Beiträge von Tigerlily

    Lieber Frank,

    nach ein paar Erholungstagen bin ich wieder im wirklichen Leben aufgetaucht und kann dir nur beipflichten, was deinen Zustand betrifft.


    Trotz alledem bin ich inzwischen zu der Auffassung gelangt, dass es einen Weg geben muss, ein zufriedenes Leben, auch nach dieser Katastrophe, die uns alle ereilt hat, zu erreichen.

    Wir lange das dauert weiß niemand, wie es geht muss jeder Einzelne für sich selbst herausfinden, aber bis es soweit ist, möchte ich dir ein ganz großes Kraftpaket gespickt mit Lebensmut übergeben und eine liebe Umarmung, die vielleicht ein ganz klein wenig Trost spenden kann, alles Liebe, Gabi

    Der Alltag ist wieder eingekehrt.

    Es ist heiß, eigentlich möchte ich gar nichts machen in der Hitze.

    Ich bin an einem Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass es eigentlich keinen Menschen gibt, mit dem ich zusammen sein möchte und sogar auf die vereinzelten Zusammentreffen freue ich mich nicht wirklich.

    Dagegen steht, dass ich immer noch nicht richtig mit mir alleine sein kann.

    Kaum bin ich daheim, überfällt mich eine Unruhe, die ich kaum in den Griff bekomme.

    Zum Spazierengehen ist es zu heiß, baden gehen mag ich nicht. Und in mich gehen, wie das in meinen vier Seminartagen durchaus gut geklappt hat, klappt daheim überhaupt nicht, ich werde bloß mit Gefühlen überschwemmt und dann geht gar nichts mehr.


    Ich frage mich wie schon so oft, wie lange ich es aushalte so weiterzuleben, bin aber inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass das jetzt mein neues Leben ist und dass ich mich daran anpassen muss, wenn ich nicht untergehen will.

    Ich glaube an einen höheren Plan und versuche mein Leben so anzunehmen wie es momentan ist:

    Einsam, leer, inhaltslos und getrieben - flankiert von Überlebensmaßnahmen, die ich mir, weil ich privilegiert bin, leisten kann.

    Immer in der Hoffnung, dass es eines Tages eine Wende zum Besseren geben wird, denn ich sehe absolut keinen Sinn darin, auf diese Weise noch Jahrzehnte weiterzuleben.


    Aber zurück zu den letzten Tagen:

    Ich habe 4 wunderbare Tage im Seminarhotel Schlegelberg in Oberösterreich verbracht. Bei einem medialen Workshop, veranstaltet vom Verein Medial Hearts

    Das hat mir sehr gut getan, ich bekam viele persönliche Einsichten und wurde bestärkt meine spirituelle Suche fortzusetzen.

    Es ist eigentlich für mich derzeit die einzige Möglichkeit IRGENDEINEN Sinn in meinem Leben zu finden, weil es das Einzige ist, was mich zumindest ansatzweise interessiert, in der Hoffnung Antworten auf meine Lebensfragen und Ängste zu finden.

    In dieser Gruppe netter Menschen, an diesem geschützten Ort und in dieser wunderbaren Energie, war es relativ leicht für mich einfach zu sein und nicht jeden Tag das vertraute Gedankenkarussell anspringen zu lassen.

    Ich hatte auch einige kleine Erfolge, die mich ermuntern daheim weiter zu üben und vor allem nicht aufzugeben, so schwer mir das Leben auch fallen mag!

    Ein Höhepunkt war eine Trancesitzung mit einem begabten Medium, bei der mein Mann durchkam, sodass ich ein regelrechtes Gespräch mit ihm führen konnte. Das war so berührend, ich konnte seine Energie und Liebe fühlen und einen erneuten Beweis dafür bekommen, dass der Tod nur eine Durchgangsstation ist, dass wir alle weiterleben und dass es uns gut gehen wird, wenn wir den Tod hinter uns gebracht haben.

    Der Kern seiner Botschaften war, dass er sich vorher niemals hätte träumen lassen, dass es nach dem Tod einfach weitergeht und dass wir uns sogar durch eine Mittlerin miteinander unterhalten können. Und dass er glaubt, dass er vorher gehen musste, damit ich lerne auch alleine zurechtzukommen. Dass ich eine starke Frau sei und dass ich nicht aufgeben soll und dass noch Aufgaben vor mir liegen.

