Beiträge von blaumeise

    Lieber Matthias,


    ich lese hier immer mit - mir fällt aber meistens nichts hilfreiches ein, was ich dir schreiben kann.


    Und ich weiß, was ich jetzt schreibe, wird dich zur Zeit kaum innerlich erreichen.


    Dennoch will ich dir folgenden Text zukommen lassen.


    Es ist ein Text, der mich immer wieder berührt. Leider weiß ich nicht, wer ihn verfasst hat. Ich habe ihn vor Jahren irgendwo abgeschrieben, ohne mir den Namen des Autors dazu zu schreiben.


    Dieser Text zieht mich an schlimmen Tagen immer wieder aus der Tiefe hoch obwohl es verdammt schwer ist, diesen Text auch in die Tat umzusetzen.


    "Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist

    aber du kannst lächeln, weil er gelebt hat.


    Du kannst die Augen schließen und beten daß er zurückkommen wird

    oder du kannst die Augen öffnen und sehen, was von ihm geblieben ist.


    Dein Herz kann leer sein, weil du ihn nicht mehr sehen kannst

    oder es ist voll Liebe, die er mit dir geteilt hat.


    Du kannst dem Morgen den Rücken kehren und im Gestern leben

    oder du kannst dankbar für das Morgen sein, eben weil du das Gestern gehabt hast.


    Du kannst immer nur daran denken, daß er nicht mehr da ist

    oder du kannst die Erinnerung pflegen und ihn in dir weiterleben lassen.


    Du kannst weinen und deinen Geist verschließen, leer sein und dich abwenden

    oder du kannst tun, was er sich sicher wünschen würde:


    Lächeln, die Augen öffnen, lieben und weitermachen. "

    Verfasser mir nicht bekannt)


    Dieser Text berührt mich immer wieder.

    und ach, er ist so verdammt schwer umzusetzen.


    Doch ich denke, es wäre/ist ein sinnvolles Fernziel.


    Zumindest ist es ein Ziel für mich.


    Ich versuche da langsam hineinzuwachsen. Die Betonung liegt auf langsam und ich werde es wahrscheinlich auch nur annähernd erreichen.

    Aber mich auf den Weg machen und auch auf diesem Weg zu bleiben, das will ich! Schon zu Ehren meiner lieben Verstorbenen, die das auch verdient haben.


    Ich will jeden Tag kämpfen, um dieses Ziel zu erreichen.

    Was dazu nötig sein wird ist Geduld, Geduld, Geduld, Hoffnung und Vertrauen.


    Matthias, ich wünsche dir, dass auch du

    irgendwann dies als eins deiner Ziele ansehen kannst:

    Weinen, dass deine Dorit gegangen ist und lächeln, dass sie gewesen ist.


    Ich respektiere und verstehe deine Gedanken und Wünsche Dorit bald zu folgen und dennoch:

    Bitte gib dich nicht auf. Zerstör dich nicht selbst.

    Niemand sieht in die Zukunft. Wer weiß, was das Leben dir noch bringt.... in einem Jahr, in 2 Jahren, in 10 Jahren... Vielleicht wird das Leben doch noch lebbar... nicht besser, .. . aber anders gut.

    Die Trauer ändert sich, Du änderst dich.


    Jetzt kannst du dir das alles verständlicherweise nicht vorstellen, willst es dir auch sicher nicht vorstellen wollen aber so viele "Alt"Trauernde erzählen davon. Sie erzählen, daß sich ihr Leben in eine gute Richtung verändert hat, dass es weitergehen kann, dass überleben möglich ist,.... und das sollte uns Hoffnung machen. Oder nicht?


    Und noch etwas, was mir am Herzen liegt.


    Bitte versuche auf deinem Trauerweg auch kleine Ruheinseln zu finden, um Kraft zu tanken.

    Ich habe den Eindruck, du überforderst dich zur Zeit, wirst immer ruheloser und gehetzter - das besorgt mich.


    Was könntest du tun, um dich zu beruhigen (ausser Tavor oder ähnliches zu schlucken)? Wie findest du zu innerer Ruhe?

    Ich kenne mich zwar mit Jenseitskontakten nicht aus, aber ich denke , mit einem "ruhigeren Geist" wirst du auch besser bzw leichter mit Dorit in "Kontakt" kommen können, sie wird es leichter haben, zu dir durchzudringen.


    Alles Liebe


    blaumeise, die dich sehr gut versteht in deinem Schmerz.

    Ihr Lieben da draußen,


    Heute tobt wieder in meinem Innern ein Wirbelsturm. Die unterschiedlichsten Gefühle werden aufgewirbelt.


    Klaus fehlt mir. Er war mein Fels in der Brandung. Hat zwar nicht viel gesagt - war aber für mich da. Sicher wäre er zur Zeit für mich eine große Stütze. Wie schon erzählt, waren wir nach der Trennngsphase die besten Freunde.

    Ich vermisse ihn schmerzlich.....

    Gerade in der Phase in der ich jetzt stecke. Ich glaube, er würde mich verstehen und mich mit all meinen widersprüchlichen Gefühlen annehmen.


    Im Moment mache ich mir sehr viele Gedanken. Ich denke Gedanken, die ich mir so lange nicht erlaubt habe. Erlebe Gefühle, die ich nie fühlen wollte bzw fühlen konnte.

    Derzeit bin ich gedanklich viel bei meiner Mutter und bei meinem Vater.


    Es ist so viel liegen geblieben was die Trauerarbeit bzgl. meiner Eltern betrifft. . Seit Jahrzehnten schleppe ich viel Ballast mit mir herum. Immer habe ich mich davor gedrückt, genauer hinzuschauen. Doch das war falsch, denn je mehr Zeit vergeht, umso schwieriger wird alles. Aber vielleicht war ich früher noch nicht stark genug, mich mit dem Suizid meiner Mutter auseinander zu setzen.


