Beiträge von blaumeise

    Neben Hilde Domin ist Mascha Kaléko eine meiner Lieblingsdichterinnen


    Hier ihr Gedicht:

    An meinen Schutzengel


    Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer

    Der Engel aus dem himmlischen Quartett,

    Das einstmals, als ich kleiner war und reiner,

    Allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.


    Wie du auch heißt - seit vielen Jahren schon

    Hälst du die Schwingen über mich gebreitet

    Und hast, der Toren guter Schutzpatron,

    Durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.


    Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät

    Das Einmaleins der Lebensschule lernte.

    Und meine Saat, mit Bangen ausgesät,

    Ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.


    Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.

    Verzeih mir noch die eine - letzte Bitte.

    Erstrecke Deine himmlische Geduld

    Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.


    Er ist mein Sohn. Das heißt: er ist gefährdet.

    Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.

    Und füg es, daß mein liebes schwarzes Schaf

    Sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.


    Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.

    Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.

    Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,

    Magst du bei mir auch nach dem Rechten

    sehen

    Mascha Kaléko

    Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen

    sich tiefer und tiefer ins Herz hiein

    Und während Tage und Jahre verstreichen,

    werden sie Stein.


    Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre

    Sie scheinen zeronnen wie Schaum.

    Doch Du spürst ihre lastende Schwere

    Bis in den Traum.


    Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,

    Die Welt wird ein Blütenmeer.

    Aber in meinem Herzen ist eine Stelle

    Die blüht nicht mehr.

    Ricarda Huch

    An alle Lieben, die mir in den letzten Tagen geschrieben haben:

    euren Worten ist nichts hinzuzufügen.


    :2:

    Ihr habt so was von recht.



    Jetzt kleiner Themenwechsel:


    Rezept fürs neue Jahr:


    Man nehme 12 Monate,

    putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst

    zerlege jeden Monat in 30 Teile oder 31 Teile,

    so dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.

    Es wird jeden Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor.

    Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,

    einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.

    Dann wird die Masse reichlich mit Liebe übergossen.

    Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen

    kleiner Aufmerksamkeiten

    und serviere es täglich mit Heiterkeit.

    Wird der Mutter von Goethe, Katharina Elisabeth von Goethe (1731 - 1808) zugeschrieben


    Eine kluge und weise Frau wie ich finde.!!



    Ich wünsche euch allen, dass ihr im neuen Jahr Licht, Hoffnung, Zuversicht, Kraft finden könnt.

    Dass ihr, trotz unermessliche Trauer, etwas Trost, etwas Leichtigkeit und etwas Freude finden könnt...zumindest für einige Momente

    und dass diese Momente immer länger andauern werden.


    Ich wünsche jedem Einzelnen, dass Neues sein darf!!!


    Eure blaumeise :24:


    bleibt gesund oder werdet bald gesund oder kommt mit euren Gebrechen halbwegs klar


    <3<3<3




    Muss mich jetzt kurz abreagieren.


    Vor 15 Min. geschehen:


    ich habe es körperlich gepackt mal den Müll hinauszutragen...


    eine zufällig vorbeigehende Bekannte sprach mich an und meinte:


    "Na, duuuu hast aber abgenommen!

    Beneidenswert.

    Da biste aber sicher froh.

    Steht dir gut.

    Ich wäre froh, ich könnte das... aber ich kann Diät halten, so viel ich will, ich nehm einfach nix ab."


    Diese Frau weiß um meine Erkrankung... weiß um meine Chemos etc.!!!!!


    Hab keine weiteren Worte.


    Ich weiß, hat nichts mit dem Thema Trauer zu tun aber mit

    Sprüche ,die die Welt nicht braucht.


    Konnte nur schlucken... bin in meine Wohnung zurückgeschlichen und habe eine Gröte im Hals....


    Warum bin ich dieser Frau nicht an den Hals gesprungen und habe statt dessen freundlich gelächelt und mich mit ihr über Diäten unterhalten.


    Bin so doooof. Oder devot?


    blaumeise:24:

    die jetzt an der falschen Stelle ihren Frust raus lässt. Sorry

    Lieber Max,


    vielen Dank für deine Rückmeldung.


    Es tut mir im Augenblick so gut, zu lesen, dass meine Beiträge dir helfen.


    Ich empfinde mich nämlich zur Zeit gar nicht hilfreich für andere.


    Dir alles alles Liebe


    blaumeise :24:

    Liebe Karin,


    Danke für dein Resümee.


    Es macht Mut - zumindest mir.


    Du bist eine bemerkenswerte Frau - und sehr klug.


    und du bist mit deinen aufbauenden Worten eine wichtige Stütze für uns Trauernde.


    Dir nur das Beste


    blaumeise :24:


    Konversation folgt in den nächsten Tagen... finde momentan nicht die treffenden Worte, für das was ich schreiben will

    Liebe Nadine,


    Neuer Versuch.


    Dein Schmerz und deine Verzweiflung ist so spürbar.


    Es ist jetzt gerade "erst" einen Monat her, dass dein Stefan ermordet wurde.


    1 Monat... das ist keine Zeit.!


    Da kann niemand schon in den Alltag zurückfinden, da geht niemand zur "Tagesordnung" über.


    Ich glaube, du erwartest zu viel von dir.


    Alles was du jetzt fühlst, all deine Reaktionen sind normale Reaktionen auf ein nicht normales Ereignis.


    Nimm dir Zeit!!!


    Erwarte nicht so viel von dir. Vor allem keine Wunder.


    Mach dich nicht fertig, weil du noch nicht alles auf die Reihe bekommst.