    Ermutigt und gestärkt bin ich am Sonntag Abend heimgefahren, nur um beim Heimkommen in die leere Wohnung wieder total niedergeschmettert zu werden.

    Ich habe mich dann mittels der Erinnerungen an den schönen Aufenthalt selber helfen können und konnte beruhigt schlafen gehen.


    Am Montag Vormittag erlebte ich dann eine massive Krise, ich hatte keine Chance in mich zu gehen und mich zu beruhigen, die Gefühle der Einsamkeit, absoluten Verlassenheit, eine unermessliche Leere, ein tiefer Schmerz hatten mich voll im Griff, ich hatte Sehnsucht mit irgendjemandem darüber zu reden, wusste aber gleichzeitig, dass das nicht geht.

    Mit Hilfe von Baldriantropfen und mentaler Techniken habe ich diesen Gefühlssturm dann wieder einigermaßen in den Griff bekommen, so dass ich wenigstens fähig war, meine Arbeit zu machen.

    Ich habe inzwischen auch Leute getroffen, war mit einer Freundin auf einem Robert Betz Vortrag in Rosenheim, bin heute bei meinen Kollegen in Salzburg und werde morgen wieder meine Psychologin aufsuchen und telefoniere nach wie vor jeden Tag mit meinem Cousin - Business as usual also.

    Im Großen und Ganzen bin ich wieder geschäftsfähig und lebe weiter wie bisher.

    Ich habe ernstlich vor mich nicht hängen zu lassen und dem Leben die Stirn zu bieten, so nach dem Motto "Jetzt erst recht"

    Aber in mir drin sitzt eine einsame, verlorene Gabi, der es noch genauso geht wie am Nachmittag des 14. Juni 2018: Fassungslos, am Boden zerstört und vor allem nicht mehr leben wollend.


    Dieser kleinen Gabi zu erklären, dass alles in Ordnung ist so wie es ist und das Vertrauen in ein Leben "nach Hannes" zu vermitteln, erscheint mir derzeit noch unmöglich. Ich konzentriere mich darauf, von Zeit zu Zeit aus meinen Tiefs wieder aufzutauchen und weiterhin jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ich kriegen kann.

    Die vier Tage Pause haben mir gezeigt, dass es einen Weg zurück ins Leben geben muss, wenn ich ihn auch weiterhin noch nicht erkennen kann.

    Jetzt, ein Jahr nach Hannes Tod, mit der Gewissheit dass es einen Grund hat, dass ich noch weiterlebe und dass es ihm gut geht, hätte ich mir gedacht, dass es mir leichter fallen sollte ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.

    Das Leben hat mich gelehrt, dass dem nicht so ist, dass ich auch nach einem Jahr noch sehr trauere und sehr viel Geduld brauchen werde.

    Das Gute nach einem Jahr ist, dass ich mich schon stundenweise aus dem Trauersumpf herausarbeiten kann, sodass ich mit "normalen" Menschen "normale" Gespräche führen kann.

    Das Tragische ist, dass ich nach wie vor das Bedürfnis hätte zu klagen und zu weinen und über Hannes zu sprechen, dass mir dafür aber die Gesprächspartner fehlen, also muss ich diesen Teil der Trauer mit mir selbst abmachen und fühle mich entsprechend einsam.

    Dazu kommt, dass diese "normalen" Gespräche nach wie vor anstrengend für mich sind und ich mich für mein Gefühl zu wenig für die Außenwelt interessieren kann, was einen Neuanfang ziemlich schwierig macht.


    So gehen ich und meine Trauer Hand in Hand ins zweite Jahr meines ungewollten neuen Lebens, ein Ende ist nicht in Sicht, aber ich kann euch frisch Trauernden versichern, es geht weiter, irgendwie, auch wenn man es am Anfang nicht glauben möchte.

    Und ich möchte euch ermutigen nicht aufzugeben, denn ich brauche euch an meiner Seite, hier können wir uns stützen und aufmuntern, wir können gemeinsam weinen und klagen und gemeinsam in eine neue Zukunft gehen.

    Ich hab euch lieb und denke oft an euch, eure Gabi

    Ihr Lieben, ich wollte nur ein kurzes Lebenszeichen von mir geben. Die letzte Woche ist unglaublich viel geschehen, das mir einerseits sehr viel Auftrieb gibt und das mir andererseits beweist, dass noch ein langer Weg vor mir liegt. Momentan bin ich für 4 Tage auf einem medialen Workshop in Oberösterreich, habe wenig Zeit und einen relativ schlechten Handy Empfang. Ab Montag bin ich wieder daheim und ich habe vor, nächste Woche hier ein ausgiebiges Feedback zu meinem Leben, ein Jahr nach Hannes Tod zu geben.