    Es gab ja sozusagen ein "Redeverbot". Es wurde alles tot-geschwiegen. Es wurde getan, als wäre nichts passiert.,als wäre es normal, dass von jetzt auf gleich, die Mutter weg ist. Spurlos verschwunden. Was solls.

    Es gab kein gemeinsames Trauern, kein gemeinsames in den Arm nehmen, keine Friedhofsbesuche.

    Weinen verboten!

    Was für eine kaputte Familie!


    Und was blieb mir als Kind anderes übrig, als mich zu fügen. Und so habe ich das Darüberreden "verlernt". Ich wurde sprach-los.



    Was mich so fertig macht:


    Meine Mutter hat mich einfach zurückgelassen - und zwar freiwillig . Sie hat mir dadurch das Gefühl gegeben, für sie völlig unwichtig zu sein. Jemand ohne Wert zu sein.


    Sie ging, ohne eine einzige Zeile hinterlassen zu haben. Still und heimlich hat sie sich in der Nacht fortgeschlichen.

    Sie hat sich radikal auslöschen wollen. Hat vorher alle Fotos, auf denen sie drauf war, zerstört. Es wurden im Wohnzimmer mehrere Fotoalben gefunden, daneben ganz viel Asche. Sie hat die Bilder verbrannt. Wie muss sie sich dabei gefühlt haben?!?

    Auch andere Erinnerungsstücke (wie z. B. ihre Uhr, Schmuck, alte Briefe...) hat sie vernichtet, jedenfalls wurden sie nie wieder gefunden.

    Nichts persönliches hat sie mir hinterlassen. Kein Andenken an sie. Das tut verdammt weh! War ich das nicht wert? Mir blieb nichts von ihr, jedenfalls nichts, was ich anschauen oder anfassen kann.


    Das macht mich traurig.

    Aber heute auch extrem wütend.


    Doch noch größer ist die Wut auf meinen Vater. Er ging "fremd", brachte seine Geliebte zu Lebzeiten meiner Mutter schon ins Haus. Warum hat er nicht ehrlich gehandelt und sich von meiner Mutter getrennt? Es war ja eine ernste Sache mit dieser Frau. Er hat sie Wochen später in unser Haus geholt und nach Beendigung des "Trauerjahres" sofort geheiratet. Mich hat er dann in "gute Hände" weggegeben,(mit der "neuen" Mutter klappte es nicht so) hat mich quasi ent-sorgt (sorry, empfinde es so)


    Sie hätten sich doch scheiden lassen können. Dann hätte ich zumindest noch beide Elternteile gehabt.


    Mama wählte ihre Art der Scheidung.


    Warum hat Mama mich nicht an die Hand genommen, ihren Mann verlassen und sich ein eigenes Leben aufgebaut? Das wäre zwar sehr schwer gewesen, aber sich selbst zu töten, ist ja auch nicht der allerleichteste Weg.


    Ich bin im Augenblick so wütend!


    Aber wütend mag ich mich nicht.Ich will mich so nicht sehen.


    Ich verabscheue Ausbrüche.


    Aber


    ich bin dennoch so schrecklich wütend auf dich, Mama.


    Ich bin wütend, weil du MIR das angetan hast.


    Ich bin wütend, weil du mich oft als Seelentröster/Partnerersatz missbraucht hast, während ich deine Hand haltend am Bett saß.


    Ich bin wütend, weil du mir oft Angst gemacht hast mit deinen Selbstmordandrohungen


    Ich bin wütend, weil du deine Versprechen, es doch nicht zu tun, nicht gehalten hast


    Ich bin wütend, weil du oft gesagt hast, ich sei der Nagel zu deinem Sarg, ich würde dich mal ins Grab bringen....( und das mit 11) und gleich darauf : du bist mein Ein und Alles.


    Ich bin wütend, weil ich dir nicht wert war, zu kämpfen.


    Ich bin wütend, weil du es DIR nicht wert warst, für Dich zu kämpfen.


    Ich bin wütend, weil du Dich selbst als so gering geachtet hast.


    Ich bin wütend, weil du dir nie Hilfe geholt hast


    Mama, weißt du, wie weh du mir all dem getan hast?


    Weißt du, welche Bürde du mir mit deinem "freiwilligen Gehen" aufgehalst hast?


    Weißt du, dass du mir damit meine Lebendigkeit genommen hast?


    meine Unschuld


    mein Lachen


    meine Unbeschwertheit


    mein Vertrauen in Menschen?


    Mein Vertrauen ins Leben


    meine Kindheit


    meine Sicherheit


    Mama, weißt du, wie schwer Schuldgfühle wiegen, auch wenn sie in Wirklichkeit nicht angebracht sind.?


    Mama, du bist gegangen. Freiwillig. Du hast eine Wahl getroffen. Wurdest frei!?!


    Ich hatte keine Wahl.

    Hast mir lebenslänglich aufgezwungen

    Lebenslänglich mit deinem Suizid zu leben.

    Mich lebenslänglich schuldig zu fühlen.

    Lebenslänglich mich zu schämen


    Als du die Eisenbahnschienen betreten hast, hast du mich mitgenommen, hast meine Seele mitgenommen.


    Ich bin so sauer.


    Und das ich jetzt wütend bin ist gut - glaube ich


    Und weißt du auch warum?


    Vorher war ich immer nur auf Mich wütend.

    Jetzt bin ich auf DICH wütend!!


    Mama, ich bin nicht schuld

    Ich gebe die Schuld an dich zurück. Jetzt ist sie endlich an der richtigen Stelle.


    Ob ich dir je verzeihen kann?


    Ich weiß es nicht.


    Ich möchte es können, aber ich weiß es nicht.


    Liebe Leser,

    sorry für diesen Ausbruch.


    Ich hoffe, einige hier verstehen mich.