    Du bist noch ganz am Anfang deiner Trauer und des Verarbeitungsweges.


    Eigentlich stehst du zur Zeit noch unter Schock.


    Das ist eine ganz, ganz schwierige und schlimme Zeit die du gerade duchmachst.


    Du brauchst sonst nichts zu tun. Es reicht, wenn du sie durchstehst.

    .

    Die Trauer, der Schmerz, die Leere, die Verzweiflung, die Ohnmacht, die Angst ist schwer auszuhalten aber da musst du durch.

    Und da kommst du auch durch.!


    Da bin ich stellvertretend für dich zuversichtlich.!


    Es ist so schwer.

    So unheimlich schwer

    Man weiß nicht ein noch aus.


    Ich weiß das liebe Nadine.


    Ich habe das ja auch selbst erlebt.


    Meine Mutter starb ja auch einen gewaltsamen Tod. Die Gewalt erschwert die Trauer um einiges.


    Ich selbst habe in meiner Kind - und Jugendzeit über Jahre hinweg viel Gewalt erlebt...konnte erst viele Jahre später darüber sprechen. verschloß alles tief in mir.

    Und weil ich erst spät Hilfe suchte, entwickelte ich fatale Folgeschäden die mich sehr krank werden ließen.


    Erst eine jahrelange Traumatherapie (Diagnose:, komplexe PTSD, posttraumatische Belastungsstörung) half mir wieder Fuß zu fassen und ins Leben zurückzufinden


    Wie gesagt, die Therapie hat mir sehr geholfen.


    Es wurde allerdings nur ganz allmählich Licht um mich.


    Alles in allem hat die Therapie fast 10 Jahre gedauert (war dem sich über lange Jahre hinziehendem Trauma und den dementsprechenden Folgeschäden geschuldet)

    und es war kein Honigschlecken.


    Manchmal schwappt immer noch eine riesige Flutwelle über mich, aber ich werde nicht mehr ganz fortgerissen von Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit.

    Ein Stückchen von mir ist wieder auf festem Boden verankert und dieses Stückchen Boden wird immer größer (was das Trauma betrifft.)


    Ich kann die Vergangenheit nicht auslöschen aber ich kann inzwischen akzeptieren, dass ich sie so erlebt habe.


    Irgendwann findet man sich an einem Scheideweg. Entweder wählt man den Weg des Überlebens oder den Weg nach unten.


    Ich bin stolz, dass ich das Leben wählte und nicht den Tod aus eigener Hand.

    Der Weg war mühsam, hat sich aber gelohnt.


    Ich habe oft an Selbstmord gedacht.

    Einmal habe ich es sogar versucht und wurde auf der Intensivstation wach. Jahre später habe ich mich selbst wegen akuter Suizidalität selbst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Und das war gut so!


    Damals waren diese Gedanken sehr übermächtig.

    Die Gedanken über das Wie, Wo und Wann wurden sehr konkret und es fehlte nicht mehr viel, um das auch umzusetzen.


    Ich sah damals keinen einzigen Grund mehr, weiterzumachen, keinen Grund mehr durchzuhalten. fühlte mich nicht berechtigt zu leben.


    Ich schreibe das jetzt, weil du auch

    über solche Gedanken Sterbegedanken schreibst. Ich kann mich, - glaube ich - da sehr in dich ein fühlen.


    Der Wunsch nachzusterben gehört auch zur Trauer.

    Zumindest für ganz viele Trauernde.


    Man möchte aussteigen, alles hinter sich lassen und wieder mit dem geliebten Menschen zusammen sein.


    Dieser Wunsch, diese Gedanken ist völlig normal und es ist wichtig, dass du sie und die damit verbundenen Gefühle nicht verleugnet.


    Aber es ist ganz wichtig, dass du ihnen nicht nach gibst, nicht danach HANDELST


    Such dir, wenn "es "übermächtig wird professionelle Hilfe.


    Ich hatte zu manchen Zeiten regelrecht eine Standleitung zur Telefonseelsorge. Wenn du dich bei dem Gegenüber nicht ernstgenommen fühlst, dann leg auf und rufe nochmal an. Es wird höchstwahrscheinlich eine andere Person am Telefon sein, die vielleicht "besser" für dich ist.

    Such einfach weiter,bis du den richtigen Gesprächspartner findest. Gib nicht auf mit der Suche.


    Wenn du dich so schlecht fühlst, dass du sterben möchtest, kannst du dir nur ganz schwer vorstellen, dass du je anders fühlen kannst und wirst.

    Doch das ist ein Trugschluß.


    Du kannst das!!!


    Die Gefühle (allgemein Gefühle) gehen vorbei.


    Du glaubst zwar, sie überwältigen dich, sie sind absolut unerträglich...


    Aber du kannst lernen sie auszuhalten.


    Du kannst lernen zuzulassen, dass die Gedanken dich nicht zerstören.


    Gib dir, gib dem Leben eine Chance.


    Die Entscheidung aufgeben zu wollen, kannst du immer noch treffen, aber schöpfe erst alle Möglichkeiten, die du finden kannst, aus.


    Du bist kreativ genug.


    Der Weg ist gangbar.


    Er ist hart... aber Suizid ist auch hart.


    Und Suizid ist nicht mehr rückgängig zu machen.


    Gefühle kommen und gehen.

    Sie verändern sich ständig.

    In einem Augenblick ist man verzweifelt, im anderen wieder hoffnungsvoll. In einem wütend und im anderen traurig.


    Doch der Tod durch Selbstmord ändert sich nicht mehr... er ist unumkehrbar.


