Liebe Anja,
Herzschmerz hat eigentlich das Wichtigste geschrieben, da muss ich gar nichts mehr ergänzen. Das merkt erst richtig, glaube ich, mit der Zeit.
Ich merke momentan, dass die Zeit, anderen aus Angst vor Einsamkeit hinterherzulaufen, so langsam vorbei geht. Die Unruhe wird weniger, ich komme mir wieder etwas näher, obwohl das Alleinesein und sich einsam fühlen immer noch sehr präsent ist aber die große Angst davor wird weniger.
Und die Erwartungen an Freunde werden weniger. Ich habe in den 10 Monaten erfahren, wer es wirklich gut mit mir meint, habe aber auch gemerkt, dass die gutmeinenden Menschen auch ihre Bereitschaftsgrenzen haben und sie auch setzen. Das lerne ich zu akzeptieren, mal gelingt es besser, mal weniger gut.
Es haben sich auch schon neue Kontakte ergeben , die aber noch an der Oberfläche sind, aber wenn gute Gespräche dabei herauskommen und man diese Leute einigermaßen sympathisch findet, kann man ja sehen, ob man sich mal öfters trifft.
Ich merke aber sehr schnell ob es passen könnte für eine eventuelle Freundschaft oder nicht. Ein gemeinsamer Spaziergang oder Wanderung macht das Erzählen dabei leichter, jedenfalls für mich.
Aber Menschen mit gemeinsamen Hobbys suchen, lohnt sich, glaube ich immer.
Wer suchet, der findet, heißt es ja so schön.
Man geht nur nicht mehr so unbefangen auf die Suche nach Menschen mit den gleichen Interessen, aber jeden Schritt den man macht ist schon mal gegangen, man darf nur nicht verzweifeln, wenn es nicht gleich passt, die Chemie sollte einigermaßen stimmen, da bin ich ruhiger geworden.
Dann greife ich lieber zu Büchern und lasse mich in andere Geschichten hineinführen.
Trotzdem weiß ich, dass die Stimmung immer wieder kippen kann und ich wieder im Loch hänge und mich rauswurschteln muss. Das schlaucht und wirft dann alles wieder um, dann komme ich mir wieder so klein und mickrig vor, doch manchmal meine ich, dass es mich mit der Zeit etwas stärker macht, ich hoffe es zumindest.
Irgendeinen Sinn muss es ja machen, dass es uns so schlecht geht, dass wir uns selbst zunächst nicht mehr kennen und dermaßen verunsichert und traurig sind und lange nicht wissen wie man weitermachen soll.
Für mich kann der Sinn nur darin bestehen, nach diesem Sinn zu suchen, damit diese Trauerzeit dauert solange sie braucht aber auch zu fragen wie will ich leben, was ist in mir noch vorhanden, das ich für mich und meine Lebenserwartung nutzen kann.
Alles nicht einfach und leider unfreiwillig.
Das hätten wir uns alle hier anders gewünscht.
Liebe Anja, es ist schön, dass du eine Miezekatze hast, das macht das Zuhause immer etwas gemütlicher und ruhiger.
Ich wünsche dir einen guten Abend, draußen liegt Schnee, also machen wir es uns alle ein bisschen gemütlich.
Sei umarmt, alle anderen hier auch.
Elisabeth 🙋🏻♀️