Ihr habt recht, Trauer ist keine Depression. Trotzdem ist es manchmal schwer zu unterscheiden, was ist Trauer und was Depression. Für mich besteht der Unterschied zwischen beiden in der absoluten Hoffnungslosigkeit der Depression und in der Kälte. Das ist auch der Grund, warum die Personifizierung meiner Depression die Eisprinzessin ist.
Bei mir fing es an als ich 16 oder 17 war, aber zu dieser Zeit war mir noch gar nicht klar, was da mit mir los ist, obwohl meine Mutter ja auch depressiv war. Es ist aber bei jedem anders und das Thema wurde bei uns zu Hause auch totgeschwiegen. Ich bin deswegen auch dafür, dass man den Kindern sagt was mit der Mutter oder dem Vater los ist, denn es gibt glaube ich nichts schlimmeres für ein Kind als zu spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, aber niemals eine Erklärung dafür zu bekommen. Ich habe mich als Kind immer schuldig gefühlt für die Krankheit meiner Mutter, besonders da sie nach ihren Suizidversuchen mir immer sagte, das sei meine Schuld, weil ich zu frech gewesen sei. Ich wollte immer sterben, weil ich tief in mir davon überzeugt war, dass ich kein Recht habe zu leben.
Als ich meinen geliebten Menschen kennen lernte, war ich sehr misstrauisch allen Menschen gegenüber. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich ihm wirklich vertrauen konnte. Ich hatte immer wieder depressive Schübe, die ich aber immer wieder in den Griff bekam, weil mein geliebter Mensch mir sehr geholfen hat. In der Zeit in der ich mit ihm zusammen war, war es aber niemals so schlimm wie vorher. Als er dann gehen musste, habe ich das, was da mit mir passierte für ganz normale Trauer gehalten. Bis es dann, auch durch meinen Chef, immer schlimmer wurde. Immer öfter tauchten Gedanken und Bilder von Suizid auf. Ich verlor immer mehr das Interesse an allem, es wurde immer kälter in mir drin. Ich glaube bis heute, dass es mein geliebter Mensch war, der mich dazu brachte mir Hilfe zu suchen.
Die Eisprinzessin war und ist ein Teil von mir, das ist gar nicht das Problem, das Problem ist eher, dass sie alles kontrollieren möchte, was ich sage, fühle und denke. Nicht ihre Existenz an sich ist das Problem, sondern ihre Macht.
AL Andrea