Beiträge von Akelei

    Ich danke euch allen für euren Trost und die Worte, die mir wirklich sehr geholfen haben zu verstehen, das ich das richtige getan habe. Mir ging es die letzten Tage extrem schlecht, war jetzt auch beim Arzt, er hat mich gleich zum Spezialisten überwiesen, meinte er denkt, ohne antidepressiva schaff ich es nicht. Hab ein bisschen Angst vor diesen Medikamenten, hat von euch jemand Erfahrungen damit gemacht und kann mir einen Rat geben?
    Alles liebe
    Akelei

    Lieber Reinhold,


    Ja, geh unbedingt hin. Bin stolz und freue mich für dich, dass du diesen entschluß gefasst hast ( soll jetzt nicht überheblich klingen, aber du verstehst bestimmt, wie ich es meine)
    Deine Mama wäre bestimmt auch stolz auf dich, sie hat dich so lieb und will bestimmt, das es dir besser geht.


    Ich merke auch immer mehr, dass jemand der das nicht selbst durchgemacht hat, niemals verstehen kann was wir durchmachen. Meine Freunde melden sich entweder gar nicht mehr, andere sind sehr kurz angebunden, ich hab immer das Gefühl, sie sind froh, wenn sie von der traurigen in der vergangenheit lebenden wieder zurück in ihr normales leben können. Von anderen wieder diese Ratschläge, die zeit heilt alle Wunden (stimmt meiner Meinung nach definitiv nicht, denke man kann höchstens lernen, irgendwann mit der Wunde zurechtzukommen, wie jemand, der amputiert worden ist und dann lernt, damit umzugehen, vieles wird man mit Mühe trotzdem wieder tun können, vieles aber auch nicht), oder es ist doch schon solange her, tu dir was gutes, wie soll man sich was gutes tun, wenn man eigentlich gar keine Bedürfnisse mehr hat und das was man wirklich will unmöglich ist.
    Ich will nicht ungerecht sein, aber sowas hilft mir nicht. Sie können wahrscheinlich auch gar nichts dafür, sie wissen einfach nicht wie es ist. Können sie auch gar nicht, ich hab es ja nicht mal gekonnt, als die Ärztin mir gesagt hatte, dass eine Heilung unmöglich sei. Ich hab mir zwar dann oft voller Angst und Panik vorgestellt, wie es wäre, wenn mein Mann tot wäre. Schon allein die Vorstellung war schrecklich, aber nichts, wirklich nichts dagegen, wie es jetzt wirklich ist.
    Nur hier finde ich Menschen, die mich verstehen und mir helfen und mich trösten, dafür bin ich sehr sehr dankbar! Aber ihr seid alle so weit weg. Hätte gern auch mal eine richtige Umarmung, obwohl auch die virtuellen sehr gut tun. Deshalb hab ich auch schon angefangen, nach einer trauergruppe in meiner Umgebung zu suchen, hab aber leider noch keine gefunden.
    Deshalb freue ich mich für dich, dass du diese Chance hast. Vielleicht lernst du jemanden kenne, der genau so einsam ist wie du, der dich versteht und ihr könnt euch gegenseitig helfen.
    Alles liebe für dich und trotzdem umarm ich dich virtuelle ganz fest, wie gesagt, mir tut es trotzdem sehr gut, hoffe dir auch
    Akelei

    Liebe Sandra,
    Ich Wünsche dir zu deinem Geburtstag alles liebe und gute und eine feste Umarmung.
    Wie fühlt es sich an, in der neuen Wohnung zu leben?
    Ich Denk die letzten Tage ganz viel an dich.
    Akelei