    Nur kurz eine erste Zusammenfassung: Ich habe erkannt, dass mein Liebling keineswegs zum Zeitpunkt unserer größten Verbundenheit voraus gegangen ist, sondern dass es mir ein Ansporn sein soll, meine spirituellen Fähigkeiten zu entwickeln, um wieder ganz bewusst mit ihm in Kontakt zu kommen und dadurch auch in Kontakt mit der geistigen Welt. Und dass es dann noch viel für mich zu tun gibt, hier im Leben. Der Wermutstropfen dabei ist, dass es ein Prozess ist. Ein langer, schwieriger Weg liegt hinter mir und auch noch vor mir. Ich erzähle euch gerne davon, wenn ich mehr Muße und einen ordentlichen Computer zur Verfügung habe. Liebe Grüße und viel Kraft und Liebe für euren schweren Weg!

    Vielen lieben Dank für die zahlreichen Wünsche.

    Gestern mein Geburtstag, heute der Todestag meines Lieblings, ich weiß gar nicht wie ich mich fühlen soll, alles ist so unwirklich!

    Gestern bekam ich derart viele Geburtstagswünsche, wie noch nie zuvor in meinem Leben, denn ich habe meinen Geburtstag nie wirklich gefeiert und bin auch bei andern eine eher schlechte Gratulantin.

    Am Nachmittag hat mich eine Bekannte zum Grillen eingeladen, die ich erst nach Hannes Tod kennen gelernt habe und die auch allein lebt. Einerseits war es rührend, dass sich ein relativ fremder Mensch so um mich gekümmert hat, andererseits fühlt es sich nach wie vor etwas komisch und nicht ganz richtig an. Ich bin dann am frühen Abend heimgegangen und damit ich nicht allein sein muss, bin ich um 20:30h noch ins Kino gegangen. Da waren zwar auch nicht viele Leute, aber wenigstens hat mich der Film abgelenkt.

    Heute ist es noch seltsamer.

    Eigentlich hätte ich den Wunsch verspürt, mir freizunehmen, aber das geht nicht, weil sonst niemand mehr da wäre, der die Arbeit macht.

    Gottseidank ist bis jetzt noch nichts Dringendes hereingekommen, sodass ich alles ein wenig schleifen lasse und um 15h bin ich sowieso weg, da fahre ich nach Aschau und habe eine Einzelsitzung bei einem Medium. Bin schon gespannt, wie es mir damit gehen wird.

    Danach kann ich eine Bekannte besuchen und dann noch den Demo Abend des Mediums und dann ist dieser Tag auch wieder vorbei.

    Irgendwie fühlt sich das, was ich da tue absolut nicht nach leben an, ich schaue einfach nur fassungslos um mich, was da dauernd passiert, während die Zeit vergeht.

    Da ich weiß, dass mein Mann möchte, dass ich mich erhole und lerne mitten im Leben zu stehen und das Leben zu genießen, damit ich meine Aufgabe hier auf der Erde erfüllen kann, nehme ich mich zusammen und lasse mich möglichst nicht mehr von meinem Schmerz in den Abgrund ziehen. Es ist ein harter Kampf, aber ich muss ihn bestreiten, für ihn und für mich selbst, das bin ich uns beiden schuldig!


    Heute Vormittag habe ich auf Facebook zum Jahrestag von Hannes Tod etwas gepostet, das ich genre mit euch teilen möchte:

    Bilder

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    Ach, liebe Adi, ein halbes Jahr, ein Meilenstein auf einer steinhart gepflasterten Straße, die unser Leben nun geworden ist.

    Ich kann dir nur eine Umarmung anbieten, tröstende Worte leider nicht, denn auch nach einem Jahr ist die Sehnsucht bei mir nicht weniger geworden.

    Es ist ein Weg und ich bemerke, dass ich schon eine Strecke zurückgelegt habe, vor allem an den Veränderungen bei mir selbst.

    Ich habe viele neue Erfahrungen gewinnen dürfen und ich kann für mich selbst nur sagen, es ist ein sehr schwieriger, aber auch ein sehr wichtiger Weg, den ich da zwangsweise habe beschreiten müssen.

