Hallo meine Lieben!
Zunächst möchte ich mich nochmals bei Markus recht herzlich für die Vermittlung des Termins für das Trauerseminar bedanken.
Gestern war der letzte Tag. Ja, was soll ich sagen: Wir begannen wie immer damit, die letzten 14 Tage aufzuarbeiten und schließlich zogen wir Bilanz über die letzten Monate, das heißt, wir wurden gefragt, was uns von den einzelnen
Abenden in Erinnerung geblieben ist. Aufgefallen ist, das
mit der Zeit die Tränen bei allen von uns weniger wurden.
Weiters stellte vor allem ich fest, daß es schade ist, daß
nur genau die Hälfte durchgehalten hat. Die anderen 5 schafften es einfach nicht. Und ich muß sagen, es war alles andere als einfach. Es war eine Achterbahn der Gefühle, die sich wahrscheinlich kein Mensch vorstellen kann.
Ob mir das Seminar wirklich auf lange Sicht etwas gebracht hat, kann ich heute noch nicht sagen. Ich sagte zu Gerhard auch (und da war ich die einzige), daß ich es schade finde,
daß es vorbei ist, alle anderen waren froh, daß es sich gestern un den letzten Abend handelte. Wir haben jetzt Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und versprachen uns, in Kontakt zu bleiben.
Ich für mich selbst muß sagen, daß ich momentan nicht das
Gefühl habe, es hat mich sehr viel weiter gebracht. Aber das
hat wahrscheinlich auch andere Gründe. Muttis Jahrtag steht kurz bevor, ich könnte heute schon einen Heulkrampf kriegen, wenn ich nur daran denke und sonst geht es mir psychisch auch nicht gut. Der Rat, den mir Petra und Chris
unter dem Titel "vorletzter Abend im Trauerseminar" gegeben
haben, ist zwar nicht schlecht, aber ich kann ihn nicht ansprechen, denn er ist seit Tagen wie vom Erdboden verschluckt. Ich weiß weder, ob er krank ist, noch ob es ihm
sonst wie schlecht geht, noch sonst irgendetwas. Die einzige
Erklärung, die mir noch einfällt ist die, daß er aufgrund dessen, daß er ja am 3.3. zu arbeiten begonnen hat, auch kein Arbeitslosengeld mehr bekommt. Vielleicht steht er den ganzen Monat ohne Geld da - und daß man das nicht sagen will, das kann niemand besser verstehen als ich.
Aber vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, er taucht wieder auf und hat soviel Vertrauen, mir selbst das zu sagen. Ich weiß es nicht, ich sehe nur darin auch noch eine
Möglichkeit, warum er nicht mehr kommt. Irgendwie wäre das
für mich dann fast schon beruhigend, denn dann weiß ich wenigstens, daß nicht ich es bin, die Schuld hat. Und wenn
ich ihm einen Brief schreibe, und er mir aber nicht sagen will, was wirklich los ist, nützt das auch nicht viel.
Mir ist momentan jedenfalls mehr als schwer ums Herz, weil
viele Dinge zusammenkommen und ich auf der einen Seite immer noch gleich um Mutti trauere (zumindest an manchen Tagen), und ich auf der anderen Seite nicht weiß, was mit Andi los ist. Mir ist nur eines noch aufgefallen und darum
komme ich auf die Idee mit seinen Finanzen. Ich lud ihn, als
ich ihn am Montag das letzte Mal sah, auf einen Saft ein und
glaubte an seinem Gesichtsausdruck zu merken, wie froh er darüber war. Als ich ihn dann fragte, wie es ihm geht,
meinte er nur kurz angebunden "Danke Claudia es geht schon".
So das wär wieder mal ein Kurzbericht von einer Claudia, die
momentan "nicht besonders gut drauf ist." Ich umarme euch
ganz fest und bin so froh, daß es euch gibt.
Alles Liebe
Claudia