    Vielleicht würde man es am nächsten Tag

    nicht mehr tun... vielleicht wäre dann das Leben wieder erträglich, wieder lebbar,

    man hätte man eine andere Sichtweise.....


    Das Chaos der Gefühle wird irgendwann zu Ende sein.


    Nicht heute, nicht morgen aber vielleicht in ein paar Jahren...


    Du machst neue Erfahrungen, du änderst dich mit der Zeit..... Vertraue einfach darauf... auf die Zeit.


    Schon Laotse sagte: das einzig Unveränderlich ist die Veränderung"


    Und das ist richtig. Nichts bleibt, wie es ist.


    Dieser Gedanke hat mich schon über viele schwere Stunden getragen.


    Heute bin ich voller Dankbarkeit, dass ich meinen Selbstmordversuch überlebt habe, dass ich diesen Impulsen nicht nachgegeben habe und das die zwanghaften Suizidgedanken von 2017/2018 verschwunden sind.


    Ich bin froh zu leben, froh atmen zu können... einfach da zu sein!!!

    Und das trotz der im Augenblick sehr widrigen Umstände. (schwere Erkrankung)


    Ich habe in meiner Wohnung einen sicheren Ort geschaffen.

    Einen Ort an dem ich mich verkriechen kann, wenn ich Angst habe.


    Damals als ich Suizid gefährdet war, habe ich mit mir selbst einen Vertrag geschlossen... So richtig mit Unterschrift und so.

    Darin hielt ich fest, dass ich mir, solange ich an diesem Ort bin, mir nichts antuen werde,

    dass ich weder mich noch andere verletze.

    Ich habe in diesem Vertrag bestimmt, dass ich jedesmal, wenn ich merke, dass ich die Kontrolle verliere, mich an diesen Ort zurückziehen und dort bleiben werde, bis die Panik vorbei ist und dass ich darauf achte schön langsam zu atmen...

    Hat mir geholfen....


    Bei Angst, Panik schaue ich mich im Raum um und beschreibe alles was ich sehe,


    achte auf meine Füße


    und versuche bewusst, den Boden zu spüren auf dem meine Füße stehen

    und zu spüren, wie die Erde mich trägt...


    oder ich stemme mich bewusst ganz fest gegen die Wand und spüre den Halt und den Widerstand, die sie mir gibt.


    Ich habe in meiner Handtasche einen Zettel.

    Darauf habe ich in einer ruhigen Stunde verschiedene Situationen beschrieben, die mir einmal Halt und Sicherheit und Geborgenheit schenkten.

    Diesen Zettel lese ich immer, wenn es mir ganz schlecht geht und ich große Angst verspüre. Es beruhigt mich, gibt mir Kraft zurück.

    Eine Kopie hängt am Kühlschrank...


    Ich brauche diesen Zettel, denn in Angstsituationen etc. fällt mir spontan nichts beruhigendes ein. Aber durch diesen Zettel kann ich der Angst immer etwas entgegensetzen.


    Manchmal hilft es mir auch, auf Distanz zu gehen. So ganz nach dem Motto des römischen Dichters Ovid der mal sagte, man solle sich vorstellen, man sei oben in den Sternen und würde das menschliche Leben von dort aus betrachten.


    Für ich heißt das, ich beschreibe mich als sähe ich aus der Ferne auf mich herab... ganz sachlich, ohne Bewertung


    Ich sage dann z. Bsp:

    da sitzt eine Frau. Sie sitzt im Sessel. Sie hat eine schwarze Hose an. Sie trägt dazu einen roten Pulli. Ihre Haare sind braun. Neben ihr liegt eine Katze. Die Katze schnurrt. Die Frau streichelt die Katze usw. Ich werde dadurch ruhiger...


    Ach Nadine, Gefühle der Trauer, der Panik, der Angst sind mega anstrengend.Man fühlt sich erschöpft.

    Das heißt, du musst wieder Energie sammeln.


    Schreibe dir, wenn es dir halbwegs besser geht, eine Liste von Dingen die dir "gut tun" und mache, in schlechten Zeiten, mindestens eines davon.

    Auch wenn du es im Augenblick nicht machen möchtest. TU ES EINFACH!! Handeln ist wichtig.


    Ich massieren mir dann z. Bsp den Hals (wurde oft gewürgt in meiner Kindheit)... das tut mir dann gut, den Hals liebevoll zu behandeln.

    oder ich massiere mir die Füße

    oder trinke warme Milch mit Honig oder schneide Grimassen

    oder......


    Das sind nur einige Beispiele, die mir helfen, mich selbst zu trösten und zu beruhigen.


    Vielleicht kannst du was für dich damit anfangen.


    Könnte noch mehr schreiben. Will dich aber nicht mit meinen Strategien überfrachten....


    Nur noch das eine:

    ich habe in der Therapie gelernt, dass ich zwar traurig, verzweifelt bin... aber dass ich nicht DIE TRAUER, nicht DIE Verzweiflung bin.

    Ich bin mehr.!

    Das gilt auch für dich, liebe Nadine.


    Pass auf dich auf.

    Sei "lieb" zu dir selbst.


    Wichtig ist, dass du dich jetzt stabilisiert.


    Alles andere hat Zeit.


    Nimm dir diese Zeit!


    Denk an die Philosophie der kleinen Schritte!

    Ein Stückchen gehen... PAUSE...ein Stückchen gehen... PAUSE..... ein Stückchen gehen.... PAUSE..... und so entsteht ein Weg.


    Dein Weg!