    Dennoch glaube ich , dass die Erfahrungen wichtig für mich sind und ich hoffe, dass ich irgendwann einmal dieses tiefe Tal durchschritten habe und ein Stück weiser geworden bin. diese Hoffnung hält mich am Leben und die Zuversicht, dass wir uns wiedersehen, wenn auch ich das Spiel des Lebens beendet haben werde.

    Ihr Lieben,


    momentan keimt da gar nichts,

    Momentan stelle ich wieder komplett meine Existenz in Frage.

    Es sind jetzt noch genau drei Tage bis zum ersten Todestag meines Mannes und es geht mir so schlecht wie schon lange nicht mehr.

    Zur Ruhe gekommen, richtig zur Ruhe nicht nur erschöpft herumhängen, bin ich schon seit dem Tod meines Mannes nicht mehr und so wie ich monentan drauf bin sehe ich sowieso kein Licht mehr am Ende des Tummels, alles schwarz und eine unendliche Sehnsucht fruisst mich auf,. Alle Strategien versagen.

    Ich sollte mich auf die Arbeit konzentrieren, denn eine Kollegin ist auf Urlaub, die andere im Krankenhaus, daher ist viel zu tun, aber ich kann mich kaum konzentrieren.

    Eigentlich habe ich diese kritische Woche schon gut durchgeplant, um Halt zu finden, aber wie gesagt, mometnan reißt mihc der Strudel mit und ich weiß kaum, was ich tun, denken oder fühlen soll.

    Dazu tut mir aus unbekannten Gründen das linke Knie weh und auch sonst zwickts mich überall.

    Ich bin unausgeschlafen, esse entweder gar nichts oder nur ungesundes Zeugs und kann mich nicht dazu aufraffen, mich um mich zu kümmern und sonst kümmert sich auch keiner um mich. Ich mache schön meine Termine, bekomme Durchhalteparolen bei meinen bezahlten Helfern und auch von meinem wirklich treuen Cousin, das muss ich jetzt echt mal sagen, er ist wirklich eine Stütze in schweren Zeiten und ich sollte ihn viel mehr schätzen, als ich es momentan fertig bringe, aber nicht einmal das gelingt mir gebührend.

    Ich mach jetzt Schluss mir rennt echt die Zeit davon, vielleicht kann ich am Abend noch was Vernünftiges hier beitragen, momentan ist es nur ein dampf ablassen, weil ich nciht weiß wohin ich mit mir und meinen Gefühlen sonst hin soll.

    Liebe Wagi, liebe Adi, ich kann mich so in euch hineinversetzen, denn mir geht es genauso.

    Egal was ist, es fühlt sich falsch an.

    Momentan für mich noch ein bisschen falscher, denn ich stecke mitten drin in einem fatalen Trauerloch drei Tage vor Hannes Todestag.

    Ich weiß nicht mehr wo vorn und hinten ist und schon gar nicht, was ich mit mir anfangen soll.

    Eigentlich sollte ich arbeiten, aber ich kann mic kaum konzentrieren.

    Ich hoffe ich darf mich ein wenig zu euch gesellen und mit euch gemeinsam trauern.

    Liebe Angie, bei mir ist in drei Tagen der erste Todestag meines Mannes und die Sehnsucht bringt mich fast um.

    Ich bin überzeugt, dass die Trauer bleibt, aber es ist tröstlich zu lesen, dass du nach 4 Jahren zufrieden leben kannst und nicht mehr solche Seelenschmerzen aushalten musst. Das wünsche ich mir für mich auch, auch wenn ich es mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen kann.

    Ihr Lieben, danke für eure Wünsche, momentan keimt bei mir nicht allzuviel.

    Ich weiß nicht recht wie ich alles, was mir widerfährt unter einen Hut bringen soll.


    Da ist einmal die Tatsache, dass ich irgendwie ein sehr geschäftiges Leben für mich getriggert habe, in dem ich immer wieder durch spontane Anrufe und Geschehnisse überrascht werde. Was mich jedesmal aufs neue erstaunt und was ich ganz und gar nicht als selbstverständlich ansehe, sondern mit gehörigem Misstrauen beobachte. Außerdem fühle ich mich mit all den Aktivitäten manchmal auch überfordert, aber ich kann auch irgendwie nicht aufhören damit, weil ich nach wie vor Angst habe, einsam und alleine in meiner Wohnung zu leben.