    Vielen dank für euren Trost. Es hat so gut getan, dass ihr mich versteht. Konnte durch eure worte und Gedanken gestärkt, ruhiger über alles nachdenken. Ich habe erkannt, stünde ich nochmals vor der gleichen Entscheidung, ich würde es wieder tun.
    Es ist aber trotzdem unglaublich schwer, mit den Vorwürfen, die von außen kommen zu leben, das zieht mich immer ganz tief runter. Ich habe auch seinen Eltern und seinen Freunden nichts gesagt. Nur unserem Hausarzt, er isr gleichzeitig einer der besten Freunde meines Mannes habe ich es erzählt, er meinte auch, solche Prognosen könne niemand stellen und das wir meinem Mann nicht die Hoffnung nehmen sollten. Aber meine schwiegermutter hat mir bittere Vorwürfe gemacht, sie hätte sich wegen mir nicht verabschieden können und nichts unternehmen können, weil ich nichts gesagt habe. Dabei hat selbst mein Mann seinen Eltern nie alles über seinen zustand erzählt, immer sagte er ihnen keine Verschlechterung, es sei besser geworden, wenn mal wieder eine Behandlung nicht den erhofften erfolg brachte. Er wollte seinen Papa schützen, der bereits einen Herzinfarkt hatte und ich glaube, sich selbst auch wenig vor seiner Mutter. sie hat ihm in den vier Jahren nie Hoffnung gemacht, er mußte immer sie trösten oder sich rechtfertigen. Sein Arzt sei nicht der richtige, die Behandlung sei falsch, in der apothekerzeitung stand aber.... Wenn ich es ihnen gesagt hätte wäre es nicht im Sinn meines Mannes gewesen und sie hätten es nie vor ihm verbergen können. Papa versteht es und meint, ja er hätte bestimmt immer geweint, wenn er uns besucht hätte, aber seine Frau nicht. Sie hat ihren Sohn verloren und jetzt habe sie keine Zukunft mehr und was ist mit mir??
    Selbst meine beste Freundin, unsere beste Freundin sagt, ich hätte meinem Mann Lebenszeit gestohlen, er hätte seine letzte zeit bestimmt anders verbracht, wenn er es gewußt hätte, wäre nicht mehr arbeiten gegangen, hätte nur noch Sachen gemacht, die im spaß gemacht hätten, Urlaub, gemalt hätte seine letzten monate noch bewußt genossen. Es gibt bestimmt Menschen, die das können, aber mein Mann...?
    Schon wieder diese Zweifel, obwohl ich es eigentlich besser weiß.
    Akelei

    Liebe Dschina,


    Habe heute Früh bei dir gelesen und so geweint, ich versteh dich ja so gut. Wollte dir antworten, konnte aber nicht schreiben, dieses endlose Leid das wir ertragen müssen ist manchmal einfach nicht zu ertragen. Habe dann später wieder ins Forum gesehen und du hast mir geantwortet, mußte schon wieder weinen, dankbar wegen deiner worte, deines Trostes und auch ein bisschen wegen dieses Zufalls. Die taschentücher die du mir geschickt hast, kann ich also gut gebrauchen.
    Tief im Herzen, glaube ich auch, das es richtig war es ihm nicht zu sagen und trotzdem immer wieder diese Zweifel, ich habe ihn angelogen. Ich habe auch seinen Eltern und seinen Freunden nichts gesagt. Nur unserem Hausarzt, er isr gleichzeitig einer der besten Freunde meines Mannes habe ich es erzählt, er meinte auch, solche Prognosen könne niemand stellen und das wir meinem Mann nicht die Hoffnung nehmen sollten. Aber meine schwiegermutter hat mir bittere Vorwürfe gemacht, sie hätte sich wegen mir nicht verabschieden können und nichts unternehmen können, weil ich nichts gesagt habe. Dabei hat selbst mein Mann seinen Eltern nie alles über seinen zustand erzählt, immer sagte er ihnen keine Verschlechterung, es sei besser geworden, wenn mal wieder eine Behandlung nicht den erhofften erfolg brachte. Er wollte seinen Papa schützen, der bereits einen Herzinfarkt hatte und ich glaube, sich selbst auch wenig vor seiner Mutter. sie hat ihm in den vier Jahren nie Hoffnung gemacht, er mußte immer sie trösten oder sich rechtfertigen. Sein Arzt sei nicht der richtige, die Behandlung sei falsch, in der apothekerzeitung stand aber.... Wenn ich es ihnen gesagt hätte wäre es nicht im Sinn meines Mannes gewesen und sie hätten es nie vor ihm verbergen können. Papa versteht es und meint, ja er hätte bestimmt immer geweint, wenn er uns besucht hätte, aber seine Frau nicht. Sie hat ihren Sohn verloren und jetzt habe sie keine Zukunft mehr und was ist mit mir?? Sie hat wenigstens noch ihren Mann, ich habe nichts mehr, mein Mann ist weg, mein leben ist weg unsere Zukunft ist vorbei. Vielleicht bin ich ungerecht, aber ich kann jetzt nicht auch noch sie trösten und mich rechtfertigen.
    Ja, es geht mir wie dir, er fehlt mir so. Er fehlt mir im Alltag, ständig, ich will gar keine Urlaubsreisen usw. Ich will einfach unserer leben wieder, will ihn spüren, mit ihm lachen, will ihm wieder entgegenlaufen, wenn er von der Arbeit Heim kommt, will wieder seine Brösel auf dem Boden, mit ihm reden, mit ihm schweigen, zusammen lesen, fernsehen und und und, es oll wieder so sein wie früher will wieder ich sein, will mich auf etwas freuen können. Im Moment warte ich nur, warte das die Nacht um ist, warte das der Tag vorbeigeht, warte aber eigentlich auf nichts oder in Wirklichkeit nur darauf, dass dieser Alptraum vorbeigeht und er wieder da ist.
    Ich glaube auch, dass dein Mann dir diesen Traum geschickt hat, es ist sein Geschenk, dass du ihn spüren und küssen konntest, er will dir bestimmt helfen, weil es dir im Moment so schlecht geht. Ich habe bisher auch nicht an solche Sachen geglaubt, aber manches was geschied, da ist es fast noch schwieriger an Zufälle zu glauben. Ich hoffe, dass auch ich bald mit meinem Mann träumen kann.
    Alles liebe für dich
    Akelei