    Nicht vergessen: die Pausen sind wichtig.


    Aufgeben ist keine Option... Auch wenns Weitermachen verdammt schwer ist und man meint kein Land zu sehen.


    Es lohnt sich diesen Weg zu gehen.

    Glaube mir.


    Ich wünsche dir aus ganzem Herzen jedwede Hilfe die du brauchst um diesen Weg zu gehen.


    Ich wünsche dir Menschen, die dich dabei ein wenig stützen.


    Alles, alles Liebe


    blaumeise:24:


    Übrigens.. die Telefonseelsorge bietet auch einen Chat an.

    ts-im Internet.de



    Auch wenn Stefan tot ist... Du lebst... Du hast ein Recht darauf, dass es dir gut geht... Du nimmst Stefan nichts weg.... Du musst dich nicht bestrafen....

    Hallo du Weihnachtsengel, <3


    ein schönes Erlebnis....!


    hat mir gut getan, davon zu lesen.


    Übrigens, ich lese dich sehr gerne.

    Deine Beiträge bereichern mich... ich kann so viel von dir lernen...


    Komm gut durch die nächsten Tage... zusammen mit deinem Ralf.


    ich wünsche dir noch viele Phantasiereisen.

    Ich mache das auch oft. Gibt mir Kraft und innere Ruhe und stärkt mich.


    Deine

    blaumeise :24:

    Liebe Nadine,


    gerade eben habe ich deinen 1.Beitrag gelesen und es verschlägt mir fast die Sprache.


    Am liebsten würde ich dich jetzt ganz fest drücken, dich in den Arm nehmen und dich wie ein kleines Kind hin und her wiegen.


    Dir ist so schreckliches widerfahren.


    Nicht nur dass dein Freund so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, sondern auch die grausame Art und Weise wie das passierte macht so fassungslos.


    Es ist einfach unbegreifbar, warum ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antun kann....


    Ich sitze hier und ringe nach Worten,kann nur annähernd die Gefühle und Gedanken ausdrücken, die mich gerade überfluten.


    Was musst du gerade aushalten!!! :30:


    Es ist alles noch so frisch.


    Du hattest noch keine Zeit das Geschehen auch nur annähernd zu verstehen, geschweige denn zu "verarbeiten".


    So ein schreckliches Erlebnis "realisiert' man erst nach Monaten. Du stehst unter Schock und dieser Schock baut sich erst Schritt für Schritt ganz langsam ab.


    Du bist ein Opfer von grausamer Gewalt, einer Gewalt, die von einem anderen Menschen ausging.

    Eine 19 jährige hat auf bestialische Weise in dein Leben eingegriffen und hat es in Sekundenbruchteilen zerstört.

    Deinem Freund wurde das Leben genommen und damit indirekt auch dir dein Leben.

    Ein fremdes Mädchen hat dein Leben beeinflusst,

    hat es zerstört,

    mit Folgen, die nie wieder "gut gemacht" werden können,

    nie wieder rückgängig zu machen sind. -


    Es ist nichts mehr wie es war. Alles liegt in Schutt und Asche.

    U. a wurde auch damit dein Vertrauen ins Leben und in andere Menschen zerstört.


    Durch die Gewalt bist du traumatisiert - denke ich


    Und so ein Trauma aufzulösen, schafft man nicht ohne professionelle Hilfe.


    Hol dir alle Hilfe, die du finden kannst.


    Es ist dabei ganz wichtig, jemanden zu finden, der viel Erfahrung mit Trauma und Gewalt hat.!!!


    "Normale" Psychologen sind mit diesem Thema überfordert - oft schaden sie nur.


    Es gibt spezielle Traumatherapeuten.


    Ich selbst habe mit Traumatherapie gute Erfahrung gemacht


    Ich bin selbst Opfer von Gewalt und

    war mehrmals stationär auf einer Traumastation und wurde jahrelang auch ambulant betreut.

    Allerdings erst Jahre nach diesen Gewalterfahrungen... , als sich schon Folgeschäden manifestiert hatten.

    Ich weiß daher um die Wichtigkeit dieser Hilfe.


    Zudem bin ich Suizidhinterbliebene und weiß, was ein "gewaltsam herbeigeführter" Tod für Hinterbliebene bedeutet. (Das war allerdings nicht der Grund für die Traumatherapie)


    Was ich dir noch empfehlen möchte ist der "Weiße Ring'. Ich denke, dass du dort weiterführende Hilfe finden kannst.


    Scheue dich nicht jedwede Hilfe in dein Boot zu holen.


    Und schreibe, schreibe, schreibe hier. (wenn du willst und kannst)


    Schreib dir alles von der Seele.


    Jedes Gefühl, jeder Gedanke hat hier Platz - auch wenn sich einiges widersprechen sollte - alles darf hier raus, darf gedacht und geschrieben werden.


    Wir sind da und hören dir zu.


    Vielleicht können wir dir hier im Forum etwas Halt geben.


    Das wünsche ich mir sehr für dich.

    Genauso wünsche ich dir in deiner realen Umwelt Unterstützung.


    Auch möchte ich dir etwas Mut machen.


    Du wirst dieses Trauma überleben und irgendwann wieder Fuß fassen im Leben.


    Viele haben das geschafft - ich auch... und DU wirst es auch! ... Irgendwann.

    In deiner Zeit.

    Auf deine eigene Art und Weise.


    Der Weg dahin ist schwer, aber wir sind für dich da. Vergiß das bitte nie.


