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    Liebe StillCrazy,

    so war es bei uns auch - ich habe den "Lebensunterhalt" für uns verdient und wir wussten auch immer, dass ich meinen Job noch brauchen würde, falls mit meinem Mann "mal etwas ist". So unpersönlich haben wir das Thema Tod umschrieben - komisch und für mich jetzt nicht mehr nachvollziehbar, dass wir nicht darüber gesprochen haben. Eine Freundin sagte neulich zu mir, dass wir das vermieden haben, weil wir es dann dann aktzeptiert hätten und nicht mehr gekämpft hätten - evtl. stimmt das sogar.

    Jedenfalls, falls du dir Gedanken machen solltest, dass du ihn nicht immer zum Arzt begleiten kannst - mach dir bitte Schuldgefühle, das ist normal. Ich z.B. konnte das auch nicht - ich habe eine Festanstellung, ich konnte nicht ständig fehlen. Ich habe probiert, beidem gerecht zu werden - meinem Mann, d.h. den wichtigen Arztterminen etc. und meinem Job - ist oft ein Balanceakt. Aber wir mussten ja auch von etwas leben und wir wussten auch, ich müsste ein Auskommen haben - "falls mit ihm etwas wäre" - ich finde diese Formulierung heute echt seltsam - aber wir haben sie echt so benutzt.

    Und ich freue mich für dich, dass du einen Job hast, der dir gefällt (zumindest lese ich das so heraus) - das ist sooo wichtig!


    Ich wünsche dir eine erträgliche Woche,

    ganz liebe Grüße

    Tina

    Ich kann leider nur ganz kurz antworten, da ich noch im Büro bin - habe aber an euch gedacht und auf deine Nachricht gewartet.


    Es tut mir so leid für euch - ich muss gerade auch weinen!

    Fühlt euch ganz fest gedrückt! Was soll ich sagen - da fehlen mir gerade echt die richtigen Worte, denn es gibt in dieser Situation nichts zu sagen, was wirklich helfen könnte.

    Da geht es mir ähnlich. Ich wohne in einer Kleinstadt, es gibt 1 x pro Monat ein Trauercafe, dort sind nur Frauen, die wesentlich älter sind als ich. Ansonsten gibt es keine nenneswerten Angebote. Aber auch ich bin viel lieber alleine zu Hause als "draußen" - von daher wüsste ich gar nicht, ob es nutzen würde, wenn es mehr Angebote gäbe.


    Und - Wahnsinn, wie ähnliche Gefühle wir alle haben - wenn ich gerade nicht alleine zu Hause sitze, Musik höre und Bilder von meinem Mann ansehe, dann verbringe ich meine Freizeit auch nur mit meinem Sohn oder meinen Eltern, alle anderen Menschen möchte ich gerade gar nicht um mich haben. Ist mir alles zu anstrengend.


    Im Oktober starte ich den nächsten Versuch, zwei Nächte zu verreisen - eine Freundin hat mich im Kloster zu einem Trauerseminar bei Pater Anselm Grün (ich habe mich darauf eingelassen, weil mir der Name was sagt, sonst hätte ich gleich abgelehnt) angemeldet. Das Seminar selbst geht nur einen Tag, bin mal gespannt, ob es hilfreich sein wird.

    Ich werde sofort danach hier schreiben, falls ich irgendwelche Erkenntnisse bekommen sollte, die uns eventuell dabei helfen können, unser Schicksal zumindest ein bisschen zu aktzeptieren. Bisher kann ich mir das nicht vorstellen - warten wir mal ab.


    Jetzt bin ich froh, dass heute Freitag ist, diese Arbeitswoche fast geschafft ist und ich mich dann wieder zwei Tage zu Hause "verkriechen" kann.


    Ganz liebe Grüße

    Tina

    Liebe Maria,


    mir geht es da genauso wie dir! Mein Mann sehr lange, sehr krank - im Nachhinein darüber nachgedacht, habe ich natürlich manchmal überlegt - "Oh Gott, hoffentlich stirbt mein geliebter Harry nicht" oder "Hoffentlich kann ich ihm seinen Traum, noch einmal an den Gardasee zu fahren, noch erfüllen" - aber ich war mir in keinster Weise bewusst, dass er sterbenskrank ist und noch so wenig Zeit hatte.