    Hallo,


    Ich wurde auch gleich nach meiner Geburt von meiner Mutter bei meinen großeltern zurückgelassen. Obwohl meine Großeltern schon ziemlich alt waren, habe sie mich sehr lieb gehabt, trotzdem hat mir als Kind und auch später immer meine Mutter gefehlt. Ich habe "normale" Familien" meiner Freundinnen gesehen und wollte auch eine junge Mutti. Ich hab dann die Schwester meiner Mutter, die mit ihren zwei Kindern in unserer Nähe wohnte, gefragt, ob ich Mutti zu ihr sagen dürfte. Als meine Oma als ich zwölf war qualvoll Zuhause an Krebs starb und ich sie zusammen mit opa pflegte, bis zum schluß, hätte ich mir auch eine Mutter gewunschen, die für mich da war. Als ich dann immer Angst hatte, Opa könne jetzt auch noch sterben und ich wäre ganz allein, kamen die fragen, warum hat sie mich verlassen, warum hat sie mir das angetan. Das Urvertrauen, das jedes Kind so dringend braucht, hat mir so gefehlt und fehlt mir heute noch. Ich hatte immer den Gedanken an mir muß etwas nicht stimmen, wenn sogar meine eigene Mutter mich nicht mag. Irgendwann hab ich dann angefangen sie zu hassen, wenn sie mich nicht will, will ich sie auch nicht. Konnte mir sogar einreden, sie ist mir egal.
    Vor vier Jahren, an dem Tag, als mein Mann nach seiner ersten Operation nach Hause kam, ich glücklich war, ihn wiederzuhaben, und dass er alles so gut überstanden hatte, bekam ich einen Anruf aus einer Klinik, meine Mutter sei gestorben, sie könnten mich erst jetzt informieren, da sie mich erst ausfindig machen konnten. Ich müßte mich um die Leiche kümmern, es eile. Sie war an der gleichen Krankheit gestorben, weswegen mein Mann gerade operiert worden war. Für mich ein zusätzlicher Schock.
    Ich konnte damals nicht um sie trauern, ich konnte nur denken, mußte sie mir das auch noch antun, die gleiche Krankheit und gestorben.
    Jetzt ist mein Mann seit drei wochen tot, auch er konnte trotz unsäglichem Kampf diese Krankheit nicht besiegen. Und zwischen der unerträglichen Trauer und Verzweiflung kommt jetzt auch die Trauer um meine Mutter, die ich nie richtig gekannt habe, auf. Sogar das Bedürfnis, in den letzten Stunden bei ihr gewesen zu sein. Ich hätte sie fragen können, warum hast du das getan, vielleicht hätte ich ihre gründe verstanden, vielleicht hätte ich ihr verziehen, vielleicht auch nicht. Ich weiß es wirklich nicht, aber es wäre meine Entscheidung gewesen und ich hätte nicht diese ungewißheit, diese offenen fragen.
    Deshalb denke ich, du solltest unbedingt versuchen, den Kontakt mit deiner Tochter aufzunehmen, nicht nur für dich, sondern für sie. Ich kann dir nicht sagen, wie sie sich entscheiden wird, genausowenig wie ich weiß, wie ich mich entschieden hätte. Aber du gibst ihr damit die Chance selbst zu entscheiden und wenn auch spät, das Gefühl, meiner Mutter liegt trotz allem etwas an mir, ich bin ihr doch wichtig. Vielleicht hilft es ihr in ihren jetzigen Situation.
    Ich wünsche es Euch
    Akelei