    Es gibt viele, die dir Hand und Schulter reichen... Es nimmt dir zwar nicht den Schmerz, nicht die Verzweiflung aber es macht alles ein ganz wenig leichter... und das ist schon viel.... Meine Erfahrung.


    Fürs erste heißt es nur:

    atmen...

    einatmen... auuusatmen, einatmen.... ausatmen...

    Merkst du? Ich atme gerade mit dir mit. Ein... Aus...


    Weiter gilt:


    behutsam mit dir selbst umgehen... d. h. nicht zu streng mit dir umgehen,

    auf dich und deinen Körper achten (auch wenns schwer fällt)

    dir Pausen gönnen

    immer nur einen Tag nach dem anderen leben

    und alle Gefüle zulassen, so weh sie auch tun.


    Viel Kraft und Mut und vor allem viel Zuversicht


    wünscht dir


    blaumeise


    Möget du wieder Vertrauen ins Leben und in Menschen finden.


    Sei behütet und geschützt.

    Liebe Luise,


    leises *klopf, klopf* an deine Wohnzimmertür...


    ich bringe dir ein Stückchen selbstgebackenen Rührkuchen. (Sohnemann hat beim Backen geholfen)


    Laß ihn dir schmecken und fühl dich ein klein wenig verwöhnt...


    Der Kuchen ist ein kleines Dankeschön für die lieben Worte, die du immer für mich hast. :*


    Deine


    dich ganz lieb anlächelnde und dich sanft herzende


    blaumeise :24:


    Ich finde, du bist sehr wichtig hier im Forum

    Kennt ihr das Weihnachtsritual der Familie Bonhoeffer, die Geschichte von der Lücke im Weihnachtsbaum. ?


    Dietrich Bonhoeffers Bruder war 1918 im Krieg gefallen und die Familie trauerte sehr.

    Seine Schwester schrieb:

    "... eine schreckliche Lücke ist nun da, und sie bleibt offen.

    An diesem Weihnachtstag sagt unsere Mutter:" Wir wollen nachher hinübergehen".Das Hinübergehen heißt, wir gehen alle auf den Friedhof.

    Mama und Papa sind vorher noch einmal ins Wohnzimmer gegangen und haben einen Tannenzweig vom Baum geschnitten, mit Licht und Lametta und nehmen diesen Weihnachtszweig für das Grab von Walter mit. "

    (aus: ach! Das kleine Buch vom großen Staunen. Andere Zeiten e. V.)


    Das Loch im Baum signalisiert die Lücke, die sich durch den Tod ergab. Sie wurde nicht verdeckt und verleugnet sondern sie wurde durch das Loch verdeutlicht.

    Zu Hause feierten sie dann Weihnachten. - mit diesem Loch im Baum.


    Ich weiß von einigen, dass sie dieses Ritual übernommen haben und dass es sie "tröstet" und dass es ihnen hilft, "Tod und Leben in Beziehung zu bringen, ohne dass sie Weihnachtstimmung heucheln müssen"



    Ich wünsche allen viel Kraft in dieser schwer zu ertragenden Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel.


    Bitte vergesst nicht:


    wir sind nicht allein!

    Hier gibt es einen Platz, wo wir unsere Trauer und Gedanken miteinander teilen und füreinander da sein können.


    Gemeinsam sind wir stark.


    Gemeinsam bringen wir ein bisschen Licht ins Dunkle


    Alles Liebe

    blaumeise :24:

    <3 N'abend alle Miteinander :24:


    Es wird Zeit, dass ich mich mal wieder melde.


    1000 x Danke an alle, die mich so liebevoll und warmherzig begleiten.


    Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass so viele liebe Menschen "bei mir" sind, auch wenn ich mich zur Zeit etwas rar mache.

    Ein Danke-Schön an jeden Einzelnen für die tröstenden, mutmachenden und verständnisvollen Worte.

    Ihr seid wunderbar.:*


    Eigentlich hätte ich euch schon viel früher antworten müssen, aber es ging nicht früher. Mir ging es viel zu schlecht.


    Ich wurde gebeutelt von Schmerzen, Atemnot.... War wortlos...


    Was ist bloß aus der - trotz viel Leid - immer wieder nach vorne schauenden blaumeise geworden?


    Ein kleines Häufchen Elend....


    Ich wünschte, es gäbe hier in der Nähe so etwas wie eine Schmerzdeponie.


    Täglich würde ich ganz viele Säcke von Sondermüll dort hin karren und entsorgen.


    Bergeweise...


    Ja, und wenn ich gerade beim Entsorgen von Sondermüll bin

    ich könnte mich ja auch gleich selbst entsorgen... Bestehe ja durch Chemo und dgl. auch teilweise aus Sondermüll. Es ist ja auch viel Gift in mir.

    Ich bin genau genommen auch Sondermüll.


    Klingt böse... ist aber so....


    Liebe Freunde, ich bin derzeit so lebens-unlustig.


    Bin so leidens-müde.


    Hänge trotzdem am Leben. Möchte nicht sterben. Noch nicht.!


    Bin so voller Weltschmerz, Trauer, Selbstmitleid...


    Meine derzeitige Situation könnte ich am Besten mit "Tanz auf dem Vulkan" bezeichnen.


    Die Trauer um meine Lieben...

    dazu meine Erkrankung...

    das alles zehrt.....

    vermischt sich zu einem einzigen Klumpen....


    Ich bin nicht mehr ich selbst.


    Mein Humor hat sich verkrümelt und will und will nicht zurückkommen....


    Die Zuversicht hat sich mit meinem Humor verbündet - auch sie ist spurlos mit ihm verschwunden.