    Ich habe in der Klinik fast täglich mit den Ärzten gesprochen, keiner hat etwas gesagt. Auch unser Hausarzt nicht.

    Ich hätte mir auch gewünscht, dass er zu Hause sterben kann oder zumindest noch einmal bewusst seine letzten Tage hier hätte verbringen können, um sich zu verabschieden.

    Es ist so traurig - ich finde einfach keine Worte dafür.


    Wünsche euch einen erträglichen Abend und hoffentlich eine erholsame Nacht. <3

    Ich selbst habe aktuelle komische Träume, sonst fast Albträume, die aber keinen Sinn ergeben.

    Liebe Moncherie,

    ich habe meinen Mann nach langer Krankheit am 04.06. dieses Jahres verloren.

    Ich kann jedes einzelne deiner Gefühle sehr gut verstehen - heute schreibe nicht ganz so ausführlich, weil ich leider einen schlechten Tag habe.


    Bitte mach dir keine Schuldgefühle, die machen haben mich fertig gemacht - du warst bis zum Schluss an seiner Seite, du hast ihn nicht im Stich gelassen, im Gegenteil, du warst doch für ihn da in den ganzen schweren Jahren!


    Mir geht es immer noch so, dass ich nicht begreifen kann, dass mein Mann für immer weg ist. Obwohl er über 4 Jahre schwer krank war, habe ich nie daran gedacht, dass er wirklich sterben könnte. Und was das dann für mich bedeuten würde - diese Endgültigkeit.

    Ich habe meinem Mann auch versprochen, ihn nie ihm Stich zu lassen, egal was kommt. Das war immer eine große Sorge von ihm, dass er einmal allein dastehen könnte.


    Ich bin froh, dass du deine Tochter hast - ich habe einen erwachsenen Sohn und sage mir immer, ich wüsste nicht, ob ich es schaffen würde, wenn ich ganz alleine wäre.


    Ich habe mich hier in diesem Forum von Anfang an verstanden gefühlt und hoffe, dir geht es ebenso.


    Ganz viel Kraft und liebe Grüße

    Tina

    Ich bin in Gedanken ganz fest bei euch, ich weiß sehr genau, wie sehr es an die Substanz geht, wenn man auf so ein wichtiges Ergebnis warten muss.

    Ich wünsche euch gute Nerven und ein erfreuliches Ergebnis! <3<3

    Ihr Lieben,

    in letzter Zeit schaffe ich es einfach nicht, zu schreiben.

    Ich hatte zwei Wochen Urlaub, hatte ziemlich viel Papierkram zu erledigen. Eine Woche war mein Auto in der Werkstatt und ich bin von zu Hause nicht weit weit gekommen - meist habe ich traurige Musik gehört, geweint, Wein getrunken ....

    Einen Tag habe ich mich mit Gitte getroffen - eigentlich wollten wir zwei Übernachtungen machen - es war für uns Beide unerträglich von zu Hause weg zu sein, wir sind nach einer Übernachtung nach Hause gefahren.

    Heute war ich den ersten Tag wieder arbeiten - ich war so froh, als die Arbeitszeit vorbei war. War danach am Friedhof, seit dem sitze ich wieder zu Hause und weine - ich habe einen wirklich schlechten Tag heute. Ich habe am Wochenende das Auto meines Mannes zum Verkauf inseriert - ich kann es nicht fahren (Automatik und zu groß für mich) und es steht nur in der Garage, die Rechnung für die Versicherung (teuer) ist gekommen und ich dachte, naja, verkaufst du es halt. Jetzt hat sich heute ein Interessent gemeldet und auf einmal war es für mich unmöglich, auch nur darüber nachzudenken, das Auto herzugeben. Ich habe das Inserat gelöscht.

    Mir geht es wie unserer lieben Maria, ich kann mich nicht damit abfinden, meinen Mann für immer verloren zu haben. Und ich fühle mich schon fast persönlich angegriffen, wenn mein Umfeld gedankenlose Bemerkungen macht. Ich habe das wirklich jetzt 12 Wochen (heute vor 12 Wochen ist mein lieber Mann gestorben) ertragen, langsam machen mich gedankenlose Bemerkungen echt wütend, meine Toleranzgrenze ist definitiv erreicht.

    Und nein, "die Zeit heilt keine Wunden" - und nein, ich habe nicht vor, mir einen neuen Mann zu suchen, "weil ich ja noch jung bin" - ich hatte die Liebe meines Lebens bereits gefunden.

    Mir gehen auch wieder viel die letzten Tage und Wochen durch den Kopf und ich frage mich, warum ich nicht erkannt habe, dass mein Mann im Sterben liegt. Warum hat keiner der Ärzte gesagt, dass es jetzt ernst geworden ist? Ich bedauere jede Sekunde, die ich nicht mit meinem Mann verbracht habe, weil ich nicht erkannt hatte, dass es die letzte Chance war, Zeit mit ihm zu verbringen.

    Ich drücke euch alle - ihr seid die Einzigen, die mich verstehen,

    ganz liebe Grüße

    Tina <3

    Liebe Maria,

    ich schreibe hier in diesem Forum gerade nicht viel, es geht mir wirklich nicht gut.

    Dennoch möchte ich dir kurz antworten: ich kann dich so gut verstehen! Fröhliche Familienfeiern und ähnliche Veranstaltungen sehe ich als Zumutung an, alle sind fröhlich - ich weiß, die "Anderen" können nichts dafür - aber ich fühle mich dadurch sehr verletzt, dass alle feiern, als wäre nichts gewesen.

    Und immer wenn ich ein älteres Pärchen sehe, könnte ich sofort anfangen zu weinen, mein Harry und ich wären auch so gerne zusammen alt geworden.

    Jetzt ist er weg und ich bin alleine zurück geblieben - glaube mir, ich verstehe jedes einzelnes deiner Worte.

    Ich wünsche dir einen erträglichen Abend <3

    Ihr Lieben,

    ich bin irgendwie eher die Skeptikerin - ich hatte auch noch kein ganz deutliches Zeichen. Allerdings heute ist der 4.8., mein Mann ist am 4.6 gestorben - heute habe ich ganze 5(!) Federn gefunden. Und als ich vorhin bei meinen Eltern im Garten war, ist so ein Teil von einer Pusteblume dauernd vor meiner Nase getanzt. Also möglich wäre es schon, dass mein Harry mir das alles geschickt hat.

    Liebe Gitte,

    mir geht es ebenso, ich bin sehr müde momentan, darum melde ich mich leider relativ selten bei dir.

    Freue mich aber sehr auf unser Treffen, ich denke, wir haben uns wirklich viel zu erzählen.

    Bis dahin schicke ich liebe Grüße und hoffe, du kannst weiterhin halbwegs schlafen, bei mir

    klappt es momentan halbwegs, muss die Erschöpfung der letzten Wochen sein.

    Bis bald

    Tina

    Liebe Claudia Amitola,<3

    vielen Dank! Ich war gestern abend so traurig und einsam, da bin ich einfach sehr früh schlafen gegangen.

    Und - ich konnte sogar ausnahmsweise relativ gut schlafen.

    Ich versuche schon die ganze Zeit, es in alten Beiträgen herauszufinden, habe es aber noch nicht gefunden, magst du mir verraten,

    wo ungefähr ihr in Schweden seid? Wie lebt ihr dort?

    Ich kann dich so gut verstehen. Mir ist es gar nicht so aufgefallen, weil es ein schleichender Prozess war, aber mein Mann konnte die letzten Monate kaum etwas unternehmen. Vor zwei Jahren sind wir noch ab und zu mit Freunden in den Biergarten oder Pizza essen gegangen. Letztes Jahr war es ihm meist zu anstrengend, das Haus zu verlassen. Und wenn er es doch geschafft hat, dann mussten wir Locations wählen, vor denen ich ihn aussteigen lassen konnte und wo man keine Treppen steigen musste (viele haben auch die Toiletten in einem anderen Stockwerk, das ist mir erst aufgefallen, als mein Mann so krank war).

    Oft haben wir uns verabredet und mussten kurzfristig wieder absagen, weil er einen schlechten Tag hatte.

    Und dennoch habe ich bis zum letzten Tag nicht gesehen, dass mein Mann sich nie wieder erholen wird - ich hätte nicht gedacht, dass unser Gehirn zu solch komplexer Verdrängung fähig ist.

    Ich hoffe so sehr für euch, dass noch viele schöne Unternehmungen zusammen habt und auch, dass das mit dem Urlaub klappt. Weiterhin positiv denken, das hat noch nie geschadet! Ihr werdet sicher einen Weg finden, eure Freizeit auf Rudis jeweils aktuelle Verfassung anzupassen. Gerade bei dir mache ich mir das keine Sorgen. Es ist für beide schwierig, bei meinem Mann war es so, dass er depressiv geworden ist, weil er sich immer weniger "frei" bewegen konnte und immer mehr auf Hilfe angewiesen war. Auch war er natürlich oft alleine zu Hause. Wir haben dennoch versucht, das Beste daraus zu machen, wenn wir zusammen zu Hause waren und wenn es nur gemeinsames TV schauen war - aber man ist halt einfach zusammen.

    Und ich freue mich sehr für dich, dass du dieses neue Projekt hast! Das hört sich sehr interesssant an!

    Liebe Gabi,

    das tut mir sehr, sehr leid. Ich kann dich so gut verstehen!

    Mein Mann ist am 04.06. nach längerer Krankheit gestorben, ich war nicht darauf vorbereitet (Verdrängung?).

    Mir geht es genauso wie dir, ich hatte meine Freizeit komplett auf ihn eingestellt (und das sehr gerne), meistens waren wir zusammen zu Hause, weil er sehr krank war, aber wir haben unsere Zeit eben zusammen verbracht. Und wenn er mal wieder länger in der Klinik war, dann bin ich jeden Tag nach der Arbeit in die Klinik gefahren.

    Obwohl ich weiterhin meinen (fast) gewohnten Alltag habe, weiß ich in der Freizeit nichts mehr mit mir anzufangen.

    Meine Eltern kommen oft zu Besuch, mein erwachsener Sohn auch - aber ich fühle mich einsamer und verlorerner als jemals zuvor in meinem Leben.

    Ich bin froh, dass ich Familie habe, sonst hätte ich keinen "Anker", der mich in diesem Leben festhält, das mir teilweise so leer und sinnlos erscheint ohne meinen geliebten Mann.

    Mir hilft es sehr, hier in diesem Forum mit den lieben Menschen zu schreiben und mich verstanden zu fühlen, ich hoffe, es wird dir auch ein bisschen helfen!

    Ich habe dir eine Freundschaftsanfrage in Facebook geschickt, Profilbild ist das Gleiche wie hier.

    Ganz liebe Grüße,

    ich wünsche dir einen erträglichen Freitag Abend

    Liebe StillCrazy,

    die Idee, positiv zu denken und es sich den Verlauf positiv vorzustellen, finde ich ganz toll!


    Ich wünsche euch viel Freude am Konzert, hoffentlich lenkt es euch ein bisschen ab! :)

    Liebe Michaela,


    was mich an deinem Text sofort "angesprungen" hat: dass du immer noch so viel Mitgefühl mit deinem Mann hast. So geht es mir auch! Er hat am Ende so unglaublich viel durchmachen müssen in der Klinik, es geht mir nicht aus dem Kopf.


    Zeichen: ich bin mir nicht sicher, ich habe noch kein richtig deutliches bekommen oder ich bin zu skeptisch. Ich habe ein paar Kleinigkeiten, die könnten Zeichen sein - aber ich warte irgendwie auf den Wink mit dem Zaunpfahl - das ist wahrscheinlich verkehrt oder es noch zu früh für mich. Würde mich freuen, wenn du von den Zeichen berichtest, die du bekommen hast.


    Liebe Grüße

    Tina

    Liebe StillCrazy,

    das tut mir leid! Immer diese Unsicherheit, das zermürbt einen so!

    Ich wünsche mir sehr für euch, dass ihr schnell Klarheit bekommt und dass Rudi mit den Schmerzen geholfen werden kann. Vor allem wünsche ich mir, dass ihr einen schönen Urlaub miteinander verbringen und die gemeinsame Zeit genießen könnt,

    ich drücke wirklich fest beide Daumen!

    Tina

    Hallo Ihr Lieben,


    eigentlich wollte ich zunächst auf den Text von StillCrazy antworten, aber ich kann mich heute nicht kurz fassen und muss etwas ausholen, irgendwie muss ich es erzählen, ich hoffe, es wird euch nicht zu lang, ich habe heute echt einen "Durchhänger". Es gibt vielleicht auch Sprünge zwischen den Themen, ich habe heute morgen im Büro angefangen zu schreiben und immer wieder unterbrochen, entweder weil ich arbeiten musste oder weil die Tränen geflossen sind.

    Es stimmt, es hat auf der einen Seite natürlich seine Vorteile, dass ich es gewohnt bin, wochenlang alleine zu Hause sein. Natürlich bin ich täglich nach der Arbeit in die Klinik gefahren, aber zu Hause war ich es ja dennoch gewohnt, alleine zu sein und auch alleine zu schlafen.

    StillCrazy, du hast Recht - durch eine gewisse Routine ist der Verlust dann nicht immer im Vordergrund, sondern ich kann einiges "gedankenlos" erledigen und einfach so laufen lassen wie immer. Das ist ein großer "Vorteil", sofern in dieser Situation irgendetwas von Vorteil ist. Und ja, ich bin sehr selbständig, habe nach und nach alles übernommen, soweit es mir möglich war (für manche Dinge fehlt mir das Verständnis,gerade technisch). Ich fühle mich durch deine Einschätzung immer irgendwie "gelobt", danke dafür :)


    Dennoch trifft es mich zwischendurch, wenn mir bewusst wird, dass mein Harry für immer weg ist, wie wenn man mir von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen wegzieht, wie heute und ich einfach ein Häufchen Elend bin. Es wird mir noch nicht so oft bewusst, ich "umschiffe" diesen Gedanken noch sehr gut - ob das hilfreich ist, weiß ich nicht, ich kann den Gedanken an die Endgültigkeit nicht oft zulassen, es zerreisst mich innerlich und ich kann den Schmerz nicht ertragen.


    Zu Hause kann ich mich mehr ablenken, in anderen Situation fällt es mir schwerer, z.B. im Büro, hier hat er mir mehrmals täglich Nachrichten per WhatsApp geschrieben.

    Ich habe mir immer solche Sorgen um ihn gemacht, er hat mir Nachrichten geschrieben, damit ich weiß, dass alles soweit in Ordnung ist (einmal hat er sich den ganzen Vormittag nicht gemeldet und hat auch nicht auf meine Nachrichten reagiert. Damals habe ich dann sofort früher Feierabend gemacht, bin nach Hause gefahren, da lag er tatsächlich kaum ansprechbar im Bett - Ammoniak Vergiftung durch die Leberfunktionsstörung). Seitdem bin ich wahnsinnig geworden vor Sorge, wenn ich nicht regelmäßig was gehört habe - und er hat sich auch immer gemeldet, selbst als seine Hände am Ende so gezittert haben, dass er das Handy kaum halten konnte, dann hat er halt nur ein Herz geschickt, anstatt einen Text. Und jetzt ist mein Handy den ganzen Tag über so still ...


    Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte und wir nicht darüber gesprochen haben, mein Mann wusste wahrscheinlich unbewusst (oder bewusst?) dass er sterben würde. Ohne, dass ich es wirklich gemerkt habe, hat er mir nach und nach die Dinge erklärt, um die er sich immer gekümmert hat und mir gezeigt, wie alles funktioniert bzw. wo ich alles finde. Vor allem die Kleinigkeiten, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe, Druckertoner wechseln, wo sind die Ersatzglühbirnen, Ersatzsicherungen etc. Nach und nach hat er mir hintenrum dieses Wissen angeeignet. Am Sterbebett, kurz bevor er das Bewusststein verloren hat, hat er sich um sich keine Sorgen gemacht, sondern um mich und mir richtige "Anweisungen" gegeben, was jetzt zu tun wäre. Er muss sich das schon länger zurecht gelegt haben ... Ich wusste, dass er viele Behandlungen, die ihm Schmerzen bereitet haben, nur über sich hat ergehen lassen, weil er für mich gesund werden wollte und mich nicht alleine lassen wollte. Wie sehr ihn der reine Wille am Leben gehalten ist, ist mir erst an seinem letzten Tag bewusst geworden. Die Ärztin hat empfohlen, alle Medikamente bis auf das Morphium abzusetzen und gesagt, dass sie ihm nicht mehr helfen können, sie kann nicht sagen, wieviel Zeit ihm noch bleibt. Als er akzeptiert hat, dass nichts mehr geht, ist er innerhalb von wenigen Stunden gestorben - ich bin heute noch der Meinung, dass er schon lange nur durch seinen Willen für mich überlebt hat. Und ich weiß gar nicht, ob ich soviel Liebe verdient habe, soviel Selbstlosigkeit. Ich bin so dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften. Und ich bin so traurig, weil ich mich nicht mal mehr daran erinnern kann, wann wir das letzte Mal zusammen gelacht haben - es muss sehr lange her sein.

    StillCrazy, Ich glaube, dein Ratschlag, etwas Neues zu erleben, ist irgendwann genau das Richtige für mich. Noch nicht im Moment - ich habe festgestellt, ich fühle mich zu Hause auf unserem Sofa mit den ganzen Fotos von ihm um mich herum am Wohlsten. Aber irgendwann ist es für mich sicher das Beste, ganz langsam zu schauen, was ich gerne machen möchte bzw. mit wem ich Zeit verbringen möchte. Unsere "alten" Freunde sind mir irgendwie fremd geworden, vielleicht ändert sich das ja irgendwann wieder. Aber ich habe mich auch verändert und passe vielleicht einfach nicht mehr dazu oder habe zumindest das Gefühl.


    Es hört sich jetzt komisch an - ich habe momentan ein schlechtes Gewissen meinem Harry gegenüber, wenn ich an Unternehmungen denke - weil er nicht mehr dabei sein kann und ich irgendwie das Gefühl habe, es würde das Gefühl vermitteln, als hätte ich schon vergessen und würde einfach weiter machen.

    Und ich habe auch keine Freude daran , ich habe schon einige Sachen vorsichtig ausprobiert und wieder abgebrochen. Das einzige, ich hatte es schon irgendwo geschrieben, ich hoffe, ich wiederhole mich nicht, war das Mittelalterfest. Da hatte ich nicht wirklich Spaß, aber ich fand es angenehm, dort zu sitzen, den Gauklern zuzusehen und die Leute zu beobachten - obwohl ich sonst momentan gar nicht gerne unter Leute gehe. Ich kann es mir nur damit erklären, dass wir dort gerne zusammen hingegangen sind und ich habe mich dort auch irgendwie verbunden mit ihm gefühlt.


    Obwohl ich schon Kritik aus der Familie bekommen habe, habe ich beschlossen, mein Wohnzimmer wird unser gemeinsames Zimmer bleiben und auch die vielen Fotos, die ich von meinem Harry aufgestellt und aufgehängt habe, werden bleiben. Das ist der Raum wo ich trauern und an unsere gemeinsame Zeit denken kann. Ich sitze oft und spreche mit ihm, erzähle, was ich den ganzen Tag gemacht habe und wie sehr er mir fehlt.