    Ich habe momentan lieben Besuch und verbringe das Pfingstwochenende mit Gesprächen, verschiedenen Aktivitäten und Essen gehen und da tritt dann auch gleich die Tatsache Nummer Zwei in Erscheinung:


    All die Aktivitäten sorgen dafür, dass die Zeit vergeht, genießen kann ich sie nicht und für Ablenkung sorgen sie auch nicht.

    Immer wenn ich dann wieder alleine meine Wohnung betrete, kommt der große Katzenjammer.

    Und auch unterwegs oder im Gespräch muss ich immer wieder daran denken, Dass meine Mann nicht mehr da ist. Und mir fällt alles wieder ein was wir miteinander geteilt haben und was wir jetzt nicht mehr tun können.

    Und es ist immer noch unglaublich schmerzhaft.

    Daran hat die Zeit von immerhin schon fast einem Jahr gar nichts geändert.

    und es kommt mir immer noch so vor, als hätte ich kein Leben mehr, obwohl jeder einzelne verlebte Tag das Gegenteil beweist.


    Ich habe wirklich Probleme damit klarzukommen, dass mein Leben eigentlich recht erfreulich verläuft, dass ich aber, wenn ich die Wahl hätte jederzeit und mit Freuden dem Tod ins Auge sehen würde.

    Ich will einfach dort sein, wo mein Liebling auch ist und mich nicht mehr mit diesem dämlichen Leben hier auf der Erde herumplagen müssen.

    Ihr Lieben, wieder ist fast eine Woche vorbei, fünf Tage mit vielen Hochs und Tiefs und vielen Erlebnissen.

    Ganz vorsichtig wage ich die Behauptung dass bei mir gerade eine neue Freundschaft zu erblühen scheint und dass ich allgemein gesehen in dieser schweren Zeit neue Menschen kennen gelernt habe, wo ich noch nicht genau abschätzen kann, wohin sich das alles entwickelt, zu neu sind meine Erlebnisse und zu unerfahren bin ich in der Begegnung mit fremden Menschen, war ich doch mein ganzes Leben in einem Kokon geborgen, den ich mit meiner kleinen Familie gemeinsam gesponnen hatte.


    Ich weiß absolut nicht wohin das alles führen soll und was ich mit meinem neuen Leben ohne meinen geliebten Mann anfangen soll.

    Es gibt immer wieder Momente wie heute in denen ich wunderschöne Erfahrungen mache, ganz tiefe Erfahrungen mit Gefühlen, so stark und fremd und neu, dass ich gar nicht so recht weiß, wie ich sie in mein Leben einsortieren soll.

    Und dann wieder die inzwischen so vertrauten Momente tiefsten Schmerzes, großer Trauer, aber auch gleichzeitig großer Erkenntnisse.


    Das Seltsame dabei ist, dass ich mir diesen ausweglosen Schmerz, diese riesige Trostlosigkeit in den friedlichen Momenten gar nicht so recht vorstellen kann, dass ich aber dennoch fühle, dass der große Schmerz ganz dicht unter der Oberfläche lauert.

    Und umgekehrt, wenn mich die riesige Trostlosigkeit überfällt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwann wieder bessere Momente möglich sind, obwohl ich doch aus Erfahrung weiß, dass es sie gibt, diese besseren Momente.


    Diese Woche hatte ich wieder beides, ich habe soviel und mit ganz großer Trauer an meinen Mann gedacht, an sein Aussehen, an all die schönen Momente die wir hatten, an seine unbändige Lebensfreude, aber auch daran, dass er mir zu verstehen gegeben hat, dass ich mein Leben wieder genießen soll, dass ich meinen nächsten Schritt machen soll, einen neuen Schritt in ein Leben ohne ihn, aber nicht ohne seine Begleitung.

    Ich habe begreifen müssen, dass ich für diesen nächsten Schritt noch nicht bereit bin, dass ich Geduld und Zeit brauche, bis sich alles von alleine enwickelt, dass es nichts nützt, die Entwicklulng beschleunigen zu wollen, bevor alles an mir und in mir bereit ist dazu.

    Ich weiß, dass ich kreatives Potential habe, aber momentan ist es mir nicht möglich es zu nutzen.

    Ich schaffe es nicht, mich daheim allein hinzusetzen und mich einer Tätigkeit hinzugeben, egal welcher, es ist einfach nicht möglich, ich blockiere mich selber und ende damit, wie ein Tiger im Käfig herumzuwandern.

