir gelassen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Er nannte mir das Datum der Beerdigung seines Vaters absichtlich nicht, damit er mit seiner Geliebten! dort auftrumpfen konnte. Ich mochte seinen Vater sehr, Du kannst dir meinen Schmerz sicherlich vorstellen. Es ist eine so absurde Geschichte, die nur verstehen kann, wer selbst solchen Menschen begegnet ist. Kaum nachvollziehbar.

    Es klingt heute für mich nach unvorstellbarer soap opera, an der ich leider beteiligt war.

    Deshalb ist für mich euer Austausch auch in irgendeiner Weise, heilsame Therapie.

    Liebe Grüße

    Mina

    Liebe Lilifee, liebe Puzzle,

    sitze gerade in meinem Papierchaos und versuche nun langsam Schneisen in den Dschungel zu schlagen, der sich in den letzten Jahren in meiner Wohnung ausgebreitet hat. Ganz langsam. Hat auch viele Jahre gedauert, bis hier so ein Papierchaos entstanden ist. Brüte gleichzeitig darüber, warum mich euer Dialog so fasziniert. Hab eine Antwort gefunden. Während ihr euch beide aus einer schwierigen Kindheit befreit habt, so musste ich den umgekehrten Weg gehen. Ich habe eine relativ sorgenfreie, behütete und fröhliche Kindheit verbracht, die Zukunft sah absolut rosig aus, bin auch von vielen Seiten beneidet worden, und dann ging es Stück für Stück abwärts. Die Schlinge zog sich so langsam zu, dass ich es anfangs selbst nicht bemerkte. Die ersten, erfolglosen Liebesgeschichten, die damit verbundenen Verletzungen, der Tod meines Vaters und meiner Oma, die psychischen Veränderungen meiner Mutter. Sie wurde von einer sehr herzlichen, liebevollen Mutter zu einer kontrollierenden , manipulierenden und starrsinnigen Frau, eine Entwicklung, der ich fassungslos gegenüberstand. Es fällt mir immer noch schwer, sie so zu beschreiben. Viele, die meine Mutter von früher her kannten, konnten und können sich gar nicht vorstellen, dass sie auch solch dunkle Seiten haben/bzw. entwickeln konnte. Für viele unvorstellbar und selbst für mich kaum zu akzeptieren bzw. zu realisieren. Vermutlich hat sie die Angst vor Einsamkeit dazu getrieben, vielleicht auch Traumata aus der Kindheit, die sich nun im Alter ihren Durchbruch verschafften, dazu eine Portion ärztlich nicht erkannter Demenz, die zuschlug.

    Während ihr beiden die Scherben der Kindheit zu einem Krug zusammengebastelt oder zusammengepuzzelt habt , ist mein Krug gerade erst komplett auseinandergebrochen.

    Ich war in den letzten Jahren eigentlich ununterbrochen damit beschäftigt, zu reparieren, zu konservieren, Wasser nachzufüllen, obwohl immer mehr hinauslief als der Krug noch halten konnte. Mein eigenes Leben ging dabei völlig unter.

    Und nun stehe ich hier, mit einem Haufen Scherben, die nicht mehr zu kitten sind, die ich nur noch zusammenfegen kann und versuche etwas Neues zu schaffen. Gucke mich um und sehe, dass alles verdorrt ist.

    Auch wenn ihr das nicht wollt, ihr seid für mich Vorbild, dass man sich herauswurschteln kann. Und so fange ich, mein Leben neu zu ordnen. Man sollte meinen, dass ich froh wäre, endlich "frei" zu sein, das bin ich aber nicht. Es gab genauso viele schöne, sehr verbundene Jahre wie düstere Zeiten. Oder wie es eine inzwischen gute Freundin formulierte: "Sie war dein ganzer Lebensinhalt und der ist jetzt weg."

    Ich bin also eine weitere Variante dessen, was das Leben so mit uns vorhat, wie es uns schüttelt und vor immer neue Herausforderungen stellt.