    Es ist alles so mühsam....


    Nach meinem letzten Beitrag hatte sich Wasser in meiner Lunge gebildet und ich musste punktiert werden.


    Es ging mir alles andere als gut.


    Bin tief abgestürzt...

    glaubte,

    jetzt sei alles zu Ende,

    die letzte Phase sei eingeleitet...


    Ich fühlte mich so winzig und ohne Kraft


    Inzwischen habe ich mich wieder ein wenig aufgerappelt.


    Zumindest reicht es, um hier zu schreiben und ein bisschen querbeet zu lesen.


    (Meine Güte, wart ihr fleißig. Ich kann gar nicht alles aufnehmen....)


    Wie ihr seht, bin ich mal wieder im Jammermodus.


    Lade vieles hier ab.


    Vielleicht geht es mir dann etwas besser und ich werde fähig, irgendwann wie Phönix aus der Asche zu steigen.


    Träumen darf man ja..


    Das Leben ist nun mal schwierig und sehr, sehr komplex. Für jeden einzelnen von uns !!!


    Die Straße des Lebens ist nun mal nicht asphaltiert, nicht immer hell erleuchtet,. Sie führt nicht schnurstracks Schritt für Schritt nach vorn und oft sind die Wegweiser - falls überhaupt da - nicht eindeutig.


    Es ist ein holpriger Pfad durch die Wildnis...


    Und jeder muss diesen Pfad ganz alleine für sich gehen... niemand übernimmt das für einen...


    Ja und diese Tatsache muss ich endlich akzeptieren! Ob ich will oder nicht


    Das Leben ist nur manchmal nur Sonnenschein... i


    Vom Verstand her ist das für mich leicht anzuerkennen...

    aber mein Gefühl schreit: "Nein".

    Schreit :"du bist was Besonderes, du hast besseres verdient".

    "Dir steht ein Leben in Glück und ohne Widrigkeiten zu".

    "Alles andere ist unfair"


    Aber so ist es eben nun mal nicht.


    Was ist eigentlich fair?


    Was ich erlebe und schon erlebte, ist einfach ein Schicksal von vielen. Und anderen Schicksalen ähnlich.


    Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass jeder Mensch sein Kreuz zu tragen hat.


    Ich muss von meinem hohen Ross absteigen und mich unters Fußvolk begeben.

    Muss lernen kleine Brötchen zu backen...


    Auch wenns noch so weh tut, noch so vermeintlich unfair ist....


    Der obige Gedanke ändert zwar nichts an meinem Schmerz, macht ihn nicht leichter,


    aber


    er lässt mich den Schmerz manchmal leichter ertragen. Der Gedanke relativiert so manches.


    Aber daran knabbere ich noch....


    Jeden Tag aufs Neue.


    Es ist die schwierigste Lektion meines Lebens.


    Es ist schwierig anzuerkennen, dass ICH nicht alles unter Kontrolle habe.....


    Und das kränkt....


    Heute, in diesem Augenblick, habe ich jedoch schwer an diesem Gedanken und an meiner Geschichte zu tragen


    und heute tue ich mir einfach nur schrecklich leid.


    denn ich denke immerzu an die "frühere" blaumeise.


    Ich habe in meinem Leben so manche Herausforderung geschultert


    und das obwohl - (oder gerade weil) - ich schon in jungen Jahren traumatisiert wurde und ich mehrmals stationär wegen PTBS behandelt wurde (auf Traumastation)


    Viele zerbrechen an den von mir gemachten Erfahrungen.


    Ich wurde stärker.


    Holte mir nach und nach mit Hilfe fähiger Therapeuten meine Würde wieder zurück.


    Und jetzt?


    Jetzt bin ich irgendwie desorientiert, chaotisch...


    All meine Bewältigungsstrategien versagen.


    Das macht mich wütend und fassungslos. Manchmal depressiv.


    Ist mega-frustrierend.


    Ihr Lieben, ich weiß, das ist völlig normal.


    Trauer kostet Kraft

    Krebserkrankung und Behandlung kostet Kraft.


    Aber trotzdem:


    Ich-will-das-nicht!!!!


    N. E. I. N

    *mit dem Fuß aufstampf*


    Ich will machtvoll sein.

    Kraftvoll sein.


    Dabei bin ich

    so müde.......

    so grenzenlos müde.....


    Mein Arzt spricht u. a. von Fatigue.


    Mir ist immer als hätte ich morgens schon einige Rohypnol eingeworfen.


    Fühl mich wie ne Omma von 100+


    Jedesmal wenn ich morgens aufstehe, kommmt - gefühlsmäßig - ein bärenstarker Mann und haut mir mit all seiner Kraft mit dem Hammer auf den Kopf und ich bin KO geklopft. Und das wird tagsüber kaum besser.


    Wenn ich etwas mache, brauche mindestens 5 x so viel Zeit zur Erholung als die Tätigkeit gedauert hat.


    5 Min. an die frische Luft gehen und schon bin ich fix und fertig.


    Denken ist zur Zeit auch eine große Glücksache... leeres Hirn.


    Irgendwie ist in meinem Kopf so ein großes schwarzes Loch in das alle Worte, Sätze und Gedanken hineinfallen und unwiderruflich verschwinden.


    Mein früheres Elefantengedächtnis ist auch ausgewandert.


    Multitasking? Was ist das?


    Und ich nicke tagsüber ständig ein und dieser "Schlaf" ist regelrecht ein komatöser Tiefschlaf.

    Mein Sohn behauptet immer, ich sei dann kaum ansprechbar.

