Liebe Gerlinde!
Es ist so gut, dass Ingrid an Dich geschrieben hat. Möglicherweise ist es für Dich von Bedeutung, mit einem Arzt zu sprechen.
Da ein Gang in dieses Spital für Dich ein Horror ist, warum versuchst Du es nicht telefonisch.
Du musst bestimmt, entgegen Deiner Art, hartnäckig bleiben und immer wieder anrufen. Aber so könnte es gehen.
Wenn Du wirklich einen Prozess gegen dieses Spital anstrebst, auch im Interesse anderer Patienten, solltest Du absolut sicher sein, dass gravierende Fehler gemacht wurden. Frage Dich, ob Du die nötige Neutralität und das Fachwissen dazu besitzt.
Du brauchst dann:
stichhaltige Argumente und Beweise
gute Nerven und eine starke Belastbarkeit
viel Zeit
einen engagierten Anwalt, der nicht nur die Eurozeichen in seinem Blick hast, sondern auch eine redliche Haltung besitzt.
einen Anwalt, der Dir ehrlich sagt, ob überhaupt Aussicht auf Erfolg besteht.
Was ich Dir nun schreibe, das liegt mir mehr am Herzen für Dich.
Das letzte Wort Deiner Mam war "heim".
Und nun machst Du Dir Vorwürfe. Leider.
Stelle Dir das wirklich einmal plastisch vor. Du nimmst Deine Mutti gegen den Rat der Fachleute mit in die Wohnung.
Du bist Laie. Selbst mit med. Unterstützung, hättest Du Deine Mam med. ausreichend und gut betreuen können???
Eine liebevolle Absicht reicht da nicht aus.
Deine Mam befand sich in einer Art Zwischenwelt.
Hätte sie in diesem Zustand durch die Gegend gekarrt werden sollen? Vergegenwärtige Dir das bitte mal bildlich.
Sanitäter am Krankenbett, und hopp, eins zwei drei auf die Transportliege. Ratternd durch die Spitalgänge.
Hinein in den Transportwagen, knall, peng! Der Lärm des Straßenverkehrs. Graz ist kein Kuhdorf. Oder?
Bei Euch angekommen. Raus aus dem Wagen, knall, peng! Dann in die Wohnung. Trapp, trapp, trapp.
Wäre es nicht eine Zumutung für Deine Mam in so einem Zwischenstadium gewesen???
Deine Mam war schon halb aus dieser Welt. Im einer Zwischenphase.
Vielleicht hat sie schon ein helles, allumfassendes Licht gesehen.
Wie können wir das ermessen und wissen!
Könnte es sein, dass das Wort HEIM auch eine andere Bedeutung für sie gehabt haben könnte?
Heim in die andere Dimension, heim zu ihren Eltern, heim zu Gott, heim zu ihrem Mann, Deinem Vater, heim….
Was würde Deine Mam heute zu Dir sagen? Denkbar wären sicher die folgenden Sätze.
Wäre es nicht Dank für Deine Liebe und Fürsorge? Für all die Jahre, nicht nur die letzten 12 Jahre.
Würde sie Dir nicht raten, Dich nun um Dich zu sorgen? Um Dein Wohlergehen! Deine Gesundheit!
Würde sie nicht meinen, Du solltest Dich jetzt um Dein Leben kümmern.
Dein Leben, in dem auch Platz für ein bissen Freude und Zerstreuungen ist.
Mit lieben Grüßen an Dich
Deine Kühlwalda
Falls Libelle noch liest, ganz liebe Grüße auch an Dich, Libelle!