    Liebe Grüße Mina

    Liebe Puzzle, liebe Lilifee,

    euer Dialog ist sehr befruchtend und im Grunde genommen Therapie. Ist absolut faszinierend und enorm geistesanregend. Puzzle, ein Vater wie deiner, kann Menschen zerstören, wenn er auf eine entsprechende Seele trifft. Bei dir hat er es nicht geschafft. In irgendeiner Form müsst ihr aus ähnlichem Holz gestrickt sein, jedenfalls hat er seine Meisterin gefunden. Lilifee, dein Vater hat tiefe Narben hinterlassen, aber auch er hat es nicht geschafft, dich zu zerstören. Ich denke, du hast deinen Herzenspartner nur deshalb gefunden, weil du genau wusstest, was du nicht mehr wolltest....

    Es ist trotzdem nicht schön, dass Kinder die Kraft aufbringen müssen, die Verletzungen der Eltern auflösen zu müssen. Genau aus diesem Grund dürft ihr beide extrem stolz auf euch sein, diesen sich fortsetzenden Zyklus aufgelöst zu haben.

    Eigentlich hätten es eure Eltern schaffen müssen!

    Zu ihrer Entschuldigung (der eurer Eltern) ist einfach nur zu sagen, dass es diese Möglichkeiten des Austauschens, des sich Reflektierens früher nicht in dieser Form gab.

    Bitte seid beide sehr stolz auf euch!

    (Auch wenn ich mich mal wieder ungebeten einmische! Sorry, wenn ich manchmal deplatziert bin)

    Liebe Grüße

    Mina

    Liebe turicum,


    weil deine Freundin deine Traurigkeit nicht mehr ertragen kann, sollst du nicht mehr von ihm sprechen und alles wegwerfen.

    Wie unfassbar egoistisch ist das!

    Und sie merken es nicht einmal und denken, sie hätten etwas unglaublich Schlaues und Hilfreiches von sich gegeben.

    So kann man sich mangelnde Belastbarkeit (die deiner Freundin) auch schönreden!


    Ich verstehe es durchaus, wenn jemand sagt: "Bitte lass uns auch mal von etwas anderem reden. Mir wird es jetzt zu viel."

    Das kann ich nun wirklich verstehen, weil für alle anderen geht das Leben weiter und sie können nicht nur mittrauern und mitfühlen. Das ist tatsächlich zu viel verlangt. Und da müssen wir uns in unserer Trauer auch mal zurücknehmen.


    Aber so tun, als ob der Verstorbene nie existiert hätte? Jede Erinnerung auf einen Schlag auslöschen?


    Das ist grausam.


    Und nebenbei gesagt, bei einer unglücklichen Trennung von einem Ex - da wird monatelang miteinander "getratscht" - das ist erlaubt und teils sogar erwünscht. Da darf man rauf und runter über denjenigen sprechen.


    Mina

    Liebe Ulrike,

    also für altmodisch halte ich mich sicher nicht. Ich glaube, wir sind diejenigen, die immer wieder daran erinnern müssen, was unsere Gesellschaft nun eigentlich ausmacht. Werte!

    Die haben wir mühsam nach dem 2. Weltkrieg aufbauen müssen und lassen gerade zu, dass sie wieder untergehen. Nee, da mach ich auch nicht mit.

    Werte sind für mich enorm wichtig. Ein menschliches Miteinander, ein funktionierender Rechtsstaat, ein funktionierender Sozialstaat, eine funktionierende soziale Marktwirtschaft. Kennt überhaupt noch jemand den Begriff: "Soziale Marktwirtschaft"?

    Liebe Grüße Mena

    Liebe Ulrike,

    in den USA ist das gerade "große Mode."


    Ich erinnere mich gerade an ein Gespräch vor vielen Jahren. Da war bei uns eine junge Frau, die fürchterlich weinte, weil man sie nicht übernommen hatte. Sie hat damals zu meinem damaligen Chef gesagt: "Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich doch nicht so viele Überstunden gemacht und mir so viel Mühe gegeben."

    Er: "Ihr Pech, wieso haben Sie das denn überhaupt gemacht?"

    Mir ist damals schlecht geworden.

    Mina

    Liebe Bettinalein,

    ich verstehe dich gut! Hab gerade noch gelesen, dass er dir noch 2 Bücher zum Geburtstag geschenkt hat, der feine Herr!

    Das ist das Allerletzte, was der abzieht.

    Heut Abend kannst du nicht mehr, morgen geht es weiter.

    U. hat recht, du brauchst ein gutes Zeugnis. Das Zeugnis lässt du dir von jemandem formulieren, der ein bisschen Ahnung davon hat.