    Da ist es besser ich gehe aus mir heraus, nach draußen zu Menschen zu Ablenkungen, die ich nicht alleine machen muss.

    Die ganze Woche war in dieser Hinsicht eher schwierig für mich, dazu noch begleitet von einem nasskalten Wetter, welches seinesgleichen suchte.


    Heute wiederum hatte ich am Vormittag die gewohnte Trauerphase, bis ich mich überwinden konnte aus dem Haus zu gehen.

    Beim Einkaufen habe ich eine Bekannte (von der ich ganz vorsichtig behaupten mag, sie ist auf bestem Wege eine Freundin zu werden) getroffen und nach einem Schwätzchen mit ihr war ich viel besserer Stimmung.

    Danach war ich von lieben Bekannten eingeladen die Passionsspiele in Erl zu besuchen.

    Ich habe die Karte dazu geschenkt bekommen als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, ich war richtig gerührt!

    Für mich etwas ganz Neues, obwohl ich schon so lange in Tirol lebe, hatte ich mich vorher nie für so etwas interessiert und mein Mann auch nicht.

    Die große Familie meiner Bekannten nahmen an den Passionsspielen teil, was die Aufführung an sich schon für mich interessant machte.

    Das besondere an diesem Ereignis ist nämlich, dass es ausschließlich von Laiendarstellern des kleinen Tiroler Ortes Erl aufgeführt wird und es sind an die 500 Personen auf der Bühne zu sehen.

    Besonders war auch, dass die althergebrachte Passion von Grund auf erneuert worden war und zwar von dem berühmten Tiroler Dramatiker Felix Mitterer und mich erwartete ein großartiges Psychodrama, in dem Althergebrachtes mit modernen Elementen auf ganz hervorragende Weise verknüpft wurde.

    Die Inszenierung war absolut spektakulär, ich war tief ergriffen und fühlt mich in meinen Gefühlen angenommen wie selten zuvor.

    Wie schon einige Male vorher musste ich für mich feststellen, dass ich durch mein Schicksal zum ersten Mal in meinem Leben wirklich und wahrhaftig und ganz tief fühlen kann. Und dass sich in mir eine einzigartige spirituelle Dimension zu entwickeln scheint, eine Reife, die vorher nicht möglich gewesen ist, von der ich Mühe habe sie angemessen auszudrücken.


    Inzwischen wird mir immer mehr klar, dass meine Leben nie wieder "normal" im herkömmlichen Sinn werden wird, aber inmitten der Anstrengung, jeden Tag irgendwie zu überleben, inmitten der lähmenden Trauer keimt doch ganz zart eine Art Vertrauen in ein neues Leben, in diesen höheren Plan, in den wir allesamt eingebunden sind, ob wir es wollen oder nicht.

    Lieber Josef, ich nehme an wir werden unsere geliebten Verstorbenen niemals vergessen, auch ich denke immer an meine kleine Familie.

    Allen voran natürlich mein Mann, meine große Liebe aber auch immer wieder an meinen Vater, der mit 93 ein gesegnetes Alter erreicht hat und an meine Mutter, die schon so lange tot ist.

    Liebe Monika,


    wir kennen uns noch nicht, aber ich möchte dich dennoch herzlich willkommen heißen!

    Das mit den Medikamenten die du nimmst kenne ich auch, aber ich rege mich darüber nicht auf, ich nehme sie einfach dann passt das schon.

    Wenn es gestattet ist, werde ich dem Cafe Sonnenschein dann auch mal einen Besuch abstatten.

    Liebe Grüße Gabi

    Liebe Xena, das kenne ich auch. Wenn ich mit Leuten zusammen bin, gehts einigermaßen gut, kaum bin ich allein daheim fühle ich mich wieder absolut trostlos und traurig. Aber immerhin gibt es inzwischen diese zwei Seiten, vor ein paar Montaten gab es für mich ausschließlich schmerzerfüllte Trauer.

    Liebe StillCrazy,


    ich hab festgestellt, dass ich mich in der Zwischenzeit sehr verändert habe und dass die wenigen Menschen meiner Vergangenheit nicht mehr zu mir passen.

