Danke für euren Zuspruch!
Steffi ,
meine Einsamkeit ist am stärksten am Morgen nach dem Aufwachen bis zum frühen Nachmittag, ab 16h gehts dann meistens besser, falls es nicht ein zusätzliches Problem gibt.
Bei dir ist es nun bald ein Jahr her seit dein Mann gestorben ist, bei mir sind es bald 4 Jahre. Allerdings hatte ich danach noch die Unterstützung von meinem Cousin, von daher ist es auch für mich erst ein Jahr seit ich komplett alleine bin. Und das komplett Alleine sein ist definitiv ein Unterschied!
Die Frage "Wie lange noch" habe ich erst mal nach hinten gestellt, wir haben sowieso keine Wahl. England hat mir definitiv gut getan, mir allerdings auch die Grenzen aufgezeigt, was geht und was nicht, ich mache definitv weiter und vielleicht ändert sich ja doch irgendwann einmal wieder etwas zum Positiven, ich werde es nicht erfahren, wenn ich nicht alles ausprobiere.
Und jetzt nach ein paar Tagen ist es auch nicht mehr ganz so schlimm wie am Anfang.
Sverja ,
es gibt keinen Grund ängstlich zu schreiben, ich schätze deine Meinung zu jedem Zeitpunkt, aber ich glaube, das habe ich dir sowieso schon mal geschrieben.
Ob du es glaubst oder nicht, über eine Veränderung habe ich schon intensiv nachgedacht.
Allerdings hat es für mich keinen Sinn ohne konkretes Ziel einfach die Wohnung zu wechseln oder gar in eine andere Gegend zu ziehen, wo ich noch einsamer wäre als hier, weil ich dann überhaupt niemand mehr kennen würde.
Auch die Sache mit der WG beschäftigt mich innerlich. Das würde mir nämlich sehr gut gefallen, der wunde Punkt ist halt wieder Mal, dass ich bisher noch keinen Anhaltspunkt gefunden habe, wie das gehen könnte und wo es konkret Menschen gibt, mit denen ich kompatibel bin und die jemanden wie mich brauchen könnten.
Die Grundidee ist also schon in meinem Kopf, an der Umsetzung scheitert es momentan noch.
Alles dreht sich immer nur um den Punkt Alleine sein. Mit jemandem zusammen würde ich gerne, aber alleine trau ich mich nicht.
Meine Wohnung ist derzeit für mich gut so wie sie ist, darin etwas zu verändern ist ein wunder Punkt an den ich momentan nicht zu rühren wage.
Eine Entscheidung habe ich allerdings schon getroffen: Die Wohnung, in der mein Cousin gelebt hat und die auch mir gehört, werde ich verkaufen.
Diese Wohnung haben mein Mann und ich nach dem Verkauf unseres Hauses als Geldanlage gekauft, den Rohbau miterlebt, sie liebevoll gemeinsam eingerichtet und jedes Detail davon ist schmerzhafte Erinnerung, dazu noch die Erinnerung an den Umzug meines Cousins und die dramatische Geschichte seiner Erkrankung, das ist mehr als ich ertragen kann und ich möchte einfach damit abschließen.
Deswegen ist auch eine Vermietung, wie ich es vorhatte zu schmerzhaft für mich. und immer wieder in die leerstehende Wohnung zu gehen und nachzusehen, ob alles passt ist unerträglich.
In diese Wohnung umzuziehen wäre die Hölle für mich, mein Mann hat immer gemeint, wenn er mal nicht mehr ist, wäre das eine Option für mich in diese kleinere und neue Wohnung zu ziehen und darin den Rest meines Lebens gut zu verbringen, aber er wusste ja nicht, dass er so bald sterben würde.
Es gibt also schon Veränderungen die ich in Angriff nehme und mehr geht im Moment einfach nicht.
Immer schön eines nach dem anderen.
Mir ist vollkommen klar, dass mich die Trauer ein Leben lang begleiten wird und das ist für mich vollkommen in Ordnung.
Das was mich so blockiert ist diese zusätzliche Aufgabe des komplett auf sich selbst gestellt seins und diese quälende Einsamkeit, die es nicht gäbe, wenn ich wenigstens eine einzige zuverlässige Bezugsperson in meinem Leben hätte. Dass damit nicht alles gut und geregelt ist, das ist mir klar, aber ich weiß eben aus der Erfahrung mit Wolfram, dass mir ein Mensch, der zu mir gehört, gut tut.
Dass das nicht geklappt hat ist eine andere Geschichte, aber ich habe Wertvolles daraus gelernt:
1. Dass eine Bezugsperson tatsächlich für mich einen gravierenden Unterschied macht.
2. dass es nicht zwingend klappt, wenn sich zwei einzelne Menschen zusammentun.
Es sollte schon eine Art Seelenverbindung sein, so wie bei dir und deiner Partnerin, liebe Sverja.
Und dann wird alles leichter, nicht gut aber erträglich, mehr wünsche ich mir ja gar nicht.
Mein nächster englischer Workshop im Mai 2023 ist schon geplant ...
evi ,
es ist schön, dass du die Möglichkeit hast eine Veränderung herbeizuführen, die dich in die Nähe deiner Familie bringt.
Es wird sicherlich sehr schmerzhaft werden, aber auf lange Sicht wird es dir gut tun, da bin ich mir sicher.
Renate ,
ja genauso ist es.
Was ich mitgenommen habe ist die bittere Wahrheit, dass es theoretisch möglich wäre mich gut zu fühlen, falls ich eine Aufgabe hätte die mich erfüllt.
Eine Auszeit und mag sie noch so schön sein reicht dafür nicht.
Ich bin dankbar dafür, dass Ablenkung seit einiger Zeit wieder möglich ist und ich schöne Momente durchaus wertschätzen kann.
Ich bin allerdings auch so unbescheiden zu sagen, dass mir das nicht genügt, wenn ich schon hier bleiben muss, möchte ich mich wenigstens wieder annähernd normal fühlen und das nicht nur in diesen seltenen besonderen Momenten.
Und nicht nur eine Ablenkung nach der anderen aneinanderreihen, damit ich mein Leben überhaupt aushalte.
Da es im Moment keine anderen Optionen gibt, mache ich es trotzdem so, denn es ist immerhin besser als gar nichts.
Anita ,
wie schon gesagt, habe ich bereits über eine WG nachgedacht, aber es funktioniert leider nicht so, dass man einfach nur ein paar einsame Menschen zusammenbringt und dann wird das schon.
Dein Beitrag ist sehr berührend und es ist schön, dass die alte Dame in ihrer letzten Lebensphase nicht vollkommen alleine vor sich hinvegetieren muss. Allerdings ist so eine Beziehung etwas Einzigartiges und deswegen auch im Fernsehen gelandet.
Und wie lange war sie alleine und auf sich gestellt?
Ihr Mann ist vor 30 Jahren gestorben und diese besondere WG besteht erst seit kurzem.
Für mich ein Beweis, dass man nicht einfach an Einsamkeit stirbt, dass diese aber sehr, sehr lange dauern kann ...