    Es kann aber auch sein, dass ich Kritik für diesen Beitrag ernte und ich höre einige aufschreien: "wie kann sie nur so was schreiben"... Über Tote spricht man nur Gutes"... "Es geht doch um die Mutter, die so viel durchlitten hat"..."Jeder hat die Freiheit sein Leben zu beenden",... Die muss verzeihen können"..."nach so langer Zeit" u.s.w.


    Und ihr habt teilweise Recht.


    Ja, Mama konnte ihr schweres Leben nicht mehr ertragen, sah keinen Sinn mehr im Weiterleben. Ich denke, der Tod war eine Erlösung für sie. Das Leben war für sie eine Qual.

    Vom Kopf her kann ich das nachvollziehen, aber vom Herzen her nicht. Da fühle ich mich als Opfer. Könnt ihr das verstehen?


    Ja, Mama litt

    aber

    ich auch -

    ich litt damals auch durch den Suizid und leide heute noch daran.


    Mama hatte die Chance etwas zu ändern (zumindest bis zu einem Punkt, bevor sich alles verselbstständigte) -


    aber ich,


    das kleine 11jährige Mädchen


    hatte diese Chance nicht!


    Ich glaube, es macht für Hinterbliebene einen Unterschied, ob jemand sterben muss (unfall - oder krankheitsbedingt) oder ob er sich selbst tötet .



    Ach Mama, ich vermiss dich so sehr. Ich hätte dich so oft gebraucht.


    Ich bin wütend

    und doch

    liebe ich dich,

    bis zum Ende meiner Tage.

    Meine Liebe hört nie auf.


    Passt das zusammen?


    blaumeise


    Ich weiß jetzt nicht, ob ich auf Absenden drücken soll/darf


    Hol tief Luft und entscheide jetzt spontan

    Liebe bowie,


    als ich gesehen habe, dass es einen neuen Beitrag von dir gibt, habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe mich oft gefragt wie es dir inzwischen geht.


    Aber dann wurde ich sehr traurig.


    Es ist ganz schlimm, dass du jetzt auch noch deinen Hund verloren hast.Das tut ganz arg weh, denn er und deine Mama waren immer für dich da.


    Ich habe zwar keinen Hund aber 2 Katzen. Daher kann ich mir vorstellen, wie weh dir das tut.


    Liebe bowie, ich weiß, dass du keine Umarmungen magst. Dabei würde ich es gerne tun.


    Wer kümmert sich zur Zeit um dich? Wer wohnt bei dir?


    Alles Liebe

    blaumeise

    Liebe Luise,


    auch wenn ich zur Zeit wenig in Deinem thread schreibe, so denke ich doch oft an Dich und begleite Dich, eben "nur" lesend.


    Dein Schicksal berührt mich.


    Ich kann teilweise erahnen, wie Du Dich fühlst. Wie schwer alles für Dich ist.

    Deine Erkrankung und die damit verbundenen Einschränkungen, der Tod deines Mannes, das mit allem allein sein......


    Auch ich spüre das Alleinsein wie eine dunkle Wolke, die mich umhüllt. Dabei ist es völlig egal wie viele Menschen um mich sind, mir evtl. Trost zusprechen wollen...

    Ich fühle mich einsam und dieses Gefühl von "nun bin ich allein", "bin verlassen - allein gelassen" nimmt mir fast den Atem und ist immens schwer auszuhalten.


    Ich fühle mich von den anderen wie durch eine Glaswand getrennt. Ich sehe sie, höre sie aber sie erreichen mich nicht richtig.


    Einerseits sehne ich mich danach, mit ihnen verbunden zu sein. Andererseits verschließen ich mich, stoße sie von mir weg. Einerseits will ich tot sein. Andererseits will ich leben.


    Alles so widersprüchlich!


    Liebe Luise, ich möchte dir ein paar virtuelle Sonnenstrahlen schicken, die dich hoffentlich ein wenig erwärmen und den rabenschwarzen Tunnel, in dem du dich gerade zurechtfinden musst,

    etwas erleuchten.

    Mögen die Steine die auf deinem Weg liegen peu a peu kleiner werden.

    Das wünsche ich dir von ganzem Herzen.


    Ach, eben fällt mir ein Gespräch ein, das ich vor einigen Jahren mit einer Frau führte, die Monate zuvor ihren Mann verlor.

    Ich kann es nur sinngemäß wiedergeben. Wir sprachen über den Sinn bzw Unsinn des Weiterlebens nach dem Tod des liebsten Menschen. . Sie erzählte mir, dass sie, seit sie ihren Mann kennengelernt hatte immer Schön für ihn

    sein wollte. Irgendwann nach seinem Tod entschloss sie sich, Noch viel SCÖNER für Ihn zu werden. Noch schöner als je zuvor. Wie? Indem sie reifen wollte, , wachsen wollte, zufrieden leben wolle, ihre Fehler ablegen wolle.... Das alles, damit sie, wenn sie sich im Jenseits wieder begegnen, noch schöner sei als je zuvor. Sie wolle ihm als strahlende Schönheit gegenüber treten und nicht als verbitterte, verknöcherte Schachtel. Aber das ginge nur, wenn sie sich dem Leben nicht verweigere.,ja zum Leben sagen würde Trotz Allem. Doch um das zu erreichen, müsse sie ja noch ein Weilchen hier auf der Welt sein. Für dieses Ziel lohne es sich, noch zu bleiben und zu l. e. b. e. n.

    Diese Gedankengänge haben mich damals tief berührt.



    Komm, liebe Luise, lass uns für unsere Lieben weiterleben und :!: noch schöner werden. :!:


    Alles, alles Liebe


    blaumeise :24:

    Liebe Mirachen,


    habe gerade erst gelesen, dass dein Vater im KH ist.


    Schicke euch stärkende Gedanken. Ich glaube fest an die Kraft der Gedanken.


    Möget ihr gesegnet und beschützt ein.


