Beiträge von Josh

    Ich danke Dir, lieber Josef.


    Ja, auf das Osterwochenende freue ich mich. Mit guten Freunden wegfahren, Fußball und Basketball (was eigentlich überhaupt nicht mein Ding ist) schauen, lecker essen etc. Vielleicht setze ich mich zwischendurch auch mal ab und besuche ein paar alte Bekannte, die ich in München habe.


    Gestern Abend war ich wieder einmal alleine, habe es aber geschafft, endlich ein Buch fertig zu lesen, welches ich vor zwei Wochen begonnen habe. Normalerweise hätte ich das in zwei Tagen geschafft. Und ich weiß, dass ich es bald noch einmal lesen muss, weil ich einige Seiten einfach nur überflogen habe ohne wirklich zu lesen. Das Lesen fehlt mir sehr. Wie oft sind Silvia und ich dagesessen, beide mit einem Buch in der Hand. Leider konnte sie nach der OP nicht mehr lesen. Ich gab ihr dann Hörbücher.


    Gestern Abend gab es noch kurz ein Missverständnis mit A. Es kamen einige Vorwürfe, welche ich aber dann ausräumen konnte. Trotzdem brauchte ich danach eine halbe Schlaftablette, die erste seit zwei Wochen. Gedankenkarussell...


    Heute verspüre ich wieder diese Traurigkeit in mir, gepaart mit dem Gefühl, einen Schwamm im Kopf zu haben. Ein seltsamer, unwirklicher Tag.


    Nachher gehe ich wieder zu Silvia und nach Feierabend mit einer Kollegin einen Kaffee trinken und treffe da auch ein paar alte Bekannte. Hoffentlich heitert mich das etwas auf.


    Dann naht auch schon wieder das Wochenende, dieses Mal bin ich alleine. Hoffentlich ist morgen Training, dann gehe ich mal wieder hin, das erste Mal dieses Jahr. Bald beginnt auch wieder der Ligabetrieb. Leider braucht man für das Petanque-Spiel einen freien Kopf, und den habe ich gerade nicht. Mal schauen...


    Besonders traurig bin ich auch, weil ich dieses Jahr über Ostern eigentlich mit Silvia eine Woche nach Kroatien fahren wollte. A. hat keine Zeit und alleine mag ich nicht fahren. Ich habe Fernweh.


    Und ich habe Heimweh.


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe Blaumeise,


    ich danke Dir von ganzem Herzen für Deine offenen Worte.

    Er ist Sklaverei, kein Spaß. Ein Alkoholiker trinkt, weil er muss  nicht , weil er will.

    Ich war viele Jahre Moderator in Deutschlands ehemaligem größtem Nichtraucherforum. Dort sagte ich immer, dass ein Raucher nur raucht, um sich so zu fühlen, wie sich ein Nichtraucher den ganzen Tag fühlt.


    Ich weiß nicht, ob A. Alkoholikerin ist ( das weiß im Grunde genommen nur sie ) aber du hast von diversen Entzügen geschrieben und daher nehme ich an, dass sie alkoholkrank ist.

    Sie weiß, dass sie ein Alkoholproblem hat. Sie weiß, dass sie zu viel trinkt. Immerhin ein erster Schritt. Aber sie findet die üblichen Ausreden. Sie trinkt, wenn sie Sorgen oder Stress oder Kummer hat, sie trinkt, wenn sie gut drauf ist. Sie trinkt, weil sie einen anstrengenden Tag hinter sich hat. Sie trinkt gegen den Kater. Montag früh fragte sie mich nach einem Glas Sekt. War aber nichts im Haus.


    Sie trägt große Lasten auf ihrer Seele. Darüber lasse ich mich nicht aus, aber ich schaute da in einen Abgrund. Sie musste unvorstellbar Schreckliches erleben und erlebt auch jetzt noch vieles, was unglaublich schwer für sie ist. Immerhin ist sie da offen zu mir und erzählt mir davon. Und ich weiß, dass sie mir da keine Lügen auftischt. Wir leben in einer Kleinstadt, da spricht sich alles sofort herum. Ich stehe ihr so gut ich kann zur Seite und versuche sie davon zu überzeugen, dass der Alkohol alles noch verschlimmert. Mehr kann ich nicht tun. Vielleicht kann ich ihr helfen, ihr Leben in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Vielleicht kommt dann bei ihr die Einsicht. Ich weiß es nicht. Aber noch gebe ich nicht auf.