    Dann gehst du mit diesem vorgeschriebenen Blatt zu ihm, sagst ihm treuherzig, dass du ihm Arbeit ersparen wolltest, du dringend dieses Zeugnis benötigst und er bräuchte es ja nur abzuschreiben... Du hättest schon eine andere Stelle in Aussicht, sie bestünden aber auf dem Zeugnis des letzten Arbeitgebers.... (Er trickst, du trickst auch).

    Das machst du nach Weihnachten!

    Vorher ruhst du dich aus.

    Mina

    Liebe Bettinalein,

    du kennst mich noch nicht. Mir kommt das Ganze wie ein abgekartetes Spiel vor. Bis zum letztmöglichen Moment arbeiten lassen, dann schnell die Kündigung raushauen. Bei uns gibt es Betriebe, die für so etwas bekannt sind. Die versprechen alles, halten nichts, haben schon lange einen ganz anderen Bewerber im Sinn, auf den sie vielleicht wg. langer Kündigungsfristen warten müssen und in der Zwischenzeit darf dann mal ein Mensch aushelfen. Damit der auch wirklich gut! arbeitet, wird ihm der Himmel auf Erden versprochen, um ihn dann am Ende der Probezeit so mir nichts, dir nichts, loszuwerden.

    Ganz miese Masche!

    Also bitte zweifele nicht an dir!

    Auch ohne diesen Job bist du ein wertvoller Mensch!

    Wenn du den Menschen hier nichts "wert" wärest, dann würden nicht so viele antworten.

    Und wenn es im Kita-Bereich grad nicht klappt, dann muss es zur Not halt auch ein Job bei Aldi oder Lidl oder sonst wo tun. Sie suchen im Moment alle!

    Und aus Trotz würde ich es vielleicht sogar in der Putzbranche versuchen, nur um diesem Menschen mal zu zeigen, dass du sehr wohl Hygienestandards einhalten kannst.

    Einen Job findest du im Moment!

    Also, Kopf hoch und lass dich nicht fertig machen.

    Liebe Grüße Mina

    Liebe Puzzle, liebe Lilifee,


    Trauerarbeit kann aus meiner Perspektive beides sein: Aktives Tun und passives Aushalten. Es arbeitet in uns: die Wut, die Verzweiflung und all die anderen Gefühle, die Puzzle so schön beschrieben hast. Wir sind ihnen ausgesetzt und wir können tatsächlich nichts anderes tun, als sie zunächst über uns ergehen zu lassen und sie irgendwie auszuhalten. Wir ruhen auch nicht in unseren Gefühlszuständen, sie wechseln - manchmal völlig unerwartet von einer Sekunde zur anderen. Das ist körperliche und emotionale Schwerstarbeit. Wir haben keine Macht über unsere Gefühle so nach dem Motto: " Kopf hoch, Krönchen gerade rücken und weiter geht`s. " Sie überfluten uns. Wir können uns nicht positiv beeinflussen, bestärken oder steuern. Es ist die Masse an negativen Gefühlen, denen wir nichts ausreichend Positives entgegenzusetzen haben.

    In einigen Fällen ist es anders. Manchmal ist der Tod auch ein Segen, sowohl für den Sterbenden als auch für die Lebenden.(Klingt so abgedroschen, aber das gibt es durchaus.) Aber diese Trauernden, die finden sich nicht hier. Und sie trauern auch, aber anders als wir.

    Bei uns ist nichts vollendet, nichts abgeschlossen. Es gibt nichts Positives, was wir mit dem Tod verbinden könnten. Und so hadern wir.

    Nach einer Weile oder manchmal auch zeitgleich gibt es klitzekleine Dinge, über die wir Kontrolle gewinnen können. Das mag der Grabschmuck sein, den wir bestimmen können, es mag sein, dass wir ein Trauercafe besuchen oder gute Freunde. Das sind ganz kleine Schritte in Richtung Kontrolle über unser (Gefühls-) Leben. Sie geben, wenn auch nur minimale Sicherheit.

    Und es ist aktive Trauerarbeit. Man versucht, dem Verstorbenen etwas Schönes zu geben (Grabschmuck), man versucht, sich etwas Gutes zu tun (Trauercafe) und auch das ist enorm anstrengend, halt Arbeit im Sinne von Anstrengung.


    Was wann irgendwie richtig ist, das entscheiden unsere Seele und unser Körper. Sowohl Seele als auch Körper haben das Zepter übernommen.