    Alles Liebe


    blaumeise l:24:

    Liebe traurige Speedy,


    zuerst einmal will ich mich dafür bedanken, dass du mir geantwortet hast.


    Anscheinend habe ich mich sehr missverständlich ausgedrückt.

    Du schreibst:

    Zitat:"aber wer bist du, dass du dem jungen Mann Vorwürfe machst, dass er keinen andern Ausweg mehr gesehen hat."

    Ich mache ihm keinen Vorwurf. Ich selbst habe ja auch schon einen Suizidversuch unternommen, den ich nur haarscharf überlebte , weil ich "zufällig" rechtzeitig gefunden wurde. (obwohl das nicht zu erwarten war). Ich weiß daher zur Genüge, wie tiefschwarz es um ihn herum gewesen sein musste.!!

    Jahre später waren meine eigenen Suizid Gedanken so stark, dass ich mich von selbst in die Psychiatrie begab. Wie käme ich also dazu, ihm deswegen Vorwürfe zu machen???? Ich weiß, wie es sich in der Hölle schwerer Depressionen anfühlt. Glaube mir, so zum Spass habe ich mich nicht einer Elektroschockbehandlung als letzten Ausweg unterworfen.. . Ich erzählte in diesem Beitrag

    nur von meinen Gefühlen, die mich bei der Beerdigung überfluteten. Ich wurde anscheinend getriggert wie man so sagt. Es war so eine Art flashback.!!!

    Ich habe recht schnell gemerkt, dass das alles Nichts mit dem Verstorbenen zu tun hatte..!!! NUR Mit Mir SELBST:!:

    Aber auch DAS habe ich geschrieben.

    Liebe traurige Speedy, ich bin dir keineswegs böse, aber sehr verletzt hat mich dein Satz : "aber wer bist du, dass..."


    Ich habe zwar um ehrliche Rückmeldung gebeten, um Tritte in meinen Allerewertesten falls ich mich mal in meinen Gedanken etc vergaloppiere aber ich bat nicht um Abwertung meiner Person. Aber so empfinde ich das im Augenblick. (Vielleicht bin ich aber momentan nur zuuu empfindlich)

    Und das wollte ich dir einfach zurückmelden.


    Vielleicht liegt aber auch alles an den Sprachschwierigkeiten. Wie du sicher gelesen hast, ist Deutsch NICHT meine Muttersprache und da drückt man sich manchmal etwas missverständlich aus. (besonders wenn es emotional wird) Bitte sehe mir das nach. Aber da kann man nachfragen....


    Fühl dich umarmt und gedrückt


    blaumeise:24:

    Ich trag dich wie eine Wunde

    auf meiner Stirn, die

    sich nicht schließt.

    Sie schmerzt nicht immer

    und es fließt das Herz

    sich nicht daraus tot.

    Nur manchmal, bin ich plötzlich blind

    und spüre Blut im Mund.

    Gottfried Benn


    Ein liebes Hallo an all ihr Lieben, die ihr hier mitlest, <3


    Liebe Medina, Flora, Sonne, Isabel, Urania (das du dich hier gemeldet hast, hat mich ganz besonders gefreut) und alle, die mir ein "verstehe dich" geschickt habt:


    ihr alle habt mir Mut gemacht, mich weiterhin dem Thema "Suizid meiner Mutter" zu stellen und mich mit verschütt gegangenen, verdrängten Gefühlen auseinanderzusetzen

    Danke, dass ich hier schreiben darf, ohne meine Gedanken zensieren zu müssen. Danke für Verständnis und Akzeptanz.


    Es ist schön, dass es euch gibt. Ihr habt Recht, es ist eigentlich ganz egal, wie lange ein Trauerfall her ist. Schmerz bleibt Schmerz - und er wird erträglicher, wenn man ihn zeigen darf.


    Hier ist mit Sicherheit der beste Platz dafür - hier bei euch, die ihr alle auch mit großem Schmerz beladen seid und dennoch so liebevoll mit anderen umgeht....


    Heute fühle ich mich ein wenig besser.


    Gestern war ich für einige Stunden im Schwarzwald und bin mit dem Bus zu meiner heißgeliebten Waldkapelle gefahren. (ist für mich so was wie ein Kraftort). Dort habe ich Kerzen angezündet und auch euch und eure Lieben in mein Gebet miteingeschlossen. Anschließend wanderte ich sehr gemächlich zu einem kleinen See, gönnte mir ein köstliches Essen, umrundete den See (sehr kleiner See) und genoss anschließend noch Kaffee und 1 Stückchen Torte. ( wenn schon, denn schon 8o)


    Ein rundum gelungener Tag (mit heutigem Muskelkater ^^ ), an den ich wieder Kraft tanken konnte, wieder etwas ruhiger wurde und fähig war, meine Gedanken etwas zu ordnen.

    Ich war zwar allein unterwegs (habe keine Angst allein im Wald zu sein) und dennoch fühlte ich mich aufgehoben und geborgen. Natur hat immer solch eine Wirkung auf mich. Es heißt wahrscheinlich nicht umsonst "Mutter Natur" (weiß dieser Ausdruck wird normalerweise in einer anderen Bedeutung genutzt.)


    Auch heute war ein guter Tag.


    Ich konnte meine Beklemmung überwinden und die Eltern des jungen Mannes besuchen, der sich suizidierte. Es hat mich viel Kraft gekostet, mich zu überwinden und tatsächlich hinzugehen.Ganze 2 Mal bin ich um den Block gelaufen, bevor ich es endlich wagte, zu klingeln. Ich hatte solche Angst vor MEINEN Gefühlen und den Gefühlen der Eltern!... Tausend Ausreden nicht zu klingeln fielen mir ein....

    Aber ich habe es geschafft! und ich bin echt stolz auf mich.

    Wir haben sehr wenig geredet... Kaffee getrunken...

    Und das war in Ordnung so:!:

    Nicht ausgesprochene Worte können so viel sagen!!


