Der Alltag ist wieder eingekehrt.
Es ist heiß, eigentlich möchte ich gar nichts machen in der Hitze.
Ich bin an einem Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass es eigentlich keinen Menschen gibt, mit dem ich zusammen sein möchte und sogar auf die vereinzelten Zusammentreffen freue ich mich nicht wirklich.
Dagegen steht, dass ich immer noch nicht richtig mit mir alleine sein kann.
Kaum bin ich daheim, überfällt mich eine Unruhe, die ich kaum in den Griff bekomme.
Zum Spazierengehen ist es zu heiß, baden gehen mag ich nicht. Und in mich gehen, wie das in meinen vier Seminartagen durchaus gut geklappt hat, klappt daheim überhaupt nicht, ich werde bloß mit Gefühlen überschwemmt und dann geht gar nichts mehr.
Ich frage mich wie schon so oft, wie lange ich es aushalte so weiterzuleben, bin aber inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass das jetzt mein neues Leben ist und dass ich mich daran anpassen muss, wenn ich nicht untergehen will.
Ich glaube an einen höheren Plan und versuche mein Leben so anzunehmen wie es momentan ist:
Einsam, leer, inhaltslos und getrieben - flankiert von Überlebensmaßnahmen, die ich mir, weil ich privilegiert bin, leisten kann.
Immer in der Hoffnung, dass es eines Tages eine Wende zum Besseren geben wird, denn ich sehe absolut keinen Sinn darin, auf diese Weise noch Jahrzehnte weiterzuleben.
Aber zurück zu den letzten Tagen:
Ich habe 4 wunderbare Tage im Seminarhotel Schlegelberg in Oberösterreich verbracht. Bei einem medialen Workshop, veranstaltet vom Verein Medial Hearts
Das hat mir sehr gut getan, ich bekam viele persönliche Einsichten und wurde bestärkt meine spirituelle Suche fortzusetzen.
Es ist eigentlich für mich derzeit die einzige Möglichkeit IRGENDEINEN Sinn in meinem Leben zu finden, weil es das Einzige ist, was mich zumindest ansatzweise interessiert, in der Hoffnung Antworten auf meine Lebensfragen und Ängste zu finden.
In dieser Gruppe netter Menschen, an diesem geschützten Ort und in dieser wunderbaren Energie, war es relativ leicht für mich einfach zu sein und nicht jeden Tag das vertraute Gedankenkarussell anspringen zu lassen.
Ich hatte auch einige kleine Erfolge, die mich ermuntern daheim weiter zu üben und vor allem nicht aufzugeben, so schwer mir das Leben auch fallen mag!
Ein Höhepunkt war eine Trancesitzung mit einem begabten Medium, bei der mein Mann durchkam, sodass ich ein regelrechtes Gespräch mit ihm führen konnte. Das war so berührend, ich konnte seine Energie und Liebe fühlen und einen erneuten Beweis dafür bekommen, dass der Tod nur eine Durchgangsstation ist, dass wir alle weiterleben und dass es uns gut gehen wird, wenn wir den Tod hinter uns gebracht haben.
Der Kern seiner Botschaften war, dass er sich vorher niemals hätte träumen lassen, dass es nach dem Tod einfach weitergeht und dass wir uns sogar durch eine Mittlerin miteinander unterhalten können. Und dass er glaubt, dass er vorher gehen musste, damit ich lerne auch alleine zurechtzukommen. Dass ich eine starke Frau sei und dass ich nicht aufgeben soll und dass noch Aufgaben vor mir liegen.
Ermutigt und gestärkt bin ich am Sonntag Abend heimgefahren, nur um beim Heimkommen in die leere Wohnung wieder total niedergeschmettert zu werden.
Ich habe mich dann mittels der Erinnerungen an den schönen Aufenthalt selber helfen können und konnte beruhigt schlafen gehen.
Am Montag Vormittag erlebte ich dann eine massive Krise, ich hatte keine Chance in mich zu gehen und mich zu beruhigen, die Gefühle der Einsamkeit, absoluten Verlassenheit, eine unermessliche Leere, ein tiefer Schmerz hatten mich voll im Griff, ich hatte Sehnsucht mit irgendjemandem darüber zu reden, wusste aber gleichzeitig, dass das nicht geht.
Mit Hilfe von Baldriantropfen und mentaler Techniken habe ich diesen Gefühlssturm dann wieder einigermaßen in den Griff bekommen, so dass ich wenigstens fähig war, meine Arbeit zu machen.
Ich habe inzwischen auch Leute getroffen, war mit einer Freundin auf einem Robert Betz Vortrag in Rosenheim, bin heute bei meinen Kollegen in Salzburg und werde morgen wieder meine Psychologin aufsuchen und telefoniere nach wie vor jeden Tag mit meinem Cousin - Business as usual also.
Im Großen und Ganzen bin ich wieder geschäftsfähig und lebe weiter wie bisher.
Ich habe ernstlich vor mich nicht hängen zu lassen und dem Leben die Stirn zu bieten, so nach dem Motto "Jetzt erst recht"
Aber in mir drin sitzt eine einsame, verlorene Gabi, der es noch genauso geht wie am Nachmittag des 14. Juni 2018: Fassungslos, am Boden zerstört und vor allem nicht mehr leben wollend.
Dieser kleinen Gabi zu erklären, dass alles in Ordnung ist so wie es ist und das Vertrauen in ein Leben "nach Hannes" zu vermitteln, erscheint mir derzeit noch unmöglich. Ich konzentriere mich darauf, von Zeit zu Zeit aus meinen Tiefs wieder aufzutauchen und weiterhin jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ich kriegen kann.
Die vier Tage Pause haben mir gezeigt, dass es einen Weg zurück ins Leben geben muss, wenn ich ihn auch weiterhin noch nicht erkennen kann.
Jetzt, ein Jahr nach Hannes Tod, mit der Gewissheit dass es einen Grund hat, dass ich noch weiterlebe und dass es ihm gut geht, hätte ich mir gedacht, dass es mir leichter fallen sollte ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.
Das Leben hat mich gelehrt, dass dem nicht so ist, dass ich auch nach einem Jahr noch sehr trauere und sehr viel Geduld brauchen werde.
Das Gute nach einem Jahr ist, dass ich mich schon stundenweise aus dem Trauersumpf herausarbeiten kann, sodass ich mit "normalen" Menschen "normale" Gespräche führen kann.
Das Tragische ist, dass ich nach wie vor das Bedürfnis hätte zu klagen und zu weinen und über Hannes zu sprechen, dass mir dafür aber die Gesprächspartner fehlen, also muss ich diesen Teil der Trauer mit mir selbst abmachen und fühle mich entsprechend einsam.
Dazu kommt, dass diese "normalen" Gespräche nach wie vor anstrengend für mich sind und ich mich für mein Gefühl zu wenig für die Außenwelt interessieren kann, was einen Neuanfang ziemlich schwierig macht.
So gehen ich und meine Trauer Hand in Hand ins zweite Jahr meines ungewollten neuen Lebens, ein Ende ist nicht in Sicht, aber ich kann euch frisch Trauernden versichern, es geht weiter, irgendwie, auch wenn man es am Anfang nicht glauben möchte.
Und ich möchte euch ermutigen nicht aufzugeben, denn ich brauche euch an meiner Seite, hier können wir uns stützen und aufmuntern, wir können gemeinsam weinen und klagen und gemeinsam in eine neue Zukunft gehen.
Ich hab euch lieb und denke oft an euch, eure Gabi