    Hallo Kathrin,


    Konntet ihr eine Lösung finden? Ich hoffe, die Sachbearbeiterin verständnis für deine situation.
    Es tut mir so leid für dich, dass du dich mitten in der Trauer und mitten in deinem Verlust auch noch dafür rechtfertigen mußt, dass es dir so schlecht geht.
    Kann dein Arzt dich nicht krankschreiben, dann bekommst du Krankengeld, und das zurecht, du bist doch krank vor Trauer,
    Ich Denk an dich und hoffe für dich
    Alles liebe
    Akelei

    Lieber Reinhold,


    Ich kann dich so gut verstehen. Es bricht über einen wie eine Urgewalt. All die Schutzwälle, die man versucht, leider nur versucht, hat, aufzubauen brechen auf einmal ein.
    Bei mir war es in der kleinen Landmetzgerei, zu der mein Mann und ich immer gefahren sind. Ich wollte dort für meinen schwiegerpapa seine Lieblingswurst kaufen und ihm eine kleine Freude machen, ihm geht es zur zeit so schlecht, er ist ein so gefühlvoller Mann wie mein Mann und schwiegermama ist im Moment so auf sich und ihren Kummer konzentriert, dass sie gar nicht sieht, wie er und ich Leiden. Hab mir gesagt, du schaffst das, du musst das schaffen, es wird noch viele Male geben, das erste mal allein. , Du kannst das nicht immer vermeiden. Ich war schon schweißgebadet, als ich dort ankam, bin erst mal im Auto sitzengeblieben, Urkraft zu sammeln. Dann hab ich mich hineingequält. Die nette ältere dame hinter der Theke begrüßte mich strahlend und sagte, ja wo ist denn ihr Mann heute, muß er arbeiten, sie wollen wohl was schönes kaufen, dass er ihnen kochen kann. Ich find es ja so schön, dass ihr Mann so gerne kocht, macht ja nicht jeder.
    Ich stand da, innerhalb von sekundenbruchteilen kamen die Erinnerungen: ich mit meinem Mann im Laden, mein Mann in der Küche Fröhlich kochen, sein gespannter Blick, wenn er mich fragte schmeckt es, sein stolzer Blick, wenn er ein neues rezept ausprobiert hatte, Auch sein enttäuschter Blick, wenn es mir einmal nicht so schmeckte, mein Mann in seinem Büro, wenn er sich freute, wenn ich ihn besuchte, unsere täglichen Telefonate in der Mittagspause, wie lieb er immer war.... Alles auf einmal in meinem Kopf, wie im Zeitraffer.
    Ich hab mich umgedreht und bin geflohen, nur noch weg, bin ins Auto, tränenüberströmt und losgefahren, nur weg. Mußte dann am Straßenrand anhalten und hab nur noch geheult. Irgendwie hab ich's dann nach Hause geschafft und den ganzen Abend geweint, ich war nur noch Schmerz. War wieder am Anfang, war wieder ganz unten.
    DIe nacht und der nächste Tag vergingen doch irgendwie, und der nächste wieder...
    Ich spüre, wir brauchen noch viel, viel kraft, um das durchzustehen.
    Diese kraft Wünsche ich uns beiden, von ganzem Herzen.
    Akelei

    Lieber Reinhold,


    Ja, ihr habt recht, das leben ist ungerecht und gnadenlos und diese nicht endende leere, dieses Gefühl, das das leben so wie es jetzt ist so sinnlos ist...