    Bei diesen Menschen bewirkt ein Glas Alkohol, das unwiderstehliche Verlangen nach einem zweiten, dritten, vierten.... ( Kontrollverlust ) Die Sucht ist stärker als die Willenskraft.

    Ja, den Kontrollverlust hat sie teilweise. Am Samstag hatte sie sich einigermaßen unter Kontrolle, gestern auch. Freitag, Sonntag und Montag nicht.


    Geduld zu haben habe ich die letzten drei Jahre erlernt. Streit und Wutausbrüche von meiner Seite wird es nicht geben. Als sie mir am Freitag die Freundschaft kündigte, sagte ich, dass ich es zwar schade finde, ihr aber niemals böse sein werde.


    Ich habe gerade nach Al-Anon gegoogelt, danke für den Tipp. Leider sind die nächstgelegenen Anlaufstellen so weit entfernt, dass ich es nicht schaffe, rechtzeitig dort hin zu gelangen. Aber zumindest kann ich mich auf der Seite mal einlesen.


    Bei den AA war sie bereits. Das war eine Auflage, den Führerschein wieder zu erhalten. Also war sie unter Zwang dort.


    Aber sei bitte unbesorgt, ich weiß mich zu schützen. Ich achte auf mich. Über Ostern nehme ich mir sowieso eine Auszeit und fahre mit Freunden weg. Zudem nehme ich meine Freizeitaktivitäten im Verein wieder auf sowie meine Feierabendspaziergänge. Und ich weiß, nur wenn es mir gut geht, kann ich auch anderen helfen.


    Liebe Grüße und nochmals vielen Dank

    Josh

    Soifz



    Unter diesem Video steht folgender Kommentar:

    Wenn die Hormonbombe erst einmal geplatzt ist, da kann man eh nicht klar denken. Eine endgültige Entscheidung in so einer emotionalen Situation zu treffen das ist fatal. Manchmal braucht es deswegen ein paar Jahre Distanz um zu wissen, das Gefühle keine Sicherungen sind die sich mit Vernunft ein- und ausschalten lassen, denn wo die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen und deshalb bindet die Liebe einen, ob man will oder nicht.


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe Stille Perle,


    ja, ich verstehe Dich sehr gut. Und ich danke Dir für Deine Worte.


    Ich bin eine Kämpfernatur. Ich habe mich bei Silvias Krankheit voll reingehängt, mich umfassend informiert, mir ein Netzwerk aus Betroffenen und Angehörigen aufgebaut. Kontakt zu Ärzten aufgenommen. Die Hoffnung nie aufgegeben. Selbst zwei Wochen vor ihrem Tod hatte ich noch Hoffnung, obwohl mein Verstand sagte, dass es dem Ende zugeht.


    Und so habe ich in der Beziehung zu A. auch Hoffnung. Gestern war es nicht so schlimm, wie erwartet. Sie hatte "nur" drei Bier getrunken. Gestern Abend haben wir noch viel geschrieben und ich ging mit einem Lächeln ins Bett. Ja, ich weiß, dass ich es mir gerade schöne rede. Ich weiß es.


    Wir haben unheimlich viele Gemeinsamkeiten. Uns verbindet die Liebe zur Natur, wir lieben die gleiche Musik, wir hassen die gleiche Musik, wir haben den selben Humor, wir lieben Tiere, wir teilen unsere Spinnereien. Ich bin Hedonist (ja, man kann jeden Begriff negativ besetzen, wenn man will. Wer nicht genießt, ist ungenießbar. Wenn mich jemand Gutmensch nennt, sehe ich das als Kompliment, für mich ist der Begriff nicht negativ besetzt), sie ist auch ein Genussmensch - bis auf den Alkohol. Es gibt aber auch Gegensätze, die uns verbinden. Ich bin sehr introvertiert, sie ist sehr extrovertiert. Sie redet viel und ich höre ihr gerne zu.


    Heute Abend hat sie einen Kundentermin. Da weiß ich, dass sie tagsüber nicht trinkt. Das beruhigt mich ein bisschen.


    Ich will und ich werde uns eine Chance geben. So lange meine Kraft reicht.


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe Petra,


    sie hat viele Notanker. Viele Leute, welche mit ihr saufen gehen. Aber sie geht kaum noch in die Kneipe, dort wissen alle, dass sie Alkoholikerin ist. Sie holt sich ihr Zeug in der Tankstelle und säuft im Wald, damit ihre Mutter und ihr Sohn es nicht mitbekommen.


    Lieber Frank,


    vielen Dank für Deine Worte. Ja, ich bin in sie verliebt. Das war ich vor zwanzig Jahren schon und sie angeblich auch in mich.


    Liebe Grüße

    Josh


    PS. Sie ist immer noch unterwegs.

    Ach Karin und Stille Perle, ich danke euch.


    Um 13 Uhr schrieb sie mir, dass sie mit einem Kumpel ein paar Bier zischen geht. Ich fragte dann nach, wegen der Abmachung, diese Woche nichts zu trinken. Sie antwortete, bei ihrem derzeitigen Überstress sei das nicht möglich. Die üblichen Ausreden eines alkoholkranken Menschen. Ich bin so richtig traurig.


    Was mache ich, wenn sie heute Abend wieder betrunken anruft?


    Mein Herz streitet mit meinem Verstand.


    Liebe Grüße

    Josh

    Okay, ihr Lieben,


    dann schreibe ich, möchte aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen.


    Freitag Abend saß A. mit einem Kumpel und einer Kiste Bier im Wald und wollte unbedingt, dass ich komme. Ich wollte den Todestag meiner Mutter alleine verbringen und auch nicht in den Wald hocken und saufen bzw. beim saufen zuschauen (entschuldigt die Wortwahl, aber so sehe ich das). Darauf hin kamen vorwurfsvolle Nachrichten und mir wurde quasi die Freundschaft gekündigt.


    Am Samstag kamen noch zwei abgeschwächte vorwurfsvolle Nachrichten, dann war wieder alles gut. Samstag gingen wir essen, ihr Alkoholkonsum dabei war sehr moderat. Den Abend und die Nacht verbrachten wir bei mir und es war ein toller Abend. Wieder entdeckten wir viele Gemeinsamkeiten.


    Am Sonntag machten wir spontan einen gemeinsamen Spaziergang, welcher sich zu einer ordentlichen Wanderung entwickelte. Obwohl es zu regnen begann, ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben. Es war einfach traumhaft. Wir waren einfach nur glücklich.


    Abends gingen wir dann wieder zum essen und dann erfolgte wieder ein alkoholischer Absturz.


    Gestern Morgen sagte sie zu mir, dass sie diese Woche nichts mehr trinken werde. Wir gaben uns die Hand darauf. Sie war so verkatert, dass sie einen Kundentermin absagen musste.


    Gestern Abend rief sie bei mir an. Ich hörte sofort, dass sie betrunken war. Sie war bereits bei der zweiten Flasche Wein. Das hat mir sehr, sehr weh getan.


    Wir haben eine neue Vereinbarung getroffen. Sonntags trinkt sie keinen Alkohol mehr oder wenn, dann nur zwei oder drei Bier. Gestern Abend hat sie mir versprochen, die zweite Flasche Wein nicht mehr auszutrinken.


    Wenn mich die drei Jahre der Krankheit von Silvia etwas gelehrt hat, dann ist es, in kleinen Schritten zu denken. Das mache ich in der Beziehung zu A. auch.


    Sie hat es wirklich nicht leicht, aber auf ihre beruflichen und privaten Probleme werde ich hier nicht eingehen. Ich helfe, so gut ich kann.


    Aber dieses Auf und Ab ist ein unglaubliches Gefühlschaos. Ich bin fröhlich und dann wieder traurig. Es ist sehr schwer. Und es kostet viel Kraft. Da sind einerseits ihre fröhliche Art und ihr liebevolles Wesen, andererseits wieder die Ablehnung und Verleugnung und die Abstürze.


    Liebe Grüße

    Josh

    Stille Perle und Josef, ich danke euch.


    Am Freitag war ich zunächst am Grab von Silvia und dann am Grab meiner Eltern. Seltsam, dieses Mal habe ich am Grab meiner Eltern mehr geweint.


    Das Wochenende war dann voller Höhen und Tiefen. Aber darüber mag ich mich jetzt hier nicht mehr auslassen, es ist ein Trauer- und kein Suchtforum. Heute habe ich zwei Konzertkarten bestellt.


    Liebe Grüße

    Josh

    Die Andern sind das weite Meer.
    Du aber bist der Hafen.
    So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
    Ich steure immer wieder her.

    Denn all die Stürme, die mich trafen,
    Sie ließen meine Segel leer.
    Die Andern sind das bunte Meer,
    Du aber bist der Hafen.

    Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
    Kannst Liebster, ruhig schlafen.
    Die Andern... das ist Wellenspiel,

    Du aber bist der Hafen.

    Mascha Kaléko

    Liebe Luise,


    ja, die einsamen Wochenenden. Ich weiß noch nicht, wie ich den heutigen Tag und den Sonntag verbringen werde.


    Ich habe in meinem Wohnzimmer einen digitalen Fotorahmen mit vielen Fotos von Silvia. Die letzten Wochen hatte ich ihn ausgesteckt, weil ich immer weinen musste. Gestern habe ich ihn wieder eingesteckt und mich dabei ertappt, dass ich bei einigen Bildern lächeln musste. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass bald auch die schönen Erinnerungen überwiegen mögen.


    Ich will nicht näher darauf eingehen, aber ich meine, dass jeder Mensch irgendeine Sucht in sich trägt, in welcher Form (real oder irreal) auch immer.

    Sehn-Sucht?!


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe StillCrazy,


    ich hatte furchtbare Angst vor der Trauerfeier. Beim Gespräch mit der Pfarrerin habe ich mich kaum beteiligt, ich hadere gerade mit Gott. Sie fragte uns, welche Lieder wir ausgewählt hatten. Eines davon war "Die Töne sind verklungen" von Peter Maffay.


    Bei der Trauerfeier ging sie dann auf dieses Lied ein, das fand ich sehr schön und zeigte mir, dass sie sich Gedanken gemacht hatte. Nach der Trauerfeier habe ich mich herzlich bei ihr bedankt.


    Die Trauerfeier war einerseits sehr, sehr traurig, aber auch schön gestaltet.


    Liebe StillCrazy, am kommenden Freitag sind meine Gedanken bei euch.


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe Tina, ich danke Dir.


    Das Wochenende. Heute vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben. Heute werde ich also zwei Friedhöfe besuchen und mich heute Abend vermutlich meiner Trauer hingeben.


    Morgen gehe ich mit A. essen. Ich bestelle dann zwei Prisecco (alkoholfrei) und eine Flasche Mineralwasser. Wenn sie Wein trinken möchte, soll sie das tun. Wenn sie nach dem Essen Schnaps bestellt, haben wir Redebedarf. Aber ich freue mich auf den morgigen Abend.


    Liebe Grüße

    Josh

    Ach Astrid, das geschriebene Wort. Das kann immer irgendwie interpretiert werden. Ich denke, im persönlichen Gespräch würden wir uns besser verstehen.


    Und ja, wir reden auch über den Alkoholkonsum. Und ja, auch was Du schreibst, habe ich angesprochen. Ein erster Schritt ist ja immerhin die Abmachung, keine Spirituosen mehr zu trinken.


    Und berechnend bin ich nicht. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch. Ein Gefühlsmensch mit Erfahrungen.


    Liebe Grüße

    Josh

    Mir kommt gerade eine Frage in den Sinn: Hat sich die Alkoholsucht entwickelt oder verstärkt, als der Sohn von A. gestorben ist?

    Nein, sie ist schon seit 20 Jahren alkoholkrank.


    Ihr Lieben,


    manche Beiträge lassen mich nur den Kopf schütteln. Ich habe in meinem Leben doch schon einiges hinter mir und bislang JEDEN Menschen unterstützt, so lange meine Kraft reichte.


    Jetzt lasse ich mal die Hosen runter. Und verzeiht, wenn meine Wortwahl meinem damaligen Empfinden entspricht.


    Zunächst zum Thema Alkohol. Damit bin ich bestens vertraut. In meiner Jugend habe ich gesoffen wie ein Loch. Vor ca. 28 Jahren hatte ich drei Jahre lang einen Nebenjob in einer Kneipe, immer Sonntags von 11 - 18 Uhr. Um 11:05 hatte ich den Würfelbecher in der Hand und diesen erst um 18 Uhr wieder weggelegt. Meistens machte ich danach noch vor dem Tresen weiter. Um 11:10 floss schon der erste Whisky durch meine Kehle. Hinterm Tresen verträgt man mindestens vier mal so viel wie vor dem Tresen. Es gab dort eine Sorte Whisky, welche nur ich getrunken habe. Zu meinen "Glanzzeiten" trank ich eine Flasche Whiskey und etliche Weinschorle während der Arbeit. Irgendwann mal machte mich einer der größten Säufer darauf aufmerksam, dass ich schon die zweite Flasche Whisky an den Spender hänge. Da hat es bei mir klick gemacht. Wenn mir ein Säufer sagt, dass ich ein Säufer sei, dann musste da was dran sein. Ich war stark alkoholgefährdet, vielleicht sogar schon abhängig.


    Ich habe am nächsten Tag meinen Nebenjob gekündigt und ein Jahr lang überhaupt keinen Alkohol mehr getrunken. Zum Glück hatte ich keinerlei Entzugserscheinungen und ich habe den Alkohol auch zu keiner Zeit vermisst. Irgendwann dann begann ich wieder, ab und zu Alkohol zu trinken. In Maßen und höchstens an den Wochenenden. Und dann nur gute Sachen, und dann nur ein Glas. Nein, ein Heiliger bin ich nicht, wenn eine Party ist, lasse ich es auch heute noch krachen, aber das passiert noch zweimal im Jahr.


    Und ich kenne alle Ausreden von alkoholkranken bzw. alkoholgefährdeten Menschen, habe ich sie doch lange selbst verwendet. Und ich habe viele Menschen am Alkohol zugrunde gehen sehen. Ich habe damals eine Initialzündung bekommen und bin rechtzeitig dem Teufel von der Schippe gesprungen. Wie gerne würde ich A. eine solche Initialzündung geben können.


    Weitere Süchte, mit denen ich Bekanntschaft gemacht habe.


    Da ist die Eifersucht, einhergehend mit Verlustangst. Vor 20 Jahren hatte ich eine Beziehung mit T. Sie erzählte mir, dass sie als Säuglinge zur Adoption freigegeben wurde und seither unter Verlustangst leide. Ich dachte mir, egal, das schaffst Du schon, mit Deiner grenzenlosen Liebe kannst Du ihr helfen. Ich gab T. nie auch nur einen einzigen Grund zur Eifersucht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich erlebt habe. Ich durfte weder Duschgel noch Deo wechseln, weil mir sonst unterstellt wurde, dass ich bei einer anderen Frau war. Benutzte ich einen anderen Weichspüler, wurde sie eifersüchtig, weil ich anders roch.


    Zu der Zeit war ich beruflich viel unterwegs und musste in Hotels übernachten. Da ich im sozialen Bereich tätig bin, arbeite ich überwiegen mit Frauen zusammen. T. verbot mir, abends mit meinen Kolleginnen essen zu gehen. Selbst daran habe ich mich gehalten. Eines Abends ging ich aus dem Hotel um noch eine zu rauchen, da sah ich ihr Auto. Sie hatte sich krankschreiben lassen und mehrere Nächte vor meinem Hotel verbracht, um mich zu kontrollieren. Dazu ist sie eigens 220 Kilometer gefahren.


    Wir redeten und redeten darüber, ich bat sie, eine Therapie zu machen, ich bot ihr eine Paartherapie an. Vergebens. Nach einigen weiteren Vorfällen dieser Art habe ich sie verlassen. Ich konnte nicht mehr, die Kraft war am Ende. Und ich bin kein Therapeut. Und ich wurde allmählich selbst krank.


    Dann kam ich vom Regen in die Traufe. Ich lernte H. kennen. Nachdem wir einige Wochen zusammen waren, beschlossen wir, gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Am Vorabend der Fahrt erzählte sie mir, dass sie Bulimie habe, einhergehend mit selbstverletzendem Verhalten. Wir redeten den ganzen Abend darüber und wieder kam mir der Gedanke, dass ich ihr mit meiner großen Liebe helfen könnte. Diese Beziehung hielt zwei Jahre. Ich bin Hedonist, ein Genussmensch. Ich gehe gerne essen. Das ging alles mit ihr nicht. Irgendwann fiel auch meinem Freundeskreis ihr seltsames Verhalten auf und ich begann zu lügen, erzählte was von Lebensmittelallergien.


    Alle zwei Tage brach sie einen Streit vom Zaum. Sie fuhr dann nach Hause bzw. ich ging dann. Nach unserer Trennung erzählte sie mir dann, dass sie das bewusst gemacht habe um alleine ihren Ess- und Brechanfällen nachgehen zu können.


    Sie hatte bereits eine Therapie hinter sich. Diese hatte sie nur auf den Wunsch ihres Vaters gemacht und ging mit dem festen Vorsatz in die Therapie, nachher genauso weiter zu machen. Ich sprach sie auch ein paar mal auf eine Therapie an, nein, sie wollte nicht.


    Diese ewigen Streitereien machten mich fertig. Ich war mit meiner Kraft am Ende. Und ich bin kein Therapeut. Ich trennte mich von ihr.


    Ach, ihr lieben Leute, ich kenne mittlerweile meine Grenzen. Und natürlich will ich A. helfen, für sie da sein, sie unterstützen. Aber alkoholkranke Menschen müssen oft ganz unten sein, um ihr Problem anzugehen. Oftmals gehen sie erst in den Entzug, wenn sie keine Perspektive mehr sehen, von allen verlassen werden. Ich kenne mich da sehr gut aus, glaubt es mir.


    Und ich kann auch A. nur Kraft und Unterstützung geben, so lange ich Kraft habe.


    Gestern Abend hat sie mich überraschend besucht. Leider hatte ich noch eine Flasche Sekt im Kühlschrank und sie trank diese. Ich habe nicht mitgetrunken.


    Wir haben viel geredet. Sie hat viel mehr Seelenschutt als ich abzuladen. Darüber will ich mich aber hier nicht auslassen.


    Silvia konnte ich bis an ihr Ende begleiten. Es hat mich unglaublich Kraft gekostet. Sie nahm meine Hilfe gerne an. Ich konnte sie stützen, ihr Kraft und Halt geben, ihr Hoffnung geben.


    Ich möchte A. auch Kraft und Halt geben, glaubt es mir. Und ich liebe diese Frau.


    Liebe Grüße

    Josh

    Blaumeise, meinen herzlichen Glückwunsch. Ich weiß sehr gut, welche Last einem da von den Schultern fällt. Und ich kenne auch die schlaflosen Nächte davor.



    Ich freue mich über die Zeitumstellung. Jetzt mache ich wieder lange Spaziergänge im Wald nach Feierabend. Dort kann ich ungestört denken und wenn mir danach ist auch weinen. Danach ist der Kopf etwas freier.


    Liebe Grüße

    Josh

    Liebe Ros,


    vielen Dank für Deine aufrichtigen Worte.

    Ich kenne A. schon lange und sie liegt mir am Herzen. Jetzt tut sie mir gut. Wohin der Weg führt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich sie nicht nach ganz unten begleiten werde. Ich weiß, wie viel Kraft ich habe und ich kenne meine Grenzen.


    Liebe Grüße

    Josh

    Ach Astrid, sie weiß um ihr Alkoholproblem. Wir haben da ausführlich darüber geredet, ich bin da sehr direkt. Sie hat es bereits seit 20 Jahren und auch schon einen Entzug hinter sich, aber den hat sie nur gemacht, um den Führerschein wieder zu bekommen. Sie ist nicht gewillt, es zu lösen. Sie trinkt, wenn sie alleine ist und sie trinkt, wenn sie in Gesellschaft ist. Sie hat einen Job, bei dem sie noch bei der Kundschaft das eine oder andere Glas Sekt trinkt und danach Auto fährt. Da mache ich mir große Sorgen. Um sie und um andere.


    Liebe Grüße

    Josh