    Später begleitete ich die Frau - auf ihren Wunsch hin - in den Supermarkt. Seit dem Tod ihres Sohnes war sie nicht mehr einkaufen, hatte alles Notwendige liefern lassen. Heute wollte sie es zum ersten Mal wieder probieren und hatte Angst. Es erforderte viel Mut,den Leuten - wie sie es nannte - "unter die Augen zu treten", den neugierigen, sensationslüsternen Blicken (wegen des Selbstmorde,ist halt ein kleines Dorf) standzuhalten. Es war nicht einfach für sie.

    Und sie hat es geschafft:!:Heute waren wir gemeinsam stark.


    Den Abend verbrachte ich, eingekuschelt in eine große Decke mit eine riesigen Tasse heiße Schokolade und meiner Lieblings CD. Bach! Ohne die Musik von Bach wäre mein Leben ärmer.


    Wie ihr seht, ist es mir gestern und heute gelungen, ein bisschen für mich zu sorgen und auf mich aufzupassen. Wie es morgen wird - wer weiß...


    Liebe Isabel,

    ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht, wieder professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Wartezeiten für Therapie/Beratung sind lang und ob ich in eine "normale", (sprich :hauptsächlich Neutrauernde) Trauergruppe passe, weiß ich nicht.

    Ich würde im Augenblick eine Gruppentherapie einer Einzeltherapie/Beratung vorziehen. Aber wie gesagt, die Wartelisten sind lang.


    Ich habe ja vor Jahren schon eine stationäre Traumatherapie gemacht - Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie PITT

    Ist dir Luise Reddemann ein Begriff? Auf sie fußt diese Therapieform.

    Es ist eine ressourcenorientierte Therapie, d. h. man lernt u.a mit den eigenen inneren Kraftquellen in Kontakt zu kommen. Der Focus liegt auf Stabilisierung, Stabilisierung, Stabilisierung und sich SELBST trösten lernen. Ich habe sehr viel in der Klinik gelernt und mit nach Hause genommen. Allerdings ist dann im Laufe der Jahre vieles wieder in der Versenkung verschwunden. Ich bin leider nicht am Ball geblieben.... hab so vieles vergessen bzw. einfach nicht mehr gemacht.


    Heute habe ich meine alten Ordner und Aufzeichnungen aus dieser Zeit wieder aus dem Keller geholt. (Warum habe ich sie eigentlich dorthin verbannt?....)

    Darunter ist "Dem inneren Kind begegnen", eine Hör-CD mit ressourcenorientierte Übungen. Ich fand diese CD als sehr hilfreich, habe sie mir oft angehört aber dann...

    Unter den Unterlagen finden sich viele Imaginationsübungen Achtsamkeitsübungen und andere Anregungen wie z. B. überflutende Gefühle in den Tresor zu packen und vieles mehr.

    Wie du siehst hätte ich viel "Handwerkszeug" , um mir zu helfen...


    In der Klinik kam ich auch in Berührung mit Qigong. Hat gut getan. Wäre ja wieder mal was.


    Oder wieder mal einfach nur in Farben schwelgen. Ich kann nicht malen aber das spielen mit den Farben in der Kunsttherapie hat riesigen Spaß gemacht.


    Seit ich die Ordner wieder hochgeholt habe, habe ich wieder Pläne. Doch mein innerer Schweinehund ist eher ein besonders groß gewachsener Ochse. ! und stur! und ich bin in letzter Zeit sooowas von antriebslos.....

    Aber, vielleicht....

    Du/Ihr könnt mir gerne diesbezüglichen und wieder mir in den Allerwertesten treten.... Das würde mich nicht stören, nein, das wünsche ich mir sogar ausdrücklich. Denn auch dafür ist ein Forum da.


    Ich will leben! Trotz allem! Trotz Erkrankung - trotz Trauer und Sehnsucht nach meinen Lieben - trotz vermeintlich unlösbarer Problemen.

    Ein Fünkchen Lebenswille ist noch/wieder da. Ein kleines Flämmchen zwar.... aber es ist da!


    Hallo Urania,

    von EMDR habe ich viel Gutes gehört. Ich behalte es mal als Möglichkeit im Hinterkopf.

    Danke, dass du mir geschrieben hast.


    Ich wünsche euch allen eine gute Nacht

    und morgen einen erträglichen Tag


    blaumeise

    :24:

    <3Lieber Uwe, <3


    erst heute habe das neue von dir eingestellte Bild Rosis gesehen.


    Wie du geschrieben hast, war bei dieser Aufnahme deine Rosi schon von ihrer schweren Krankheit gezeichnet. Trotzdem hatte sie eine wunderschöne Austrahlung Ich habe mir das Bild jetzt schon einige Male angeschaut - immer wieder scrolle ich hoch

    Sooo viel Wärme.... solch ausdrucksstarke Augen... auch ihr Humor lässt sich erahnen. Sie ist mir sehr sympathisch.


    Du warst wirklich gesegnet, Partner einer solchen Frau gewesen sein zu dürfen.

    Entschuldige bitte mein schlechtes Deutsch. Ich bin zur Zeit ziemlich durcheinander und wenn ich sehr emotional bin, dann sind die Sprachbarri

    eren sehr ausgeprägt. Ich finde dann für das was ich sagen will, einfach nicht die richtigen Worte bzw die Grammatik schlägt Kapriolen. Aber was solls- wir verstehen uns auch so, gell?


    Heute fahre wieder mal in den Schwarzwald. Werde meine geliebte Waldkapelle aufsuchen und dort für Rosi und meine Liebsten Kerzen anzünden und dabei natürlich auch an Dich denken.


    Was Du am Montag von Dir und Rosi erzählt hast, hat mich sehr berührt. Ich danke Dir dafür <3


    liebevolle Umarmung


    blaumeise :24:

    Hallo miteinander,


    sehr bedrückende und schwere Tage liegen hinter mir.