    Aber wir hatten etwas, was viele Menschen nie in ihrem leben wirklich erleben werden, diese tiefe unbegrenzte liebe. Das kann uns keiner nehmen.
    Wir wurden so sehr geliebt und wir haben so sehr geliebt. Im Moment leiden wir deshalb so tief. Ich hoffe so, das uns das aber irgendwann trösten wird.


    Alles Liebe
    Akelei

    Das war im April. Wir haben ganz normal weitergelebt, er ging wieder arbeiten, machte viel in seinem Garten, war voller Elan, plante, machte zukunftspläne. ich habe ihn nichts merken lasse, habe mit ihm geplant und gelacht. Nur nachts konnte ich nicht schlafen, habe immer diese Sätze de Ärztin gehört. Habe mir vorgestellt, wie es ist wenn der Tod ist, war zornig auf mich, du denkst ihn Tod, er ist noch da. Habe dann unseren Hausarzt ins Vertrauen gezogen, der meinte ich sei traumatisiert, aber er war auch der Meinung, Mann dürfe meinem Mann die Hoffnung nicht nehmen, kein Arzt könne wirklich eine genau Prognose stellen, hatte aber Angst, ob ich dass durchstehe. Ich hätte für meinen Mann alles durchgestanden. Vor sechs wochen dann die letzte Behandlung in der Klinik, er wollte gar nicht hin, sagte die würden ihn die letzte zeit so seltsam behandeln. Im würden sie seine Termine verschieben, als ob er gar nicht wichtig sei. Ich habe diese Ärzte wirklich gehaßt. Habe ihm dann gesagt, wir könnten ja versuchen, ob wir die Nächte Behandlung nicht auch in einem Krankenhaus in der Nähe machen lassen könnten. Zwei Tage nach diese behandlung bekam er hohes Fieber, unser Hausarzt hätte ihn am liebsten in die Klinik zurückgeschickt, aber mein Mann wollte auf keinen fall wieder dorthin. Er hat dann dreiwöchig Antibiotika bekommen, viel abgenommen, aber dann ging es wieder aufwärts. Auf Empfehlung unseres Arztes waren wir als es ihm wieder besser ging in einer Klinik für Naturmedizin. Drei tage. Die Ärzte dort glaubten sie könnten ihm helfen. Wir vereinbarten, dass sich dort einmal wöchentlich behandeln lassen würde. Er war so sicher, dass es funktionieren würde, auch ich habe wieder Hoffnung geschöpft. Er ging vollere Datendrang wieder arbeiten, war glücklich, wieder normal leben zu können. Ich war so sichere, das richtige getan zu haben. Ich dachte, wenn es doch schlimmer wird, kann ich es ihm immer noch sagen. Eine Woche später war er Tod. Kein Jahr, nur vier Monate.
    Jetzt habe ich wahnsinnige Schuldgefühle, hätte ich es ihm sagen sollen, war es betrug, wir haben uns immer die Wahrheit gesagt, hätte er es wissen wollen, hätte er seine letzte zeit anders verbracht, wenn er es gewußt hätte, ich lebe ihnnsomsehr, würde er mich noch lieben, wenn er von meinem betrug wüßte, ich kann ihn nie mehr fragen...
    Ich weiß einfach nicht weiter.
    Akelei
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    Hallo Ihr Lieben,
    Am Samstag war die Urnenbeisetzungich kann gar nicht sagen, wie es für mich war. Ich wollte das nicht, wollte nicht in Frieden abschied nehmen, wie der Pfarrer sagte, hätte am liebsten geschrien. Als wir dann an Grab waren und ich auf dem Kreuz seinen Namen las, konnte ich nicht glauben, dass das alles Realität war, hier war doch nicht mein Mann gemeint, das konnte doch nicht sein! Ich liebe ihn doch und er mich! Er hätte mich doch nie verlassen.
    Die nächsten Stunden, Tage waren ein tiefes Loch voller verzweiflung, Angst Sinnlosigkeit Lethargie , ich kann nicht mehr, ich will auch nicht mehr. Wozu auch.
    Irgendwann kamen auch fragen, schuldgefühle, hätte ich es sagen sollen. Ihn kann ich nicht mehr fragen, habe ich alles falsch gemacht. Manche, die jetzt Bescheid wissen, sagen ja, manche nein. Viele können mich nicht verstehen.