    Liebe Grüße Mena

    Liebe Puzzle,

    du bist und bleibst ein mitreißender Optimist.


    Und manchmal schlägt das Schicksal auch positiv zu: Ich war grad zum Friedhof und kam tieftraurig zurück, da sieht mich der Hund des Nachbarn und überschlägt sich fast vor Freude. Es ist noch ein recht junger Hund und ich hab keine Ahnung, warum dieses Tierchen so einen Narren an mir gefressen hat. Er hat es dann doch geschafft, mir ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern.


    Mina

    Liebe Renate,

    wir wollen - glaube ich - zeitweise - alle in unserem Kummer wohnen. Und manchmal - da geht es tatsächlich nicht weiter- quasi ein Burnout der Seele. Fällt mir gerade auf, im Berufsleben ist Burnout inzwischen akzeptiert, wenn wir trauern, dann nicht.

    Mir fällt das gerade wirklich auf. Ein Kollege von mir ist seit Monaten wg. Burnouts krankgeschrieben, alle fühlen mit.

    Aber Trauer - nein, die darf nicht sein - schnell wieder arbeitsfähig und funktional für das Unternehmen sein, das wird erwartet.

    Himmel, ist das eine perverse Gesellschaft.


    Mena/ Mina

    Liebe Puzzle,

    da gibt es doch gar nichts zu verzeihen. Ich finde nur diesen Spruch - lapidar ausgedrückt - doof.

    Und darauf wollte ich dich hinweisen, einfach nur darauf, dass er Schmarrn ist.. .


    Ich weiß nach vielem Lesen auch, dass du jetzt schon so weit bist, Auswege aus der Misere zu suchen und dich dem Leben wieder zuwendest. Das tue ich auch.

    Ich kämpfe wieder - ein gutes Zeichen-.

    Eher bin ich es, die sich entschuldigen muss, weil ich hier so herein geplatzt bin.


    Mina

    Liebe Puzzle, liebe Lilifee,

    ich lausche schon lang eurem Austausch und habe dort viele Dinge gefunden, die mir weitergeholfen haben.


    Eine liebe Freundin schrieb mir einmal: 10% ist Schicksal, der Rest ist, was wir daraus machen.

    Aber mit diesem Satz bin ich ganz und gar nicht einverstanden. Wieder einmal so eine euphemistische Aussage, so ein "Du bist komplett allein dafür verantwortlich, wie es dir geht." Und schlimmer: " Du bist schuld, wenn du mit deinen Schicksalsschlägen nicht klar kommst."

    Nein, wenn dann 50-50.

    Man hat eine Chance, heißt aber nicht, dass das Schicksal nicht zufälligerweise so oft zuschlägt, dass bei allem Wollen nicht mehr die Kraft da ist, diesem mit Optimismus zu begegnen. Dann benötigt es viel Zuspruch, um wieder aufstehen zu können, jedenfalls bei vielen Menschen.

    Liebe Puzzle, ich schätze dich und deinen Optimismus sehr, aber dieser Spruch ist furchtbar!

    Er suggeriert auch, dass wir die Macht hätten, fast alles in unserem Leben kontrollieren zu können. Dem ist ja gerade nicht so.

    Wir spüren unsere Machtlosigkeit gerade im Angesicht des Todes und müssen sie dort hilflos und ohnmächtig anerkennen.


    Liebe Grüße Mina,

    Liebe Jena,

    ich bin auch erst neu hier in diesem Forum, obwohl der Tod meiner Mutter nun auch schon 9 Monate her ist. Was du erleben musstest, ist äußerst brutal und es wundert mich nicht, dass du Panikattacken entwickelt hast. Ich denke, das ist in deiner Situation völlig normal.


    Manchmal versteht man einfach nicht, warum man vom Schicksal derart genarrt wird. Es sah ja bei beiden Eltern zunächst gut aus..., , auch aufgrund der Aussagen der Ärzte. (Sie werden auch daran geglaubt haben.)

    Der nächste Schock ist dann, dass die Verwandten, auf die man innerlich gebaut hat, nicht zur Verfügung stehen. Auch ich habe diese leidvolle Erfahrung machen müssen. Das ist noch einmal eine Erfahrung, die im tiefsten Inneren erschüttert. Da nützt es nichts, wenn gesagt wird, sie können mit Trauer nur schwer umgehen. Es erschüttert, es stellt alles infrage, an was man bisher geglaubt hat.