    Ich fühle mich so müde, so ausgelaugt und stehe ganz, ganz weit neben mir. Kann kaum einen klaren Gedanken fassen.


    Letzten Donnerstag war ich auf einer Beerdigung. Der Sohn einer Bekannten hat sich das Leben genommen. Seine Lebensgefährtin starb im Herbst 2019 an Bauchspeichelkrebs und er hat das alles nicht verkraftet. Zurück bleiben ein sehr pflegebedürftiger, schwer kranker Vater und eine ebenfalls kranke Mutter. Beide schwer getroffen von dem Suizid. Die Mutter ist am Grab fast zusammengebrochen. Als ich das bemerkte, wurde ich plötzlich so zornig auf den Verstorbenen (warum hat er daaas seinen alten Eltern angetan...?), Ich verspürte keinerlei Mitgefühl mehr mit ihm und hätte am allerliebsten meine Wut ganz laut herausgebrüllt. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass mein Zorn gar nicht ihm galt, sondern meiner Mutter.!


    Ich habe es auf dem Friedhof kaum ausgehalten, zitterte, fror erbärmlich und hatte das Bedürfnis einfach wegzurennen. Auch auf meinen verstorbenen Partner wurde ich irgendwie böse, denn er war ja auch nicht da, um mich aufzufangen. (ist ja seit einem Jahr auch tot). Ich bin aber dann doch geblieben - nicht aus Stärke sondern aus Feigheit, denn ich wollte nicht auffallen.... Zum sog. Leichenschmaus bin ich trotz Einladung nicht gegangen. Mir fehlte einfach die Kraft. Habe versprochen in den nächsten Tagen vorbei zu kommen, aber im Moment habe ich Angst, mein Versprechen nicht halten zu können. Fürchte mich irgendwie vor diesem Besuch... Ich will meinen Bekannten beistehen und gleichzeitig habe ich Angst etwas falsch zu machen. Dabei weiß ich, dass ich nichts falsch machen kann.. Trotzdem würde ich mich am liebsten vor dem Besuch drücken. So geht es wahrscheinlich den Menschen, denen wir vorhalten, uns nach dem Tod unserer Lieben im Stich zu lassen. Es schlagen 2 Seelen in ihrer Brust.


    Die Beerdigung hat mich sehr aufgewühlt und alte, vernarbte Wunden wurden wieder aufgerissen.


    Plötzlich wurde ich Jahrzehnte zurück katapultiert. Sah mich wieder als 11jähriges Mädchen. Damals hat sich meine Mutter umgebracht. Und am Donnerstag kam es mir so vor, als wäre gerade erst ein Tag vergangen, seit man sie gefunden hat und es mir gesagt wurde.

    Sie wurde gefunden, mitten auf der Bahnstrecke, vom Zug überrollt. Vorher hatte sie ihr Fahrrad noch sorgfältig abgestellt und abgeschlossen. Sie hat in der Nacht das Haus verlassen und ist mit ihrem Fahrrad außerhalb des Dorfes gefahren. Es gab kein Abschiedsbrief, keine Umarmung, kein "es tut mir leid" kein "denk dran, ich hab dich lieb"...Wortlos ist sie gegangen und hat auf so grausame Art und Weise alle Brücken hinter sich abgebrochen.


    So viele Jahre sind nun vorbei - da dürfte ich doch nicht mehr so reagieren? Oder doch?

    Ich dachte, ich hätte meiner Mutter verziehen. Warum bin ich jetzt so durcheinander, so zornig?

    Anscheinend habe ich alles doch noch nicht so richtig verarbeitet.


    Ich fühle ich mich so verloren, so heimatlos. Ich bin so erschrocken über die Heftigkeit meiner Gefühle. Ich habe das Gefühl, als wäre ich mitten in einem Tsunami.Komme einfach nicht klar mit mir.


    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich Jahrzehntelang nicht über die Art ihres Todes sprechen konnte. Erst durfte ich nicht, dann konnte ich es nicht. Ich war schon über 30 und schwanger, als ich Klaus davon erzählte. Vorher sagte ich jedem immer, meine Mutter wäre an einem Herzinfarkt verstorben...

    Jahrelang diese Lüge...! Aus Scham! Aus Schuldgfühlen heraus.! Mein Partner hat es von mir erst erfahren, als ich Panik schob, keine gute Mutter sein zu können.... meinem Kind ein unglückliches Leben zu bescheren,... es nicht lieben zu können.... ihm "Selbstmordgene" zu vererben...


    Ich bin damit aufgewachsen, dass Mama verschwiegen wurde. Nach der Beerdigung wurde nicht mehr von ihr gesprochen. Es war als hätte sie es nie gegeben. Ihr Tod war eine Schande für die Familie. (Suizid galt damals noch als Todsünde) Es gab keine Gedenktage, weder an ihrem Todestag, noch an ihrem Geburtstag. Es wurden keine Geschichten von ihr erzählt, Bilder wurden weggeräumt... Sie war von heute auf morgen weg...

    Ich war damals mit dem Schock, mit meiner Verzweiflung, dem Unverständnis, meiner Angst völlig allein... und meine Seele kämpft immer noch.

    Ich hätte so dringend Unterstützung gebraucht. Ich war doch erst 11 Jahre alt - ein Kind. Doch damals war "Selbstmord" ein Tabuthema. Dafür gab es keine Therapie, keine Trauer Begleiter, keine Bücher... und meine Verwandten waren wahrscheinlich selbst überfordert und hilflos. Manchmal denke ich auch, vielleicht wollten sie mich auch nur "schützen".,wollten nicht in der Wunde rühren.. Viel geredet wurde eh nicht in meiner Familie, über Gefühle schon gar nicht und gezeigt wurden sie schon zweimal nicht.