    Gestern Nacht habe ich mich hierhergeflüchtet, nur gelesen, konnte nicht schreiben, war so müde.
    Heute hat mich ein lieber Gruß hier etwas aus meiner Lethargie geholt. Danke! Vielleicht könnt ihr mir sagen, ob es richtig oder falsch war. Falls es überhaupt eine Antwort gibt.
    Ich fange am besten am Anfang an.
    Vor vier Jahren, einem Tag nach seinem Geburtstag, fünf Tage vor unserer thailandreise bekam mein Mann bei einer routinuntersuchung die Diagnose leberkrebs. Und dass obwohl er nie Alkohol getrunken hatte, außer im Urlaub mal ein Glas Wein. Uns zog es den Boden weg. 10 Tage später die operation in einer klinik 100 km entfernt von zu Hause. Er hatte solche angst vor der op. Habe mir die ersten drei Tage ein Hotelzimmer genommen, bin danach täglich zu ihm gefahren, hatte ja vier Wochen Urlaub. Nach der schweren ÖVP hat er sich erstaunlich schnell wieder erholt, lief, stieg Treppen wollte schnell wieder fit werden, wollte nach Hause. Er haßte schon immer Krankenhäuser. Ich war so stolz auf ihn. Die Ärzte Versicherten, sie hätten alles entfernen können. Sechs Wochen nach der op ging er schon wieder voll arbeiten, wir waren so glücklich, obwohl dir Angst im Hinterkopf blieb. Vier Monate später bei einer kontrollunteruchung wieder zwei Tumore. Nicht mehr operabel. Die einzige Chance, eine Transplantation, und das ich nur wenn es gelang, die Tumore klein zu halten und wenn keine metastasen auftraten. Ab einer bestimmten Größe wird nicht mehr transplantiert. Wir wollten ihn sofort, auf eine transplatationliste setzen lassen. Er mußte aber erst für zwei Wochen in die transplantationsklinik, viele Tests, ob er überhaupt in frage kommt, zwei Wochen Angst. Dass die Klinik ca. 150 km entfernt war, war natürlich auch ein Problem. Dann endlich die Mitteilung, wenn sich an seinem Zustand nichts ändert, wird er gelistet. Jetzt hieß es alle vier Wochen in die Klinik, tumorbehandlung um das Wachstum zu kontrollieren, Feststellung ob er auf der liste bleiben kann, alle vier Wochen wieder Angst. Immer erreichbar sein. In der zwischenzeit bauten wir das haus dass sich mein mann immer gewünscht hatte. Eineinhalb jahre später, wir wohnten gerade einen monat in unserem Haus, klingelten bei uns alle Telefone mitten in der nacht. Es war November, draußen tobte ein Schneesturm, am nächsten Tag blieben die schulen zu. Sie hatten ein Organ für ihn, wir sollten in spätestens 3 stunden in der klinik sein. In diesem moment brach mein tapferer Mann, der die letzten Jahre alles über sich ergehen ließ, um zu leben, zusammen. Er wollte nicht fahren, hatte Panik, schrie und weinte, er hatte Angst OP nicht zu überleben, obwohl es seine einzige Chance war. Der Arzt am Telefon sagte, wenn er nicht wolle bekäme der nächste auf der liste das Organ, er müsse sich gleich entscheiden. Ich habe den Arzt angefleht, wenigstens fünf Minuten zu warten, damit ich meinen Mann beruhigen und überzeugen konnte. Ich schaffte es und wir führen los. Wir kamen nachts um halb drei in der Klinik an, Untersuchungen, dann warten. Durch den starken Schneefall verzögere sich der Transport des Organs. Wir haben 17 Stunden gewartet, dann die Nachricht, die Leber sei zwar jetzt endlich am Flughafen Berlin, aber der flughafen sei eben geschlossen worden, kein Flugverkehr mehr wegen des Schnees. Die Leber werde jetzt in Berlin transplantiert, wir könnten wieder Heim. Unsere enttäuschung war grenzenlos. Gott sei dank kam 3 Wochen später erneut ein Anruf, wieder Schneesturm, wieder