    Ich habe in den letzten Monaten gelernt, den Blick auf diejenigen Menschen zu richten, die für mich da waren und sind. Das sind jetzt meine Herzensmenschen. Es sind nicht die Menschen, von denen ich es erwartet hätte...

    Vielleicht kannst du den Blick auch mehr auf die Familie deines Freundes richten, dann tritt diese familiäre Enttäuschung etwas in den Hintergrund. Zumindest hilft es, wieder etwas Boden unter den Füßen zu gewinnen.

    Ganz liebe Grüße

    Mena/Mina

    Liebe Sandrini,

    irgendeine Form von Abschied sollte möglich sein, ob durch Video oder durch Gespräch.


    Ich will dir kurz meine eigene, bittere Erfahrung schildern.

    Ich selbst konnte mich aus diversen Gründen in den letzten Stunden von meiner Mutter nicht richtig verabschieden. Auch 9 Monate später quälen mich immer wieder schlimme Schuldgefühle, Albträume und ein nicht abgeschlossenes Ganzes. Ich weiß nicht, wie ich es sonst schildern soll. Es gibt nichts Schlimmeres als ein fehlender Abschied (jedenfalls aus meiner Sicht). Da ist es mir völlig egal, was Ärzte dazu sagen. Sie können nur die medizinische Seite beurteilen, sie wissen wenig über die Seele des Menschen, der da bei ihnen ist. Sie wissen nichts über sein Leben, seine Bedürfnisse, seine Wünsche. Das können nur die engsten Angehörigen halbwegs gut beurteilen.

    Liebe Grüße Mina


    Liebe Sverja, danke. (Will hier nicht mehr schreiben, Sandrini ist hier wichtiger)

    Liebe Sandrini,

    schade, dass diese Lösung wahrscheinlich nicht mehr möglich ist. Aber fragt eure Schwester doch einfach mal, manchmal können Sterbenskranke Kräfte aktivieren, die kaum zu glauben sind. Ich weiß nicht, wie viel deiner Schwester der Kontakt zu ihrer Mutter bedeutet. Ihr werdet sehen, ob eure Schwester noch die allerletzten Kräfte mobilisieren will und kann und ob sie bereit ist, diese Lüge auf sich zu nehmen.


    Es ist wirklich eine sehr schwierige Situation.


    Mena


    P.S.

    Für all die anderen hier, ich habe schon lange Zeit mitgelesen und jede/jeder von euch ist mir bereits sehr ans Herz gewachsen. Auch habe ich schon so viel Wertvolles für meine eigene Trauer mitnehmen können. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei euch vorstellen.

    Mena

    Liebe Sandrini,

    ich habe mich gerade spontan angemeldet, weil mich dein Schicksal so sehr berührt. Ihr seid einfach in einer furchtbaren Situation.

    Meine spontane Idee wäre eine "Halblüge." Vielleicht könntest du deiner Mutter mitteilen, dass deine Schwester ebenfalls schwer erkrankt ist und sie lange Zeit nicht besuchen kann und deshalb nur Videotelefonie möglich ist. So könnten die beiden vielleicht miteinander kommunizieren und über wichtige Dinge wie Abschied, Liebe etc. sprechen, ohne dass deine Mutter die volle Wahrheit im Moment erfährt. Deine Schwester weiß ja, wie es um sie selbst steht.


    Meiner Mutter habe ich nicht die Wahrheit gesagt, als sie im Sterben lag. Ich sollte eine Nachricht an eine Freundin schicken. Diese war aber bereits eine Woche vorher verstorben. Ich hab gedacht, die beiden treffen sich wahrscheinlich sowieso. (Kingt fürchterlich, war aber mein einziger Trost ). Ich lüge nicht gern, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.


    Die Entscheidung musst du letztendlich selbst treffen. Es wäre nur schön, wenn die beiden noch einmal im Leben miteinander sprechen könnten.


    Ich denke ebenfalls, dass ich eure Familie zu wenig kenne, um einen "echten" Vorschlag zu machen oder die Situation auch nur annähernd ausreichend beurteilen zu können. Es ist nur eine Idee, über die du nachdenken kannst.




    Liebe Grüße

    Mena