    Ich selbst kann diesen Zustand kaum beschreiben.


    Mein Arzt sagt immer:" bei all dem was sie gerade durchmachen, wollen sie springen wie ein junges Reh! .?

    " Geduld liebe Frau blaumeise. Geduld, Geduld, Geduld, Geduld...."

    und er sagt: "Damit müssen Sie momentan leben"


    Shit!!


    Leicht gesagt. Er muss ja nicht damit leben.


    Doch irgendwie hat er ja Recht...


    ABER ...


    ICH WILL ES EBEN ANDERS!!!!

    *zornig wie kleines Baby schreiend und trotzig wie ein Kleinkind mich auf den Boden werfend*


    Ach ihr Lieben, ich bin nicht mehr ich!!!!


    Und ob ich es irgendwann mal wieder teilweise werde????


    Es belastet mich sehr, dass ich nicht mehr so kann, wie ich will


    Auch das erfordert Trauerarbeit!!!


    Besonders belastend ist für mich der Blick in die Augen meines Sohnes.


    In diese traurigen, ängstlichen Augen zu sehen ist schwer aushaltbar...


    Dabei versuche ich, ihn so weit wie möglich zu schonen. Erzähle ihm alles nur in abgespeckte Form (Schmerzen, Gefühle, Aussagen der Ärzte...)


    Meine Tochter ist zum Glück weit weg in Norddeutschland.


    Du meine Güte, ich habe ja schon wieder einen Roman geschrieben.... und euch voll gelabert.


    Im Augenblick seid ihr meine Klagemauer.


    Ich vermisse meine Lieben.

    Ich vermisse und sehne mich nach Klaus.

    Ich vermisse vor allem meine leibliche Mutter, die sich, als ich noch klein war, vom Zug überrollen ließ.

    Sie hat mir immer gefehlt, doch jetzt fehlt sie mir ganz besonders. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich laut - auf der Couch liegend - nach ihr rufe.

    Einfach so.

    Aus heiterem Himmel, ohne direkten Anlaß.

    Werde ich verrückt?


    Jetzt höre ich aber auf zu jammern und tue mir was Gutes


    Zünde ein Kerzchen an, leg mir eine CD ein und höre über Kopfhörer etwas von Bach und stelle mir vor, Uwe würde mir wieder vorspielen.

    Auch ihn vermisse ich. Lese immer wieder seine Konversationen an mich.


    Bis bald und danke, dass ihr bis hierher gelesen habt


    blaumeise :24:

    Hallo ihr Lieben da draußen,


    heute mal wieder ein Piep von mir.


    Leider kann ich nichts "Gutes" berichten.


    Mir geht es krankheitsbedingt immer schlechter.


    Zudem kamen neue Probleme auf mich zu, die ich ganz alleine stemmen und irgendwie lösen muss.

    Sie haben allerdings nichts mit meiner Erkrankung zu tun.


    Derzeit weiß ich überhaupt nicht, wo mir der Kopf steht, denn die neuen Schwierigkeiten sind auch existenziell.


    Ich grüble und grüble und finde keine gangbare, erträgliche Lösung.....


    Am liebsten würde ich alles hinter mir lassen...


    aber das geht nicht,


    denn ich kann meine Kinder nicht alleine zurück lassen


    und als Suizidhinterbliebene weiß ich zu genau, was dieser (mein) Ausweg für sie bedeuten würde.!!!


    Diese Traumatisierung will ich ihnen nicht aufbürden.!!!


    Diese Schuld will ich nicht tragen.


    Zum Glück kann ich diesbezüglich noch klar denken.


    Im Grunde will ich ja auch nicht tot sein, sondern nur in einer anderen, besseren Situation... einer Situation ohne diese massiven Probleme


    Ausserdem würde ich die Kinder dann mit den neuen Problemen, die ja auch sie betreffen, alleine lassen.

    Sie müssten dann Lösungen finden, alles alleine tragen und meistern...


    Ich glaube, ich werde wieder mal bei der Telefonseelsorge anrufen. Dort hatte ich damals als ich suizidal war viel Hilfe erfahren...!


    Das weitere das mich derzeit quält, ist der Todestag von Klaus, der sich nun bald zum 2.x jährt und die Gedanken an seine letzten schlimmen Monate davor.


    Ab Herbst lag Klaus nur bei mir im Wohnzimmer, konnte nicht mehr aufstehen und ich musste hilflos zusehen, wie er immer mehr leiden musste...


    Mir blieb nur, liebevoll für ihn Da zu sein und ihn unterstützend zu begleiten.


    Ich habe mein Bestes versucht

    aber.. immer mehr fallen mir derzeit Situationen ein, in denen ich - wie fremdgesteuert - mich ihm gegenüber absolut nicht liebevoll verhielt.


    Klaus hatte zum Schluß Hirnmetastasen.


    Seine Persönlichkeit veränderte sich immer mehr. Er war nicht mehr der Klaus den ich kannte.


    Er war teilweise sehr aggressiv, nicht nur verbal sondern auch auch körperlich,

    fühlte sich phasenweise von mir bedroht, schrie dann laut Bösartigkeiten.


    U.a schrie er, wir (mein Sohn und ich) würden ihn foltern.

    Solche Phasen gab es nur nachts.

    Er war dann so laut, dass die Nachbarn in unserer Straße dies hörten, nicht schlafen konnten und sich dann bei mir beschwerten.


    Es war alles sehr schwierig.


