Ganz ehrlich?
Ich mache das alles nur für meine Lieben, die mir vorausgegangen sind und für den Teil in mir, der so unbedingt leben will (und mir mitunter ein wenig unheimlich ist).
Ich (die Gabi die hier schreibt und unendlich leidet) würde nichts lieber als diese Inkarnation, das Leben das sie führt, so schnell wie möglich beenden.
Mir wird das alles zuviel und alleine geht gar nicht.
Und bisher musste ich auch nicht, sogar nach Hannes Tod war sofort jemand (mein Cousin) zur Stelle, der mein Leben durch seine Anwesenheit stabilisiert hat, wenn ich ihn auch nicht lieben konnte und ihm auch nicht so vertraut habe, wie meiner verstorbenen Familie.
Jetzt ist es bald drei Monate her, dass auch er gestorben ist und ich tatsächlich und wirklich ganz alleine bin.
Zwar gut gebettet und versorgt, mit Freunden und Bekannten, die mich mögen, mit einer neuen Beschäftigung, die ich mag, aber am Ende des Tages dennoch alleine.
Ihr wisst ja meine medialen Unternehmungen meine Versuche herauszukriegen, was ich hier noch soll, gepaart mit einer Spiritualität, die ziemlich weit von den konventionellen Religionen entfernt liegt.
Ich bin zwar noch katholisch aus reiner Gewohnheit und weil wir alle das waren, aber keiner von uns war wirklich gläubig, von daher ist es einfach ein Relikt des alten Lebens, das ich beibehalte, weil es mich nicht stört.
Was ich für mich persönlich herausgefunden habe, teils für mich alleine, großteils aber auch durch Unterstützung von Menschen jenseits und diesseits des Lebens ist die für mch sehr tröstliche Wahrheit, dass wir unsterbliches Bewusstsein in sterblichen Körpern sind.
Wie das alles genau ist, werde ich wohl, wie fast alle anderen, erst wissen, wenn auch für mich der Zeitpunkt gekommen ist.
Aber ich weiß, dass unsere Verstorbenen uns ganz nah sind, sehr an unserem Leben interessiert und allzeit bereit zu helfen so gut sie können.
Wir waren nicht nur im Leben miteinander verbunden, wir sind es über den Tod hinaus.
Sie helfen uns unseren Lebensplan, den wir mit ihnen gemeinsam entwickelt haben, bevor wir gemeinsam unsere Reise in dieses Leben begonnen haben, so gut wie möglich zu verwirklichen. Und wir sind bestens beraten, wenn wir unsere Trauer in Liebe transformieren und uns für die Jenseitigen Hilfsangebote öffnen.
Trauern wir zu stark und kapseln wir uns ab können sie nichts machen, dann ist der Widerstand zu groß, die Zustimmung unsererseits fehlt und gegen unseren freien Willen kann niemand und nichts etwas bewirken.
Ich habe Botschaften bekommen, immer und immer wieder, ich habe die LIebe gefühlt und ihre Energie hat mich tagelang gestärkt, so oft, bis ich Stoffel selbst bemerkt habe, dass es kein Zufall ist, wenn ich spezielle Träume habe und mediale Begegnungen, die mich fortlaufend stärken und meine depressiven Untergangsfantasien immer wieder stoppen.
Und warum das alles?
Weil ich hier bin, um ein neues Leben mit neuen Aufgaben und neuen Beziehungen, ein erfülltes Leben zu führen, nachdem ich aus dieser abgrundtiefen Krise als geläuterter Mensch mit neuen Erkenntnissen hervorgegangen bin.
Ja, ich habe immer noch Zweifel, ob ich mir das alles vielleicht doch nicht nur einrede.
Ich weine fast immer, wenn ich nach meinen Unternehmungen wieder nach Hause komme, ich bin so einsam, dass es richtig wehtut und ich habe oft Mühe mir die schwarze Wolke der Hoffnungslosigkeit vom Leib zu halten.
Aber es gibt nur die Chance vorwärts zu gehen, mich zu öffnen so gut ich kann und meinen Liebsten, die mir helfen wollen und niemals etwas tun würden, was mir schaden kann, zu vertrauen, ihnen mein Leben anzuvertrauen, wie ich es auch vorher schon getan habe, als sie noch lebten.
Liebe Renate,
du hattest erst am 11. April Jahrestag.
Ein Jahr ist praktisch nichts, wenn du bei mir zurückblätterst wirst du feststellen, dass ich damals noch wie von Sinnen war, unfähig an irgend etwas anderes zu denken, als den Verlust meiner zweiten Hälfte und mein verlorenes Leben.
Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich nach drei Jahren immer noch so heftig trauere, wäre ich vollends verzweifelt.
Allerdings ist es nun nach drei Jahren anders.
Auf einmal hat wieder etwas Neues Platz neben der alles vernichtenden Trauer.
Es ist beileibe noch nicht gut, aber es ist anders und stehenbleiben keine Option, denn schließlich bleibt mir ja gar nichts übrig, als weiterzuleben und das möchte ich nicht noch jahrelang in endloser Qual.
Es ist der Mut der Verzweiflung, der mich antreibt, sonst nichts.