    Vor allem meine älteste Freundin, mit der ich viele Jahre gemeinsame Erebnisse hatte, zeichnet sich durch einen Mangel an Empathie aus der mich gerade heute wieder sprachlos gemacht hat. Ich bin ihr nicht böse, aber ich werde mich endgültig von ihr zurückziehen und bin eigentlich auch ziemlich stolz auf mich, dass ich das inzwischen so klar erkennen und auch glaube durchführen zu können.


    Wie gesagt, arbeite ich daran mit mir selbst zurechtzukommen und es auch auszuhalten mal wieder einen Tag allein zu sein, wenn es sich so ergibt.

    Aber ich habe auch erkannt, dass ich auf Dauer nicht alleine leben möchte und dass ich mir auch gar nicht sicher bin, ob ich den Rest meines Lebens in unserer Wohnung verbringen möchte.

    Es ist eine wunderschöne zentral gelegene Wohnung, perfekt für zwei Personen, die gemeinsam ihren Lebensabend verbringen möchten.

    Alleine fühle ich mich darin zwar geborgen, weil mein Mann irgendwie immer noch darin präsent ist, aber ich merke immer mehr, das es nicht mehr passt für mich.

    Irgendjemand hat mir da so einen Floh ins Ohr gesetzt und jetzt muss ich immer daran denken, wie es denn wäre eine WG zu gründen, vielleicht in einem alten Bauernhaus am Land, mit Platz für mehrere Personen, gemeinsamen Räumen, einem Garten und Möglichkeiten zur Tierhaltung. Wo immer jemand da wäre, wo man sich aber auch in die eigenen Räumlichkeiten zurückziehen kann, wenn man alleine sein will.

    Es ist jetzt nur mal so eine Spinnerei, aber es sorgt für gedankliche Beschäftigung und ich habe auch schon mehrere Bekannte getroffen, die dieser Idee durchaus etwas abgewinnen könnten, eine davon wüsste sogar passende Räumlichkeiten.


    Mir wird immer klarer, dass die Vergangenheit endgültig vorbei ist, samt der darin lebenden Personen.

    Es passt einfach nicht mehr.

    Alle mit denen ich jetzt zu tun habe sind eigentlich erst nach Hannes Tod aktiv in mein Leben getreten, wenn ich auch manche vorher schon gekannt habe.

    Ich frage mich noch immer, warum ich mir das in meinem Alter noch antun soll, ein völlig neues Leben in einer vollkommen ungewissen Zukunft zu beginnen, aber ich habe keine Wahl.

    Dass ich lieber nicht weiterleben möchte ist zwar noch immer so, aber nachdem ich dem Ableben definitiv nicht aktiv Vorschub leisten will, muss ich wohl auf unbestimmte Zeit am Leben bleiben und es irgendwie hinter mich bringen.

    Und da ich es auf gar keinen Fall aushalte, einfach so weiterzuleben wie bisher nur ohne meinen Mann (was das Ganze komplett sinnlos machen würde), muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und mir Alternativen überlegen.

    Und mich in Geduld üben, was mir das Leben in Zukunft noch so vor die Füße schmeißt.


    Das sind momentan so meine Gedanken, wenn ich gut drauf bin.

    Wenn nicht, wenn mich mal wieder die große Trauer packt, wenn ich in Erinnerungen versinke und meine Vergangenheit gedanklich durchlebe, dann ist irgendwie wieder alles auf Anfang. Dann ist der Schmerz so groß wie am ersten Tag und der einzige Unterschied zu den ersten paar Monaten ist der, dass ich inzwischen weiß, dass die Trauerwelle wieder vorbei geht, dass ich einfach schon besser damit umgehen kann und dass ich die Trauer für mich alleine auslebe und niemandem mehr davon erzähle und mich auch nicht mehr dazu gedrängt fühle mit anderen darüber zu reden.

    Lieber Frank,

    ich möchte mich auch mal wieder bei dir melden und dir viel Kraft fürs Leben schicken, denn ob Jahrestag oder nicht, ist jeder neue Tag, den wir ohne unser Liebsten weiterleben müssen, eine Herausforderung, der unserer ganzen Kraft und Stärke bedarf.

    Liebe StillCrazy,


    leider stehe ich inzwischen nicht mehr so über den Dingen, wie es sich in meinem obigen Posting liest.

    Es geht mir schlecht.

    Offenbar stecke ich wieder in der Aussichtslosigkeit eines Trauerloches fest.


    Es fehlt mir der Trost von außen, das muss ich zugeben und der mir selbst verordnete Rückzug fällt mir sehr, sehr schwer.

    Ich habe solche Sehnsucht nach einem Menschen, der mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut ist, wie es ist und der mir zu verstehen gibt, dass ich wichtig für ihn bin und dass er immer für mich da ist.

    Das Problem: dieser eine Mensch ist tot und auch wenn ich weiß, dass der Tod nicht bedeutet, dass es ihn nicht mehr gibt und dass ich mehrmals die Bestätigung bekommen habe, dass er immer noch für mich da ist, so fehlt mir doch diese vertraute Körperlichkeit.

    In meinem Cousin gibt es sogar einen wiedergewonnenen Verwandten, für den ich wichtig bin und der für mich da sein möchte.

    Und da merke ich dann mit brutaler Gewissheit, dass kein anderer Mensch als mein Mann mir die Geborgenheit geben kann, die ich mir so sehr wünsche. Ich bin froh und dankbar dass es Uli gibt und er ist mir Trost und Stütze, wenn ich mit ihm telefoniere, aber er kann mir meinen Schmerz und meine Einsamkeit nicht nehmen.


    Nichts und niemand kann das, so sehr ich mich auch bemühe, alles was mir widerfährt positiv zu betrachten und mich auf mein Leben einzulassen. Ich bin an einem Punkt wo ich nicht mehr weiter weiß.


    Mein Leben kommt mir vor wie ein Warten auf den Tod und das was ich nach außen zeige ist eine Fassade.

    Ich muss alles dransetzen, um wieder im Leben anzukommen. Es ist der Wunsch meiner lieben Verstorbenen und ich kann nicht einfach so aufgeben, dafür sorgen schon meine Seelenschmerzen, die mich zwingen und in Bewegung halten.

    Irgendwie muss ich einen Weg zu innerer Zufriedenheit finden, nur leider habe ich keine Ahnung wie das gehen soll.

    Mein einziger Wunsch ist es immer noch, endlich auch gehen zu dürfen und meinen Mann wieder in die Arme schließen zu können.


    Ich zermartere mir den Kopf, um etwas zu finden, was ich möchte, aber da ist nichts, es ist nur Leere in mir.

    Ich schaue in mein Herz und darin ist nur die Sehnsucht nach meinem Mann.


    Und weil das so ist, probiere ich alles mögliche und unmögliche aus, am Samstag war ich sogar mit Bekannten am Fussballplatz und habe für ihren 16 jährigen Sohn mitgefiebert. Das wäre mir in meinem alten Leben niemals in den Sinn gekommen und ich hätte auch keine Zeit für so etwas gehabt, aber ich muss zugeben, es war eine schöne Erfahrung.

    Und dann komme ich heim und da ist wieder diese Leere in mir.

    Und jeden Morgen nach dem Aufwachen dieser Schmerz des sich Wiedererinnerns.

    Und dann bekomme ich meine Trauer wieder in den Griff, um wenigstens mit den alltäglichen Dingen, mit meiner Arbeit weitermachen zu können.

    Und dann ist wieder ein Tag überstanden und ich werde ganz ruhig und gehe spät schlafen, um diese Ruhe so lange wie möglich auskosten zu können.

    Und dann kommt wieder ein neuer Tag und alles beginnt von vorne.

    Und dann unternehme ich etwas, ein Seminar, einen Workshop ein Treffen mit Bekannten und finde kurz Ablenkung. aber gleichzeitig habe ich dann wieder Angst vor den Tagen, wo es keine solche Ablenkung gibt, wo ich alles aufbieten muss, um diesen Tag zu überstehen und es geht weiter und weiter und weiter und es ist einfach nur anstrengend.


    Bei dir, liebe StillCrazy habe ich das Gefühl, dass du mitten im Leben stehst und aus dieser festen Position heraus mit positiven und hilfreichen menschlichen Kontakten deine Trauer aus tiefstem Herzen heraus voll und ganz durchleben kannst.

    Und es ist mit Sicherheit für dich weder einfacher noch schwieriger als für mich, aber du hast ganz recht, dein Weg ist ein völlig anderer als meiner und das ist gut so, denn wir können viel voneinander lernen, wenn wir unterschiedliche Erfahrungen kennen lernen.


    Ps.: Ich habe gestern diesen interessanten Vortrag gefunden und finde mich in der Charakterisierung des mütterlichen Symbiosetraumas wieder. Es erklärt viele meiner Gefühle und Verhaltensweisen!