schulen zu, trotzdem rasten wir durch die nacht. Nach 14 Stunden warten, war die Leber da. Dann die endlosen 9 Stunden op. Jede Minute kam mir vor wie ein Tag. Mein Mann hatte dem Arzt gesagt, solle es kritisch werden, wolle er nochmal geweckt werden und sich von mir verabschieden. Dann endlich, die op war geglückt. Wieder warten, er war zwei Tage im künstlichen Koma. Dann wieder eine Schreckensnachricht, der Spender dem und dessen familie ich vom Herzen danke, war salmonellenträger, starke Antibiotika waren nötig, die das Risiko einer Abstoßung erhöhten. Mein Mann hat auch das überstanden. 5 Tage später, endlich die Entwarnung. Weihnachten und silvester in der klinik. Nach 5 Wochen klinikaufenthalt kam er endlich Heim. Jetzt hieß es aufpassen, er mußte ja immunsenkende mittel nehmen, damit die Leber nicht abgestoßen wird. Viele Vorsichtsmaßnahmen waren nötig, die kleinste Infektion könne am Anfang tödlich sein. Wir sagten uns immer, wenn das erste kritische Jahr vorbei ist, holen wir unseren thailandurlaub nach. Mein Mann und ich waren so gerne dort. Er war so optimistisch, ich hatte heimlich immer Angst. 3 Monate nach der op wieder ein Tumor in der neuen leber, die Ärzte meinten, vielleicht sei ein Rest des alten Tumors nicht ganz entfernt worden, wieder Operation, wieder vier Wochen Klinik. 2 Monate später ein Tumor in der nebenniere der auch entfernt werden mußte. Dann zwei neue Tumore in der Leber, die nicht operativ zu entfernen waren. Trotzdem hat mein Mann die Hoffnung nie aufgegeben, er wollte leben. Jetzt folgte eine Behandlung mit Radioaktivität um die Tumore zu zerstören. 6 Wochen später die Nachricht, kein Erfolg, eine andere behandlung wurde vorgeschlagen und durchgeführt. Mein Mann sagte, solange er hoffnung hat, kann er kämpfen. Nach diese behandlung, mein Mann lag noch im Krankenhaus 150 km von mir entfernt, am nächsten Tag sollte ich ihn abholen, rief ich dort seine Ärztin an, um mit ihr naturheilmittel abzusprechen, die unser Hausarzt ihm nach seiner Rückkehr geben wollte. Wegen der immunsupression musste alles abgesprochen werden. Dieses Telefonat werde ich nie vergessen. Die Ärztin meinte, eigentlich gäbe es nichts abzusprechen, als ich fragte, warum, sagte sie ich müsse doch wissen, dass mein Mann schwer krank sei, natürlich wußte ich das. Deswegen unterzog er sich doch allen Behandlungen, um wieder gesund zu werden.. Dann sagte sie, ihrer Meinung nach gäbe es keine Hoffnung mehr, die letzte Behandlung sei schon Palliativ gewesen. Ich fragte weiss er es, sie sagte nicht in letztere Konsequenz, nur dass es ernst sei. Sie wollte nur, dass ich als Angehörige Bescheid wüßte, um Vorkehrungen zu treffen. Ob und wie ich meinen mann informiere übeerlasse sie mir. Dann sagte sie noch, ach ja sie wollten doch nochmal nach Thailand, planen sie das unbedingt innerhalb eines Jahres. Ein Jahr!!! Wir wollten nicht nochmal nach Thailand, wir wollten dort seine Genesung feiern. Dann fragte sie noch, wie es mir jetzt ginge. Ich habe einfach aufgelegt. ich saß hier, das telefon noch in der Hand, mein Mann war 150 km entfernt, die Welt ging unter. Am Abend habe ich mit meinem Mann wie immer telefoniert, er freite sich so auf heimkommen und meinte, er habe diesmal ein echt gutes Gefühl. In dieser Nacht habe ich beschlossen, ich Sage es ihm nicht, ich werde es niemanden sagen, ich wollte ihm die Hoffnung nicht nehmen, ich wußte, wenn er es wüßte, würde er aufgeben. Am nächsten Tag bin ich zu ihm gefahren, wie weiß ich nicht mehr und habe ihn heimgeholt.
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