    Ich wußte, dass Klaus nichts dazu konnte, dass die Krankheit ihn dazu trieb und trotzdem verlor ich einmal meine Nerven und warf mit einem Topflappen nach ihm und schrie ihn an.


    Das geschah wirklich nur ein einziges Mal - ganz ehrlich - aber dieser Moment verfolgt mich zur Zeit ständig.


    Ständig sehe ich mich da stehen und den

    Topflappen, wild wie eine Furie, auf ihn werfen.


    Sehe das in Endlosschleife.... Tagsüber und manchmal sogar im Traum.


    Alles was ich sonst für ihn getan habe zählt nicht,


    nur diese Bösartigkeit von mir....


    Ich kann das nicht entschuldigen.


    Ich sehe Klaus immer wieder... da sitzend... und mich erschrocken ansehend....


    Ich habe ihn zwar zeitnah in den Arm genommen, mich entschuldigt....

    aber...

    es war geschehen und ist nicht mehr rückgängig zu machen.


    Ich schäme mich so!!!! Mein Verhalten einem wehrlosen Klaus gegenüber... zu was wäre ich fähig gewesen, wenn er noch länger gelebt hätte. Hätte ich ihn dann irgendwann geschlagen????? Diese Vorstellung quält mich so.....


    Jetzt habe ich das zum erstenmal erzählt..


    Euch!


    Und jetzt kann ich sogar weinen. (Was ich selten kann, bin immer nur am Tränen runter schlucken...)


    Ach, ich vermisse Klaus so.


    Niemand in meinem Bekanntenkreis versteht das.!


    Mit niemanden kann/konnte ich über Klaus SPRECHEN bzw über meine Trauer.


    Man sprach/spricht mir einfach die Trauer um ihn ab.

    denn

    Klaus und ich lebten ja, wie ihr wisst, einige Jahre getrennt.


    Haben uns dann als Freunde (nicht als Paar) wiedergefunden.


    Waren Seelenpartner.


    Irgendwie waren wir dann tiefer verbunden als während unserer Ehe.


    Ich habe ihn in den letzten Monaten seines Lebens zu mir genommen und ihn gepflegt.


    Das hat damals niemand aus meinem "Freundeskreis" verstanden, denn Klaus hatte mich und die Kinder wegen einer anderen Frau (sie war damals schwanger von ihm und die Beziehung hielt nicht lange) verlassen und es ging mir lange Zeit sehr ,sehr schlecht.


    Doch wie gesagt, wir fanden irgendwann wieder zusammen und als ich ihn dann krankheitsbedingt aufnahm, warfen mir meine "Freunde" mangelndes Rückgrat (und das war noch das liebevollste") vor.


    Und als er dann starb, konnte niemand verstehen, dass ich trauere.


    Mir wurde tatsächlich gesagt, ich könne froh sein, ihn "endlich los" zu sein. :4:


    Sie behaupteten mein Gefühl für Klaus wäre keine Liebe sondern Abhängigkeit.

    Sie warfen mir vor, mein Helfersyndrom auszuleben und ähnliches.


    Sie verstehen nicht, dass Klaus und ich uns ausgesprochen hatten., dass nichts mehr zwischen uns stand.


    Sie verstehen nicht, dass man, trotz Vorgeschichte, lieben kann


    und wie hart der Verlust von Klaus für mich und die Kinder ist.


    Es waren 28 Jahre die uns verbanden!


    Ich habe Klaus 2x verloren.


    Einmal durch Scheidung (die Gefühle Schmerzen sehr, ähnlich wie bei Tod)

    und dann vor nahezu 2 Jahren endgültig durch diesen Scheißkrebs.


    Ja und das ist ein anderer Punkt, der mich momentan so quält.

    Meine eigene Krebserkrankung und die letzte Phase seines Leidens., die ich hautnah miterlebt, miterleidet habe.


    Das macht mir Angst.


    Werde ich genauso meine Persönlichkeit zum Negativen hin verändern???? Werde ich auch aggressiv werden?

    Müssen die Kinder unter mir leiden????Undsoweiter undsofort....Das bereitet mir große Sorgen.


    Ich habe mich ja schon sehr zum Nachteil verändert... finde ich...


    Ich habe Angst. Große Angst.


    Ich habs jetzt kaum ausgehalten. Musste mir das einfach von der Seele schreiben.


    Wahrscheinlich werde ich es später bereuen , aber im Augenblick tut es mir gut.


    Zu all dem kommen die neuesten Probleme, die ich anfangs ansprach.


    Verzeiht bitte, dass ich euch derzeit so wenig geben kann, und dass ich, wenn ich zur Zeit mal schreibe, nur noch rumjammere.


    Verzeiht bitte, dass ich euch kaum in euren Wohnzimmern besuche und kaum mehr mitlese. lese.

    Ich bin zur Zeit leider nicht auf dem laufenden, aber ich denke oft an euch.


    Wir haben meine Schmerzmittel verändert und ich habe ein neues Opiat.


    Es geht mir dadurch von den Schmerzen her etwas besser, und ich werde hier daher wahrscheinlich wieder mehr lesen und evtl schreiben.


    Vielleicht kommt die Hoffnung und das Vertrauen wieder mal zu Besuch zu mir.


    Das Vertrauen ins Leben und das Vertrauen darauf, dass es für alles eine gangbare Lösung gibt.


    Ich wünsche allen eine halbwegs erträgliche Adventszeit und viel Kraft und Mut.


    Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt.

    Ich bin froh, daß Forum bzw euch gefunden zu haben. Ihr alle seid irgendwie ein Stückchen Heimat für mich geworden



    blaumeise

    :24: