Lieber Thomas,
ja - ich hoffe wirklich, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Irgendwie so gut wie möglich für uns weiter zu machen - unsere Liebsten fest in unseren Herzen und Gedanken, aber dennoch nach vorne sehend.
Liebe Petra,
ich kenne dieses enttäuschende Gefühl und ich denke, wir müssen leider damit Leben, alles komplett umzustellen, auch unseren Freundeskreis. Ich selbst bin schon immer eher ein Einzelgänger gewesen, mein Mann war der, mit den vielen Freunden und Bekannten. Das rächst sich jetzt natürlich auch ein bisschen. Umso mehr freue ich mich, dass es einige wenige gibt, die sich immer mal wieder melden - obwohl ich wirklich oft abgesagt habe, weil es mir nicht gut ging.
Ich weiß nicht, wer von euch es schon kennt, wenn ich enttäuscht werde oder merke, dass nichts mehr ist wie vorher, lese ich mir diesen Abschnitt aus dem Buch von Barbara Prachtl-Eberhardt "Warum gerade du" gerne durch:
"in der zweiten Stunde reichte mir die Therapeutin ein Schälchen mit bunten Glassteinen. Sie forderte mich auf, die zwölf Steine aus der Schale in Form eines Kreises auszulegen. Das war nicht schwierig und schnell war ich zufrieden. Da reichte mir die Therapeutin einen weiteren Stein. "Er soll auch noch einen Platz in dem Kreis bekommen, können Sie ihn einbauen? Nein, legen Sie ihn nicht in die Mitte, sondern zu den anderen, an den Rand." Ich bemühte mich. Es dauert ziemlich lang, bis alle Steine ihren neuen Platz gefunden hatten und der dreizehnte Stein nicht mehr wie ein Fremdkörper erschien. Als ich mein Werk vollendet hatte, erklärte die Therapeutin, was hier gerade geschehen war: "Haben Sie es bemerkt? Um den neuen Stein einzubauen, mussten Sie jeden einzelnen Stein verschieben. Keiner konnte da liegen bleiben, wo er war. Aber jeder hat schließlich einen neuen Platz bekommen. So ist es auch im Leben. Es gibt Erlebnisse, die in unserer alten Ordnung keinen Platz haben. Wir haben durch eine Phase, in der nichts mehr da bleiben kann, wo ist es ist. Zwischendurch sieht es so aus, als gäbe es gar keine Ordnung mehr. Das ist meistens ein Hinweis darauf, dass sich gerade eine neue höhere Ordnung offenbaren will. Es dauert nur eine Weile, bis sie sich zeigt. Solange wir nicht aufgeben und alles hinschmeißen, stehen die Chancen gut."
Mir helfen solche Beispiele ungemein, wenn ich gerade mal nicht weiter weiß, ich halte mich irgendwie daran fest.
In den letzten Tagen bin ich überraschend ruhig und gar nicht so traurig, wie ich vielleicht sein sollte (habe fast ein schlechtes Gewissen, ehrlich gesagt). Es ist nicht so, dass ich nicht an meinen Mann denke, dass tue ich jede Minute, ich spreche viel mit ihm und viel über ihn - ich habe einfach das Gefühl, dass er irgendwie in der Nähe ist und uns beschützt und das gibt mir Kraft. Mein Sohn hatte einen schönen Traum von ihm, den schreibe ich euch morgen.
Ich hoffe, ihr kommt alle gut durch den 4. Advent und hat liebe Leute, die euch zur Seite stehen!
Danke, dass es euch gibt