Danke euch für eure Wünsche.
Es tut so gut zu hören, dass es euch auch so geht bzw. gegangen ist. Ich denke schon ich bin verrückt, weil
es nicht in meinem Kopf gehen will, dass ich jetzt allein auf dieser Welt bin.
Mir geht es auch so, wie dir Hedi, vor den Leuten muss man viele Gefühle verstecken, weil die Welt sich ja
weiterdreht für alle anderen normal, nur für uns nicht.
Liebe Tina, mein Esszimmer ist auch tapeziert von Bildern meines Mannes und im Wohnzimmer habe ich
neben mir einen Ständer mit vielen einlaminierten Bildern, von denen ich jeden Tag ein anderes nach vorne
schiebe. Ich rede auch mit ihm und denke ständig an ihn. Dein Beitrag von gestern in deinem Thread hat mich
berührt, es ist sehr viel ähnlich gewesen, wie bei uns. Wir waren zwar fast 32 Jahre glücklich verheiratet. Seine
Krankheit hatte er ca. 3,5 Jahre. Es ist eine sehr seltene Krankheit. Ein 6er im Lotte der negativen Art.
Es war ein kutanes T-Zell-Lymphom. (Sezary-Syndrom). Dabei teilen sich die T-Zellen viel zu schnell und die
Fresszellen kommen nicht nach sie aufzufressen. Dann setzten sie sich unter der Haut ab. Bei dieser aggressiven
Art Sezary gehen sie dann schnell ins Blut und in die Lymphknoten über. Die letzten Jahre waren mit ständigen
Behandlungen sogenannte Blutwäschen und Bestrahlungen und starken Medikamenten, täglichen Spritzen,
belegt. Wir fuhren 2 x in der Woche in die Uniklinik nach Regensburg (einfach 115 km), die Blutwäsche (ECP) mit Bestrahlung
dauerte dort teils 4 - 5 Stunden. Die Haut des gesamten Körpers war feuerrot, brannte, juckte und alles war geschwollen.
Am Ende war er 5 Wochen in der Uniklinik wegen Leberversagen. Es wurde aber 3 x immer wieder besser und wir hofften,
dass er es jetzt geschafft hat. In dieser Zeit hat er jeden 2. Tag Blutkonserven gebraucht, Bauchwasserpunktion, Leberbiopsie
und viele Qualen mehr. Er starb letztendlich wie dein Mann an Leber- und Nierenversagen (Multiorganversagen) begleitet von einer
starken Sepsis. Es war so grausam, dass ich zusehen musste und nicht helfen konnte. Er konnte nicht mehr alleine aus dem Bett
aufstehen, essen konnte er auch fast nichts mehr. Dennoch haben wir bis zum letzten Tag gehofft, dass es wieder wird.
Ich hatte zwar immer Angst, dass es so kommen könnte, glaubte aber nie wirklich daran und wir haben auch nie darüber gesprochen.
Wir haben gesagt, das darf nicht sein, weil ich nicht ohne dich leben könnte und aus. Und jetzt sitz ich da und
muss damit irgendwie leben. Du siehst es war vieles so, wie bei euch. Ich habe einfach nicht gesehen oder auch nicht sehen
wollen, wie schlecht es um ihn stand. Wir haben wirklich geglaubt, dass er wieder heimkommt.
Und dann der letzte Tag, wenn ich daran denke, muss ich nur noch weinen. Ich kann auch nicht darüber schreiben.
Meine jüngere Tochter (26) und ich waren bei ihm. Die ältere Tochter (29) war auch noch bei ihm ist aber dann wegen
Ansteckungsgefahr auf der Station (sie war ja schon schwanger) eine Stunde vorher heimgefahren.
So jetzt hab ich mich wieder mal ausgesprochen (ausgeschrieben), ich hoffe ich nerv euch nicht, aber ich muss es immer wieder durchleben,
Es ist einfach so schlimm für mich, das Allerschlimmste was kommen konnte.
Wünsch euch noch eine Gute Nacht.
Maria