Liebe Martina,
Zunächst einmal mein tiefstes Mitgefühl! Ja, wir alle hier wissen und wir verstehen.
Wir wissen, wie sich die tiefe Trauer anfühlt und wir verstehen, wie machtlos, wütend, zutiefst traurig - und noch so viel mehr und das alles gleichzeitig - man sich fühlt.
Wenn man dein / euer Schicksal liest ... wenn ich beim Film arbeiten und mir das jemand als Drehbuch anbieten würde, würde ich sagen: Überarbeite das bitte noch mal, das ist zu viel, so viel nimmt uns kein Zuschauer ab ...
Ja, aber es ist kein Film. Es ist das Leben und das macht es nur noch umso unfassbarer ... 😥
So vieles, was du schreibst, hinterlässt in mir ein "What the fu....?!?!" Gefühl.
Betriebsratsvorsitzender? Ist das wirklich die Bezeichnung für dieses ... Subjekt? Wenn das jetzt doch ein Film wäre, würde ich hoffen, dass die Drehbuchautoren den Ermittler auf die Idee kommen lassen, mal die privaten Konten dieses Menschen zu prüfen ...
Aber auch etliche Dinge, die du in Nebensätzen schreibst ... Der Notdienst habende Arzt wollte nicht kommen?!? Was entgeht mir hier gerade?
Die Betriebsärztin gibt eine falsche Auskunft ... Angst um den eigenen Job? Haben die alle nicht einen gewissen Eid geschworen?
Die Schwiegereltern jagen den Sohn vom Hof, weil sie die Schwiegertochter nicht wollen ... Uff. Das ist schon heftig genug, kommt aber offensichtlich vor, aber dann sogar Freunde des Sohnes und der Schwiegertochter vor den eigenen Karren spannen ...
Und was bitte sind / waren das für Freunde, wenn das bedeutet, dass du jetzt ohne Freunde dastehst?
Unfassbar, selbst wenn man es liest. Wie unfassbar, absolut nicht zu greifen, muss das alles für dich sein.
Dieser Kollege von deinem Mann. Der sich selbst das Leben genommen hat - wie stehst du zu seiner Frau? Du sagst, dass er und dein Mann telefoniert haben, d.h. sie waren in einem guten, kollegialen Kontakt? Vielleicht kannst du mit der Frau zaghaft und vorsichtig versuchen, eine Freundschaft aufzubauen?
Vielleicht, nicht heute oder morgen, findet ihr beiden die Kraft, andere Kollegen ausfindig zu machen, die bereit sind, mit euch zusammen für ein ganz klein wenig Gerechtigkeit zu kämpfen. Wie auch immer "Gerechtigkeit" in dem Fall aussieht, denn wiederbringen kann uns unsere Liebsten niemand.
Ja, schreibe hier. Worüber, wieviel und in welcher Form auch immer dir danach ist.
Und fühle dich wie auch die anderen lieben Seelen hier schon geschrieben habe, verstanden und gut aufgehoben.
Und - wenn ich darf - ganz, ganz lieb und vorsichtig umarmt. 