    Im Dorf wurde getuschelt und jeder Gang durchs Dorf wurde zu einem Spießrutenlauf (zumindest empfand ich es so). Vor allem die Reaktionen meiner Schulkameraden waren verletzend. So sprachen sie von der "kilometerlangen Leich",die gefunden wurde, von "alles Matsch", "Mus" (um nur ein Beispiel zu nennen). Kinder können grausam sein und ich konnte niemanden davon erzählen und mich anvertrauen. Damals habe ich gelernt, alles mit mir selbst auszumachen.

    Daher war ich nicht gerade unfroh als mein Vater mich bald darauf innerhalb der Verwandtschaft weiterreichte und seine Geliebte (sie war es schon während der Ehe) zu sich ins Haus nahm. Irgendwann kam ich dann in eine Pflegefamilie. Dort fand ich die besten Eltern, die man finden kann.


    Aber sie konnten mir auch nichts von Mama erzählen, sie kannten sie ja nicht.


    Ich kann auch niemanden mehr fragen wie sie war. Alle Personen, die sie kannten, sind tot. Es fehlt mir ein grosser Teil meiner Wurzeln.


    Es ist schlimm, dass ich kaum Erinnerungen an Mama habe - zumindest keine frohe, glückliche Erinnerungen. Ich sehe sie immer im Bett liegend, entweder vor sich hinstarrend oder weinend. Meistens vor sich hinstarrend. Ich saß oft an ihrem Bett und hielt ihre Hand und hatte Angst.... Ich wollte immer alles richtig machen, war ein liebes, braves Mädchen, das keine Widerworte gab. Sehr lange glaubte ich nach ihremTod, nicht lieb genug gewesen zu sein und dass sie

    mit einer "bräveren Tochter" nicht hätte sterben wollen, sondern weiterleben wollen.

    Noch heute fühle ich mich oft nicht wert genug, nicht gut genug, , denn Ich war es nicht wert, dass Mama

    sich für das Leben und für mich entschieden hat. Lieber wollte sie sterben...


    Nach ihrem Tod habe ich meine Trauer tief in mir vergraben.


    Im Laufe der Jahre habe ich alles dafür getan, mich selbst zu zerstören und mich zu bestrafen.

    Unter anderemllll fraß ich im wahrsten Sinne des Wortes alles in mich hinein. (Gefühle, Lebensmittel... )Auch die Hölle der schweren lDepressionen habe ich kennengelernt.


    Vor 10 Jahren kam ich dann in eine Klinik. Dort begann ich mich zum ersten Mal mit dem Suizid auseinanderzusetzen., weinte zum allerersten mal um meine Mutter.Daraufhin ging es mir einige Jahre besser und dann schlug die Depression wieder hammerhart zu. Alle Medis halfen nicht, ich hatte zwanghafte Suizidgedanken. Es war so schlimm, dass ich mich selbst in die Psychiatrie einliefern ließ. Danach kam ich dann für längere Zeit in eine psychosomatische Klinik. Eine Elektroschocktherapie half mir dann aus dieser Depression.

    Seit dieser Zeit habe ich keine Suizidgedanken mehr. Im Gegenteil. Trotz schwerer Erkrankung möchte ich leben. Sehe das Leben als das kostbarste Geschenk an, das wir bekommen können,!!

    Es gibt für alles eine Lösung. Sei sie noch so versteckt und wir sie mühsam und unter Schmerzen finden müssen. Auch wenn der Weg dazu sehr, sehr hart ist, Ängste auslöst...


    Ich habe in einer Schublade das Bild eines Emus. Das Tier kann angeblich nicht rückwärts laufen - sinnbildlich gesehen:es muss es immer in die Zukunft sehen. Das Bild anzusehen hilft mir oft.


    Doch momentan hilft es nicht.


    Ich bin so durcheinander. Bin so böse auf Mama und gleichzeitig schäme ich mich für dieses Gefühl.


    Wut, Trauer, Enttäuschung - alles ist ineinander verknuddelt und ich kann nichts entwirren.


    Ein absolutes Gefühlschaos.


    Es ist nicht der Tod meiner Mutter der mich quält, sondern die Art und Weise. Sich einfach aus der Verantwortung zu ziehen. Keine Hilfe zu suchen, sich nicht helfen zu lassen.


    Wer so etwas nicht selbst durchgemacht hat, hat keine Ahnung, wie es sich anfühlt, für den Rest des Lebens damit klar kommen zu müssen, dass man für den geliebten Menschen nicht Wert genug gewesen war, sich dem Leben zu stellen.


    Stirbt jemand durch Krankheit bzw Unfall dann kann man sich damit trösten, dass der geliebte Mensch uns nicht freiwillig verlassen hat, dass er bei uns bleiben wollte Aber bei Suizid? Da hatte der Tote es noch in der Hand. Er hat den Tod vorgezogen.. nicht uns.


    Mama, ich bin so verletzt, so wütend.


    Dabei dürfte ich das nicht.

    Ich müsste dich verstehen, dir verzeihen. denn ich habe ja auch einen Suizidversuch hinter mir.Damals dachte ich, ich täte das Beste für meine Familie. Dachte, wenn es mich nicht mehr gibt wäre alles gut. Niemand müsste mehr wegen mir leiden. Die Kinder bekämen dann irgendwann eine bessere Mutter...


    Vielleicht hast auch Du so gedacht!

    Ich weiss ja sehr gut, welch verworrenen Gedanken die Depression einem einflüstert. Wie hilflos man zeitweise diesen Gedanken ausgeliefert ist.


    Ich hätte daher allen Grund dir zu verzeihen. Aber warum kann ich das nicht? Warum bin ich so wüend?

    Warum messe ich mit zweierlei Maß?


    Ich merke, dass das Thema "Suizid meiner Mutter" noch lange nicht zu Ende ist.

    Aber darf ich das hier thematisieren, es ist doch schon jahrzehntelang her.


    Sorry für die verworrenen Zeilen


    blaumeise :24:total durcheinander

    Ich habe dir nicht oft genug gezeigt,

    dass ich dich liebe.

    Nun schreie, sage, flüsterte und bete ich es,

    als könne meine Liebe auf Lichtflügeln dich erreichen.


    Ich lasse sie dir hinterher fliegen und ahne,

    dass sie ohne wärmende Hände, einem gestutzten Vogel gleicht.


    In leisen Minuten höre ich deine Antwort:

    Verteile sie an die Lebenden

    zu meinem Gedenken.

    Renate Salzbrenner

    Lieber Kitesurfer,


    Es tut mir furchtbar leid.

    Was du gerade erlebst ist der reinste Horror.

    Du hast einen kolossal schweren Rucksack zu tragen und deine Mutter bürdet dir einen zweiten, kaum zu tragenden, Rucksack auf. Und egal was du tust, es ist - für dein Gefühl - verkehrt. Du sitzt quasi gesagt in der Falle. Grenzt du dich von deiner Mutter ab und weißt sie in ihre Schranken, dann fühlst du dich sicherlich hartherzig, verantwortungslos, als schlechter Sohn. Gehst du auf deine Mutter ein - so wie sie es will - dann wirst du über kurz oder lang , zusammenbrechen, krank werden und ihr gar nicht mehr helfen können. Dann fühlst

    du dich auch beschixxxen...


    Deine Mutter und du - ihr seid beide in einer extrem schlimmen Stresssituationen. Ihr beide trauert und sie klammert sich ängstlich an dich. Sie ist in einer Ausnahmesituation.


    Kann ich gut verstehen. Ich bin auch Mutter und muss ganz arg aufpassen, mich nicht an meine Kinder zu klammern, ihnen meinen Kummer aufzuladen und sie in meiner Trauer emotional zu "missbrauchen".Das fällt mir an manchen Tagen sehr schwer. Aber sie können weder mein Leben leben noch ihren verstorbenen Vater ersetzen.


    Was für meine Kinder gilt, gilt auch für dich!

    Du bist nicht nur Sohn. Du

    hast dein eigenes Leben und du bist vor allem für Dich selbst verantwortlich. Deine Mutter ist für sich verantwortlich. Punkt.


    Dass du für sie da bist, hast du ihr bisher genug bewiesen und wenn sie das nicht einsieht, ist das ihre Sache. Darauf hast du keinen Einfluß - egal wie gut du ihr zuredest. Egal was du tust - für sie wird es immer nicht genug sein.


    Lass dich nicht manipulieren - hart ausgedrückt - erpressen. Was deine Mutter gerade macht, ist Erpressung und grenzt fast an Terror. Bitte entschuldige die harten Worte, aber das ist meine Sichtweise.


    Die Frage ist: wie weit muss man sich von dem seelischen Zustand eines Angehörigen vereinnahmen lassen?


    Anscheinend weigert sich deine Mutter beharrlich Hilfe von einer anderen Stelle zu holen, ist auch zu nichts zu motivieren und macht dir Angst und bange.

    Irgendwie bekommt sie dadurch auch viel Zuwendung von dir (durch deine Versuche sie zu trösten, sie liebevoll "auf die Beine" zu bringen etc). Sie wird sozusagen für ihr Verhalten "belohnt". Warum sollte sie was ändern?


    Es gibt keine einfache Lösung. Du steckst, was deine Mutter betrifft, in einer Zwickmühle.

    Vielleicht wäre es gut, eine Beratungsstelle aufzusuchen oder eine Selbsthilfegruppe. Irgendeine Einrichtung, wo man dir akut helfen kann. Bei der Telefonseelsorge, oder einer psychiatrischen Klinik kann man dir sicherlich Kontaktadressen nennen. Du musst da nicht alleine durch.

    Es ist wichtig, dass du dir professionelle Hilfe suchst.


    Sei in erster Linie fürsorglich dir selbst gegenüber. Es ist ein Akt der Notwehr, wenn du dich jetzt abgrenzt. Du musst dich schützen.


    Leider kann ich dir nicht besser helfen.


    Ich wünsche dir die Kraft und den Mut, zwischen dir und den Interessen deiner Mutter abzuwägen und dabei keine Schuldgfühle zu entwickeln.


    So wie ich dich hier erlebe, bist du ein guter Sohn.


    Alles Liebe

    blaumeise :24:

    <3 Liebe, liebe Kornblume, <3


    bitte bleibe hier.


    Ich bin fest davon überzeugt, dass Kitesurfer deinen Beitrag richtig einordnet! - als Liebeserklärung an deine Mutter.

    Ich denke (hoffe), dass deine Gefühle, ihn nicht in Zweifel stürzen und er sehr wohl zu differenzieren weiß.

    Bitte, handle nicht überstürzt.... Du bist hier sehr wichtig (zumindest für mich) und deine Beiträge haben mich oft aus meinem Loch geholt.


    Lieber Kitesurfer,

    Werde dir später noch schreiben.


    Euch beiden alles Liebe


    blaumeise :24:

    Als ich mein Trauerkleid anlegte,

    tröstete man mich.


    Warte, bald trägst du wieder rot.


    Ich kaufte mir ein Blaues und Rotes und Goldgelbes.

    Zog es über das Schwarz,

    das mir anwuchs wie eine zweite Haut.


    Siehst du, hörte ich sie sagen,

    es geht schon wieder.

    Die Zeit heilt eben alles.


    Ab und zu stiehlt sich ein Loch in das Bunt,

    lässt einen Blick zu auf das schwarze Darunter.

    Wohlmeinende nähenes rasch wieder zu.


    Wieviel ehrlicher wäre es mit den Löchern.

    Renate Salzbrenner



    Danke, dass hier bei euch mein buntes Kleid Löcher haben darf. <3


    Alles Liebe für euch


    blaumeise :24: