Liebe Elster,
mein jüngster Bruder leidet seit 20 Jahren unter einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Auslöser war ein zu früher Drogenkonsum, der dann mit Mitte 20 (lehrbuchmässig) diese Psychose ausgelöst hat. Bei einem akuten Schub leidet er auch unter Halluzinationen und Angstzuständen. Nichts davon entspricht auch nur entfernt realistischen Bedrohungen (Verfolgungswahn ohne konkrete Bedrohung, diese wird aber als lebensbedrohlich wahrgenommen). Teilweise (wenn es sehr schlimm ist) ist er in einem katatonischen Zustand (keine Wahrnehmung, nicht ansprechbar). Er kann nicht dauerhaft alleine leben und ist immer in diversen Einrichtungen. Ohne schwere Antipsychotika (die regelmäßig gespritzt werden) geht nichts.
Ich darf Dir versichern, dass man Wahnvorstellungen direkt bemerkt, denn da reagiert jemand völlig unnachvollziehbar auf eine nicht vorhandene Gefahrenlage und ist auch nicht zu beruhigen oder überzeugen.
In keinster Weise vergleichbar mit spirituellen Wahrnehmungen. Ich spüre meinen Mann auch und spreche mit ihm. Merke auch, dass er mir aus schwierigen Lagen heraushilft indem sich Lösungen, Menschen, Hilfe anbieten, die ich nutzen kann, um aus der schwierigen Lage herauszukommen. Genau hinschauen muss man nur, wenn jemand (als Verdrängungsmechanismus) in Scheinwelten flüchtet, sich aus der Realität zunehmend zurückzieht und das reale Leben nicht mehr bewältigt bekommt. Auch das ist noch keine Psychose aber behandlungsbedürftig um eine ungünstige Entwicklung zu verhindern. Eine Psychose ist keine psychische Störung (die ein Psychologe mit Gesprächstherapie behandeln kann) sondern eine schwere psychiatrische Erkrankung (eine Persönlichkeitsstörung), die von Psychiatern auch unter Zuhilfenahme von Medikamenten behandelt werden muss. Das alles hat mir mal so der beste Freund meines Mannes erklärt, der Psychiater ist (und zwar ein guter).
Lasse Dich nicht beirren und/oder verrückt machen. Es ist völlig normal, seine Liebsten zu spüren (wenn man dafür offen ist und entsprechend sensibilisiert). Auch ein Leben nach dem Tod gibt es meiner Meinung nach (muss aber jeder selbst entscheiden, was er/sie glauben will). Mittlerweile gibt es viele Nahtodstudien, die sehr für ein Leben nach dem Tod sprechen. Du schadest niemanden, wenn Du daran glaubst und Kontakt zu Deiner Tochter suchst….. im Gegenteil, ich finde es beruhigend und tröstlich…..
Ich hoffe, dass Dir meine Meinungsrückmeldung gut tut und Du sie für Dich als hilfreich empfindest.
lg Herzschmerz