    Und ich hoffe, dass ich weiterhin einigermaßen stark sein kann, auch für meinen Sohn, der zwar nicht mehr zu Hause wohnt und eigentlich sehr selbständig ist - aber obwohl er wenig sagt, merke ich, dass er leidet. Als er 9 Jahre alt war, ist sein Vater gestorben, dann hat er mit der Zeit Harry als seinen väterlichen Freund angenommen und diesen jetzt auch verloren. Er ist jetzt 22 und hat das Gefühl, sich um mich kümmern zu müssen, dabei ist er doch mein Kind und ich sollte für ihn da sein.


    Wie gesagt, heute ist es echt schlimm und ich fühle mich sehr einsam und alleine ohne meinen Mann. Ich weiß, dass ich alle Herausforderungen meistern kann, vieles musste ich bisher auch allein erledigen, weil er sich einfach nicht mehr darum kümmern konnte. Aber ich konnte mich mit ihm besprechen, seine Meinung hören. Und vor allem fehlt mir auch seine Nähe, einfach mal eine Umarmung.


    Ihr Lieben,

    ich hoffe, ich habe euch nicht zuviel zugemutet mit dem langen Text,

    ich wünsche euch einen erträglichen Abend

    Tina

    Ich drücke morgen um 9 Uhr auch gaaaanz fest die Daumen!


    Ich wünsche euch so sehr, dass der gemeinsame Urlaub klappt!

    Liebe Gitte,

    ich hoffe, ich wiederhole mich nicht, ich habe das schon irgendwo in diesem Forum geschrieben:

    Ich kann mit vielen ehemaligen Freunden auch nichts anfangen im Moment. Mein Mann fehlt mir einfach ganz furchtbar und alle leben ihr Leben einfach weiter, würden mich zwar mitnehmen, zu Ihren Aktivitäten, aber es wird gelacht, gescherzt und niemand redet mehr über meinen Harry. Vielleicht möchten sie mich auch nur schützen, damit ich nicht traurig werde, kann auch sein. Aber ich komme mit unseren bisherigen Bekannten gerade nicht mehr klar. Ich glaube, ich muss mir wirklich ein komplett neues Leben "suchen".

    Ich wünsche dir einen erträglichen Abend,

    liebe Grüße

    Tina <3

    Liebe Krissi,

    nach allem, was ich so gelesen habe, glaube ich nicht, dass seine Frau ehrlich zu dir ist. Er hatte sich für DICH entschieden und das konnte sie wohl nicht überwinden, deshalb möchte jetzt sein Andenken bei dir schlecht machen. Wenn die ganze Familie wusste, dass er sich für DICH entschieden hat? Dann glaube der Frau doch bitte kein Wort.

    Ich weiß, in welche schwierigen Situation er war, ich habe auch eine Trennung hinter mir. Mein Sohn war 7 Jahre alt und ich stand zwischen meinem Ex-Mann und meiner großen Liebe. Es ist ein Balance-Akt, weil man das Kind (in seinem Fall, die Kinder) schützen möchte. Und der Ex-Partner ist dann oft nicht ganz fair. Das ist nervlich eine sehr große Belastung, das weiß ich aus eigener Erfahrung - aber er hat zu dir gehalten und war mit dir zusammen - auch wenn seine Frau das vielleicht noch nicht aktzepiert hatte. Das ist meine Meinung, nachdem ich jetzt alles durchgelesen habe, was du geschrieben hast, denn ich war in der gleichen Situation wie dein Schatz und verstehe daher, dass man manchmal nicht sofort den Schlußstrich klar ziehen kann - d.h. aber nicht, dass man den neuen Partner nicht liebt. Sonst würde man den ganzen Stress gar nicht auf sich nehmen.

    Mein Rat: Lass dir bitte sein Andenken und eure Liebe nicht durch die eifersüchtige Frau schlecht reden - den Herz hat dir schon längst gesagt, dass er nur dich geliebt hat.